Ok, mich verwirrte dieses hässliche grüne Netz auf dem Dach, das ich eher von Ruinensicherungen kenne.
Brühl (Galerie)
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Ok, mich verwirrte dieses hässliche grüne Netz auf dem Dach, das ich eher von Ruinensicherungen kenne.
das ist wohl der misslungene Sichtschutz der Dachterrasse des Nachbarn

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Die Villa Martini in Brühl. 1953, acht Jahre nach dem den verheerenden Zerstörungen des Weltkriegs in Brühl hatten die damaligen Eigentümer wohl nichts besseres zu tun, als alle Verzierungen von diesem 1899 erbauten, traumhaft schönen Jugendstilhaus abzuschlagen "...Verschwunden sind der Balkon, der Erker, der geschweifte Treppengiebel, die Gauben, die kugeligen Giebelreiter, die Schmuckmasken und die verzierten Metallanker." So ist der Zustand heute: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Fri…a%C3%9Fe_28.jpg Eine Praxis ist heute in dem Gebäude mit einer prachtvolle Innenausstattung (tolle Bilder): https://www.praxis-villa-martini.de/
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Da die Fotos des Treppenhauses von Schloss Augustusburg längst aus dieser Galerie verschwunden sind, hier ein paar neue Ansichten dieser beachtlichen baukünstlerischen Schöpfung. Das von der mittig gelegenen Kutschendurchfahrt des Schlossbaus ausgehende Prunktreppenhaus wurde durch Balthasar Neumann 1740-46 erbaut.
In der Durchfahrt geht das Treppenhaus nach rechts ab:
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Der Gardesaal im Obergeschoss, vom Treppenhaus abgehend:
Ich hätte bei der Führung fragen sollen, wie der junge Friedrich II. hier hinein gelangte:
Nachtrag: es wurde allerdings bei der Führung erwähnt, dass die Preußen das Schloss Augustusburg im 19. Jahrhundert erstmals sanierten (steht nicht bei Wikipedia). Vielleicht ist dabei der alte/junge Fritz dort aufgehängt worden. Eigentlich wurde das Schloss ja als Sommerresidenz der Wittelsbacher erbaut.
Gartenseite:
Vor dem Eingang:
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Vielen Dank für die Bilder dieses herausragenden Stiegenhauses! Dieses Schloss fehlt mir leider noch aus eigener Anschauung, ich habe es noch nicht besuchen können.
Zwei Dinge fallen mir auf: der Stuckmarmor der türkisen Säulen vor der ersten Rampe ist zwar sehr glänzend poliert, wirkt in seiner Maserung aber sehr künstlich - die beigen Flecken sind viel zu gleichmäßig angebracht, als dass sie für eine natürliche Marmormaserung gehalten werden könnten, vor allem im Zusammenspiel mit den Pilastern dahinter. Das wirkt fast schon kitschig:
Und zweitens scheint es von den Dimensionen her ein kleineres Stiegenhaus zu sein, als ich gedacht hatte, wie hier im Vergleich der Karyatiden und Atlanten mit den Besuchern rechts im Bild zu sehen:Aber insgesamt natürlich absolut sensationell! Vielen Dank!
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Zwei Dinge fallen mir auf: der Stuckmarmor der türkisen Säulen vor der ersten Rampe ist zwar sehr glänzend poliert, wirkt in seiner Maserung aber sehr künstlich - die beigen Flecken sind viel zu gleichmäßig angebracht, als dass sie für eine natürliche Marmormaserung gehalten werden könnten, vor allem im Zusammenspiel mit den Pilastern dahinter.
Interessanter Einwand! Tatsächlich sagte die Schlossführerin sinngemäß, dass man sich damals für Stuckmarmor entschieden habe, weil man die ungleichmäßige Maserung natürlichen Marmors als störend bzw. unschön empfunden habe. Kostengesichtspunkte waren hier wohl nicht ausschlaggebend.
In der Gesamtwirkung ist das Treppenhaus allerdings so eindrücklich, dass mir die Maserung vor Ort nicht negativ aufgefallen ist, auch wenn man bei der Fotobetrachtung durchaus zu diesem Schluss kommen könnte.
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Ja, sicher fällt das in der Gesamtwirkung nicht ins Gewicht, dazu ist die Raumschöpfung viel zu sensationell. Es ist mir nur aufgefallen, weil Stuckmarmor im süddeutschen Barock sehr verbreitet ist und meiner Erfahrung nach dabei fast immer versucht wurde, eine zwar farblich zum Rest der Ausstattung stimmige, aber doch natürlich und "echt" wirkende Anmutung zu erzielen. Dass bewusst ein regelmäßiges und repetitives Muster gewählt wurde, ist mir bisher noch nicht untergekommen (Sonderfall Scagliola).
Stuckmarmor war letztendlich überhaupt nicht billiger als echter Marmor, da die Herstellung sehr aufwendig ist.
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Ich hätte bei der Führung fragen sollen, wie der junge Friedrich II. hier hinein gelangte:
Nachtrag: es wurde allerdings bei der Führung erwähnt, dass die Preußen das Schloss Augustusburg im 19. Jahrhundert erstmals sanierten (steht nicht bei Wikipedia). Vielleicht ist dabei der alte/junge Fritz dort aufgehängt worden. Eigentlich wurde das Schloss ja als Sommerresidenz der Wittelsbacher erbaut,,,
Unter Friedrich Wilhelm IV. gab es eine preußische Charmeoffensive im Rheinland. Im liberal-katholischen (ja, das ging damals und teilweise bis heute zusammen - Stichwort "rheinischer Katholizismus") waren die Preußen sehr unbeliebt. Friedrich Wilhelm III. hatte sich auch nicht wirklich bemüht, dies zu ändern. Sein Sohn ließ aus romantischer Begeisterung für die Vergangenheit und aus politischem Kalkül den Kölner Dom (mit-)vollenden (das meiste Geld kam aus einer Lotterie) , brachte die Schlösser in Brühl, Benrath und Koblenz wieder in Nutzung, baute Stolzenfels aus usw., um eine Verbindung zu den neuen Landesteilen zu symbolisieren. Dabei kaufte er z.B. für Brühl bewusst verstreute Ausstattungsstücke aus kurkölnischen Schlössern zurück. Der Friedrich II. aus dem Pesne-Umkreis kam aber wohl im 19. Jh. aus Preußen an den Rhein. Kein Schloss der Hohenzollern ohne ihn.
Nebenbei bemerkt ist Schloss Augustusburg keine über Generationen von einer Dynastie geprägte Anlage wie etwa Nympgenburg. Der Bauherr war zwar Wittelsbacher, wie man überall sieht, aber in diesem Sinne ist´s kein Wittelsbacher Schloss. Es ist ein kurkölnisches Schloss.
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Vielen Dank für die Bilder dieses herausragenden Stiegenhauses! Dieses Schloss fehlt mir leider noch aus eigener Anschauung, ich habe es noch nicht besuchen können.
Zwei Dinge fallen mir auf: der Stuckmarmor der türkisen Säulen vor der ersten Rampe ist zwar sehr glänzend poliert, wirkt in seiner Maserung aber sehr künstlich - die beigen Flecken sind viel zu gleichmäßig angebracht, als dass sie für eine natürliche Marmormaserung gehalten werden könnten, vor allem im Zusammenspiel mit den Pilastern dahinter. Das wirkt fast schon kitschig:
Und zweitens scheint es von den Dimensionen her ein kleineres Stiegenhaus zu sein, als ich gedacht hatte, wie hier im Vergleich der Karyatiden und Atlanten mit den Besuchern rechts im Bild zu sehen:Aber insgesamt natürlich absolut sensationell! Vielen Dank!
Das ist so ziemlich das Beste an Stuckmarmor, was es im 18. Jahrhundert gibt. Hier von unnatürlicher, künstlerischer Maserung zu sprechen verkennt, worum es damals ging: Es ging nicht darum echten Marmor perfekt zu imitieren, es ging darum, ihn zu übertreffen. Geld war kein Faktor. Gerade das blau-grün-türkis war teurer als gewachsener Marmor. Die Grundfläche der Stiege ist vergleichsweise klein, daher inszenierte man den Raum mit Farbe (das mag für das ungeübte Auge "kitschig" wirken, doch muss man die Dekoration mit den Augen des 18. Jh. lesen). Das ehemals noch dunklere Erdgeschoss (das blau-grün-türkis ist ausgeblichen) führte hinauf zum Licht. Nach obenhin wird der Stuckmarmor und Weißstuck immer heller und gipfelt in einem Götterhimmel. Da fällt die "Kleinheit" des Raumes nicht mehr auf.
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Es ging nicht darum echten Marmor perfekt zu imitieren, es ging darum, ihn zu übertreffen.
Das ist absolut richtig formuliert, das möchte ich auch nicht in Abrede stellen. Auch dass Stuckmarmor mitunter teurer sein kann als echter und von daher genauso wertvoll ist, weiß ich. Ich habe mir nur erlaubt anzumerken, dass ich dieses äußerst repetitive Muster sehr ungewöhnlich und ja, etwas "kitschig" finde. Das ist nur mein persönlicher Geschmack basierend auf meiner bisherigen Erfahrung und ich habe schon recht viel Stuckmarmor gesehen - in Vierzehnheiligen, Ottobeuren oder Zwiefalten gibt es auch hervorragende Stuckmamorsäulen, die in der Qualität ihrer Maserung echten Marmor wahrscheinlich übertreffen, aber dort ist nirgendwo etwas so Repetitives zu finden; interessanterweise besitzen die helleren Säulen an den Stiegenhauswänden über dem Wendepodest in Augustusburg ja auch wieder eine natürlicher anmutende Maserung.
Ich finde es interessant, so etwas zur Diskussion zu stellen, weil auch in Meisterwerken nicht jedes Detail unbedingt immer perfekt sein muss. -
Das ist absolut richtig formuliert, das möchte ich auch nicht in Abrede stellen. Auch dass Stuckmarmor mitunter teurer sein kann als echter und von daher genauso wertvoll ist, weiß ich. Ich habe mir nur erlaubt anzumerken, dass ich dieses äußerst repetitive Muster sehr ungewöhnlich und ja, etwas "kitschig" finde. Das ist nur mein persönlicher Geschmack basierend auf meiner bisherigen Erfahrung und ich habe schon recht viel Stuckmarmor gesehen - in Vierzehnheiligen, Ottobeuren oder Zwiefalten gibt es auch hervorragende Stuckmamorsäulen, die in der Qualität ihrer Maserung echten Marmor wahrscheinlich übertreffen, aber dort ist nirgendwo etwas so Repetitives zu finden; interessanterweise besitzen die helleren Säulen an den Stiegenhauswänden über dem Wendepodest in Augustusburg ja auch wieder eine natürlicher anmutende Maserung.
Ich finde es interessant, so etwas zur Diskussion zu stellen, weil auch in Meisterwerken nicht jedes Detail unbedingt immer perfekt sein muss.Das, was sie als kleine Unperfektion sehen, ist keine. Das hat nichts mit einem schlechten Tag des Stuckkateurs zu tun. Das repetitive Muster ist gewollt gewesen und wird von den Zeitgenossen gelobt. Die Beispiele, die Sie nennen, sind aus dem sakralen Zusammenhang. Gottes Schöpfung sollte immitiert und verherrlicht werden. Hier geht´s um was anderes. Es sind unsere gegenwärtigen Sehgewohnheiten, die uns über den Brühler Stuckmarmor stolpern lassen.
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Ich bin nicht so überzeugt, dass Stuckmarmor in der Zeit des Barocks wirklich teurer war als echter Marmor. Heutzutage ist es wohl so, weil ja die Arbeitszeit mehr Wert ist als das Material.
Die regelmässige und spiralförmige Bänderung des Stuckmarmors ist wirklich aussergewöhnlich, und ich neige beinahe auch schon dazu, dies als Kitsch zu bezeichnen. Mit 'Kitsch' wird zwar etwas negativ bewertet, aber hier gefällt es mir, vielleicht auch wegen der frischen Farben (blaugrün, das an Wasser erinnert). Es hat aber noch niemand darauf hingewiesen, dass auch die Architrave aus Stuckmarmor bestehen und den Schein erwecken, als ob riesige Marmorblöcke da in die Höhe gehievt wurden. An ihrer Unterseite sind sie teilweise sogar mit weissen Gipsprofilen versehen, was auch eine ganz ungewöhnliche Kombination ist. Die Architrave ohne Stuckleisten scheinen schon beinahe mit einer Marmorfolie überzogen worden zu sein.
Die spiralförmige Musterung an den Säulen war früher sicher nicht ungewöhnlich. Man schaue sich nur mal Fotos von überschwänglichen Denkmalseinweihungen und andern Festanlässen aus dem späten 19. Jahrhundert an, wo mit der spiralförmigen Anordnung von Pflanzengirlanden nicht gespart wurde. Oder auch an die vielen die Altäre flankierenden, spiralförmigen Säulen, die zumeist noch vergoldet wurden. -
Der Stuck der Säulen des Stiegenhauses macht auf mich den Eindruck, als seien die Stuckmarmorsäulen mit Girlanden von Blüten umwunden. Sog. "Ehrenpforten" werden auch heute noch gelegentlich mit Pflanzen oder Blüten geziert. Vielleicht war so ein Eindruck als Ehrung bei hohen Gästen beabsichtigt.
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Ich bin nicht so überzeugt, dass Stuckmarmor in der Zeit des Barocks wirklich teurer war als echter Marmor. Heutzutage ist es wohl so, weil ja die Arbeitszeit mehr Wert ist als das Material.
Die regelmässige und spiralförmige Bänderung des Stuckmarmors ist wirklich aussergewöhnlich, und ich neige beinahe auch schon dazu, dies als Kitsch zu bezeichnen. Mit 'Kitsch' wird zwar etwas als negativ bewertet, aber hier gefällt es mir, vielleicht auch wegen der frischen Farben (blaugrün, das an Wasser erinnert). Es hat abr noch niemand darauf hingewiesen, dass auch die Architrave aus Stuckmarmor bestehen und den Schein erwecken, als ob riesige Marmorblöcke da in die Höhe gehievt wurden. An ihrer Unterseite sind sie teilweise sogar mit weissen Gipsprofilen versehen worden, was auch eine ganz ungwöhnliche Kombination ist. Die Architrave ohne Stuckleisten scheinen schon beinahe mit einer Marmorfolie überzogen worden zu sein.
Die spiralförmige Musterung an den Säulen war früher sicher nicht ungewöhnlich. Man schaue sich nur mal Fotos von überschwänglichen Denkmalseinweihungen und andern Festanlässen aus dem späten 19. Jahrhundert an, wo mit der spiralförmigen Anordnung von Pflanzengirlanden nicht gespart wurde. Oder auch an die vielen die Altäre flankierenden, spiralförmigen Säulen (meist vergoldet).Es kommt stark auf die Farbigkeit an. Weißer Stuckmarmor war vergleichsweise billig. Sie haben recht; die Arbeitszeit ist nicht so ausschlaggebend wie heute - auch wenn die Stuckkateuere recht gut bezahlte Spezialisten waren. Das Material war entscheidend. Wenn´s kostbare Pigmente waren, wie hier, konnte es sehr teuer werden. Das lässt sich recht einfach aus den erhaltenen Baurechnungen für Brühl und andere Baustellen ermitteln. Wichtig ist auch woher der echte Marmor kam. Transport war auch extrem teuer. Kurköln konnte über den Rhein recht einfach z.B. Lahnmarmor importieren (Brühler Treppenstufen). Marmor aus Italien war da schon teurer.
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Kurprinz : das ist mir schon klar, dass dieses Muster so gewollt war und nicht aufgrund einer mangelnden Leistung des Stukkateurs entstanden ist. Ich finde es halt von zweifelhaftem Geschmack, das ist alles (und das ist nur mein unerheblicher persönlicher Eindruck). Ich finde bei Nachahmungen von natürlichen Materialien eher immer spannend, wenn es zwar absolut echt aussieht, aber trotzdem Eigenschaften aufweist, die es in der Natur kaum geben kann und man dann verblüfft davor steht, weil man es sich nicht erklären kann. Hier hingegen ist auf den ersten Blick klar, dass es künstlich ist, von daher stellt sich keine Illusion ein. Die Farbgebung an sich finde ich auch sehr frisch und attraktiv, das gefällt mir schon.
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Dieses Bild von der überschwänglichen Goethefeier 1899 in Frankfurt am Main kam mir gestern beim Betrachten der Fotos des Treppenhauses spontan in den Sinn:

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Für alle, die beides gesehen haben: Welches Treppenhaus ist schöner? Würzburg oder Brühl?
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Für alle, die beides gesehen haben: Welches Treppenhaus ist schöner? Würzburg oder Brühl?
Die sind nicht wirklich zu vergleichen. Würzburg ist von den Dimensionen, auch des Gewölbes, gigantisch. Ausserdem das Fresko des "Weltstars" Tiepolo. Brühl ist vielfältiger und in seiner keinen Fläche geschickter und kreativer.
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Für alle, die beides gesehen haben: Welches Treppenhaus ist schöner? Würzburg oder Brühl?
Tjah. Beide sind natürlich schön, ich finde aber, dass Würzburg doch eleganter ist. Brühl ist fast zu viel des Guten. Die übrigen Innenräume in Brühl sind auch toll.
Bruchsal ist auch wunderbar!
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