Zunehmende Verschandelung der Kulturlandschaft durch Windräder

  • Natürlich richten Tagebaue einen großen Schaden an, aber erstens sehen den nur wenige, und zweitens belebt die Renaturierung und Nutzung bisher touristisch uninteressante Gebiete.

    Eigentlich ist das doch ein Argument PRO Windkraft, denn den produzierten Strom nutzen ALLE, aber bisher haben wir nur wenige Menschen dazu gezwungen, sich mit der dreckigen Seite der Produktion beschäftigen zu müssen.

    Windkraft demokratisiert die Blicke auf die Welt hinter dem Strom. Das ist natürlich unangenehm.

    Zudem ließe sich die Anzahl notwendiger Windräder durch eine Umstellung unseres Lebens verringern. Auch deshalb sind Windräder im eigenen Garten zu begrüßen: Weil sie uns tagtäglich die Frage stellen, ob wir sie eigentlich wirklich brauchen.

    Die "neue" Nutzung durch insbesondere Seen-Landschaften bringt die weggebuddelten Kulturdenkmäler auch nicht wieder zurück.

  • Richtig. Aber beim Baggern werden auch interessante Funde gemacht, wie z.B. der See-Elefant von Gröbern.

    Dieses Argument ist ungefähr so einzuschätzen, als würde man nach einem Verkehrsunfall sagen: Der Tote hatte einen Organspendeausweis dabei. So negativ ist sein Tod also gar nicht.

    Man kann doch archäologische Funde nicht damit rechtfertigen, dass man ganz Dörfer und ihre Kulturdenkmäler abreißt. Hier werden die abenteuerlichsten Konstrukte kreiert, um gegen Windkraft Stellung zu beziehen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Zudem ließe sich die Anzahl notwendiger Windräder durch eine Umstellung unseres Lebens verringern.


    ja und am besten durch eine umfassende Deindustrialisierung Deutschlands.

    Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke (Steinkohle und Braunkohle) können in der Realität - in der Praxis, im hier und jetzt - eine bedeutende Industrienation stabil und zuverlässig, bei Wind und Wetter, zu jeder Tages- und Nachtzeit mit der notwendigen Energie versorgen.

    Diesen Nachweis hat ein Energiemix aus sogenannten erneuerbaren Energien bis dato nicht erbracht (Stichworte: kalte Dunkelflaute & Netzstabilität).

    Energiepolitik
    Deutschland treibt den Ausstieg voran – doch weltweit boomt die Kohle
    Deutschland streitet um den Kohleausstieg. Weltweit ist dieser aber überhaupt nicht in Sicht. Werden alle Projekte verwirklicht, ist das globale Klimaziel nicht zu erreichen.

    Weltweit ist ein Kohleausstieg aber überhaupt nicht in Sicht. Die 120 größten Kohlekonzerne haben aktuell knapp 1.400 neue Kraftwerke in 59 Ländern in Planung oder sogar schon im Bau. Damit kämen neue Kapazitäten von gut 670 Gigawatt dazu. Das entspricht einem Drittel der aktuell installierten Kapazitäten.


    Das was in Deutschland an Kern- und Kohlekraftwerken vom Netz genommen wird, kommt andernorts auf dem Globus um ein vielfaches hinzu.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Es spielt doch keine Rolle, ob in China zehnmal so viele AKWs gebaut werden, wie in Deutschland vom Netz gehen. Das gute Gewissen des braven Deutschen lässt sich nicht von Gründen beirren.

  • Man kann doch archäologische Funde nicht damit rechtfertigen, dass man ganz Dörfer und ihre Kulturdenkmäler abreißt. Hier werden die abenteuerlichsten Konstrukte kreiert, um gegen Windkraft Stellung zu beziehen.

    Weisst Du eigentlich, das die nach der Wende auch hier eingeführte Luftbildarchäologie in Sachsen-Anhalt die höchste Dichte und Anzahl von prähistorischen und historischen Bodendenkmalen der BRD ermittelt hat? Vom Neolithikum über die Bronze-, Latene-, frühe und späte römische Kaiserzeit, Slawen, Mittelalter und Neuzeit. Und alles auf ganz gewöhnlichen Äckern, wenn die Bewuchsmerkmale sichtbar waren. Und auf diesen Äckern stehen heute tausende WKA oder ihre Überreste. Kein Vergleich zu den wenigen historischen Siedlungen, die nach ihrer archäologischen Dokumentation der Braunkohle weichen mussten.

  • Zudem ließe sich die Anzahl notwendiger Windräder durch eine Umstellung unseres Lebens verringern. Auch deshalb sind Windräder im eigenen Garten zu begrüßen: Weil sie uns tagtäglich die Frage stellen, ob wir sie eigentlich wirklich brauchen.

    In diesem Punkt gebe ich dir ohne jede Einschränkung recht. Aber erstens ist das wieder Politik, und zweitens sind die WKA "nun mal da" und ihre Fundamente bleiben da.

  • Weisst Du eigentlich, das die nach der Wende auch hier eingeführte Luftbildarchäologie in Sachsen-Anhalt die höchste Dichte und Anzahl von prähistorischen und historischen Bodendenkmalen der BRD ermittelt hat? Vom Neolithikum über die Bronze-, Latene-, frühe und späte römische Kaiserzeit, Slawen, Mittelalter und Neuzeit. Und alles auf ganz gewöhnlichen Äckern, wenn die Bewuchsmerkmale sichtbar waren. Und auf diesen Äckern stehen heute tausende WKA oder ihre Überreste. Kein Vergleich zu den wenigen historischen Siedlungen, die nach ihrer archäologischen Dokumentation der Braunkohle weichen mussten.

    Du vergleichst auch weiterhin 9 Quadratkilometer Beton für Windkraft mit tausenden Quadratkilometern weggebaggerte Landschaft. Was wohl für die Kulturlandschaft gravierende Folgen hat? Allein die Dimensionen beantworten diese Frage.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

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  • Du vergleichst auch weiterhin 9 Quadratkilometer Beton für Windkraft mit tausenden Quadratkilometern weggebaggerte Landschaft. Was wohl für die Kulturlandschaft gravierende Folgen hat? Allein die Dimensionen beantworten diese Frage.

    Ganz Sachsen-Anhalt ist seit der letzten Eiszeit Kulturlandschaft. Oberirdisch für jeden sichtbar, aber leider verschandelt. Und unterirdisch. Nicht sofort sichtbar, aber flächendeckend sind die historischen Belege zerstört durch viele punktförmige Eingriffe. Ein Acker mit Bodendenkmalen wird durch ein paar Betonfundamente als historische Gesamtheit zerstört. Nur sichtbare Objekte, wie Grabhügel oder Burgwälle, blieben bisher verschont.

  • Man kann auch mit 2 kg Pferdemist eine ganze Wohnung versauen, insofern sind die quantitativen Angaben hier irrelevant, wenn diese „9 Quadratkilometer Beton“ nicht näher ausgeführt werden. Der Abstand zwischen den Windrädern und deren Anzahl und Höhe sind für die Verunstaltung von Landschaften von größerer Relevanz, als eine bloße Mengenangabe des Materials. Ich fahre immer wieder durch Brandenburg und sehe vor lauter Windrädern sprichwörtlich den Wald nicht mehr. 9 km2 können demnach ganze Landschaften zerstören. Für mich ein zu hoher Preis für eine gute Gesinnung (die dir ja niemand absprechen möchte, lieber Tegula). Und die deutsche „Vorbildwirkung“ für die gesamte Welt, auf die manche hoffen, wird in etwa so groß sein, wie in den 40er Jahren. Deutschland bleibt ein ideologisches Irrlicht, das in vielerlei Hinsicht auf das Ausland nicht abschreckender wirken könnte. Von daher: wenn Schwellenländer und andere (wesentlich größere) Industrienationen bei dem Gesinnungswettbewerb nicht mitmachen, bleibt der globale Effekt in etwa bei Null. Nur die deutschen Strompreise werden weiterhin steigen, die jetzt schon fast doppelt so hoch sind, wie in der Schweiz(!).

  • Für mich ein zu hoher Preis für eine gute Gesinnung

    Das hat nichts mit einer guten Gesinnung zu tun, sondern ist der Vernunft geschuldet. Fossile Brennstoffe sind eine Sackgasse und zerstören unsere Kulturlandschaft sowie unseren Planeten. Erneuerbare Energien sind zur Zeit der einzige Ausweg. Dass jede Form der Energiegewinnung ein gewissen Maß an Nachteilen bedeutet, das ist wohl allen Beteiligten klar.

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  • Es hat dann mit guter Gesinnung zu tun, wenn man es -wider alle Vernunft- alleine stemmen möchte und glaubt, dass das Ausland bei so viel deutschem Idealismus schon nachziehen wird. Und ich würde weniger predigend vorgehen, lieber Tegula. Man gewinnt nicht unbedingt allzu großen Beifall für seine Argumente, wenn man wie ein Apokalyptiker im Hyde Park auftritt. Erneuerbare Energien mögen der ‚einzige Ausweg‘ sein, aber dieser Ausweg hängt nicht von deutschen Strebern ab, die ihre mickrigen 2% CO2-Emissionen drosseln wollen und dafür auf den Applaus der Welt hoffen, sondern an den Schwellenländern, die an Atomkraft festhalten, um nicht Schwellenland bleiben zu müssen (und man glaubt es kaum: das tun sie ohne zuvor abzuklären, ob das nun für deutsche Ohren unvernünftig klingt).

  • Deutschland ist extrem dicht besiedelt. Viele Länder haben weit mehr Freiräume. Als Versuchskaninchen eignen wir uns deshalb nicht. Ostdeutschland wurde gewaltsam dazu gemacht. Die Betroffenen hatten kaum eine Chance zur Gegenwehr.

  • Niemand möchte die Aufgabe allein stemmen. Das ist Unsinn. Wenn sich aber jeder auf den Standpunkt stellt, man müssen nichts ändern, solange der andere handelt auch nicht, dann wird genau das passieren: nichts. Eine der dümmsten Argumentationen überhaupt.

    Und ich würde weniger predigend vorgehen, lieber Tegula. Man gewinnt nicht unbedingt allzu großen Beifall für seine Argumente, wenn man wie ein Apokalyptiker im Hyde Park auftritt.

    Du musst dir um mich keine Sorgen machen. Ich predige nicht, sondern schaue über den begrenzten Tellerrand anderer hinaus. Und Beifall dafür zu ernten, ist wohl nicht das, was im Fokus meiner Intention steht.

    Übrigens: Findest du nicht, dass das mit dem Thema Kulturlandschaften nicht mehr viel zu tun hat?

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  • Es würde -global gesehen- genau so viel passieren, wie passiert, wenn Deutschland seine Deindustrialisierung fortsetzt: gar nichts. Insofern ist deine Argumentation nicht wirklich klüger, wenn man sich an Ergebnissen orientieren möchte ;)

    Wieso klingst und argumentierst du dann so urdeutsch, wenn du den Tellerrand ab und an verlässt? Ich bin öfter im Ausland und habe den ‚Tellerrand‘ schon ziemlich oft verlassen. Und jedesmal, wenn ich in Deutschland bin, kommt ein Tegula (Name austauschbar) daher und erklärt mir -in den gleichen Worten- die Welt. Aber ist ja schön, wenn die Mentalitäten sich unterscheiden, nur wird es dann ulkig, wenn ein Tegula mit dem Tellerrand argumentiert :) So wirst du jedenfalls keinen Chinesen oder US-Amerikaner umstimmen können.

    Der Verlauf der Diskussion nahm diese Wendung. Und doch: Windräder sind ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Zerstörung von Kulturlandschaften. Man könnte geradesogut fragen, was Autobahnen mit Kulturlandschaften zu tun hätten. Unsinnig, nicht?

  • Es würde -global gesehen- genau so viel passieren, wie passiert, wenn Deutschland seine Deindustrialisierung fortsetzt: gar nichts.

    Das schätze ich anders ein. Und offensichtlich tun das immer mehr Menschen auf dieser Welt, die auch bereit sind, für ihre Zukunft zu kämpfen. Von einer Deindustrialisierung kann übrigens keine Rede sein.

    Windräder sind ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Zerstörung von Kulturlandschaften.

    Mach einen Vorschlag, wie Energie erzeugt werden kann und Gleichzeit weniger Kulturlandschaften zerstört werden können.

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  • Mein Vorschlag: bis alternative Energien ausgereift sind (z.B. Wasserkraftwerke, wie es in der Schweiz gehandhabt wird), beim Bewährten bleiben und dieses ausbauen: heißt AKW. Man kann es natürlich auch umgekehrt machen, wie Deutschland. Zuerst die „Idee!“, unabhängig davon, ob ausgereift oder nicht, und danach gleich umsetzen. Im Zuge der „Idee!“ ganze Landschaften zerstören und die mangelnde Effizienz quersubventionieren und hoffen, dass das Ausland diese Wurschtelei mitmacht, weil die „Idee!“ so gut und vorbildlich ist, dass ein aufsteigendes Schwellenland gar nicht anders kann, als davon angesteckt zu werden. Ob die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands unter erhöhten Strompreisen und Auflagen leidet, ist egal. Weil Konzerne gar nicht auf die Idee kommen können, Deutschland mittelfristig zu verlassen und alle die „Idee!“ ja teilen (wer nicht, kann nicht vernünftig sein). Ob Kulturlandschaften einer Kulisse aus Endzeitfilmen ähneln, ist auch egal. Die „Idee!“ steht über antiquierten ästhetischen Bedürfnissen. Ich persönlich bevorzuge den ersten, rationalen Weg. Erneuerbare Energien dann umsetzen, wenn die Effizienz sich mit jener von AKWs messen kann und die Energiegewinnungskosten auf einem international wettbewerbsfähigen Niveau bleiben, nicht subventioniert werden müssen und man aufgrund von Engpässen keinen AKW-Strom aus dem Ausland importieren muss.