Berlin - einst und jetzt

  • Da kann ich nur voll zustimmen. So viele kunstvolle und wertige Bauwerke waren nur leicht beschädigt, wurden nach dem Krieg entweder direkt abgerissen, oder noch 10 - 20 Jahre genutzt um dann abgerissen zu werden. Die Wertigkeit solcher Bauwerke war den Deutschen nicht mehr bewusst, sonst hätten sie nicht kostbare und sehr kunstvolle Fassaden zerstört um sie danach durch ein Beton - Billigprodukt zu ersetzen.

    Auch ein schöner Vergleich:
    Ein weiteres Bauwerk, was es verdienen würde rekonstruiert zu werden:

    Dorotheenstraße einst:

    und jetzt:

  • Prinz-Albrecht-Straße, Preußischer Landtag, ca. 1900

    Niederkirchnerstraße, Berliner Abgeordnentenhaus, 2016

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Gesundbrunnen, Swinemünder Brücke (sog. Millionenbrücke) über die Ringbahn- und Fernbahngleise, bis zum Jahr 1905 errichtet nach Plänen von Friedrich Krause und Bruno Möhring.

    1910

    2016

    1910

    Bildquelle: www. bildindex.de

    2016

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Mal ein paar kleine Einblicke aus Alt Treptow, die alten Fotos sind leider von minderer Qualität:

    Elsenstraße in der Höhe des S-Bahnhofes Treptow:

    1966

    2016

    Etwas weiter in Richtung Neuköln zu, gab es einen alten Straßenbahnhof:

    1976

    Heut steht dort ein Konsumtempel:

    2016

  • Das Haus Schiffbauerdamm N°5 im Jahr 2010, so sieht' heute auch noch aus.


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Beek100', CC BY-SA 3.0 unportiert

    Sensationell, wie man das prachtvolle, 1892 errrichte Haus, nach dem Krieg geschändet hat!
    Dazu verweise ich auf diese beeindruckende Postkarte des Jahres 1951.

    Weitere Nachkriegsaufnahme, die zeigt, dass das linke Nachbarhaus ebenfalls dran glauben musste.

    Und jetzt noch ein wenig Fake-News:

    Nach dem Mauerfall 1989 wurde das Restaurant geschlossen und konnte erst 1996 nach umfassenden Sanierungsmaßnahmen wieder eröffnet werden. Die einst prunkvolle Stuckverzierung wurde im Krieg zerstört. Heute zeugt nur noch ein Mosaik mit der Darstellung der Borussia von der ursprünglichen Pracht der Fassade. [...]
    Das Gebäude wurde nach dem 2. Weltkrieg von dem Architekt Hermann Henselmann, dem Erbauer der Stalinallee, restauriert.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Haus Schiffbauerdamm N°5 im Jahr 2010, so sieht' heute auch noch aus.

    Ich kann es nicht begreifen - die scheußliche Entstuckung fand in den 60iger Jahren statt....gut, es fehlte wohl an Material und Geld es wieder gescheit herzurichten. Doch spätestens als es saniert wurde, hätte man doch die Chance nutzen können das alte Antlitz wieder herzustellen. Die Mieten in der Gegend sind derart fürstlich, daß da auch äußerlich ein fürstliches Erscheinungsbild angemessen gewesen wäre.

    Nebenher bemerkt: das Ganymed war ein Stammlokal des MfS.

  • Dazu verweise ich auf diese beeindruckende Postkarte des Jahres 1951.

    Der alte Friedrichstadtpalast wäre aber auch so ein Kanditat für das häßlichste Gebäude...

  • Und jetzt noch ein wenig Fake-News:

    Die Bomben der Engländer sowie Panzergeschosse und Maschinengewehrsalven der Russen sind immer nur direkt an der Fassade entlanggeglitten und haben da so oft und so lange drangeratscht, bis der letzte Stuck abgesplittert war. Die Bomberpiloten und die Panzerschützen haben also immer nur auf den Stuck draufgehalten. Dabei mussten sie sehr gut zielen, damit auch wirklich der gesamte Stuck restlos abfällt, während das restliche Haus stehenbleibt, ja sogar unversehrt bleibt. Denn genau das war die Absicht der Alliierten. Durch die gezielte Stuckvernichtung (sog. Moral Entstucking) wollte man den Willen der Bevölkerung brechen. Das hat auch funktioniert. Beweis: Die vielen noch heute in Berlin zu sehenden entstuckten Häuser.

  • Innen ja, aber außen, das war keine Architektur, das war einfach nur eine übergroße Scheune...

    Das war keine Scheune, sondern eine umbaute Markthalle. Ich fand das Gebäude überhaupt nicht häßlich - gut, es war äußerlich schlicht gehalten - aber im Gegensatz zu dem was heut diesem Platz "ziert"...... :kotz:

  • Kreuzberg, Dessauer Straße N°2 (Architekt Bruno Schmitz)

    Bildquelle: Digitales Architekturmuseum der TU Berlin

    Heute:

    Mitte, Dorotheenstraße N°84, Preußisches Finanzministerium, Erweiterungsbau

    Heute (Dorotheenstraße N°3):

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    (Immanuel Kant)

  • Das Theater am Schiffbauerdamm wurde 1892 als Neues Theater nach Plänen von Heinrich Seeling errichtet.

    Dem Automobil nach zu urteilen wohl etwa 1920 ff.

    Oben im Rundbogen ein Zitat des Theaterdirektors aus dem Faust als Inschrift:
    "Wie machen wir's, dass alles frisch und neu. Und mit Bedeutung auch gefällig sei?"

    Später wurde dieses offenbar entfernt.
    Bildquelle: Digitales Architekturmuseum der TU Berlin

    Dann 1946 - das Theater ist offenbar noch unversehrt:

    Und jetzt geht's schrittweise weiter, quasi wie bei einem mittelalterlichen Folterknecht.

    π mal Daumen um 1950 müsste das sein.

    1951, neu gestrichen und nochmals glatter.

    Dieses Bild von 2006 - wann der letzte äußere Vernichtungsschlag erfolgte, weiß ich nicht. Vermutlich zusammen mit der Abstuckung der davorliegenden Häuser am Schiffbauerdamm. Zum Glück ist das Theater im Inneren weitgehend erhalten...
    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Andreas Steinhoff'

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (25. März 2018 um 18:29)

  • Bei der nächsten Sanierung, und die scheint das Haus nötig zu haben, sollte zumindest der Zustand von 1950 wiederhergestellt werden. Der Zeitzeugen- und Ruinenkultunsinn zieht hier auch nicht, denn das Haus wurde lange nach dem Krieg willkürlich verunstaltet.
    Wessen Geistes Kind muss man eigentlich sein mühsam erhaltenes und schönes letztendlich mutwillig zu zerstören? Dann noch so ein grässlicher, brauner Rauputz. Das ist doch krank...ernsthaft.

  • In Berlin gibt es ja echt noch einiges an Altbausubstanz, welche halt durch Entstuckung jegliche Ästhetik verloren hat. Wie teuer ist eigentlich eine Fassadenrekonstruktion eines typischen Gründerzeit-Altbaus wie in Kreuzberg? Hat da jemand Informationen? Sollte eigentlich steuerliche Anreize geben für Fassadenrekonstruktionen. Ein etwas aufgehübschtes Stadtbild kann ja durchaus auch wirtschaftliche Vorteile bringen.