• Dass sich bei Kupferschmiedestraße 10 etwas tut, ist ebenfalls sehr erfreulich. Die Plastikbefensterung hat mich schon lange gestört. Ich habe übrigens erst jetzt festgestellt, dass es sich dabei um ein Traufenhaus handelt. Ich hatte gedacht, das wäre eines von wahrscheinlich hunderten von ehemaligen Giebelhäusern, die im 19. Jahrhundert klassizistisch umgebaut und bei denen der Giebel einfach nur abgewalmt wurde.

    Der Gedanke eines ehemaligen, "klassizistifizierten" Renaissance-Giebelhauses kam mir auch erst. Den habe ich dann aber schnell verworfen. Erstens ist dafür das EG viel zu niedrig, zweitens wäre das an dieser kleinen Querstraße sehr ungewöhnlich und drittens ist mir kein Fall bekannt, bei dem das Dach bei der Umgestaltung eines älteren Giebelhauses um 90° auf Traufständigkeit gedreht wurde.

    Zudem habe ich mich eben in der Draufsicht bei Google Maps vergewissert, dass es sich um ein steiles historisches traufständiges Dach handelt. Es ist sogar so, dass das 2. OG straßenseitig aufgestockt wurde. Die originale Traufhöhe des Daches liegt oberhalb des 1.OGs. Das entspräche auch genau dem an den Querstraßen üblichen Haustypus in Lübeck: EG, OG, steiles traufständiges Dach mit Zwerchgiebel. Letzterer wird dann wohl in der Aufstockung verschwunden sein.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Noch der Vollständigkeit halber:

    Auf der genau gegenüberliegenden Ecke (Fischergrube/Ellerbrook) desselben Baublocks wird gerade der zweite Bauabschnitt des furchtbaren Projekts "Alststadt-Höfe" errichtet. Hier hatte Maxileen ja vor kurzem an den archäologischen Ausgrabungen gearbeitet. Der Entwurf stammt ebenfalls vom Architekturbüro HHL. Ich hatte ja weiter oben schon ausführlich berichtet.

    Das einzig positive, das man über das Projekt sagen kann ist, dass nach fast 80 Jahren der Blockrand endlich wieder geschlossen wird. Allerdings auch das nur halbherzig, da die Krümmung der Straße Ellerbrook ignoriert und die historische Bauflucht dadurch nicht eingehalten wird. Bei der Planung 2008 war man wohl leider noch nicht so weit wie heute. Dass die viel zu massive, zu hohe und zu dicht gedrängte Bebauung nicht bei jedem ankommt, erkennt man auch daran, dass es hier meines Wissens nach erhebliche Probleme gab, die Wohnungen an den Mann zu bringen, so dass der zweite Bauabschnitt nun erst knapp 10 Jahre nach Fertigstellung des ersten an der Ecke Beckergrube/Ellerbrook in Angriff genommen wurde,

    Der EG-Rohbau ist inzwischen fertig:

    Abb.1: "Altstadt-Höfe", 2. Bauabschnitt Ecke Fischergrube/Ellerbrook. Ganz rechts am Rand sieht man die 5 noch erhaltenen historischen Kleinhäuser im Ellerbrook, die von der viel höheren Neubebauung erdrückt werden.

    Foto von mir

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  • Es gibt übrigens eine Bloggerin, die in der Fischergrube gegenüber der Baustelle wohnt und seit einem Jahr die Baustelle beobachtet, also seit Beginn unserer Ausgrabungen (mit teils skurrilen Interpretationsversuchen des Grabungs- und später des Baustellengeschehens): https://www.beate-schaefer.de/2019/05/07/fri…r-fischergrube/

    Auf jeden Fall hat sie aus ihrer Dachgeschosswohnung die beste Perspektive auf das Grundstück.

  • Ich bin eben über eine Dokumentation von 2007 gestolpert,welche die Hintergründe des Hauses Große Burgstraße 11 (Bischofsresidenz) erläutert. Es ist wirklich erschreckend, dass dieses Gebäude schon vor 13 Jahren kurz vor dem Einsturz stand und das jetzt,all die Jahre später immer noch nichts an dem Haus gemacht wurde!Bei dem Zustand des Hauses kommen einem echt die Tränen:crying:.

    (Ich bin mir nicht sicher,ob diese Dokumentation hier vor langer Zeit schon mal gepostet wurde)

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    Königin der Hanse, Perle am Ostseestrand.

  • Wenn sie es in zehn Jahren nicht schaffen, ein tragfähiges Konzept für eine Nutzung zu erarbeiten, sind sie schlicht unfähig oder leben im Museums-Wolkenkuckucksheim. Notfalls muss eben ein Teil des Gebäudes an private Investoren, Gewerberäume, Boardinghouse, Apartments, Hotel. Im Rest kann man immer noch ein paar Studenten unterbringen oder ein paar Handschriften zeigen.

    P.S.: Tut sich eigentlich gar nichts bei der Brandruine in der Kleinen Burgstraße? Das wäre eine Schande. Es sind doch ohnehin wohl nur noch die Außenmauern einzubeziehen und die Optik zu wahren.

  • P.S.: Tut sich eigentlich gar nichts bei der Brandruine in der Kleinen Burgstraße? Das wäre eine Schande. Es sind doch ohnehin wohl nur noch die Außenmauern einzubeziehen und die Optik zu wahren.

    Nein, da tut sich leider gar nichts. Ich bin letzte Woche mal wieder dort vorbeigekommen, dort sieht's unverändert so aus wie auf dem letzten Foto von Frank.

    Zu Große Burgstraße 11: Danke an St. Petri für das Verlinken des Videos, das kannte ich tatsächlich noch nicht. Das Haus ist einer der traurigsten Fälle von Sanierungsverschleppung in Lübeck. Es gibt ein Poster von 1993 namens "Lübecker Rücksichten", da sind die Rückfassaden von neun damaligen Sorgenkindern in der Lübecker Altstadt abgebildet, und schon damals stand Große Burgstraße 11 leer und drohte zu verfallen. Große Burgstraße 53 übrigens genauso, aber das wird ja zum Glück seit ein paar Jahren saniert und dürfte wohl auch bald wieder in bezugsfähigem Zsutand sein.

  • Ich kannte das Video auch noch nicht. Das ist ja ein Wahnsinn! Da vergammeln Millionenwerte mit denen man das Haus retten könnte, aber durch Sturheit geht nun beides zugrunde! Die Possehlstiftung würde die Sanierung also bezahlen. Dann sollen sie es halt erstmal machen, Hauptsache alles ist gerettet. Irgendwann wird sich dann schon eine endgültige Lösung für die Nutzung finden! Wenn einmal alles zerstört ist, hat man weder eine Nutzung, die im Interesse der Stiftung liegt, noch das Haus oder die Kunstschätze!

    Eine andere Möglichkeit wäre auch die Ersatzvornahme seitens der Stadt, um zumindest das Dach abzudichten und die einsturzgefährdeten Fassadenteile zu sichern. Warum in diese Richtung nichts passiert, verstehe ich auch nicht. Wenn es vor 13 Jahren schon so katastophal war, möchte ich gar nicht wissen, wie es heute aussieht. Eigentlich müsste man den Mann enteignen! Mit seinen Kerzen fackelt der das Haus auch noch irgendwann ab! Und: Er lässt den Putz an den Wänden ausbessern, anstatt mit dem Geld das Dach zu reparieren? Da kann man sich doch nur an den Kopf fassen... :kopfschuetteln::wuetenspringen:

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  • Zu dem Gebäudekomplex Große Burgstraße 9-13 habe ich noch einen Zeitungsbericht von 2016 gefunden. Wie es scheint, wurden an dem Haus Nr. 11 bereits Sicherungsmaßnahmen durch die Possehl-Stiftung durchgeführt.

    (...) Von 2009 bis 2012 hat diese nach eigenen Angaben 610000 Euro in die Sicherung des Gebäudes investiert. „Wir haben das gemacht, was getan werden musste, damit es nicht gänzlich zusammenfällt“, sagt Vorsitzende Renate Menken. (...)

    Doch eine tiefgreifende Sanierung steht leider noch aus.

    Wie alt ist eigentlich dieser Thomas Göbell? Der machte ja schon in dem Film von 2007 keinen so frischen Eindruck mehr. Entweder er stirbt bald von allein, oder wird unter dem zusammenbrechenden Haus begraben.

    Können wir (Stadtbild Deutschland) da irgendetwas tun, damit die Stadt oder der Denkmalschutz einen weiteren Anlauf zur Rettung des Komplexes unternimmt? Das ist wirklich eine sehr ärgerliche Geschichte.

  • Dieses Wochenende war ich auf Verwandtschaftsbesuch in Lübeck. Eine kleine, aber feine Bildergalerie wird in Kürze folgen (mir Unglückselige ist natürlich am Sonntag Morgen der Akku der Kamera leergegangen und ich hatte kein spezielles Akkuladegerät dabei)

    Dabei hat sich mir eine Frage aufgegeben. So war ich war auch auf der Petrikirche (es ist schade, dass es nur einen Aufzug für die Besucher gibt, ist die Treppe in corona-freien Zeiten aufgesperrt?) und ich war schon enttäuscht, dass der Aufzug an dem von mir ungesehenen Glockenstuhl achtlos vorbeirauscht, aber auf meine Nachfrage nach den Glocken, beantwortete mir eine freundliche, zur Petrikirche gehörende Dame, dass es keine Glocken gäbe und auch wohl vor dem Krieg noch nie Glocken in St. Petri gegeben hat. Weiß jemand gegenteiliges zu berichten? Oder kennt jemand ähnlich bedeutsame Kirchen, die ebenfalls nie ein Geläut hatten? Das scheint mir doch recht ungewöhnlich.

  • Hallo Kaoru, für die Bilder gibt es ja den Strang "Lübeck (Galerie)". Bin gespannt, was Du alles vor die Linse bekommen hast.

    Zum Petriturm: Du bist im Aufzug an nichts "vorbeigerauscht". Spätestens seit der Zerstörung im Krieg enthält der Turm außer dem Aufzugsschacht leider rein gar nichts mehr. Es wurden beim Wiederaufbau weder Geschossdecken eingebaut noch gibt es - meines Wissens nach - eine Treppe. Das beantwortet also auch Deine Frage: Nein, auch in "normalen" Zeiten ist die Aussichtsplattform, die ja nach dem Krieg zwischen Turmschaft und -helm zusätzlich eingefügt wurde und leider das Erscheinungsbild des Turms erheblich verändert, nur per Aufzug erreichbar.

    Wie es sich mit dem Thema "zweiter Fluchtweg" verhält, ist mir schleierhaft. Vielleicht gibt es ja doch irgendwie eine Nottreppe, die mir aber nicht bekannt ist. Zumindest habe ich dazu nichts gefunden. Eigentlich dürfte die Aussichtsplattform ja ohne Fluchtweg gar nicht betrieben werden...

    Ich habe in dem Buch "Die Baugeschichte der St. Petri-Kirche" aus der Reihe "Lübeck - Das alte Stadtbild" von Rainer Andresen ein Foto von 1978 gefunden, das das Innere des Turms zeigt. Man sieht den gemauerten Aufzugsschacht, und dort wo die Turmgeschossdecken waren, eiserne Zuganker zwischen Außenmauern und Schacht - keine Treppe zu sehen. Man kann quasi von ganz unten den ganzen Turm hinauf bis zur Betondecke der Aussichtsplattform schauen. Ich würde das eindrucksvolle Foto hier gerne zeigen, aber ich glaube das geht rechtlich nicht.


    Zum Thema Glocken: Natürlich hatte auch St. Petri ein Geläut.

    Im Buch "Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck", Band II, von 1906 findet man die folgenden Infos: Im Westturm gab es 7 Glocken, davon 3 große (Durchmesser 1,74m, 1,64m und 1,40m, mit denen man 1760 bzw. 1776 ältere Glocken aus dem 16. Jhdt. ersetzte) und vier kleine (Durchmesser 2x 66cm, 23cm und 14 cm). Zudem gab es noch zwei Glocken (1,10m und 58cm) im Dachreiter (der heute leider immer noch fehlt, auch wenn immer wieder behauptet wird, die Kirche sei äußerlich vollständig wiederhergestellt).

    Dazu, ob die Glocken erst bei der Zerstörung 1942 untergingen oder vorher im Krieg eingeschmolzen wurden oder gar schon beim Einbau des ersten Aufzugs 1935 ausgebaut wurden, konnte ich leider bisher keine Informationen finden. Es würde mich aber sehr interessieren.

    Die Glocke, die heute vor dem Westportal steht, stammt übrigens aus Danzig.

    Kleine Zusatzinfo: Eigentlich war auch St. Petri - neben St. Marien und dem Dom - als Doppelturmanlage geplant gewesen. Die Doppeltürme sind sogar bis auf die Traufhöhe des Kirchenschiffs vorhanden. Dann ging aber offenbar leider das Geld aus, so dass man sich dann beim Weiterbau für den kostengünstigeren Mittelturm entschied, der unten auf den Mauern der Doppeltürme fußt.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Zum Petriturm: Du bist im Aufzug an nichts "vorbeigerauscht". Spätestens seit der Zerstörung im Krieg enthält der Turm außer dem Aufzugsschacht leider rein gar nichts mehr. Es wurden beim Wiederaufbau weder Geschossdecken eingebaut noch gibt es - meines Wissens nach - eine Treppe. Das beantwortet also auch Deine Frage: Nein, auch in "normalen" Zeiten ist die Aussichtsplattform, die ja nach dem Krieg zwischen Turmschaft und -helm zusätzlich eingefügt wurde und leider das Erscheinungsbild des Turms erheblich verändert, nur per Aufzug erreichbar.

    Wie es sich mit dem Thema "zweiter Fluchtweg" verhält, ist mir schleierhaft. Vielleicht gibt es ja doch irgendwie eine Nottreppe, die mir aber nicht bekannt ist. Zumindest habe ich dazu nichts gefunden. Eigentlich dürfte die Aussichtsplattform ja ohne Fluchtweg gar nicht betrieben werden...

    Ich habe in dem Buch "Die Baugeschichte der St. Petri-Kirche" aus der Reihe "Lübeck - Das alte Stadtbild" von Rainer Andresen ein Foto von 1978 gefunden, das das Innere des Turms zeigt. Man sieht den gemauerten Aufzugsschacht, und dort wo die Turmgeschossdecken waren, eiserne Zuganker zwischen Außenmauern und Schacht - keine Treppe zu sehen. Man kann quasi von ganz unten den ganzen Turm hinauf bis zur Betondecke der Aussichtsplattform schauen. Ich würde das eindrucksvolle Foto hier gerne zeigen, aber ich glaube das geht rechtlich nicht.

    Ich muss mich korrigieren. Nach nochmaliger genauer Ansicht des besagten Fotos habe ich erkannt, dass dort tatsächlich doch eine hölzerne Treppe zu sehen ist, die sich um den Aufzugsschacht windet. Diese war für mich auf den ersten Blick schlecht zu erkennen, da sie von unten zu sehen und verkleidet ist. Dennoch: Die Treppe ist für die Besucher der Aussichtsplattform nicht zugänglich.

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  • Zum Thema "Petrikirchturm" möchte ich gerne auch ein paar private Bilder beisteuern. Lübeck ist einfach eine fantastische Stadt und die Bilder von Frank wecken fast jedes Mal wieder das Fernweh an die Trave...


    Die Königin:

    Als bitteres Sahne - Bonbon nochmal die Königin mit einem P(erversen) & C(haotischen) Fremdkörper im Bild:

  • Ich weiß nicht, ob dieses Video hier im Forum schon bekannt ist.

    Vorweg ein paar Informationen dazu. Es handelt sich bei diesem Video um eine Ton - Aufnahme des ehemaligen Organisten an St. Marien zu Lübeck, Walter Kraft (1905 - 1977). Er spielt an der historischen Totentanz - Orgel (zerstört Palmarum 1942) Orgelstücke norddeutscher Komponisten u.a. von Dietrich Buxtehude, einem seiner Vorgänger an St. Marien. Die Tonqualität ist vielleicht nicht die allerbeste, aber immerhin ein klanglicher Eindruck eines untergegangenens Instrumentes von Weltrang.

    Nun zum optsichen Inhalt des Videos. Außer vielen Innenansichten der leider 1942 untergegangenen Einrichtung von St. Marien sieht man auch viele Impressionen der Lübecker Innenstadt vor dem Krieg, vom Palmsonntag 1942 und vom anfänglichen Wiederaufbau. Dazu weitere Innenaufnahmen vom Dom.

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    Also, mir kommen fast jedes Mal beim Ansehen des Filmchens Tränen in die Augern :weinen:

    Wer keine Lust auf Orgelmusik hat, einfach den Ton abstellen.

  • Eine kurze Zusatzinfo zum Lübecker St. Marien - Organisten Walter Kraft.

    Er starb am 9. Mai 1977 bei einem Großbrand des Hotels "Polen" in Amsterdam. Von 109 Gästen kamen 33 Personen ums Leben.

    Kurios ist: 270 Jahre früher, am 9. Mai 1707 starb sein Amtsvorgäner, Dietrich Buxtehude (seinerzeit Lehrer von Johann Sebastian Bach)

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  • Sanierung Königstraße 25

    Während ca. 400m weiter nördlich in der Großen Burgstraße die Sanierung eines bedeutenden Hauses wegen der Sturheit des Besitzers seit Jahrzehnten nicht möglich ist (siehe ein paar Beiträge weiter oben), ist dies beim Haus Königstraße 25 jetzt gelungen.

    Das Haus ist im Kern gotisch und hat noch den kompletten Dachstuhl aus der Bauzeit und die originale, wohl bedeutendste gotische Rückfassade Lübecks bis heute bewahrt. Die Staßenfassade wurde (leider) um 1840 klassizistisch umgestaltet. Diese Straßenfassade wurde nun nach fast 50-jähriger Verunstaltung wieder rehabilitiert.

    Hier ein paar Bilder:

    Abb.1: Im EG furchtbar verunstalteter Zustand seit 1968, Foto von mir von 2009. Das Tanzlokal "Hanseaten-Diele" war seit Jahrzehnten eine Lübecker Institution.


    Abb.2: Aktueller Zustand (26.7.2020) nach gerade abschlossener Sanierung. Warum allerdings die Teilung der oberen Fenster vereinfacht wurde, erschließt sich mir nicht. Etwas schade, schmälert den Gesamteindruck aber nur wenig.


    Abb.3: Das Haus stellt den südlichen Abschluss einer Reihe sehr bedeutender, hauptsächlich klassizistisch geprägter Patrizierhäuser in der nördlichen Königstraße dar, die in Lübeck so einzigartig ist - darunter das Behnhaus und das Willy-Brandt-Haus. Durch die aktuelle Sanierung wurde diese Reihe nun gewissermaßen optisch komplettiert. Zumindest fast: Das rechts zu sehende, inzwischen auch sehr heruntergekommene und seit langem leerstehende kleine Eckhaus Glockengießerstraße 1, das sich ungewöhnlicherweise die Dachschräge mit Königstraße 25 teilt, wurde leider nicht mit in die Maßnahme einbezogen. Sehr schade, dass man das nicht zusammen hinbekommen hat - es sind halt verschiedene Besitzer.


    Abb.4: Blick von jenseits der Glockengießerstraße: Quasi unmittelbar neben dem sanierten Haus liegt die gewaltige gotische Basilika St. Katharinen - Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters und neben dem Dom die einzige erhaltene Klosterkirche in Lübeck.


    Abb.5: Königstraße 25 und St. Katharinen noch einmal aus der Gegenrichtung von Norwesten gesehen. Ein - bis auf die unsanierte Ecke - wunderbares Ensemble.


    Abb.6: Detail: Unterhalb der Hausnummer wurde eine Informationstafel mit Einzelheiten zur Geschichte des Hauses angebracht. Darauf wird auch deutlich, woher der in meinen Augen etwas unglückliche neue Name "Haus Eden" stammt, der sich für mich eher nach einem "Etablissement" im Rotlichtviertel anhört... :wink:

    Ebenfalls auf dem Schild zu sehen: Die URL der sehr schön gemachten Webseite des Hauses. Dort findet man neben weiteren Informationen und Zeitungsberichten auch historische Fotos, Fotos von vor der Sanierung und aktuelle Fotos von innen und außen. Sehr beeindruckend sind der schöne wiederhergestellte Rokokosaal und der gotische Rückgiebel! :applaus:

    Alle Fotos von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Etwas schade ist es auch,dass die Fenster neben dem 2 OG auch im 1 OG nur vereinfacht nachgebildet wurden.So ist die Aufteilung zwar so wie sie einst war, es fehlen allerdings einige schöne Details an den neuen Fenstern, welche bei den Vorgängern vorhanden waren.

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    Königin der Hanse, Perle am Ostseestrand.

  • Das rechts zu sehende, inzwischen auch sehr heruntergekommene und seit langem leerstehende kleine Eckhaus Glockengießerstraße 1, das sich ungewöhnlicherweise die Dachschräge mit Königstraße 25 teilt.[...]

    Eine bemerkenswerte Parallele zur früheren Bausituation schräg gegenüber, oder?

    1024px-WP_K%C3%B6nigstra%C3%9Fe_24_-_Pfaffenstra%C3%9Fe_20-22.jpg

    Das Gebäudeensemble Königstraße 20/Pfaffenstraße 20-22, abgebrochen 1910 - via Wikimedia

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke für die schönen Fotos aus meiner alten Heimat!v Erlaube mir aber ein, zwei Anmerkungen.

    Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters und neben dem Dom die einzige erhaltene Klosterkirche in Lübeck

    Ein Dom, also eine Bischofskirche, ist in aller Regel eben keine Klosterkirche. Die Domkapitel bestanden aus Säkularkanonikern und gerade nicht aus Regularkanonikern oder gar Mönchen. Letztere legten ein Gelübde ab und lebten in einer Klostergemeinschaft.

    hauptsächlich klassizistisch geprägter Patrizierhäuser in der nördlichen Königstraße dar

    In der Tat ist den wenigsten bekannt, dass Lübeck auch klassizistische Straßenzüge von höchster Qualität besitzt. Die Königsstraße ist das prominenteste Beispiel in Lübeck.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ein Dom, also eine Bischofskirche, ist in aller Regel eben keine Klosterkirche. Die Domkapitel bestanden aus Säkularkanonikern und gerade nicht aus Regularkanonikern oder gar Mönchen. Letztere legten ein Gelübde ab und lebten in einer Klostergemeinschaft.

    Ja, ich habe auch erst gezögert, das so zu schreiben. Aber da an den Dom das Domkloster angebaut war (von dem es heute nur noch geringe Reste gibt und es deswegen vielleicht in Vergessenheit geraten ist), war es zusätzlich zur Hauptfunktion als Bischofskirche in gewissem Sinne auch gleichzeitig die Kirche des Domklosters. Aber danke für die Erläuterungen.

    Natürlich hat der Dom aber einen ganz anderen Status als die Kirchen der Klöster St. Katharinen, St. Annen, St. Johannis und St. Maria Magdalena (Burgkloster), da hast Du schon recht. :smile:

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