Wuppertal - Von Elberfeld nach Heckinghausen - Allgemeines

  • Bezüglich der Stadthalle Elberfeld möchte ich drauf hinweisen, dass diese im Inneren nach Umbauten der 50er/60er Jahre Mitte der 90er Jahre sehr aufwendig wieder hergestellt wurde - fast alles, was wir sehen, war langweilig monochrom übermalt und z.T. vereinfacht oder verkleidet

    Kenne ich auch. In Landau hat man vor ein paar Jahren die Festhalle wiederhergestellt und ein Jugendstiljuwel daraus gemacht.

    http://www.pfalz.de/files/assets/Festhalle.jpg

    http://www.rainerhassmann.de/themen/archite…esthalle_01.jpg

    http://www.abpk.de/images/festhalle/fhl7.jpg


    http://www.industrie-kultur.de/files/Meldd_2008/LandauDet600.jpg


    http://www.landau.de/media/custom/1….JPG?1296061201


    http://www.convention-mrn.com/uploads/pics/l…esthalle_05.jpg


    Vorher war innen alles mit "geschmackvollen" Paneelen und Resopal verkleidet. :sad:

    youngwoerth: Für dich als Gründerzeit-Fan ist Landau übrigens ein Muß, falls du es noch nicht kennst. Die Festhalle ist einer von vielen Prachtbauten, von der pompösen Villenbebauung und dem Ring ganz zu schweigen smile:) So war jetzt off-topic, zurück zum Thema

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Aber ich denke die Stadt hätte absolutes Potential. So viele zusammenhängende historische Viertel gibt es in Westdeutschland extrem selten. Ein klein wenig ziehen die Preise übrigens inzwischen wieder an. Denn der Düsseldorf-Boom kommt langsam im Westen der Stadt an. Allerdings wollen diese Leute scheinbar eher im Einfamilienhäuschen auf der grünen Wiese wohnen, statt im großbrügerlichen Ölbergviertel. Die Stadt Haan (zwischen Wuppertal und Düsseldorf gelegen) geht leider schon in handtuchgroßen Einfamlienhaus-Hucken unter.


    Letztlich ist eben die sich nun irreversibel aufgrund immer weiter steigender Mobilitätskosten beschleunigende Umkehrung der in ihren sozialen und ökologischen Folgen verheerenden jahrelang politisch unterstützten Suburbanisierung eine echte Chance für alle Städte. Was ich mit sozial meine, kann jeder an amerikanischen Städten wie Detroit sehen (gibt's hier auch einen schönen Thread zu), ökologisch hier auch eher im Sinne des Flächenfraßes, Landschaftsverbrauchs, der immer neue, breitere Straßen notwendig macht etc., gar nicht zwingend im Sinne der allgegenwärtigen CO2-Panik.

    Die großen wirtschaftlich gesunden Städte wachsen ja schon seit längerem wieder (oder haben nie aufgehört zu wachsen), seit etwa der Jahrtausendwende beginnt sich die Reurbanisierung auch auf die Städte des wirtschaftlichen Mittelfelds auszuweiten. Als nächstes sind hoffentlich eben auch klassische Problemstädte "dran", zumindest diejenigen mit landschaftlichem und/oder architektonischem Charme wie ihn Wuppertal nun zweifellos hat. Nicht ohne Zufall waren unter den ehemaligen "Problemstädten" des Ostens auch [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Dresden oder Jena die ersten, die der verhängnisvollen Stadtflucht (hier stand vorher Landflucht, verwechsel ich immer wieder) erfolgreich Einhalt gebieten konnten, einfach weil sie neben Arbeitsplätzen/Perspektiven auch unheimlich charmante und lebenswerte Stadtviertel besitzen. Dieser Effekt weitet sich ja nun immer weiter aus. Während die ländlichen Gegenden zunehmend schnell relevant Bevölkerung verlieren, beginnen auch jahrelange Schrumpfkandidaten wie Berlin oder Halle oder im Westen z.B. Bremen oder Kiel wieder zu wachsen.

    Am schlechtesten sieht es in dieser Hitparade der Entwicklungschancen zweifellos für wirtschaftlich/strukturell schwache, architektonisch verödete Städte in landschaftlich unattraktivem Umfeld aus (Namen erspar ich mir aufgrund der zu erwartenden Diskussion jetzt mal :wink: )

    Trotz dieses sich auch demografisch eindeutig mehr und mehr manifestierenden Trends zur Stadt wachsen die (auch architekturästhetisch fast immer) unschönen Einfamlienhausgebiete, zumindest diejenigen mit einigermaßen erträglicher Verkehrsanbindung, immer noch. Dass diese freiwilligen Einpendler dann diejenigen sind, die regelmäßig über die schlecht ausgebauten Einfallstraßen und den (durch ihre Pendelei mitproduzierten) Dreck in der Stadt klagen, ist eben eine der Ironien, die uns der Alltag beschert...

    Einmal editiert, zuletzt von Heinzer (2. März 2012 um 07:21)

  • Für dich als Gründerzeit-Fan ist Landau übrigens ein Muß, falls du es noch nicht kennst.


    Kenne ich als Ettlinger natürlich. :cool:

    Da meine Erwartungen nicht hoch waren, war ich geradezu begeistert. ;)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • ettlingen war ich auch schon, allerdings im Winter. Fand die Stadt eigentlich recht hübsch. Leider hatte man da anscheinend in den Siebzigern zu viel Geld, was wohl zu beklagenswerten "Sanierungsergebnissen " führte :unsure: . Ettlingen hat mich vom Stil und Charme ein bisschen an Weißenburg im Elsass erinnert.

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  • Und der Bahnhof Mirke, Pendant zum Hauptbahnhof Elberfeld an der sog. Rheinischen Strecke scheint nicht so richtig fertig zu werden - immerhin wurde er vor Jahren von einem Liebhaber gekauft. Im Inneren wurde uns vor ca. 8 Jahren mal die ehemalige Empfangshalle gezeigt, brutal durch eine Zwischendecke geteilt, die wieder hergestellt werden soll.

    Hab auch eine Innenaufnahme vom Mirker Bahnhof:


    Bahnhof Wuppertal-Mirke

    Für weniger Ideologie!

  • Genau, das könnte die ehemalige Bahnhofshalle mit neuer Zwischendecke sein, interessanter ist die obere Ebene, in der die alte Holzdecke und Bögen etc. teilweise sichtbar sind. Dieser zweistöckige Raum muss erst frei gelegt und erheblich restauriert werden, damit er erlebbar und fotografierbar wird.

  • Noch etwas zum Mirker Bahnhof:

    Eberhard Wulff war der Leiter der Hochbauabteilung der Rheinischen Eisenbahn Gesellschaft (REG). Er baute u. a. die Bahnhofsgebäude von Montabaur, Gerolstein, Kyllburg, Niedermendig, Neandertal, Mettmann (heute Mettmann-Stadtwald), Wuppertal-Ottenbruch und eben Wuppertal-Mirke. Im Gegensatz zu seinem Kollegen der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft, die ihre Empfangsgebäude eher im internationalen Stil des Historismus erbauen ließen (z. b. Wuppertal Hbf) war Wulff der Meinung, die rheinischen Bahnhöfe eher im heimatlichen Stil zu errichten. Die Viadukte innerhalb des Wuppertaler Stadtgebietes stammen ebenfalls größtensteils von Eberhard Wulff.

    Dennoch gab es zunächst auch in Elberfeld Rheinischer Bahnhof (später Elberfeld-Mirke, dann Wuppertal-Mirke) Überlegungen zu einem gigantischen Bahnhofsgebäude mit Hotel. Schließlich herrschte damals noch ein wirklicher Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Eisenbahnunternehmen. Man mußte um die Fahrgäste regelrecht kämpfen. Und da war auch die Größe der Empfangsgebäude maßgebend! Vergleicht man heute den sog. Wettbewerb auf der Schiene hofft man ja eher wieder auf eine Rückbesinnung auf die Staatsbahn. Denn eine wirkliche Konkurrenz gibt es nicht! Wie gigantisch diese Pläne für unseren Bahnhof Mirke ausgesehen haben, macht folgende Entwurfszeichnung sehr deutlich:


    Entwurfszeichnung für den Bahnhof Elberfeld Rheinisch
    Quelle: "Ottenbruch und Mirke - Zur Geschichte der Rheinischen Eisenbahnstrecke des Wuppertals" von Joachim Frielingsdorf, erschienen im Born-Verlag ISBN: 3-87093-042-X

    Meines Erachtens ist es ein für diese Thematik sehr informatives Buch! Es macht deutlich, wie sehr Stadt und Rheinische Eisenbahnstrecke (Wuppertaler Nordbahn) eine Einheit bilde(te)n. Diese auffwendige Trasse hat dazu beigetragen, dass Barmen und Elberfeld vor 100 - 120 Jahren zu den reichsten Städten Deutschlands zählten.

    Letztlich scheiterte das Vorhaben ein derart prachtvolles Bahnhofsgebäude zu errichten an der doch verhältnismäßig geringeren Bedeutung der Rheinischen Strecke im Personenverekehr. Der Güterverkehr war jedoch stets hoch. Erst mit der Einführung des Containerbahnhofs Wuppertal-Langerfeld wurde es ruhig um die Nordbahn. Bis 1991 verkehrten hier nur noch vier Personenzüge. Der Güterverkehr verschwand um 2002. Nun soll hier ein Fuß- und Radweg entstehen und so bleibt uns die Trasse wohl erhalten. Stadt und WuppertalBewegung arbeiten - nicht immer - Hand und Hand zusammen:

    http://www.wuppertalbewegung-ev.de/

    Vielleicht noch zwei interessante Links zum Mirker Bahnhof:

    1. als der Bahnhof noch Bahnhof war:
    http://www.bahnen-wuppertal.de/html/bahnhof-mirke.html

    2. neues Leben im alten Bahnhof:
    http://www.wz-newsline.de/lokales/wupper…n-soll-1.883223

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    2 Mal editiert, zuletzt von Sebaldt (2. März 2012 um 10:54)

  • Pfälzer Bub: Ja, Ettlingen ist geil! cool:)

    Leider sehr unbekannt. Wahrscheinlich, weil es im Windschatten von Karlsruhe liegt. Die Stadt war bis zum Flowtex-Skandal immer sehr reich, zuweilen in den Top 3 Badens. Die "Altstadtsanierung" Ettlingens hat sogar mehrfach Delegationen aus Japan angelockt. Nicht alles ist ge-, aber auch längst nicht alles missglückt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Na, Youngwoerth! Oft stimme ich dich zu aber manchmal trennen unsere Sichtweise ein bisschen. Lubeck hat doch wenig mit diese Stadten zu tun.

    Manchmal bist du aber ein bisschen zu fixiert auf manche Aspekten dass du vergisst dass es auch ein bisschen uber Bausubstanz (hohe Anzahl von gotische Gebauden) geht. Es geht ja in Lubeck um Backsteingotik und da gibt es ein Haufen von diesem Stil.

    Wenn du findest eine Deutsche Stadt mit hohere Anzahl von gotische Gebauden, gibt mich dann bescheid.

    Von Lübeck war ich auch enttäuscht - da fand ich neben den drittklassig wiederaufgebauten Altstadtarealen auch viele Stadtviertel und den allgemeinen Pflegegrad des städtischen Raumes fürchterlich (zuweilen Straßen wie '93 im Osten, der Zonenrand lässt grüßen).

  • Dass ich von Lübeck enttäuscht war, ändert doch nichts daran, dass diese Stadt auch über fantastische Bausubstanz verfügt?! Ich habe ja ganz genau beschrieben, was ich nicht mochte, und die Punkte haben für mich persönlich eben einen hohen Stellenwert. Jedem das Seine. Die erhaltenen Areale Lübecks sind bestimmt viel bedeutender als die von Freiburg. Und dennoch will ich dort nicht leben.

    Nu zurück nach Wuppertal.

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  • Immer dieses "Leider gibt es auch ganz andere Ecken in..."

    JA - schäbige Ecken gibts in JEDER Stadt - in München, in Wien, in Hamburg, in Düsseldorf, NEUSS etc. etc. und so auch in Wuppertal. Wer die Stadt aber in ihrer Gesamtheit kennt - und ich darf sagen, dass ich das tue - der weiß, dass es hier in allen Stadtquartieren sehr viele sehr schöne Ecken gibt - diese Galerie bestätigt das.

    Im Gegensatz zu anderen Städten kann man hier sehr geschlossene Stadtviertel erleben und nicht nur vereinzelte Straßenzüge.
    Unabhängig davon, ob ein Quartier als sozial-schwierig, bürgerlich oder gar großbürgerlich gilt, braucht sich Wuppertal stadtbildtechnisch überhaupt nicht verstecken. Bin grad heut wieder durch Düsseldorfer Ecken gekommen, die zum davonlaufen waren - unweit der Kö übrigens.....

    Also, einfach mal stehen lassen, was es an schönen Dingen gibt und einfach mal auf diese destruktiven Kommentare verzichten....

    Einmal editiert, zuletzt von Elberfelder (2. Oktober 2015 um 21:00)

  • Ein paar Bilder aus Wuppertal


    Das ist Wuppertal? Für mich schwer zu glauben, da ich mir Wuppertal nur schwarz und grau vorgestellt habe - eher so wie Kattowitz. Stattdessen eine gründerzeitliche Pracht erster Ordnung, unglaublich! Gründerzeit kenne ich überwiegend als verlotterte, schwarze, dreckige Glasscherbenviertel. Aber das hier ist ja wirklich prachtvoll!

    Da muss ich wohl mein Bild von Elberfeld revidieren.

  • (...) Also, einfach mal stehen lassen, was es an schönen Dingen gibt und einfach mal auf diese destruktiven Kommentare verzichten....


    Hast ja Recht. Tatsächlich habe ich auch kurz überlegt, ob ich das schreiben soll. Nach Krieg & Zerstörung wurden fast alle unserer Städte ihrer ursprünglichen Ästhetik beraubt. - In meinen Erinnerungen sieht Wuppertal eher so aus (Mein letzter Besuch war im Winter 2010). Daher der Kommentar. - Ich liebe Deutschland und damit auch alle Städte. Und als ich die 555 Bilder sah, war ich hocherfreut.

  • .... Dein Luftbild zeigt u.a. einige genau der Bereiche, aus denen die Fotos stammen - z.B. Laurentiusplatz, Luisenstraße und Teile der Nordstadt (Ölberg)... ;0)

  • Ich glaube, der schlechte Ruf von Wuppertal rührt daher, dass die meisten Menschen nur die Innenstädte von Barmen und Elberfeld kennen (die zwar die ein oder anderen netten Altbauten enthalten, aber auch viele Schandbauten) sowie die Ein- und Ausfallstraßen (und vielleicht daran, dass Wuppertal nach Remscheid so mit die wenigsten Sonnentage, aber dafür die meisten Regentage hat). War selber noch nie in den äußeren Wohngebieten, habe aber mittlerweile so viele Bilder davon gesehen, dass ich glaube, dass Wuppertal durchaus schön ist. Vor allem der für Westdeutschland ganz passable Zustand der vielen Altbauten tut sein übriges, die Dortmunder Nordstadt ist ja an sich auch ganz schön, aber die meisten Gebäude sowie das Umfeld trüben das Bild.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)