Berlin-Mitte - Leipziger Platz, Leipziger Straße

  • M.E. ist die Grünflächengestaltung das größte Problem. Es wurde eine komisch sterile Zwischenlösung gewählt: weder Schmuckplatz noch kleiner Park. Kein Plastiken oder Skulpturen können bewundert werden, keine Stelle lädt zum Verweilen ein (und das ist vielleicht von den Planern auch so gewollt). Daß Passanten die Leipziger Straße entlang laufen, statt die längeren Strecken entlang der Exedren zu wählen, ist recht logisch. Solange es keine attraktiven Geschäfte in den Erdgeschossen gibt, wird da auch niemand flanieren. Die Seitenbereiche waren aber auch historisch immer eher ruhig.

  • Die Seitenbereiche waren aber auch historisch immer eher ruhig.


    besonders zwischen 1961 und 1989 :smile:

    Das ist aber kein Grund es zukünftig anders zu machen um mehr Lust zum Aufenthalt zu erzeugen. Früher war eben auch nicht alles besser.

  • Ich denke nicht, dass es etwas bringt, unrealistische Luftschlösser zu fordern. Das Einheitsdenkmal wird vor dem Stadtschloss entstehen und die Verkehrsführung des Platzes wird auf absehbare Zeit nicht verändert. Insofern braucht man sich damit auch nicht zu beschäftigen. Die Torhäuser wären hingegen ein realistisches Nahziel. Auch ein kleiner Anbau für eventuell nötige Küchentrakte sollte angesichts der Größe des Platzes kein Problem sein.


    Küchentrakte? Bitte nicht auch noch am Leipziger Platz Fressbuden. Wo man in Berlin hingeht, sieht man nur noch Futterkioske mit entsprechender Geruchs- und Abfallbelästigung.... :angry:

  • besonders zwischen 1961 und 1989


    Ich meinte eher in der guten alten Zeit.

    Zitat

    Das ist aber kein Grund es zukünftig anders zu machen um mehr Lust zum Aufenthalt zu erzeugen. Früher war eben auch nicht alles besser.


    Das sage ich ja auch gar nicht. Ich wollte nur unterstreichen, daß die Platzgestalt eben die üblichen Laufwege vorgibt. Wenn es keinen Grund gibt, die längeren Routen entlang der Auswölbungen zu nehmen, wird das einfach auch niemand tun. Der von manchen so gegeißelte Konsum würde da helfen: Außer Läden und Lokalen wird nichts die Passanten vom kurzen Weg abbringen können.

    Eine entweder weitläufigere oder eben intimere Gestaltung des Platzes würde deren Ansiedlung befördern. In ersterem Fall bestünde keine Hürde, quer über den Platz zu laufen. In letzterem Fall würde der Reiz erhöht, sich an den Randbereichen des Platzes tatsächlich aufzuhalten, so wie in vielen europäischen Städten die Menschen in der Mittagspause gern in und um Parks sitzen und dort Kaffee und Stulle verzehren. In seiner jetzigen Form bietet der Leipziger Platz keine der beiden Varianten. Viele Ladenlokale stehen leer und Potemkin'sche Eckhäuser, minimalistische Büro-Foyers und obskure Dalí-Ausstellungen sind keine hinreichend starken Reize.


  • Küchentrakte? Bitte nicht auch noch am Leipziger Platz Fressbuden. Wo man in Berlin hingeht, sieht man nur noch Futterkioske mit entsprechender Geruchs- und Abfallbelästigung.... :angry:

    Dann wird es eben nichts mit den Torhäusern, denn irgendeine wirtschaftliche Nutzung müsste her. Es sei denn, es kommt ein Multimillionär herbeigeschwebt, der aus lauter Freude am Schenken die Gebäude museal und nutzungsfrei der Stadt Berlin schenken möchte. Wie gesagt, man kann nicht alles haben. Irgendeine Kröte ist immer zu schlucken. Wenn man das eine nicht will, dann bleibt der Leipziger Platz eben wie er ist. Auch OK.

  • Ein Wiederaufbau der Schinkelschen Torhäuser kann den Leipziger Platz auch nicht mehr retten... und würden zwischen den Hochhäusern des Potsdamer und dem architektonischen Einheitsbrei des Leipziger Platzes ohnehin ohne Wirkung sein und als das empfunden werden, was sie dann wären: Fremdkörper....

  • Dann wird es eben nichts mit den Torhäusern, denn irgendeine wirtschaftliche Nutzung müsste her

    Das sehe ich auch so, ohne eine Nutzung macht ein Gebäude nicht viel Sinn und mir fällt auch keine bessere für die Torhäuschen ein, als eine gastronomische. Es muß ja keine Schnell Essen Bude sein. Ein Cafe vieleicht?

    Ein Wiederaufbau der Schinkelschen Torhäuser kann den Leipziger Platz auch nicht mehr retten...

    Da bin ich mir nicht so sicher. Der Platz würde dann zumindest wieder an seine Geschichte anknüpfen und je nachdem was in den Tohäuschen ist auch Menschen anziehen, die an dem Platz verweilen wollen.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (11. Mai 2015 um 10:02)

  • Ich glaube, die Architektur des Leipziger Platzes ist gar nicht mal das Hauptproblem. Und belebt ist die Ecke mit Potsdamer Platz und der Mall ja grundsätzlich auch. Es fehlt am Platz selbst eben eine Attraktion, die die Menschen nicht nur durchgehen lässt, sondern zum Verweilen einlädt.

    Mein Traum wäre ja ein riesiger Brunnen in der Mitte, vielleicht noch mit abendlicher Illumination wie in Wien oder Barcelona.

    Dann wäre der Platz ganz sicher ein Treffpunkt; Bars oder Cafes würden sich ganz von selbst ansiedeln. Wenn die Bäume dann noch ein bisschen wachsen, wäre der Leipziger Platz ein echter Treffpunkt.

    Die Straße könnte man außen herum verschwenken, der U-Bahn-Zugang müsste evtl. verlegt werden, aber der will in der bestehenden Lage sowieso nicht recht zur Platzanlage passen.

  • Ich votiere eindeutig für eine reko der Torhäuser, sie würden den Leipziger Platz sozusagen auf Fussgämgerhöhe beleben, und eine weitere Attraktion in berlin schaffen, es wäre auch ein schöner Kontrast zu den Hochhäusern.

  • ... nur, dass die Torhäuser nicht mehr am Originalstandort errichtet werden könnten... Oder irre ich mich, wenn dort zumindest auf der rechten Seite (vom Potsdamer Platz aus gesehen) und bald auch auf der linken Seite dann bereits die angewinkelten Gebäude stehen, die es vor der Zerstörung gar nicht gab?

  • Ich hatte ja bereits oben angedeutet, dass es außer wenigen Rekonstruktions-Puristen kaum jemanden interessieren dürfte, wenn man die Häuser ein paar Meter versetzt von der originalen Stelle errichtet.

  • Es wäre vielleicht hilfreich gewesen, die Denkmäler der Freiherren von Stein und Hardenberg auf dem Leipziger Platz zu positionieren, statt vor dem Abgeordnetenhaus. Sie standen ja einst nicht so weit entfernt auf dem ehem. Dönhoffplatz. Die Torhäuser sollten auch wieder kommen.

    Die ganz Leipziger Straße hätte man aufwerten können, was auch dem Leipziger Platz jetzt helfen würde. Ich denke an

    - Die Torhäuser
    - Die o.g. Denkmale (könnten auch auf der noch vorhandenen Fläche des ehem. Dönhoffplatzes stehen)
    - Wiederaufbau der anderen, nördlichen Hälfte der Spittelkolonnaden
    - Der Spindlerbrunnen sollte wieder auf dem Spittelmarkt stehen
    - Die Straßenführung sollte - wie es ja schon geplant war - wieder über die Gertraudenbrücke führen

    Zusammen mit den vorhandenen Sehenswürdigkeiten wie Bundesrat und Telekommunikationsmuseum würde das die Leipziger Straße deutlich attraktiver machen . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

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    Den extrem unwirtlichen Charakter des östlichen Abschnitts der Leipziger Straße würde das aber noch nicht verändern. Damit wären Kolonnaden und Statuen dort einfach nur verloren.
    Nach meinem Dafürhalten müßte man stärker eingreifen:

    • Wiederherstellung der ursprünglichen Straßenbreite auf ganzer Strecke
    • Abriß und Ersetzung der nördlichen Scheibenhochhäuser
    • alternativ: eine davor gesetzte Reihe gefälligerer und schmalerer Bauten (Platz genug wäre, die Scheibe würde in den Hinterhof rutschen)
    • Abriß und Ersetzung der Flachbauten zwischen den Hochhäusern an der Südseite
    • Neugestaltung sämtlicher Hochhäuser an der Leipziger Straße und auf der Fischerinsel:
      Weg mit der Plattenoptik! Stattdessen: Sandstein, Kalkstein, Klinker, Kupferblech, Corten-Stahl, Baubronze, Holz … von mir aus sogar Sichtbeton (Aufschrei!) – aber nicht diese schrecklichen selbstreinigenden Blechplatten in Reinweiß und Primärfarben (Leipziger) und Waschküche (Fischerinsel).


    Ich habe mal simuliert, wie viel angenehmer die Fischerinsel aussehen könnte. (zum Vergleich: klick)
    Nicht sehr realistisch... ich weiß.


    Simulation von mir.
    Original: cc by-sa 3.0 Manfred Brückels / Wikipedia

  • Die Torhäuser, wenn man sie am historischen Standort oder leicht versetzt wieder aufbaut, würden die historische Eingangssituation zum Leipziger Platz wiederherstellen. Der Bereich würde deutlich an Attraktivität gewinnen. Schade, dass man sie beim Wiederaufbau des Potsdamer/Leipziger Platz nicht berücksichtigt hat. :wie: Sie wären auch ein guter Kontrast zur modernen Architektur. Ein schönes Schaufenster in die Vergangenheit, die den Leipziger Platz beleben könnte.

    Schade auch, dass man bei der Mall nicht die Fassade des alten Wertheim-Kaufhauses rekonstruiert hat. Sie wäre ein richtiger Blickfang geworden, weil sie sich dann von der sonst Modernen Fassaden abgesetzt hätte.

  • Sehr richtig! Mir geht der Gedanke nicht aus dem Sinn, was hätte sein können, mit nur etwas mehr Liebe zum historischen Berlin. Man stelle sich vor, man hätte die vorhandenen stadtbildprägenden Bauwerke in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt - wie man das ja auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oft sieht: Dom, Reichstag, Amtsgericht Mitte, Marstall, Rathausbrücke, Friedrichsbrücke . . . die ganzen Gebäude - bspw. am Hausvogteiplatz oder in der Friedrichstadt . . . außerdem hätte man vielleicht einen Anreiz schaffen können für hausbesitzer zur Wiederbestuckung. Dazu die eine oder andere Rekonstruktion. Man darf gar nicht darüber nachdenken, wie unsere Hauptstadt trotz der Zerstörungen heute auch noch aussehen könnte . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

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    Ich habe mal simuliert, wie viel angenehmer die Fischerinsel aussehen könnte.

    Selbst mit Klinkerverkleidung bleiben es häßliche Betonklötze...aber vielleicht könnt man da ja auch Knöterich hochwuchern lassen - im Gegensatz zu Efeu oder Wein ernährt sich dieser von der Bausubstanz floet:)

  • @Walhall:

    Klar sind es Betonklötze und schön ist anders. Aber angesichts der Situation am Berliner Wohnungsmarkt wäre es auch sehr unrealistisch, zig Mietwohnungen in einem Hochhaus zu opfern, um hier eine Vorkriegsbebauung wiederherzustellen, die nicht mal mehr in kleinen Spuren vorhanden ist und auch nicht von besonderer Qualität war.

    Ich gehöre übrigens auch nicht zu jenen, die Hochhäuser grundsätzlich verdammen. Wenn sie städtische Dichte schaffen (statt Corbusier'scher "Auflockerung"), heiße ich sie vielerorts sogar willkommen. Von der alten Fischerinsel ist eben nichts mehr übrig und auch von der Leipziger Str. ist wenig geblieben – gerade am östlichen Ende. Das bietet m.E. aber sogar Möglichkeiten. Risse man dortige Bauten ab, müßte man mehr nutzbare Fläche schaffen als vorher – nicht weniger. Und genau das wäre gut machbar: Es ist eine lange, breite und gerade Straße, die sehr gut von Hochhäusern gesäumt sein könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Atticus (2. Juni 2015 um 21:33)

  • Klar sind es Betonklötze und schön ist anders. Aber angesichts der Situation am Berliner Wohnungsmarkt wäre es auch sehr unrealistisch, zig Mietwohnungen in einem Hochhaus zu opfern, um hier eine Vorkriegsbebauung wiederherzustellen, die nicht mal mehr in kleinen Spuren vorhanden ist und auch nicht von besonderer Qualität war.

    Die "Vorkriegsbebauung" der Fischerinsel war aber keineswegs nicht von besonderer Qulität, sondern hier standen am Ufer der Spree im wesentlichen barocke Bürgerhäuser. Die Zerstörung erfolgte auch nicht im Krieg, sondern die leidlich erhaltenen Häuser wurden erst im Zusammenhang mit der Hochhausbebauung abgrissen.

    Nichtsdestotrotz ist der Abriss der Hochhäuser und deren Ersetzung durch Rekonstruktionen wohl unrealistisch.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (3. Juni 2015 um 14:21)

  • Die "Vorkriegsbebauung" der Fischerinsel war aber keineswegs nicht von besonderer Qulität, sondern hier standen am Ufer der Spress im wesentlichen barocke Bürgerhäuser. Die Zerstörung erfolgte auch nicht im Krieg, sondern die leidlich erhaltenen Häuser wurden erst im Zusammenhang mit der Hochhausbebauung abgrissen.

    Daß vieles Abgerissene gar nicht im Krieg zerstört (oft nicht mal ernsthaft beschädigt) wurde, brauchst Du mir nicht zu sagen – falls Du mal ein zwei meiner Posts gelesen hast. Davon gibt es sogar Bilder. Ich hab Dir mal ein paar rausgesucht: 1, 2, 3, 4

    Ich nehme mir jetzt einfach mal heraus, weiter zu behaupten, diese Häuser seien in der Vorkriegszeit entstanden (die war ja sehr lang [4,54 Mrd. minus 70 Jahre]). Insofern verzichte ich auf Anführungszeichen. Auch halte ich meine Aussage aufrecht, von dieser Bebauung sei heute nichts mehr übrig. Um Spitzfindigkeiten zu vermeiden: Ich sehe die Gertraudenstraße als Grenze an, die recht genau der historischen Trennlinien zwischen Altkölln und der Fischerinsel entspricht.

    Unter den abgebildeten, zu "DDR"-Zeiten abgerissenen sehe ich viele schöne Häuser, die heute ein tolles Altstadtquartier bilden könnten. Mir fällt jedoch keines ins Auge, das als durchsetzbar rekonstruktionswürdiger Leitbau in Betracht käme. Meine Aussage war ja nicht, daß ich den Abriß gutheiße – genauso wenig wie ich behauptete, alles sei im Krieg zerstört worden. Ich sprach davon, wie realistisch es wäre, diese Bebauung wiederherzustellen - zu Ungunsten hunderter bewohnter Wohnungen.