Rüsselsheim am Main

  • Ein besonders trauriges Abrisskapitel spielt sich gerade in Rüsselsheim ab. Im Zuge einer Einkaufscenterplanung sollen historische Bauten des Opel-Altwerkes abgerissen werden. Der Bezirksdenkmalpfleger, der sich eigentlich historisch schützen sollte, hat schon Verständnis für die Abrissplanungen geäußert (s. Artikel aus Main-Sitze vom 05.01.12): http://www.main-spitze.de/region/ruesselsheim/11534798.htm

    Im Moment formiert sich in Rüsselsheim eine bürgerliche Initiative gegen die Abrisspläne.

    Wie traurig die Denkmalschutzsituation in Rüsselsheim ist, dokumentiert auch der folgende Fund, aus dem Immobilienportal Kalaydo.de Dort wird zur Zeit ein Gebäude angeboten und vorgeschlagen, die historsche Remise abzureissen. Der Gebäudekomplex wurde übrigens 2002 mit dem hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet. Rüsselsheim: Umbau? Oder Abriß und Neubau? Remise in schöner Rüsselsheimer Lage! | kalaydo.de

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  • Die Fassade auf diesem Bild sieht ja an sich schon fast aus wie von ´nem Einkaufscenter. Wenn der Wille da wäre, ließe sie sich bestimmt in die Pläne einfügen. Aber nein, es muss immer etwas abgerissen und komplett neu gebaut werden.

    Zitat

    (...) So finde er es zwar aller Ehren wert, dass sich einige in der Stadt nun
    gegen den geplanten Abriss einiger als kulturell wertvoll eingestufter
    Gebäude einsetzten. Doch komme dieser Einsatz etwas spät, denn der
    Bebauungsplan sei schon vor etlichen Jahren mit genau diesen Absichten
    verabschiedet worden – und damals habe es keine großen Proteste gegeben.

    Das liegt sicher daran, daß dieser Bebauungsplan nicht in die Öffentlichkeit gelangt ist. Vermute ich zumindest mal. Des Weiteren sehe ich einen jetzigen Protest keineswegs als zu spät. Man erinnere sich an Stuttgart 21. Die Pläne waren ja nun wirklich lange genug bekannt. Trotzdem haben die Straßenproteste dagegen erst sehr sehr spät begonnen. Und wer möchte behaupten, daß diese nichts bewirkt hätten?
    Zwar kenne ich diesen Herrn Wionski nicht, doch in dem Bericht bekommt man irgendwie den Eindruck, er spiele sich als alleiniger Besitzer und Herrscher über sämtliche Denkmäler seines Bezirks auf. Wieso kommt es nur so überdurchschnittlich oft vor, daß scheinbar gerade an den obersten Positionen der Denkmalämter Personen sitzen, die sich eben nicht für den Erhalt der Substanz einsetzen? Auf der anderen Seite setzt man viel lieber depressionserregende Architekturausrutscher der ersten Nachkriegsjahrzehnte auf die Denkmalliste. Oder bin ich irgendwie zu ungerecht in meiner Einschätzung?

  • Das traurige hieran ist, dass seit den späten Sechziger/frühen Siebziger Jahren auch nichts, absolut gar nichts dazugelernt wurde. Auch schon damals wurde der Bevölkerung der brutale neue Karstadt/Hertie/Horten oder was auch immer als absolut notwendig für das weitere wirtschaftliche Wohlergehen der gesamten Stadt und ihres Einzelhandels im speziellen verkauft.

    Häufig (wie z.B. in Göttingen) hatten diese Klötze eine Nutzungszeit von nicht einmal 20 Jahren, bevor sie -gerade in den kleineren Städten- zu ewigen Provisorien mit rasch wechselnden Ladengeschäften wurden oder sogar wieder abgerissen wurden. Für das wahrhaft herrliche ehemalige Hertie-Gebäude in Göttingen musste 1968 nach langen Protesten der Reitstall der Universität (angeblich der letzte seiner Art) weichen. Naja, 1986 machte Hertie dann zu, seitdem o.g. Nutzung als mittelmäßig funktionierendes Einkaufszentrum.

    Vor diesem Hintergrund mutet es geradezu wie Hohn an, dass mit demselben Gewäsch wie vor 40 Jahren weiterhin Abrisse historisch interessanter Gebäude begründet werden (auch zum Beispiel in Görlitz). Es ist zum Mäusemelken....

  • Nicht alles wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

    Zitat

    Opel-Altwerk: Trotz Abriss einiger Gebäude ändert sich an der Optik nicht viel
    Von Alexandra Dehne
    In der derzeit breit geführten Diskussion über den geplanten Abriss von Gebäuden auf dem Opel-Altwerkgelände wird immer wieder deutlich, dass nicht allen Bürgern bewusst ist, was abgerissen werden soll. Daher hier noch mal die Erläuterung.

    Insgesamt wird sich an der äußeren Optik von Bahnhofsplatz und Weisenauer Straße aus nicht allzu viel ändern. Die Front entlang des Bahnhofsplatzes samt Opel-Hauptportal bleibt bestehen. Um allerdings Zugänge zu den Geschäften zu schaffen, die auch ebenerdig sind, werden die bisher teils schon bestehenden Fenster nach unten gezogen. Ähnliches gilt für die nördliche Fassade entlang der Weisenauer Straße. Hier gibt es einen Durchbruch in Höhe der Ludwigstraße für Fußgänger und Radfahrer. Das Hauptportal am Bahnhofsplatz wird zu einem großen Eingang in das Einkaufszentrum. Diese Ost-West-Achse führt durch das Einkaufszentrum hindurch weiter in das Gelände hinein. Auch die Ecke Marktstraße / Weisenauer Straße, wo heute „Adams Bistro“ ist, wird zentraler Eingang zu den Geschäften.

    Abgebrochen wird die Südfassade entlang der Bahn, optisch aber wieder ähnlich aufgebaut. Um ein Einkaufszentrum mit ebenerdigen Zugängen und möglichst hohen Decken bauen zu können, werden auch die hinter dem Hauptportal links und rechts liegenden Gebäude A 3-10 (außer dem Eckturm) sowie B 2-3, B 7 -10, B 19 und B 31 abgerissen. Grund hierfür ist nach Angaben des Investors, dass eine Umnutzung nicht wirtschaftlich ist.

    Völlig unberührt vom Abriss bleiben die Gebäude in den Bereichen C und D, wo sich unter anderem „Autowerk“ und Opel Classic Welt ansiedeln sollen. In das zweigeschossige Einkaufszentrum mit einer Verkaufsfläche von 23 000 Quadratmetern sollen 100 Geschäfte einziehen. Oben drauf, in der zweiten Etage, soll ein Parkdeck entstehen. In den oberen Etagen wird der heutige Adamshof, der sich quer hinter dem Hauptportal befindet, wieder aufgegriffen.

    Quelle: main-spitze.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Ausmaß der geplanten Abrissarbeiten und die Auswirkungen auf das Denkmalgeschütze Areal sind wohl doch größer als vermutet. Die Immobilienzeitung vom 2.2.12 berichtete im Artikel "Shoppingcenter vs. Denkmalschutz" - "...der ehemalige Landeskonservator Christoph Mohr bezeichnet das Opel-Werk als "industriearchitektonisches Ensemble mit Weltrang". Peter Schirmbeck, ehemaliger Leiter des Stadt- und Industriemuseums, spricht von dem bedeutendsten Industrieareal des Rhein-Main-Gebiets. Es sei geprägt durch Bauten aus dem Jugendstil, Neoklassizismus, Bauhaus-Stil, aus der NS-Zeit, den 50er Jahren und der Moderne. ..." und weiter "...Die Pläne von Acrest Property, Teile des Opel-Altwerks für ein Einkaufszentrum zu opfern, stellen für ihn "einen Jahrhundertfehler" dar."

    Mittlerweile hat sich eine Bürgerinitiative gegen den Abriss gebildet. Nach deren Berechnungen werden 60 % des schützenswerten Teils abgerissen.Das Stadtparlament hat gestern indes grünes Licht für die weiteren Planungen des Projektes gegeben.

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  • In Rüsselsheim fällt eine fürchterliche Bausünde: Im Zentrum der Stadt (Frankfurter Str.) wird das ehem. Karstadt-Gebäude abgerissen. Über die Nachfolgebebauung ist noch wenig bekannt, außer daß es kleinteilig werden wird. (Eine Sanierung des entstellten kleinen Altbaus nebenan wäre auch nicht das verkehrteste.)

    Karstadt-Haus muss weichen

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.