Berlin-Mitte - Leipziger Platz, Leipziger Straße

  • Ich halte beide Wandbilder für erhaltenswert. Das DDR-Bild im Stil des Sozialistischen Realismus ist natürlich weit politischer, programmatischer als das NS-Relief. Es steckt ja voller Aussagen über das Gelingen der sozialistischen Gesellschaft. Spruchbänder, rote Fahnen, musizierende FDJ-Gruppen, Metallarbeiter, Eisenbahnschienen (Industrialisierung), Sportstadion. Und die Ausführung ist eher minderwertig, die Szenerie ist knallbunt wie eine Flugschrift der Zeugen Jehovas, die Figuren wirken kitschig, ihre Züge unbeholfen und grob.

    Ungleich unpolitischer und schlichter wirkt das NS-Relief. Wäre da nicht das Hakenkreuz auf der Fahne, könnte nur durch die Figurenkonzeption in den Dreierreihen auf ein zeittypisches Werk der NS-Kunst geschlossen werden. Wir finden das ähnlich z.B. beim Dammtordammdenkmal in Hamburg. Abgesehen davon sieht man nur marschierende Soldaten ohne jede weitergehende politisch-programmatische Aussage. Das NS-Relief ist deutlich weniger kitschig, sondern bildet die Figuren abstrahierend ab. Die Figuren zeigen keine individuellen Züge, sie werden zu einem Ornament. Was natürlich auch im Wesen der militärischen Formation liegt.

    Während das DDR-Bild klassisch in der Tradition des Sozialistischen Realismus sowjetischer Prägung steht, bei der es auch qualitativ deutlich wertigere, mindestens aber interessantere Exponate gibt, ist das NS-Relief eine (natürlich stark reduzierende und abstrahierende) Verarbeitung von Ferdinand Hodlers "Auszug der Jenenser Studenten in den Freiheitskampf gegen Napoleon 1813". (Vgl. hier) Natürlich nutzt das NS-Relief nur die obere Hälfte des bekannten Hodler-Gemäldes als Anregung, wodurch die zahlreichen geometrischen Verknüpfungen verloren gehen, aber es ergänzt das Motiv der marschierenden Soldaten durch den Reiter, somit also ein Motiv in Hodlers unterer Bildhälfte.

  • Da stimme ich Heimdall zu. Es sind beide Installationen in Ordnung. Wobei ich doch das Steinrelief mit den marschierenden Soldaten bevorzugen würde. Einfach weil es besser zu der Architektur des Gebäudekomplexes passte und auch eine Zutat, ein Original aus der damaligen Entstehungszeit war. Das Gebäude wäre damit komplett als Zeitzeuge erhalten. Mit dem bunten Fliesenbild ist es bereits wieder verändert und nicht mehr ursprünglich. Dafür ist das DDR-Bild trotzdem ein Zeugnis der Nachkriegszeit.

    Die Hakenkreuze in den Fahnen hätte man entfernen können. Die Hakenkreuze auf der Berliner Olympiaglocke hat man schließlich auch "unkenntlich" gemacht.

  • (...) Ich glaube wirklich, dass die Torhäuser von Schinkel (Potsdamer Tor) sowie eine historisierende Platzgestaltung (ähnlich dem Pariser Platz) hier einen gewaltigen Unterschied machen würden.

    Unbedingt! Es gäbe mit Sicherheit auch keinerlei Schwierigkeiten, eine geeignete Nutzung für die Torhäuser zu finden.

    Vielleicht ein Café mit Außengastronomie. Das könnte den Platz auch etwas beleben und für Passanten attraktiver machen. Ähnlich wie dieses Beispiel aus Hamburg.

    https://www.golocal.de/media/90ea11ff…d8e124104b2.JPG

    Der Wiederaufbau der Torhäuser ist also auf jeden Fall wünschenswert und würde wohl niemandem schaden.

  • Dem stimme ich zu. Die Torhäuser würden den Platz etwas interessanter machen. Sie müssten wegen der U-Bahn-Ausgänge womöglich leicht transloziert aufgebaut werden. Aber das würde hinsichtlich des optischen Effekts und Nutzens nicht schaden.

  • Es gab doch hier mal eine Überlagerung des Stadtplanes, auf dem die Platzierung der Torhäuser im heutigen Kontext zu sehen ist.
    Hat das nochmal jemand parat und kann es erneut posten? Das wäre interessant, um zu sehen, um wie viel man sie ggf. versetzen müsste.