Köln - Innenstadt

  • Im verlinkten Nationalatlas werden Nürnberg und Dresden mit Köln in eine Reihe gestellt ("nahezu vollständig zerstörte Innenstädte")

    Sowohl Frankfurt als auch München sind hier in diesem Zusammenhang nicht aufgeführt.

    Besonders starke Zerstörungen verzeichneten die Innenstädte, die seit 1942 ganz entscheidende Angriffsziele darstellten. Von den Großstädten waren 30 Innenstädte zu über 70% zerstört, in Dresden, Köln, Essen, Dortmund, Hannover, Nürnberg, Chemnitz, Hagen, Münster, Solingen, Darmstadt und Bremerhaven nahezu vollständig.

    Ebenso erging es den damaligen Mittelstädten Heilbronn, Pforzheim, Hanau, Gießen, Hildesheim, Paderborn, Rathenow, Emden, Neubrandenburg, Offenbach, Nordhausen, Ulm, Koblenz und Halberstadt.

    Sei´s drum, die Diskussion ist eh ausgefranst. Da zudem mein letzter Beitrag von der Moderation gekürzt und der Argumente genug ausgetauscht wurden, sehe ich nun wenig Sinn darin diese Diskussion fortzuführen.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Letztlich ist es lächerlich, zwischen Ruinenlandschaften groß zu differenzieren. Die obige Aufstellung ist überdies hinsichtlich Ulm wohl zu pessimistisch, aber die mögliche unterschiedliche Sichtweise wurde schon in Ulmsträngen erörtert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In dem verlinkten 'Nationalatlas' gibt es (auf der zweiten Seite) eine Deutschlandkarte, auf der die Größe der Stadt (gemessen an der Einwohnerzahl 1939), der Zerstörungsgrad (gemessen an den totalzerstörten Wohnungen) und ab 100.000 Einwohnern auch der Zerstörungsgrad der Innenstadt graphisch dargestellt wird. Eine Tabelle mit Zahlen wäre mir zwar lieber, aber immerhin kann man dort auch vergleichen - zum Beispiel Köln, Frankfurt, Dresden und München. Was stellt man dabei fest? Dass Münchens Innenstadt nur zu 50 bis 60 Prozent, die anderen drei Innenstädte hingegen zu über 80 Prozent zerstört waren. Dagegen wurde die Hamburger Innenstadt ausweislich dieser Karte nur zu 40-50, das gesamte Stadtgebiet hingegen zu 50-60 Prozent zerstört.

  • "Zerstörungsgrad" ist sowieso ein komplizierter Begriff, aber nicht ohne Bedeutung wenn man realistisch über Wiederaufbau redet, und verschiedene Städte vergleichen will. Sogar wissenschaftliche Bücher die das Thema behandeln, wie beispielsweise das vierbändige Kriegsschicksale Deutscher Architektur, sind nicht konsequent. Was Ursus beispielsweise von Ulm sagt (75% kann gefühlsmässig nicht stimmen), betrifft u.a. auch Soest (62% ist doch unmöglich!). Um genaue Vergleiche zu haben, müsste man eher wissen, welche Prozente der Hausfassaden in jeder Altstadt wiederaufbaufähig waren. Aber der Begriff "wiederaufbaufähig" ist selbst unklar, und sehr unterschiedlich von Stadt zu Stadt gewesen. Waren Gebäude wie das Salzhaus oder das Essighaus "total" zerstört obwohl die Erdgeschosse erhalten waren?

    Zum Beispiel, in München hat man das Gefühl daß viele Häuser, wenn auch vereinfacht,wiederaufgebaut wurden die in anderen Städten abgerissen wären. So kann man erklären, daß die großen Prunkstrassen (Prinzregenten, Leopold-Ludwig), der Viktualienmarkt, und sogar, auf einer Strassenseite oder der anderen, die Hälfte der Fassaden in der Kaufingerstrasse noch stehen. Wäre so etwas auch in Köln möglich gewesen bei höherer Wertschätzung von der gründerzeitlichen Architektur?

    Wichtig ist auch die Bauart der jeweiligen Altstadt. Fassaden die mit Stein gemauert waren konnten eventuell gerettet werden, wie in München. Von Fachwerkstädten aber, wie Frankfurt und Kassel, war gar nichts übrig, von Hildesheim nur ein einziges (allerdings schönes) Viertel am Rande. In Frankfurt stand nur ein einziges Fachwerkhaus. Die Fachwerkstädten waren besonders hart betroffen. Die hohe Anzahl der erhaltenen Fachwerkhäuser in Ulm ist bemerkenswert, und beweist daß wesentlich mehr als 25% der Häuser noch standen.

    Die Art und Lage der überlebenden Häuser ist auch wichtig. Man liest z. B. von 85% Zerstörung in Mainz und Koblenz: aber die ganze zusammenhängende südliche Altstadt von Mainz, und sogar das gesamte mittelalterliche Zentrum von Koblenz sind noch erlebbar und könnten für sich als schöne Altstädte gelten. Das liegt auch an der Tatsache daß sich die erhaltene Substanz direkt neben dem Dom, bzw. wichtigen Kirchen befindet. Dadurch entsteht eine Ensemblewirkung.

    Das einzige teilweise erhaltene Ensemble in Köln ist leider nicht unmittelbar neben dem Dom. Es ist außerdem sehr klein im Vergleich zum riesigen Ausmaß der Kölner Altstadt, und hat auch deswegen nicht dieselbe Wirkung wie die Viertel in Mainz und Koblenz.

  • Ist offenbar mit der Frauenkirche in Dresden zu vergleichen. Schön, dass beide ohne moderne Kontraste wiederaufgebaut wurden.

  • Die Synagoge in der Kölner Innenstadt soll umgestaltet werden, hierzu werden seitens des Bundes 42 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Der entsprechende Artikel des Kölner Stadtanzeigers ist leider hinter einer Bezahlschranke. Ein Absatz im Wikipedia-Artikel zur Synagoge, welcher sich auf den KStA-Artikel bezieht, lässt aber auf Großes hoffen:

    Für eine aufwändige Umgestaltung der Synagoge im Sinne der Denkmalpflege stellte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags im Oktober 2020 auf Antrag der SPD und CDU einstimmig einen Betrag von 42 Millionen Euro zur Verfügung. So sollen etwa Dach und Kuppel, ein Mosaik im Innenraum sowie Fenster in „ursprüngliche[r] Pracht mit modernen Materialien“ wiederhergestellt werden.

    Eine aktuelle Ansicht der prächtigen Synagoge ist im Wikipedia-Artikel zu sehen. Der Ursprungszustand ist auf der Website der Museen Köln (s. hier) abgebildet. Im Forum Skyscrapercity wurde bereits detaillierter auf das Thema eingegangen: Link

  • Neues von der Oper: Wie heute bekannt gegeben wurde, wird die Sanierung noch einmal 63 - 70 Mio. € teurer und die geplante Eröffnung um ein weiteres Quartal auf 2024 verschoben.

    https://www.rundschau-online.de/region/koeln/k…n-mehr-37978920

    Zählt man alle Kosten zusammen (für Kreditfinanzierung und die Interimsstandorte), kommt man mittlerweile auf eine Milliarde Euro Gesamtkosten. Ohne Worte. Was man davon alles tolles hätte bauen können...

    :kopfwand:

  • Neues von der Oper: Wie heute bekannt gegeben wurde, wird die Sanierung noch einmal 63 - 70 Mio. € teurer und die geplante Eröffnung um ein weiteres Quartal auf 2024 verschoben.

    https://www.rundschau-online.de/region/koeln/k…n-mehr-37978920

    Zählt man alle Kosten zusammen (für Kreditfinanzierung und die Interimsstandorte), kommt man mittlerweile auf eine Milliarde Euro Gesamtkosten. Ohne Worte. Was man davon alles tolles hätte bauen können...

    :kopfwand:

    Vielleicht hätte man es einfach so wie im übrigen Europa machen sollen: Einfach das historische Opernhaus nutzen, statt ein sanierungunfähiges Betonmonster zu bauen. Im vom Krieg pulverisierten Köln hatte man nichts besseres zu tun, als das nur leicht beschädigte alte Opernhaus 1958 abzureißen und die triste moderne Oper zu bauen: https://www.ksta.de/koeln/der-verl…b=1611684877976

    ...

  • (...) ...mittlerweile auf eine Milliarde Euro Gesamtkosten. (...)

    Und das dafür: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…84202-04%29.jpg

    Es ist wohl jedem klar, daß man für eine Milliarde auch das hier hätte bekommen können: https://i.pinimg.com/originals/26/d…e682d144c62.jpg

    Ich befürchte, daß es in Frankfurt ähnlich laufen wird. Da wird am Ende sehr viel Geld für Schrott ausgegeben.

  • Eine ältere Meldung zur historischen Kölner Oper, die in der Nachkriegszeit abgerissen wurde. Es existieren wohl noch 35 der eigens für das Foyer angefertigten, großformatigen Gemälde, die im Kölner Stadtmuseum eingelagert sind. Für Einrahmungen oder Ausstellungen der Gemälde fehlt wahrscheinlich das Geld - schade.

    https://www.ksta.de/koeln/der-verl…22702118-seite2

    ...

  • Ich verstehe die im Artikel genannte Zahl von 70.000 Euro für Restaurierung und Einrahmung nicht. Ist das die Summe für alle Bilder? Dann wäre es ein lächerlicher Betrag von 2000 Euro pro Bild. Oder ist das der Preis pro Bild? Dann wären wir bei einer Gesamtsumme von ca. 2,4 Millionen Euro.

    Der Kölner Stadthaushalt umfasst Ein- und Ausgaben von ca. 5 Milliarden Euro:

    "Im Jahr 2019 stehen den Aufwendungen von rund 4,874 Milliarden Euro lediglich Erträge von rund 4,739 Milliarden Euro gegenüber. Hierdurch ergibt sich ein Fehlbetrag von rund 135 Millionen Euro." (https://www.stadt-koeln.de/politik-und-ve…-etat-fuer-2019) Auch 2,4 Millionen Euro sind angesichts der Bedeutung der Kunst von Sascha Schneider nicht viel Geld. Vielleicht könnte auch eine Kooperation mit der Stadt und dem Karl-May-Museum Radebeul eingegangen werden. Also, es ist dringend geboten, eine diesbezügliche parlamentarische Initiative zu starten.

  • Das Radebeuler Karl May Museum ist vielleicht - mit seinen derzeitigen Personal-Querelen und eigenen Finanznöten - nicht ganz der richtige Ansprechpartner.

    Aber die SKD - insbesondere das Albertinum - könnten ggf. ein geeigneter Ort für eine Kollaboration sein.
    Und da Herr Schneider zu einer sexuell unterdrückten Minderheit gehörte, gibt´s da ja vielleicht auch aus irgend einem "Weltoffenheits-Toleranz-Topf" ein paar Fördermittel. Mit etwas Phantasie sollt da doch Unterstützung machbar sein?

    SKD | Online Collection

    SKD | Online Collection

    SKD | Online Collection

    Schneiders Skulpturen sind ja auch in Sammlungen recht weit verbreitet.

    SKD | Online Collection

    SKD | Online Collection

    Sein Sonnenanbeter von Schloss Eckberg gefällt mir wegen seines Standortes besonders gut.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Sch…nnenanbeter.jpg

  • Die Stadt Köln hat eine Mitmachseite eingerichtet, wo die „Visionen“ der Stadt bewertet werden (z.B. kurze, zeitlich begrenzte Umfrage unter „Zukunftsvision“, auch für Touristen und Durchreisende :biggrin:), Bebauungspläne eingesehen werden oder „Probleme im Stadtbild“ (es ist aber wohl eher wilder Müll gemeint, als Fassadengestaltung ) benannt werden können.

    https://www.meinungfuer.koeln/

    Das „historische Köln“ nimmt hier in der Darstellung der Stadtverwaltung traditionell leider keinen Platz ein, wie ich finde. Dabei gibt es hier einige Fragestellungen dazu (Stichworte z.B. Gasmotorenfabrik, Raum13).

  • Das Hotel daneben, ein entstelltes Gründerzeithaus?

    Das Hotel könnte tatsächlich noch Reste des Vorkriegsbaus enthalten. Auf "bildindex.de" habe ich das folgende Foto aus dem Jahre 1958 entdeckt:

    Unter Taschenmacher 15-17

    Neben dem bereits wieder aufgebauten Haus Saaleck ist ganz rechts im Bild deutlich zu erkennen, dass zumindest Teile des Vorgängerbaus des heutigen Hotels erhalten waren. Schön wäre es, wenn man solchen Gebäuden ihr ursprüngliches Gesicht zurückgeben würde. In Köln werden wir das wohl leider nicht erleben. ;(