Zunehmende Verschandelung der Kulturlandschaft durch Windräder

  • Wenn man früher in unserer Region auf die nächste Ortschaft zu fuhr, so sah man oft in direkter Verlängerung der Straße ein markantes Bauwerk, einen Turm oder eine Kirche. Manchmal auch wohltuend nur den Horizont. Heute sieht man in der Regel drehende Windflügel. Besonders ätzend ist dies in langen Waldschneisen, wie die z.B. B184, Abfahrt A9 D.Süd Richtung Süden. Offenbar kümmert sich kein Mensch um solche Sichtachsen. Ein paar Meter Verschiebung hätte genügt. Oder es ist bewusste Werbung für Windkraft.

  • Wenn man früher in unserer Region auf die nächste Ortschaft zu fuhr, so sah man oft in direkter Verlängerung der Straße ein markantes Bauwerk, einen Turm oder eine Kirche. Manchmal auch wohltuend nur den Horizont. Heute sieht man in der Regel drehende Windflügel. Besonders ätzend ist dies in langen Waldschneisen, wie die z.B. B184, Abfahrt A9 D.Süd Richtung Süden. Offenbar kümmert sich kein Mensch um solche Sichtachsen. Ein paar Meter Verschiebung hätte genügt. Oder es ist bewusste Werbung für Windkraft.

    Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass inzwischen so viele Mindestabstände eingehalten werden müssen, dass überhaupt nur noch ganz wenige Flächen in Betracht kommen...

  • Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass inzwischen so viele Mindestabstände eingehalten werden müssen, dass überhaupt nur noch ganz wenige Flächen in Betracht kommen...

    Na ja, ein paar freie Flächen gäbe es schon noch, aber an der nötigen zentralen Planung im Vorfeld mangelt es. Die Windräder werden immer höher und sind immer weiter zu sehen. Erst nach riesigen Bürgerprotesten konnten die 200m hohen Räder im Blickfeld der Wartburg abgewimmelt werden. Jetzt droht die gleiche Gefahr aus dem benachbarten Hessen. Auch das Dessau-Wörlitzer Gartenreich bedurfte des Protestes, damit die Bauhöhe des Windparks bei Luko reduziert werden konnte.

  • Erst nach riesigen Bürgerprotesten konnten die 200m hohen Räder im Blickfeld der Wartburg abgewimmelt werden.

    Hatte ich gar nicht mitbekommen. Laut Google war das 2010. Dort steht doch schon alles voll mit WKA und die wollten noch höhere hinstellen? :gehtsnoch:

    Und wofür? Nunja, das kann man hier selbst verfolgen: Stromerzeugung nach Anlagentyp und Bedarf

    Am 28. März um 18:00 Uhr stellten die Onshore- und Offshore-WKA ganze 3 GW bereit, bei einem Bedarf von 70 GW. Solar war um die Uhrzeit eh nicht mehr der Rede wert und die Industrienation Deutschland musste ihren Strom importieren, sonst wären die Lichter ausgegangen.

    Irrsin? Ja, aber es geht noch besser: Hunderte Windräder in Sachsen vor dem Aus

    Wenn der Verbraucher nicht mehr per EEG-Umlage zahlen darf, lohnt sich die "Energieversorgung der Zukunft" plötzlich gar nicht mehr.


  • Am 28. März um 18:00 Uhr stellten die Onshore- und Offshore-WKA ganze 3 GW bereit, bei einem Bedarf von 70 GW. Solar war um die Uhrzeit eh nicht mehr der Rede wert und die Industrienation Deutschland musste ihren Strom importieren, sonst wären die Lichter ausgegangen.

    Entschuldigung, aber sich einfach irgendeinen Wert rausziehen, ist Mumpitz.

    Wieso?

    Wegen der ebenso nichtssagenden Gegenbeispiele:

    12. März, 13 Uhr:
    Stromverbrauch: 81,65 GW
    WKA: 33,76 GW
    Solar: 19,42 GW
    Wasser: 2,32 GW
    Biomasse: 5,94 GW
    Erneuerbare lieferten also 61,6 GW und damit mehr als 75% des Strombedarfs!

    13. März, 1 Uhr:

    Stromverbrauch: 64,32 GW
    WKA: 40,02 GW
    Solar: 0 GW
    Wasser: 2,48 GW
    Biomasse: 5,89 GW
    Erneuerbare lieferten also 48,39 GW und damit mehr als 66% des Strombedarfs!

    17. März, 11 Uhr:
    Stromverbrauch: 70,53 GW
    WKA: 34,64 GW
    Solar: 18,26 GW
    Wasser: 2,64 GW
    Biomasse: 5,58 GW

    Erneuerbare lieferten also 61,12 GW und damit mehr als 80% des Strombedarfs!

  • Phasen der Überproduktion machen aber die Phasen der Unterversorgung nicht wett! Im Gegenteil, Überproduktion ist für das Netz genau so kritisch. Und beide Situationen machen uns von unseren noch vernünftigen Nachbarn abhängig. Im Gegensatz zu jedem anderen Produkt, MUSS Strom einen Abnehmer finden und dementsprechend sind die Preise, wenn wir den Strom "exportieren", sprich unser Netz entlasten müssen. Am 13. März zum Beipsiel für -0,07 ct/MWh. Oder am 10. März zu -23 €/MWh.
    Wirklich ein tolles Konzept! Windkraftanlagen braucht kein Mensch.

  • Niemand sagt, dass das ein perfektes Konzept ist.

    Niemand sagt, dass das technologisch das Ende der Fahnenstange ist.

    Aber es ist derzeit ein besseres Konzept als das der fossilen Energieträger.

    Als jemand, der über 30 Jahre lang im Ruhrgebiet gelebt hat, weiß ich, was Ewigkeitskosten, was Grubenwasserbelastung, was Tagebrüche sind.

    Als jemand, der mal beruflich mit dem Rheinischen Braunkohlerevier zu tun hatte, weiß ich, was die Vernichtung von Kultur- und Bodendenkmäler durch Bagger bedeutet; was es heißt, wenn Menschen zwangsumgesiedelt werden müssen.

    Windräder sind nicht schön, das ist richtig. Aber das Kohlekraftwerk Bergheim-Niederaußem ist es auch nicht.

    Jeder Form der Energieerzeugung hat ihre Schattenseiten. Aber bei den Erneuerbaren scheint mir persönlich dann doch noch ein Hauch mehr Licht zu sein.

  • WKA machen uns aber nicht unabhängig von Kohle, das wirst du beim Anblick des Graphen der letzten Woche sicherlich auch feststellen. Oder willst du den jetzigen Bestand verhundertfachen, damit wir auch bei Windflaute soetwas wie eine Grundlastsicherheit haben? Mal abgesehen davon, dass das technisch nicht möglich ist - unsere Nachbarn können uns schließlich auch nur begrenzt Strom abnehmen. Wir haben die Wahl zwischen Atomkraft, Kohle und Gas, oder Mittelalter. Alles andere ist sehr teure Augenwischerei.

  • Phasen der Überproduktion machen aber die Phasen der Unterversorgung nicht wett!

    So ist es. Die Windkraft ist nicht grundlastfähig, was für ein hochentwickeltes Industrieland mit entsprechender Infrastruktur aber unabdingbar ist. Oder anders gesagt: Ohne konventionelle Kraftwerke gäbe es sehr oft "Flatterstrom" und "Dunkelflauten". Es ist ebenso fatal wie tragisch, dass die Politik (abgesehen von FDP und AfD) diesen Grundfehler der "neuen Energien" nicht erkennen will und stattdessen aus rein ideologischen Gründen deren Ausbau vorantreibt.
    Und um zu erkennen dass die Windenergie nur unregelmäßigen "Flatterstrom" liefern kann genügt ein Blick auf die Seite "Agora Energiewende" (übrigens eine Lobbyseite der Regenerativen, die aber trotzdem die Wahrheit offenbart). eye:)

  • Unter "Galerien - Ost - Sachsen - Marienthal" haben wir uns kürzlich mal etwas näher mit einem Windpark beschäftigt, der in der Ferne hinter dem Kloster Marienthal auf einigen Bildern auftaucht. Nicht weit entfernt ist der Braunkohletagebau Turów. So ein Tagebau "erhebt" sich überwiegend nach unten. Er beeinträchtigt die Fernsicht vielleicht nicht so stark wie Windkraftanlagen. Dennoch sind mir die Windräder lieber. Die zu den Tagebauen gehörenden Braunkohlekraftwerke haben aber auch eine enorme Fernwirkung, weil sie sehr hohe technische Anlagen haben. Das Foto von CA_rotwang zu Niederaußem macht das deutlich. Von Halle (Saale) aus kann man die Fernwirkungen gut vergleichen. Dort sieht man von verschiedenen Aussichtspunkten große Windparks und im Süden das Kraftwerk Schkopau. Im Südraum von Leipzig ragt das Kraftwerk Lippendorf in die Höhe. Trotz der nahegelegenen Großkraftwerke (und Windparks) gelten Köln, Halle und Leipzig als tolle Städte.

    Der Unterschied zu den Windrädern besteht für die allgemeine Bevölkerung wohl darin, dass die Tagebaue und Kraftwerke nur in wenigen darauf spezialisierten Regionen angesiedelt sind. Windräder dagegen werden überall gebaut, denn Wind ist nicht an Lagerstätten gebunden. Aber die Schäden in den Energieregionen durch die Kohlewirtschaft sind schon enorm. (Vergleiche auch die Galerie von Stahlbauer zum Leipziger Neuseenland.)

    In früheren Jahrhunderten wurden übrigens erneuerbare Energien in großem Stil genutzt. Überall gab es Windmühlen und Wassermühlen. Die Seefahrt wurde mit Windkraft betrieben, und der "Treibstoff" für die "Autos" früherer Zeiten, die Pferde, waren nachwachsende Rohstoffe wie Hafer.

    Hier ein schönes Beispiel für das Miteinander von Denkmalschutz und erneuerbaren Energien:

    Potsdam, Park Sanssouci, Neue Kammern und Historische Mühle von Süden
    (Foto: Miguel Hermoso Cuesta, August 2011, CC-BY-SA-4.0)

    Leider sind die modernen Winkraftanlagen nicht so hübsch wie die historischen Windmühlen. Und ihre enorme Höhe sprengt den Maßstab unserer Kulturlandschaft. Aber ein Tagebau zerstört die Kulturlandschaft ganz. Wichtig ist, dass kunsthistorisch besonders wertvolle Orte, wie das Umfeld der Wartburg oder ein Schlosspark nicht durch die Errichtung von Windparks beeinträchtigt werden. Da müssen einfach Schutzzonen beachtet werden.

    Übrigens ließ Friedrich der Große vor den Neuen Kammern einen Nutzgarten anlegen ...

    Potsdam, Park Sanssouci, der Kirschgarten mit den Neuen Kammern und der Historischen Mühle
    (Foto: rysnal, Juli 2014, CC-BY-SA-3.0)

    ... und zog dort seine eigenen Biokirschen. (Entschuldigt, wenn ich mit den Bildern etwas vom Thema abweiche, ich fand sie einfach so schön. Und Kulturlandschaft mit Windrad zeigen sie letztlich auch. Nach barockem Verständnis hätte die Kuppel mit dem preußischen Adler der Höhepunkt (im doppelten Wortsinn) in beiden Bildern sein müssen.)

  • Bekannt ist hier vor allem diese Geschichte: Friedrich II wollte die Muehle eigentlich abreissen lassen, aber ist dabei gescheitert, weil der Mueller angeblich geklagt und gewonnen hat! Aber, stimmt diese Geschichte so auch!?

  • Das ist eine Legende. Im Gegenteil war die Mühle dem König als point-de-vue im Schlosspark sehr recht. Der Müller hat den König verklagt, weil die neuen Bauten und neugepflanzten Bäume seiner Mühle den Wind wegnehmen, und bekam eine Entschädigung zugesprochen. Die Legende vom König, der die Mühle abreißen will, aber nicht kann, weil das preußische Kammergericht existiert, entstand erst nach dem Tod Friedrichs II.

    Vgl. auch hier.

  • Zudem ist es völlig unsinnig die heutigen Windräder-Monstren mit historischen Windmühlen zu vergleichen. Moderne Windräder verschandeln die Landschaft und formen die gewachsene Kulturlandschaft in eine Industrielandschaft um. Historische Windmühlen hingegen sind Bestandteile der europäischen Kulturlandschaft und bereichern diese, vgl. Mykonos oder Gotland.

  • Das ist nun auch etwas zu einfach gedacht. Du stellst ja einen grundsätzlichen Gegensatz zwischen Industrie- und Kulturlandschaft auf. Aber natürlich waren Windmühlen im 18. und 19. Jahrhundert Industrieanlagen! So wie "Kultur" im Grunde einfach bedeutet, dass etwas nicht "Natur", sondern vom Menschen bearbeitet ist. Letzten Endes gefallen uns nur die alten Windräder besser als die modernen... Aber das ist ein ästhetisches, nicht ein qualitatives Urteil. Das ist auch völlig ok, aber man sollte es auch so bezeichnen und sich nicht hinter einem künstlich geschaffenen Gegensatz Kultur - Industrie verstecken...

  • alte Windmühlen kann man in der Tat nicht mit Windkrafträdern vergleichen. In den Windmühlen wurde Korn zu Mehl gemahlen. Die Blätter der Windmühle bewegten sich auch recht gemächlich, mußten sie doch einen Zentnerschweren Mühlstein bedienen.
    Die Rotorenblätter der Windkrafträder hingegen, bewegen sich mit einer rasanten Geschwindigkeit - auch wenn es optisch auf Grund der extremen Länge nicht so scheint. Die Windkrafträder haben keine Lasten zu bewältigen, es ist im Grunde genommen nur ein Magnet welcher innerhalb der Kupferspulen rotiert und dabei Strom erzeugt - das selbe Prinzip wie bei einem Fahraddynamo oder der Lichtmaschine eines KfZ.

  • man kann es schon aus dem Grund nicht vergleichen weil hier völlig unterschiedliche Funtionen gegeben sind. Ansonsten könnt man auch ne alte Bäckerei mit einem Kohlekraftwerk vergleichen - hat beides Schornsteine aus dem Rauch quillt... :/

  • Zudem bestehen die alten Windmühlen aus Naturmaterialien (zumeist Holz), so dass sie ganz anders mit der Landschaft verschmelzen, als die Stahlrohrkonstruktionen moderner Windräder. Außerdem ist die Höhe eine ganz andere. Während Windmühlen Höhen von ca. 30 Metern aufweisen, ragen Windkraftanlagen 140 Meter in die Höhe und setzen ganz andere (störende) Landmarken.

    Das miteinander zu vergleichen, ist wirklich der Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Sorry.

  • Das ist nun auch etwas zu einfach gedacht. Du stellst ja einen grundsätzlichen Gegensatz zwischen Industrie- und Kulturlandschaft auf. Aber natürlich waren Windmühlen im 18. und 19. Jahrhundert Industrieanlagen! So wie "Kultur" im Grunde einfach bedeutet, dass etwas nicht "Natur", sondern vom Menschen bearbeitet ist. Letzten Endes gefallen uns nur die alten Windräder besser als die modernen... Aber das ist ein ästhetisches, nicht ein qualitatives Urteil. Das ist auch völlig ok, aber man sollte es auch so bezeichnen und sich nicht hinter einem künstlich geschaffenen Gegensatz Kultur - Industrie verstecken...

    Anzahl und Größe dürften wohl ausschlaggebend für Akzeptanz oder Nichtakzeptanz sein. Hier in S.-A. hat die Verspargelung längst jedes akzeptable Maß überschritten.

  • Elbegeist, wer bestimmt denn, was akzeptabel ist? Ich kenne Sachsen-Anhalt sehr gut. Die Elbe ist zwar der Hauptstrom, aber der "Elbegeist" trotzdem nicht der Chef oder Vordenker des Landes. Für mich ist das akzeptable Maß noch nicht überschritten.

    alte Windmühlen kann man in der Tat nicht mit Windkrafträdern vergleichen. In den Windmühlen wurde Korn zu Mehl gemahlen. Die Blätter der Windmühle bewegten sich auch recht gemächlich, mußten sie doch einen Zentnerschweren Mühlstein bedienen.

    Du unterliegst einem Irrtum. Das Wesen der Windmühle besteht in der Nutzung der Windkraft. Insofern ist sie ein Vorläufer der modernen Windkraftanlage. In Holland wurden Windmühlen überwiegend zur Entwässerung eingesetzt, also zum Betrieb von Pumpen. In früheren Jahrhunderten war der elektrische Strom noch nicht nutzbar. Die Windenergie wurde direkt als mechanische Energie weitergenutzt, aber keineswegs nur zum Kornmahlen.