• Ich hab beim Vorbeifahren eine interessante Entdeckung in der Baugrube am Rudolfplatz gemacht. Für alle, die es nicht mehr präsent haben, dort ensteht eine "exklusive architektonische Aufwertung", ein "markanter Neubaukomplex mit hohem Wiedererkennungswert" (O-Ton Webseite :rolleyes: ) :

    Wallarkaden-Koeln-Hero.jpg

    Im linken Bereich der Baugrube erkennt man eine Mauer aus Basaltsteinen:

    Rudolfplatz Baugrube

    Rudolfplatz Baugrube
    Diese Basaltsteine (höchstwahrscheinlich aus der Eifel) wurden im mittelalterlichen Köln in den unteren Bereichen von Gebäuden verbaut, man findet sie auch am Stapelhaus, am Rathausturm, am Gürzenich oder auch am Hahnentor, welches unweit der Baugrube steht:

    Rudolfplatz Baugrube
    Angesichts der Lage unmittelbar vor der Stadtmauer, muss es sich in meinen Augen um Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung handeln. Ich bin aber kein Experte, vielleicht hat jemand hier eine Erklärung? Die eigentliche Stadtmauer stand ja ein paar Meter weiter entfernt.

    Da ich zu dem Fund keine Informationen gefunden habe, habe ich mal eine Anfrage an die Projektentwickler geschickt.

    PS: Wie an Baustellen üblich, wird das Projekt auf Planen am Baustellenzaun vorgestellt, hier hat jemand eine passende Korrektur vorgenommen ;) :
    Rudolfplatz Baugrube
    (Also ich wars nicht :D ).

  • Ich war vor zwei Wochen her in Köln um mich die Stadt bei 36 Grad Hitze anzusehen. 2 Tiefe Eindrucken: die Innenstadt mit Hohe Strasse hat architectonisch nichts zu bieten: nur Laden und Horeca. Gebiet rund der Dom und Bahnhof sehr wechselend: einerseits Maria zur Himmelfahrt: sehr schöne (Rekonstruktion) auch am Innern. Rund der Dom: sehr däprimierende Bauten; eine Stadt mit Über 1 million Einwohner unwürdig. Dom Hotel: entkernt, Fassade steht noch. Die Fassade des riesigen Bahnhofs: Billigbau und wieder unansehlich. Der Bahnhof selber: sehr wichtig und sehr anwesend. Dachaufbauten (modern gestalltet) einer grossen klassisistichen Bau am Rhein: auch sehr unpassend!! Ja hier kein stolze Stadt ausserhalb der gigantische Dom. Die Dächer bestimmen eine Stadt!!!

    Am Rhein und der Altstadt: Karnaval, Altbauten, Gassen Neubauten: eine interessante und gute Misschung. Am Rheinufer: auch hier eine Promenade. Schade das am Schokolade Museum im Altbau mit moderne Anbauten, alle ursprüngliche Details und Türmchen entfernt wurden. So gingen wieder viel historische Details verloren, wenn die Gebäuden am Rheinufer saniert wurden.

    Severinstrasse und südlich: abwechselend, viele Nachkriegsbauten. Ring und Neustadt: nur am Urbierrng sieht Köln gut aus. Am Rhein: die 3 moderne grosse "Kranbauten", mit andere modernisierte päckhäuser und sehr moderne Bauten sehen die sehr gepflegt aus, fast wie gestern gebaut. Die Seitenstrassen der Ring sehen etwas heruntergekommen aus, ob da in der 60-er viele Bauten einfach abgebrochen wurden. Der ganze Ring ist auch leider so.....Am Volksgarten Strasse....einiges (Jugendstill) steht noch, doch meistens sind und werden es kalte neubau Kasten.....leider. Die Kirchen, wie in Berlin, immer mit Schäden am Türme oder Dächer, behelflich abgedeckt, schon 70 Jahren jetzt. Auch Schade, denn Intakte Bauten vermitteln von einstige Pracht und haben eine positiven Einfluss auf der Umgebung!!

    Ja von der Neustadt doch noch ziemlich enttäuscht wie wenig Köln (wie Berlin) tut um das verblieben alte würdige Ansehen wenigstens zu sanieren und zu ergänzen wie in Wien, Leipzig, Potsdam, Halle oder die Aussenviertel Dresdens. Typisch für West Deutschland? Die tausende Abbrüche (80% der Neustadt war "erhalten, heute ist das 70% inklusiv abgestuckte Bauten oder quasi modernisiert) können leider nicht ungetan gemacht werden, der Ring bleibt wie sie ist, keine Prachtstrasse wie das bescheiden Stückchen Urbierring.

    Deutz: gibte einige schöne Gründerzeitler; fühlt wie ein gemütlicher Kleinstadt und Messe und Bahnhof sind erhalten!! Der Ufer rund (alte) Messe: sehr ungepflegt. Eine alte Kirche steht am Rheinufer. Ganz allein und verschlossen zwischen Neubauten. Keine Integration.

    Einmal editiert, zuletzt von Klassiker (19. September 2019 um 21:15)

  • Ein, wie ich finde, interessanter Bericht (ca. 4 Min) über die Möglichkeiten eines digitalen Stadtmodells.
    Diskutiert im Zusammenhang mit der "neuen Stadtmitte".
    Es gibt im Hintergrund auch einen kurzen Blick auf das alte Domhotel (z.B. ab 13:05).
    Digitales Stadtmodell, Quelle: WDR, Lokalzeit, zeitl. begrenzt abrufbar. Moderationshinweis: Ungültigen Link entfernt.

    Das "analoge" Kölner Stdtmodell ist im Rathaus zu besichtigen:
    Kölner Stadtmodell, Quelle:Stadt Köln

  • Im Kölner Rathaus sind im Hansasaal die "Propheten" zurückgekehrt:

    https://www.rundschau-online.de/region/koeln/p…sasaal-32851190

    Die 8 ursprünglich dort stehenden Figuren stammen wohl aus der Entstehungszeit des Rathauses und sind schon 600 Jahre alt. Da das Raumklima im Saal nicht optimal für das Holz ist, sind die Originale ins Museum gewandert und wurden durch Repliken ersetzt.
    Bemerkenswert ist, dass die Repliken nicht aus Holz sind, sondern aus dem 3D-Drucker stammen. Ich nehme an, man hat die Originalfiguren eingescannt und sie mit allen Rissen und abgesprungenen Ecken 1 zu 1 im 3D-Drucker nachgedruckt.

    Ich kann mich damit ehrlicherweise nicht besonders anfreunden. Wenn irgendein Gründerzeitler eine Figur aus dem 3D-Drucker erhält, meinetwegen, aber es handelt sich hier um das älteste Rathaus Deutschlands (wenn auch wiederaufgebaut) und den berühmten Hansasaal. Da sollte es doch drin sein, die Repliken neu aus Holz schnitzen zu lassen, die halten dann auch wieder die nächsten 600 Jahre...
    Aber wie immer ist das natürlich auch eine Geldfrage und in der Kölner Politik hat man für derlei Dinge ja leider ohnehin kein Gespür.

  • Bei der Höhe, in der die Figuren stehen, kann niemand erkennen, aus welchem Material die nun sind. Die Originale sind es ohnehin nicht mehr... Ich hab da keine Probleme mit.

  • Ein Problem habe ich damit im Prinzip auch nicht. Allzu hoch allerdings stehen die Figuren nicht. Es kommt auf die Ausführung an. Sollte diese schlecht sein, könnten das Besucher wohl schon erkennen. Was unschön wäre.

    Hier Bilder des Saales, um ein Gefühl für die Höhenverhältnisse zu erhalten:

    https://images.app.goo.gl/n8HPj3zoxT7dfSQU6

    https://images.app.goo.gl/Qy7THwYARJFZ1Bfw5

    https://images.app.goo.gl/VPtimvzH83siNc7t9

  • Ich möchte kurz auf die Bilder von Heimdall eingehen, da hier Verwechselungsgefahr entstehen könnte.
    Im Hansasaal stehen auf beiden Seiten Figuren, auf der südlichen Seite die sogenannten "Neun Guten Helden". Die Wand, wo sie stehen ist deutlich reicher verziert als die gegenüberliegende Wand.

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_hansasaal_aus_dem_14_jahrhundert_hdr_rathaus_hanssaal_8e7920331_600x450xcr.jpeg

    An der schlichteren Nordwand stehen die acht Propheten, um die es hier geht, die mal ursprünglich in einem anderen Raum, der Prophetenkammer, beheimatet waren. Möglicherweise sind sie erst bei der Umgestaltung der Prophetenkammer im Zuge des Umbaus der Alter-Markt-Fassade im 19. Jahrhundert in den Hansasaal gebracht worden.


    k%C3%B6ln_altstadt_nord_hansasaal_aus_dem_14_jahrhundert_hdr_rathaus_hanssaal_8e6620325_600x450xcr.jpeg

    Was aus dem Neun Guten Helden wird, ob sie auch noch ersetzt werden oder schon Repliken sind, ist mir allerdings unbekannt.

  • Bei allem Murks, den die evangelische Kirche in den letzten Jahren so gebaut hat... Das hier empfinde ich mal als durchaus sehr angenehmen Neubau hinsichtlich Materialität und auch mit den Rundbögen usw.:

    "Campus Kartause" am Kölner Kartäuserwall (bislang Parkplatz)

    Hier weitere Bilder des Architekturentwurfs der Kaspar Kraemer Architekten

  • Naja, ist ja quasi ein Hofbau. Dafür schon sehr kleinteilig und gut gegliedert mE. Die Schwäche ist die linke Straßenfassade, fensterlos und quadratisch-praktisch.

    Und die Dachprofilkante genügt mir auch. Schrägdächer passen gar nicht so recht zu dieser Art von Architektur im 50er-Stil, mit Lisenen usw. Gibt ja auch genügend Gründerzeitbauten mit Flachdach/Attika. Der ganz rechte Bau zur Straße wird anders gestaltet und bekommt ja ein Schrägdach (oder steht der schon?).

  • Ich war vor zwei Wochen zum ersten Mal in meinem Leben "richtig" in Köln (kannte es vorher nur von Durchreisen am Hbf). Ich fand die Domumgebung besser als erwartet, dort standen neben dem eingerüsteten Domhotel doch noch so einige prachtvolle und große Gründerzeitgebäude in diesem spätwilhelminisch monumentalen Stil herum. Auch war mir nicht klar, dass die Bahnhofshalle vollständig erhalten ist und wirklich "nur" die Empfangshalle neu gebaut wurde.

    Nur wenig weiter wird es dann aber in der Tat gruselig, die Umgebung des WDR-Geländes dürfte einer der Tiefschläge für einen innerstädtischen Bereich in einer deutschen Großstadt sein.

    Wir waren dann noch ein wenig in der Südstadt unterwegs, hier fiel mir auf, wie elegant eigentlich die Kölner Gründerzeit gewesen sein muss. Die Häuser sind wesentlich kleiner/schmaler als die Berliner oder Leipziger "Blocks", eher so wie in Bonn mit einem oder 2 Stockwerken mehr, häufig mit einer symmetrischen, drei- oder fünfachsigen Fassadengestaltung und sehr filigranem Fassadenschmuck. Auch in den schönsten Straßen stehen leider nurmehr vielleicht die Hälfte der ursprünglichen Gebäude, aber man ahnt in diesem Stadtteil zumindest, dass auch das hier bisweilen etwas verächtlich betrachtete Köln eine ganz eigene Ausprägung des Gründerzeitstils aufwies, die sich alles andere als zu verstecken braucht.

    Dies nur mal meine Beobachtungen, die alles andere als vollständig sind (waren nur einen Abend in der Stadt). Es gibt bestimmt auch noch besser erhaltene Viertel (Ehrenfeld?).

  • Agnesviertel und Rathenauplatz fand ich sehr nett. Gut hat mir auch der ganze Bereich Gereonskloster - Gerlingquartier - Friesenstrasse - Ehrenstrasse - Pfeilstrasse - Mittelstrasse und Neumarkt. Die Hohe Strasse ist schlimm, irgendwie fand ich die Breite Strasse deutlich angenehmer (wegen der Bäume). Ganz gute Grossbauten gibt es auch rund um Skt. Andreas.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Köln wird ja nicht wegen der spezifischen gründerzeitlichen Architektur bisweilen verächtlich betrachtet, sondern wegen dem Städtebau der Nachkriegszeit, der die Stadt entstellt hat.

    In dubio pro reko

  • Naja, die Nachkriegssoße ist doch überall gleich fürchterlich, zumindest in Nordwestdeutschland. Da unterscheidet sich Köln kaum von Essen, Bremen, Hannover oder Hamburg (und ich bezweifle, dass es sich signifikant von Frankfurt oder Stuttgart unterscheidet).

    Das Problem ist einfach, dass Köln auch innerstädtisch einen flächig hohen Zerstörungsgrad aufweist, ähnlich wie sonst eben nur Hannover, Bremen, Frankfurt und die Ruhrstädte. Und deshalb wie die anderen genannten Städte zurecht als eine der hässlicheren gilt, wobei es sich optisch erschreckend wenig von Bremen unterscheidet in der Summe/Anteiligkeit des Grusels an der Gesamtfläche, nur eben mit einer viel größeren ehemaligen Altstadt (was das ganze eben noch deprimierender macht) und einem insgesamt wesentlich großstädtischeren Gepräge, was wiederum ähnlich wie in Hamburg einige der größeren, prachtvolleren Geschäftsgebäude hat überleben lassen.

    Die Kölner Gründerzeit hat aber in den Wohnstraßen einen ganz eigenen, mir vorher unbekannten Reiz gehabt mit diesem kleinteiligen Aspekt, den man zumindest in manchen Ecken noch durchscheinen sah. Darum ging es mir. Ich finde ja die regionalen Unterschiede in der Art der gründerzeitlichen Architektur extrem interessant. Und die Südstadt wirkte wie ein ziemlich lebenswerter Stadtteil, wenngleich die Gentrifizierung auch dort natürlich zugeschlagen hat und die Hipsterdichte eher an manche Bereiche Berlins gemahnte.

    Als kleiner Trost für mich und am Beispiel Köln genannt ist Stadt dann dankenswerterweise doch noch etwas mehr als Architektur. Köln machte auf mich einen äußerst vitalen, jungen und lebenswerten Eindruck, wenngleich man sich natürlich lieber nicht ausmalt, wieviel schöner das alles mit weniger Kriegs- und Nachkriegszerstörungen wäre.

  • Den letzten Satz kann ich so 1:1 auch für Stuttgart bestätigen (dem man ja ähnlich schwer zugesetzt hat). Wenn ein historisches Stadtbild allerdings Priorität hat empfindet man bei Köln, Hannover oder Stuttgart immer einen Phantomschmerz, von dem man nur an wenigen Orten abgelenkt wird.

    In dubio pro reko

  • Ganz ähnlich hat es ja auch Kassel nach der Oktobernacht 1943.


    Wie Mittelalterlich war überhaupt die Altstadt von Köln noch vor dem 2 WK?
    Ich habe mal gelesen das viel Fachwerk durch Gründerzeit Gebäude ersetzt wurde.

    In wie fern muss man die Altstadt Kölns vor 45 denn bewerten?

    Einmal editiert, zuletzt von Fuldataler (23. September 2019 um 16:50)

  • Den letzten Satz kann ich so 1:1 auch für Stuttgart bestätigen (dem man ja ähnlich schwer zugesetzt hat). Wenn ein historisches Stadtbild allerdings Priorität hat empfindet man bei Köln, Hannover oder Stuttgart immer einen Phantomschmerz, von dem man nur an wenigen Orten abgelenkt wird.

    Volle Zustimmung. Die für mich interessante Beobachtung hierbei war, dass das auch meine Freunde, mit denen ich reiste, so empfanden, also diesen Phantomschmerz wahrnahmen, wenngleich sie es natürlich nicht so verbalisierten. Dies sind alles Leute in meinem Alter, die aber mit Architektur über ein allgemeines Interesse hinaus nichts am Hut haben - und doch haben sie instinktiv und ohne, dass ich sie triggern musste, die Finger in die Wunden gelegt und einen überraschend guten Blick für das Schöne gehabt. Und sie sind allesamt politisch genau wie ich im Niemandsland links der Mitte vorzufinden. Will sagen: Das Gefühl für Ästhetik ist alles andere als zugeschüttet in Deutschland, unabhängig von der politischen Einstellung.


  • Wie Mittelalterlich war überhaupt die Altstadt von Köln noch nach dem 2 WK?
    Ich habe mal gelesen das viel Fachwerk durch Gründerzeit Gebäude ersetzt wurde.

    Köln war sicherlich kein Frankfurt, Nürnberg oder Braunschweig - aber wenn man sieht, wieviele romanische Profanbauwerke vor dem Krieg noch in Köln existierten muss noch einiges an Substanz dagewesene sein - bzw. ist ja auch heute noch.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ganz ähnlich hat es ja auch Kassel nach der Oktobernacht 1943.


    Wie Mittelalterlich war überhaupt die Altstadt von Köln noch nach dem 2 WK?
    Ich habe mal gelesen das viel Fachwerk durch Gründerzeit Gebäude ersetzt wurde.

    In wie fern muss man die Altstadt Kölns vor 45 denn bewerten?

    Köln war architektonisch gesehen ein spannender Sonderfall, ob es den in der Art und Weise in Deutschland noch einmal gegeben hat, weiß ich nicht.

    Zunächst einmal ist es wichtig, festzuhalten, dass Köln seine letzte mittelalterliche Stadterweiterung (vollendet 1259) so großzügig geplant hat, dass über viele Jahrhunderte innerhalb der Stadtmauer Platz für Höfe, Felder und Gärten war. Auf dieser Karte von 1571 ist gut zu sehen, dass die Randbereiche der Stadt noch völlig unbebaut sind:

    Köln 1571

    Die Stiftskirchen St Severin, St Gereon und St Kunibert liegen praktisch am Stadtrand und sind von Feldern und Wiesen umgeben.
    Bis an die mittelalterliche Stadtmauer ist Köln nach Jahrhunderten des Niedergangs erst im 19. Jahrhundert gewachsen. Deswegen waren die Außenbereiche der Innenstadt zum großen Teil von vorneherein gründerzeitlich bebaut, was sich auch an dem etwas breiteren und geraderen Straßennetz in den Außenbereichen bemerkbar gemacht hat.

    Das vorgründerzeitliche Köln war von schlichten, schmalen Häusern geprägt, wahlweise Trauf- oder Giebelständig, exemplarisch die Straße "Am Hof":

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_nordseite_am_hof_denkmal_denkmalpflege_konservator_stadt_historisch_70c8163907_600x450xcr.jpeg

    Eine Fachwerkstatt war Köln zu dem Zeitpunkt nicht, die meisten Häuser stammten aus dem 16./17. Jahrhundert und waren aus Stein, daher findet man fast auf jedem Bild vom alten Köln auch Maueranker. Häufig waren Häuser mit gotischem Treppengiebel zu finden, wie hier in der Straßburger Gasse:

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_heumarkt_denkmal_denkmalpflege_konservator_stadt_historisch_ec67132073_600x450xfr.jpeg

    Fachwerk (verputzt) hat es auch gegeben, wie am Buttermarkt, oder sie sehr idyllischen Häuschen in der Martinsabteigasse oder Auf dem Brand:

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_buttermarkt_denkmal_denkmalpflege_konservator_stadt_historisch_88c5311675_600x450xfr.jpeg

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    Das darunter liegende Fachwerk war ziemlich schlicht, ohne geschwungene Balken oder Schnitzereien. Insgesamt schätze ich den Fachwerkanteil aber unter 20% ein.

    Im 19. Jahrhundert ist die Stadt allerdings nicht nur bis an die Stadtmauer gewachsen, man hat auch im schon mittelalterlich bebauten Gebiet kräftig aus- und umgebaut. Teilweise wurden die schlichten Steinhäuser mit Stuck verziert (man findet tatsächlich Beispiele, wo noch die Maueranker unter dem Stuck hervorluken), teilweise wurde aufgestockt und teilweise wurde auch abgerissen und völlig neu gebaut.
    Exemplarisch ist folgendes Foto vom Eigelstein. Man sieht die bekannten schlichten schmalen Häuser, allerdings teilweise mit gründerzeitlichen Verzierungen. Links und rechts wurden schon deutlich größere Häuser gebaut:

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    Teilweise wurden im Historimus auch mitten im Herzen der mittelalterlichen Stadt große neue Häuser errichtet, wie hier am Marsplatz, der unmittelbar neben dem Alter Markt liegt (also hier kommen Historimus-Fans wirklich auf ihre Kosten :D ) :

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    Dabei wurde sicherlich auch viel historische Bausubstanz abgerissen, deswegen kursiert auch die Meinung, Köln wäre im Historismus "zum ersten Mal zerstört worden". Es ist auf der einen Seite nicht von der Hand zu weisen, dass in der Innenstadt vor dem Krieg geschätzt jedes zweite Haus gründerzeitlich umgebaut worden war und die mittelalterliche Stadt so nicht mehr wiederzuerkennen war. Auf der anderen Seite erfolgte der Umbau allerdings vergleichsweise behutsam, da die historischen Straßen und Gassen zum Großteil nicht verändert wurden und auf den mittelalterlichen Parzellen gebaut wurde.
    Man hat bis auf wenige Ausnahmen keine breiten Prachtstraßen durch die Stadt getrieben, sondern die mittelalterliche Stadt einfach weitergebaut. Abrisse ganzer Wohnblocks erfolgten dann teilweise erst in den dreißiger Jahren und sind nicht der Gründerzeit zuzurechnen. Und die Niederlegung der Stadtmauer Ende des 19. Jahrhunderts war nicht zu verhindern, wenn sich Köln zu einer Metropole entwickeln wollte. Allerdings hätte man meiner Meinung nach ein paar mehr Torburgen stehen lassen sollen.
    Gründerzeitler standen aufgrund der mittelalterlichen Straßenführung in für sie ungewöhnlich engen Gassen direkt neben den schlichten mittelalterlichen Häuschen, wie hier an der Ecke Große Budengasse/ Unter Goldschmied:

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_stra%C3%9Fenecke_vor_dem_kriege_stadt_historisch_denkmal_konservator_denkmalschutz_6a4a288353_600x450xfr.jpeg

    Ein weiteres Beispiel einer engen Straße mit angrenzenden Häusern aus dem Kaiserreich, die gleiche Straße Unter Goldschmied mit Blick auf den Dom:

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_blick_zum_dom_in_den_1920er_jahren_denkmal_denkmalpflege_konservator_stadt_3af7117804_600x450xcr.jpeg

    Es entstand also eine ganz einzigartige Mischung aus mittelalterlichen Häusern, Gründerzeitlern und schmalen Straßen, hier noch ein Beispiel in der Straße Am Malzbüchel, mit Blick auf den Heumarkt:

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    Das Prinzip der reltiv schmalen Straßen und Häuser wurde auch in den Außenbezirken der Innenstadt teilweise so fortgeführt, wie @Heinzer ja auch festgestellt hat. Eine breite Prachtstraße mit großen Gründerzeitlern kommt dann erst mit der Ringstraße, die ja direkt vor der ehemaligen mittelalterlichen Stadtmauer verläuft, und großzügig, was Häusergrößen und Straßenbreiten betraf, ging es auch in der angrenzenden Neustadt weiter.

    Man kann die Zeit des Historismus sicherlich kritisieren, aber bei Köln muss man bedenken, dass die Stadt erst im 19. Jahrhundert wieder aufblühte, in einer Zeit als außerdem der Dom fertiggestellt wurde. Ohne diese Entwicklungen damals wäre Köln heute sicherlich nicht die viertgrößte Stadt Deutschlands mit der heutigen Bedeutung.
    Außerdem entstand architektonisch eine in meinen Augen höchst reizvolle Mischung, die mir so aus keiner anderen größeren Stadt in Deutschland bekannt ist.