Berlin - einst und jetzt

  • Mir sind in diesem Gebiet keine Reko-Pläne bekannt. Diese ruhige und verträumte Ecke zwischen den Verkehrs-Durchgangsschneisen in Mitte hätte eine Aufwertung verdient. Irgendwie scheint dieses Gebiet nicht in dem Blickpunkt weiterer baulicher Entwicklungen zu stehen und das obwohl dieses Gebiet Aufgrund der Lage und der vorhandenen historischen Restbebauung viel Potential besitzt.

    ...

  • Bei den Wiki Commons finden sich auch noch Bilder der sehr urtümlichen, alt-Berlinerischen Parochialstraße (http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Parochialstraße_(Berlin) ), die direkt auf den Molkenmarkt zuführt.

    Überaus charmant: Parochialstraße 27-32

    Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_B_145_Bild-P063078,_Berlin,_Häuser_am_Molkenmarkt.jpg


    Und einige Bilder vom historischen Molkenmarkt:


    Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berl…markt,_1902.jpg
    ([url=http://www.zeno.org/Ansichtskarten…?hl=molkenmarkt]Hier bei ZENO.org[/url] gibt es noch mal die selbe Ansicht in Sepia & groß)


    ^ Auch wenn er gründerzeitlichen Ursprungs sein mag, aber dieser runde Eckbau ist einfach genial. Sowas braucht Berlin wieder! Dort könnte z.B. ein Café samt hochwertiger Wohnungen oder Gästeräume rein. Würde weggehen wie warme Semmeln!


    Und mindestens diese tolle Häuserzeile muss wiederkommen:

    http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_B_145_Bild-P063065,_Berlin,_Häuser_am_Molkenmarkt.jpg


    Es muss wenigstens direkt am Markt die komplette Ensemblewirkung wiederhergestellt werden.
    Mit dem fantastischen Stadthaus (das leider allein auf weiter Flur steht) und der nahen Parochialkirche mit bald wiederhergestelltem Turmhelm könnte sich hier ein wundervoller, einzigartiger Berliner Stadtraum ergeben - der ein echtes, belebendes Kontrastprogramm zum nahen Alexanderplatz und seiner Umgebung bietet. Das ist es doch, was die Modernisten immer wollen, oder? ;)


    Bezüglich der Petrikirche gebe ich dir absolut recht. Dieser für Berlins Mitte so prägende Turm ist einer der herbsten Verluste unter den Schlüsselbauten.

    Die 1853 geweihte neogotische Kirche war einfach auch aufgrund der recht beengten Platzverhältnisse einmalig. Auf schmalem Grundriss eine derart hohe Kirche - das gab es so nicht oft.

    Ein Bild von [url=http://www.zeno.org/Ansichtskarten…?hl=petrikirche]ZENO.org[/url] (dort findet ihr etliche weitere Großansichten des alten Berlins):

    Quelle: [url=http://www.zeno.org/Ansichtskarten…lin/Petrikirche]Zeno.org[/url] (Bei Klick auf den Link findet ihr auch die volle Bildauflösung)


    Und eine schockierende Aufnahme von 1951... Die Kirche hatte den Krieg nahezu unbeschadet überstanden - sie wurde ab 1960 abgerissen, um der größenwahnsinnigen autogerechten Stadtplanung Platz zu machen :weinen:

    [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bun…rche,_Ruine.jpg]Wiki[/url]

    Weitere interessante Bilder zu Abrissopfern der Nachkriegszeit findet ihr unter anderem hier.


    Der Petriplatz ist die Keimzelle Berlins, dort nahm alles seinen Anfang! Und was finden wir dort heute? Nichts, außer [url=http://maps.google.de/maps?f=q&sourc…006909&t=h&z=17]gähnender Einöde[/url] :kopfschuetteln:

  • Besten Dank, Erbsenzähler! Vielleicht sollten wir einen eigenen Thread zum Klosterviertel und zum Petriviertel aufmachen.

    Man könnte - sehr ernsthaft, wie ich denke - zudem eine Rekonstruktion des von Karl Friedrich Schinkel in der Klosterstraße, also im gleichen Block wie der Jüdenhof, errichteten Gewerbeinstituts in Erwägung ziehen. Hier rechts auf dem Gemälde Gärtners zu sehen:

    http://www.johost.eu/user/data/images/wImagem13w.jpg\r
    http://www.johost.eu/user/data/images/wImagem13w.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7e/Beuth_Gewerbeinstitut.jpg\r
    upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... stitut.jpg

    Dieser in den 1820er Jahren errichtete Bau für das Institut des preußischen Reformers Beuth (siehe Statuen am Schinkelplatz) stellt meines Erachtens einer der bedeutendsten und wegweisendsten Schulbauten der Berliner Architekturgeschichte dar. Die Fassadengestaltung nimmt geradezu viele Bauten Kollhoffs oder Kleihues' vorweg. Angesichts der Schinkel-Manie, der in Berlin gefrönt wird, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass man hier offene Türen - insbesondere bei Stimmann, Kollhoff, Kahlfeldt etc. - einrennt.


    Weitere, sehr gute Bilder zum Berliner Jüdenhof (insgesamt 22 Stück):

    http://www.bildindex.de/?+pgesamt:%27j%C3%BCdenhof%27%20+pgesamt:%27berlin%27#|home\r
    http://www.bildindex.de/?+pgesamt:%27j% ... n%27#|home

  • Um das ganze einmal zu bündeln:

    Mein Vorschlag für Aktivitäten in Berlin wäre:
    - Debatte und Initiative für eine sorgsame Gestaltung des Großen Jüdenhofs
    - Debatte um die Gestaltung des Petrikirchplatzes, wo zumindest eine Erinnerungsstätte an die ehemalige Kirche, besser noch eine Teilrekonstruktion des ehemaligen Turms, angestrebt werden könnte
    - Debatte um eine Rekonstruktion der Fassade von Schinkels Gewerbeinstitut in der Klosterstraße

  • Und neben die Petrikirche Überlebten offenbar auch einige Wohnhäuser........
    Was noch alles da stand wurde allmählich abgeräumt. Hunderte von Bauten.

    Bei die Bilder der Petrikirche ist auch ein Gemälde von Gaertner und zeigt wie schön damals die Mitte war!

    Dann noch das Marienviertel...... es gibt von diesem dichtbebauten Viertel viele Bilder aus der Luft (30-er Jahren).
    Muss ungeheuer tolles Stadtgebiet gewesen sein.

    Ja das runde jugenstilartige Gründerzeiteckhaus am Molkenmarkt (mit Uhr) ist eigentlich recht phantastisch. Die Formen sehr interessant und ein grosser Unterschied zu moderne Bauten, von denen es oft "nichts" zu bewundern gibt.

    Wenn "nur" 100 profane Bauten des ehemalige Herz Berlins rekonstruiert werden könnten, dann gibt es wieder eine Altstadt zum Bummeln oder sogar zum Wohnen. Soll doch bei Stadtentwicklung von APH-mitglieder angesteuert werden.

    Ein schöner Bilderreicher Artikel in einer Berliner Zeitung kann auch helfen wenn z.B. jeder Monat so ein Artikel mit schöne Bilder erscheint: Bilder der ehemalige Altstadt.

    Mag sein dass die Bevölkerung heute andere Probleme hat, aber eine richtig schöne Altstadt soll doch von fast jeder erwünscht sein.

  • Zitat von "MoeBln79"

    Hier fehlt auf jeden Fall noch der Wittenbergplatz, ein weiteres Beispiel für desaströse Berliner Nachkriegsarchitektur:

    Um 1900
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e8/Berlin_U_Bahnhof_Wittenbergplatz.jpg\r
    upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... gplatz.jpg

    Heute:
    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Berlin_Wittenbergplatz.jpg&filetimestamp=20061230234335\r
    de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 1230234335

    Hab hier nochmal zwei aktuelle Aufnahmen von gestern wo man vergleichen kann:

  • Würde man das Europa-Center und auf der anderen Seite diesen hellgrauen Klotz abreißen, wäre für die Sichtbeziehungen viel getan. Aber bald kommen ja noch mehr Hochhäuser an den Breidscheidplatz...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ein Blick vom Spittelmarkt in die Gertraudenstraße Richtung Mühlendamm

    In etwa die gleiche Blickrichtung vom ungefähr gleichen Standort heute.

    Bilder sind gemeinfrei bzw. von mir

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke dafür! 8) Auch wenn der Vergleich ziemlich ernüchternd ausfällt.. Immerhin ist der schöne Eckbau mit den Giebeln im Hintergrund geblieben. Die Petrikirche ist ein dringender Rekonstruktionskandidat, zumindest der Turm!


    Hast du die historische Ansicht zufällig aus einem Argon- oder Heyne-Buch? Mir kommt die so bekannt vor..

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Hast du die historische Ansicht zufällig aus einem Argon- oder Heyne-Buch? Mir kommt die so bekannt vor..

    Die Ansicht ist vom guten alten Waldemar Titzenthaler. Die Bilder schwirren überall rum - ich kenne sie außerhalb des Internets v. a. aus den Werken des Nicolai-Verlags

    Welches Argon- oder Heyne-Buch hattest Du im Sinn?

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    (Immanuel Kant)

  • Die Voßstraße vom Wilhelmplatz aus gesehen im Jahr 1946 scheint zum Teil noch in leidlichem Zustand zu sein. :?

    Vorn rechts das Palais Borsig auf der Ecke zwischen dem Erweiterungsbau der Alten Reichskanzlei und der Neuen Reichskanzlei.
    Am hinteren Bildrand befindet sich übrigens die Rückseite des Messelschen Wertheim/Leipziger Str.


    Heute steht nur noch ein einziges dieser Häuser in der plattenbaugesäumten Ödnis

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Uch, der Vergleich ist niederschmetternd. Für die Zukunft bleibt nur zu hoffen, dass an dieser Stelle eine gute (traditionelle) architektionische Lösung gefunden werden kann. Die Platte ist ja leider bezeichnend für Berlin.

  • Warum wurden die gut erhalten Gebäuden links im Bild abgerissen bis zu das rotbraune Gründerzeit Haus was noch da ist?
    Ok das Palais Borsig war Unterteil der Reichskanzlei Komplex. Was ich vom Entwurf Speers so schön finde ist das dieses ältere Palais in die Neubau integriert wurde.

    Warum doch alles abgerissen wurde?? Die Mauer war weit entfernt..... Was alles noch um die Petri Kirche stand... was alles noch in Berlin stand.... sogar Teilen Schöneberg sahen schlechter aus. Warum ausgerechnet dieses historischen Herzstück einfach kaputt gemacht wurde.. heute nicht zu verkraften.

    Finde noch immer das in Berlin viel zu wenig getan wird um EINIGE der alten monumentalen klassische Bauten zu rekonstruieren. Es kann so viel zurückbringen, statt immer denselben modernen Kisten da zu bauen (sehe Friedrichswerder).

    Was haltet euch davon? Bin aufrecht neugierig nach Meinungen.

    Sehe die Chance gleich NULL dass etwas historisches wieder bestaunt werden kann. Das verschwunden Museum für Völkerkunde war so einer riesen Chance, Haus Vaterland, Hotel Eden am Kurfürstendamm, Hotel der Fürstenhoff am Leipziger Platz und Stresemann Strasse, die Wilhelmstrasse, die Voss Strasse, die Leipziger Platz, die Pariser Platz. Alles heute nur modern.......warum um Gotteswille verlangt niemand nach die einstige klassische Bauten??? :?:

  • Ja, Berlin ist leider in weiten Teilen verloren. Ich bin heute beim "Neuen Museum" gewesen und habe dabei gleich einmal wieder die Gelegenheit genutzt mit dem 100er Bus zu fahren um ein bisschen Sightseeing zu machen, denn auch wenn ich selber Berliner bin komme ich irgendwie eher selten in diese Ecken. Leider war das Ganze sehr ernüchternd, denn das ganze letzte Stück vor und inkl. Berlin Zoo ist wirklich ein städtebaulicher Totalausfall und wohl nie wieder zu reparieren.

  • An dieser Stelle stand früher die Zentrale der Deutschen Reichsbahn, weiter südlich angrenzend in der Wilhelmstrasse das Verkehrsministerium.

  • Zitat von "MoeBln79"

    Ja, Berlin ist leider in weiten Teilen verloren. Ich bin heute beim "Neuen Museum" gewesen und habe dabei gleich einmal wieder die Gelegenheit genutzt mit dem 100er Bus zu fahren um ein bisschen Sightseeing zu machen, denn auch wenn ich selber Berliner bin komme ich irgendwie eher selten in diese Ecken. Leider war das Ganze sehr ernüchternd, denn das ganze letzte Stück vor und inkl. Berlin Zoo ist wirklich ein städtebaulicher Totalausfall und wohl nie wieder zu reparieren.

    Palantir verlinkt im Thema Staatsoper einen Artikel aus der Morgenpost, wo rechts unten Bilder und Zukunftsbilder von der Gegend Berlin Zoo gezeigt werden: http://www.morgenpost.de/berlin/article1048935/Staatsoper_Sanierung_Der_Sieger_steht_fest.html\r
    http://www.morgenpost.de/berlin/article ... _fest.html

  • Palantir.

    Es ist doch erstaunlich dass die Voss Strasse nach die harten Kämpfen um der Mitte (Zitadelle) noch so gut ausieht.

    Das war ja ganz anders gerade um die Ecke der Voss Strasse richtung Saarlandstrasse

  • @uaoj36: Ist wohl so, da bist Du aber wohl belesener, warum das so ist...
    Man beachte, dass ausgerechnet Europa- und Deutschlandhaus in der damaligen Saarlandstraße trotz schwerer Zertörungen wieder aufgebaut worden sind, während mit beinahe allem anderen in der Gegend recht kurzer Prozess gemacht wurde.
    http://www.topographie.de/de/pop_up/sti1_02.htm


    Aber weiter im Programm; eine weitere der unzähligen schmerzlichen Komplettveränderungen Berlins - diesmal in Kreuzberg.

    Hallesches Tor im Jahre 1894

    Heute ein sensationell schmuddeliges Fleckchen

    Die Bilder sind gemeinfrei bzw. von mir.

    Auch hier sind die Wunden im Stadtbild derartig präsent, dass Herr Chipperfield wohl eine wahre Wonne verspürte. :(

    Man beachte, wie hervorragend der Figurenschmuck der Brücke in Komposition mit der ergänzenden Architektur der Umgebung verschmilzt und einen vorher nicht für möglich gehaltenen Akzent setzt! Warum schreibt das Feuilleton nicht über diese tollen, überall zu findenden und eindrücklichen Kontraste, welche geradezu in Ehrfurcht erstarren lassen und dabei die Präsenz und Geschichtlichkeit jeder städtischen Örtlichkeit offenbaren?


    Hier ist noch eine kleine Klick-Galerie von anno dunnemals zu betrachten.
    http://www.dormanns-dekobild.de/galerie.html

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke für den Vergleich, Palantir. Der Belle-Alliance-Platz (heute Mehringplatz) ist wirklich einer der herbsten Einschnitte in das Stadtgefüge, gerade auch weil die Skulpturen vor Ort (Friedenssäule, Brücke) und der beibehaltene Grundriss noch unmittelbar dieser ehemaligen Pracht gedenken - und in Verbindung mit der grausigen Bebauung dann ungeheuer zu erschrecken vermögen.
    Ein furchtbarer Anblick, der mich an Berlin stets mit am meisten stört.

    Hier hilft wirklich nur eins: Komplettabriss der vorhandenen Billigbebauung, Rekonstruktion des Halleschen Tores, der Brücke & ergänzend einiger Einzelbauten am Platz und historiserende Neubebauung auf dem früheren Grundriss. Was könnte das für ein Prachtplatz sein! Vllt. wieder einer der schönsten der Stadt. Mieter würden sich finden, gar keine Frage. Man könnte es ähnlich wie das Townhouse-Projekt am Friedrichswerder handhaben und den Bauherren die freie Hand zwischen historisierenden Neubauten (mit Vorgaben bzgl. Höhe etc.) & Rekos lassen.

    Der Platz steht genau in der historischen Achse Friedrichstraße/Wilhelmstraße und könnte, so denn angemessen wiederhergestellt, eine stadtteilweite Vitalisierung für Kreuzberg bewirken. Vllt. ein ähnlicher oder gar noch impaktreicherer Anstoß wie damals in Prenzlberg, als dort das Experiment mit der Sanierung & Teilreko von wichtigen Einzelbauten begonnen wurde.
    In Berlin hat man Mut, da kann man so ein Projekt wirklich mal wagen.

    Das wär doch was, nicht? ;)

  • Zitat von "Pilaster"

    Palantir verlinkt im Thema Staatsoper einen Artikel aus der Morgenpost, wo rechts unten Bilder und Zukunftsbilder von der Gegend Berlin Zoo gezeigt werden: http://www.morgenpost.de/berlin/article1048935/Staatsoper_Sanierung_Der_Sieger_steht_fest.html\r
    http://www.morgenpost.de/berlin/article ... _fest.html

    Na ja, ob das die Situation wirklich verbessert bezweifle ich, zumal keine Abbrüche der hässlichsten Gebäude am Platz geplant scheinen und gegen die wirklich schlimme Bebauung zwischen Siegessäule und Zoo ist damit auch nix getan.