Görlitz - Einkaufszentrum Berliner Straße 39 - 43, Salomonstraße 9 - 18

  • heut erschien in der SZ ein besorgniserregender Artikel über ein geplantes neues Einkaufszentrum an der Berliner Straße. Aus jobtechnischer Sicht sicherlich ein Zugewinn, architektonisch sicherlich ein Katastrophe. Einbezogen in das Projekt sind die Grundstücke Berliner Straße 39 bis 43 und Salomonstraße 9 bis 18. Kernstück ist eine Ladenpassage. Im Quartier selbst sowie zur Salomonstraße sollen die Gebäude abgerissen werden, für den Eingang ist an der Berliner Straße auch ein Neubau aus Glas und Stahl geplant.

    vom Abriss betroffen sind alle auf der linken Seite betroffenen Gebäude (5)



    diese zwei


    diese 3 unsanierten Gebäude an der Berliner Straße könnten auch weichen, wenn der Denkmalschutz nicht einspringt:

  • Och, für die ollen Kisten so´n richtig schickes Einkaufszentrum in der bewährten Glas-Stahlvariante, das hätte doch was. Vor allem gerade in Görlitz - da ist ja nun wirklich auch alles richtig oll! Das wäre dann doch mal ein richtiger Hingucker, oder? eye:)

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Übrigens, hat ich ganz vergessen, Projektentwickler ist Heinz Nettokoven mit der Florana Immobilienentwicklungsgesellschaft, also ein alter Bekannter der auch gerad Dresden "beglückt". Aufgrund der "Referenzen" von Florana kann einem echt übel werden was aus dem bisher unverschandelten Görlitz werden wird. Bisher ist noch keine Visualisierung zu finden. Baustart soll, wenn es keine Einwände gibt, Ende August 2012 sein.

    wer fleissig schreiben will oder Infos haben möchte....

    E-Mail
    denkmalschutz@goerlitz.de

    verein@buerger-fuer-goerlitz.de

  • Warum bezieht man denn nicht die Fassaden wenigstens in das EKZ mit ein? Beim bau des Lindauer EKZs in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bekommt man das doch auch gebacken und da ist die Umgebung nicht mal so stimmig wie hier...

  • Die Fassaden zu erhalten ist das mindeste. Es dürften sich doch auch in Görlitz noch einige Brachflächen finden, auf denen sich der Projektentwickler austoben kann. Da sollte jeder Eingriff in diese historische Bausubstanz eher vermieden werden.

  • Was soll denn dort bitte für ein Einkaufszentrum entstehen? Meiner bescheidenen Meinung nach ist die obere Berliner Straße vollkommen tot. Und so man dorthin signifikante Passantenströme hinzuleiten gedächte, bräuchte es dafür einen wahren Frequenzbringer, der in Anbetracht der geringen Kaufkraft zum Absterben des Einzelhandels an der unteren Berliner und dem Post-, Demiani- und Marienplatzes führen könnte.
    Was also kann man von einem solchen Center erwarten? Ich stelle mir die typische Florana-Mischung aus einem Rewe-Markt, einem Drogerie-Discounter, Bäcker, Fleischer, Friseur usw. vor. Letztlich wird es also wirtschaftlich kaum darstellbar sein, für ein solches Projekt irgendwelche Altbausubstanz zu retten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Neiiiinnn, nicht Nettekoven! Vertreibt den Mann aus Sachsen, der macht alles nur kaputt. Ich hätte nix gegen gesunde Einkaufsstrassen. Wäre schon okay, wenn das Dreiländereck mehr Polen und Tschechen (und auch Deutsche) anlocken könnte. Aber bitte nicht mit nettekovenscher Bauphilosophie …

  • Vertreibt den Mann aus Sachsen, der macht alles nur kaputt.


    "Vertreibung" ist eine im Raum Dresden oft gehörte Forderung (besonders, wenn es um Auswärtige geht). Dabei haben es die Städte selbst in der Hand, wen sie in ihrer Stadt was bauen lassen. Radeberg hat sich gegen Nettekoven entschieden, in Dresden ist er herzlich Willkommen (soll man nun die Verantwortlichen im Stadtplanungsamt und Stadtrat vertreiben?) - mal sehen, wie sich Görlitz positioniert. Der Herr aus dem Westen macht nur das kaputt, was ihn die Herren aus dem Osten kaputt machen lassen. ;)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!


  • "Vertreibung" ist eine im Raum Dresden oft gehörte Forderung (besonders, wenn es um Auswärtige geht). Dabei haben es die Städte selbst in der Hand, wen sie in ihrer Stadt was bauen lassen. Radeberg hat sich gegen Nettekoven entschieden, in Dresden ist er herzlich Willkommen (soll man nun die Verantwortlichen im Stadtplanungsamt und Stadtrat vertreiben?) - mal sehen, wie sich Görlitz positioniert. Der Herr aus dem Westen macht nur das kaputt, was ihn die Herren aus dem Osten kaputt machen lassen. ;)


    dazu bleibt leider nur zu sagen, das Görlitz Nettokoven förmlich über Monate hinterhergelaufen ist, ihn förmlich bekniet hat in Görlitz zu investieren, also ist die Positionierung offenkundig. Ich fürchte die Görlitzer Stadtverwaltung wird alles genehmigen, damit er schlußendlich baut. :kopfwand: . Ich hab der Denkmalschutzbehörde schon einen Apell per Mail zukommen lasse. Bleibt nur zu hoffen das noch eingegriffen wird.

  • Heut stand wieder ein umfangreicher Artikel in der SZ, darin war deutlich hervorgehoben, dass es sehr kontroverse Diskussionen bezüglich des Projektes gibt. Die Schlagzeile lautet treffend: „Droht ein Welterbe-Streit in Görlitz“. Der Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommission der Stiftung Denkmalschutz in Deutschland, Horst von Bassewitz sieht die Chancen beim jetzigen Planungsstand für Görlitz geringer werden. Er hält die Maximallösung für den Abriss, wie ihn Nettokoven will, für nicht akzeptabel. Eine Sanierung ist nach seiner Sicht durchaus möglich, da die Bausubstanz gut sei. Der von Nettokoven angestrebte „ansprechende Neubau“, wie er ja oft bewiesen hat, in Größtem Maße untauglich, sieht Bassewitz extrem ablehnend gegenüber, da er das Antlitz der Stadt Görlitz an zentralster Innenstadtlage erheblich und dauerhaft entwürdigt. Schon im Januar berät der Technische Ausschuss über den eingreichten Bauentwurf Nettokovens. Die Interessengemeinschaft um den Bauingenieur Andreas Vogel und die Denkmalschutzstiftung fordern einen öffentlichen Diskurs.


    Laut Umfragen herrscht in der Öffentlichkeit der Konsens, dass ein Einkaufszentrum durchaus positiv wäre. Allerdings lehnen 65-70% der Bürger den Flächenabriss klar ab. Es gibt also ein klein wenig Hoffnung. Die Diskussion ist in vollem Gange.....


    Jetzt ein paar detailliertere Bilder zu den Abrisskandidaten:


    Berliner Straße (3 Gebäude):


    Links die 5 Gebäude werden mit einbezogen:



    Abriss:

    von der anderen Seite aus gesehen

    diese 2 bleiben erhalten:


    auf der Salomonstraße (5 Gebäude): alle sollen abgerissen werden!!!

    in Einzelansicht:

    Abriss

    Abriss

    wie man sieht, sind sogar 3 sanierte Objekte dabei

    Der wohl schmerzlichste Verlust auf der Salomonstraße ist dieses für Görlitz einzigartige Jugenstiljuwel:

    auf alten Plänen ist noch ein riesiger Turm verzeichnet, der ungefähr 1/3 der Dachfläche einnahm:

    und noch mal die gesamte betroffene Zeile linkerhand:

    Ich hoffe der Widerstand wächst....

  • Ich glaub mein Schwein pfeift, solche Gebäude sollen abgerissen werden? eye:)

    Das sieht aus als ob die Sanierung kein Jahr her ist. Selbst die Zierdächer der Gauben sind noch unbefleckt. Die weiteren Gebäude sind darüberhinaus auch im größerem Maße erhaltenswert. Der Abriss wäre wirklich ein absoluter Skandal, man sollte mobilisieren.

  • Wenn schon derart detaillierte Aussagen zu den avisierten Abrissen getroffen werden können, sollten doch auch vergleichsweise tiefgreifende Pläne für den Neubau vorliegen. Diese muss man in ihrer gesamten zu erwartenden Armseligkeit zeigen und dann erst entscheiden, ob ein Rewe-Markt solche Abrisse rechtfertigt.
    Meiner Meinung nach muss die gesamte gezeigte "Stangenware" nicht unbedingt erhalten werden. Wenn aber ein typisches Florana-Projekt an deren Stelle treten soll, muss man sich über die Sinnhaftigkeit jedweder Veränderung durchaus seine Gedanken machen.

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  • Eine Visualisierung für die Öffentlichkeit liegt noch nicht vor, da das Projekt in diesem Monat in Gänze erst dem Technischen Ausschuss vorgelegt wird. Den Fachgremien, bspw. Der Stiftung Denkmalschutz oder der unteren Denmalschutzbehörde liegen anscheinend schon Visualisierungen vor, da selbst die SZ schon Eine von der Berliner Straße eingestellt hatte. Das Projekt wird vermutlich noch diesen Monat in der Öffentlichkeit präsentiert.
    Das jedoch was bei der SZ zu sehen war, entspricht genau den Erwartungen an einen Nettekovschen Bau L. Deshalb, wie gestern schon beschrieben, ist die Kritik der Denkmalexperten auch so groß.

    Das Jugendstilgebäude auf der Salomonstraße ist meiner Ansicht nach keine Stangenware, es ist ein Unikat für Görlitz. Bei den anderen Gebäuden handelt es sich durchaus um typische Görlitzer Mietshäuser. Der bittere Beigeschmack ist nur, dass einige sanierte Objekte dabei sind und auch der Rest in der Bausubstanz als ungefährdet eingestuft werden kann. Und genau da liegt der Hund begraben: Wenn diese ohne größere Widerstände abgerissen würden, wäre das ein verheerendes Signal für andere Bauherren. Warum sollten sich in Zukunft Bauherren noch abmühen selbst verfallenste Gebäude liebevoll zu sanieren, wenn ihnen an anderer Stelle aufgezeigt wird, dass für einen Großinvestoren alles, im sonst so strengen Görlitzer Denkmalrecht, möglich ist.

    Hier die Visualisierung aus der SZ für die Berliner Straße:

    Für die Salomonstraße ist Fassade aus einem Stück geplant, also sicherlich ein ästhetische Meisterleistung von europäischem Range und endlich ein architektonischer Genuss in dieser durch ihre bisher historische Bausubstanz geprägten Ecke. (Ironie off)

  • Die drei Häuser die auf der Berliner Straße abgerissen werden sollen, haben zwar keine aufwändige Fassade mehr, das liegt aber daran, das gerade auf der Berliner (auf Grund des Umbaus zur Fußgängerzone und dem Vorzeigeeffekt dieser Haupteinkaufstraße) sehr viele Fassaden zu DDR-Zeiten entstuckt wurden. Das sieht man allein am obersten Gebäude, das abgerissen werden soll. Es hat einen (noch nicht entstuckten) gespiegelten Zwillingsnachbarn. Hier zu sehen:

    Berliner 39 (zum Abriss vorgesehen):

    Berliner 38a (Nachbar mit originaler Fassade):


    Daher sind die drei Fassaden zwar nichts besonderes, aber gerade durch eine neue Nutzung hatte ich mir die Sanierung mit Herstellung der originalen Fassade erhofft (welche die anderen zwei Gebäude an der Berliner und alle an der Samolonstraße sogar noch besitzen).
    Dies ist z.B. bereits in den 90ern bei den Zwillingshäusern Berliner 18 und 19 geschehen. Hier zum Vergleich:

    Vor der Sanierung (Quelle: Bildindex):

    Nach der Sanierung:

    Das könnte man also mit den aktuell zum Abriss vorgesehenen Häusern machen. Der Zustand der oben gezeigten Fassade Berliner 18+19 hat sogar erstaunlich viel Ähnlichkeit zur Berliner 40, nur dass das Erdgeschoss noch aufwändiger ist.

  • Man könnte sich m. E. in Görlitz durchaus das Vorbild der "Bilderbogenpassage" in Neuruppin nehmen, welche einen innerstädtischen Blockinnenbereich einnimmt, jedoch ohne Abrisse der umgebenden Bebauung errichtet wurde. Wo ein Wille ist, ist meistens auch ein Weg - aber gerade daran dürfte es bei Nettekoven wohl scheitern?

    Zum Projekt "B40":
    http://de-de.facebook.com/notes/interess…150447300031245
    goerlitz21 e.V. - Stadtgespräch seit Wochen. Das Passagenprojekt B40 Berliner Strasse / Salomonstrasse


    Eine darüber hinaus schöne Seite:
    Das Portal über Sehenswürdigkeiten, Infos und News aus Görlitz - Unser Görlitz

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • das gerade auf der Berliner (auf Grund des Umbaus zur Fußgängerzone und dem Vorzeigeeffekt dieser Haupteinkaufstraße) sehr viele Fassaden zu DDR-Zeiten entstuckt wurden.


    Wie grotesk. Einer der Gründe, warum mir die Görlitzer Hauptfußgängerzone nie so richtig gefallen wollte. Ausgerechnet sie fällt im Vergleich zu den anderen Straßen der gründerzeitlichen Erweiterung ab, anstatt - wie man es eigentlich erwartet - noch eins draufzusetzen. Wie macht sich eigentlich der neue Belag? Da würden mich mal Fotos interessieren.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Bekanntes Prinzip: Altbauten erwerben, jedoch von Anfang an deren Sanierung oder Einbeziehung in das geplante Projekt gar nicht erst in Erwägung ziehen, sondern stur an einem standardisierten Neubauplanverfahren festhalten. Das Verhalten, das Herr Nettekoven in Sachsen an den Tag legt, ist einfach nur noch beschämend. Jeder Altstadtfreund muss sich fürchten, wenn irgendwo der Name dieses Mannes auftaucht. :kopfschuetteln:

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Jeder Altstadtfreund muss sich fürchten, wenn irgendwo der Name dieses Mannes auftaucht.


    Muss man sich nicht viel eher vor den Verantwortlichen in der Stadtbaupolitik fürchten, die diesen Mann in ihrer Stadt gewähren lassen? Radeberg hat sich vor Nettekoven nicht gefürchtet, sondern sein Vorhaben mutig abgelehnt. Niemand ist gezwungen, Modernistenprojekte durchzuwinken.

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  • Mich würde es wundern, wenn das Projekt nicht umgesetzt wird. Im Osten - und da ist Görlitz keine Ausnahme - hat der Investor als rettender Heilsbringer eine zentrale Rolle in Politik, Verwaltung und Bevölkerung. Das Bewusstsein ist dort so auf den Investor und seine "erlösende Investition" ausgerichtet, dass andere Argumente kaum ziehen - was sehr schade ist. Die Haltung ist relativ klar: Wir können nicht alle vom Tourismus leben und deshalb muss sich ein Investor auch mal "austoben" dürfen, damit Jobs entstehen.