• Und wieder ein altes Haus weniger (Marktstraße 10, unten Mitte):https://www.mv-online.de/lokal…mmt-alles-weg-167755.html
    https://www.mv-online.de/lokal…-hat-begonnen-224986.html
    http://abload.de/img/dscn2354szsxw.jpg
    Vom Nachbarhaus Nr. 6 (Rizz, rechts) stand nur der Giebel unter Schutz, das dahinter liegende, zum Teil in Fachwerk erstellte Gebäude wurde nach meinen Informationen ohne vorherige Untersuchung 2001 abgebrochen:
    https://de.m.wikipedia.org/wik…Rheine_Marktstrasse_6.jpg

  • Mehr zum Abbruch an der Marktstraße:https://baldauf-architekten.co…ekte/marktstrasse-rheine/

    Und so sieht er aus, der Neubau:https://lebenanderems.wordpres…-marktplatz-bis-zum-thie/

    Das früher so harmonische Nebeneinander von Alt- und Neubauten: https://abload.de/img/dscn2354szsxw.jpg

    existiert nun nicht mehr.

    Der Neubau hingegen schiebt sich brutal hinter die alte Fassade, die wie vorgeklebt wirkt:https://lebenanderems.files.wo…com/2020/07/as.jpg?w=1024

    Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass ein weiterer, deutlich höherer Giebel hinter dem dem alten aufragt. Auch die Materialwahl ist äußerst unglücklich, denn der helle Klinker passt überhaupt nicht zum Bild der Altstadt von Rheine, für das neben Putz- und Sandsteinfassaden zumindest seit der Barockzeit auch roter Backstein typisch ist. Die Erdgeschosszone der beiden neuen, im Übrigen völlig ungegliederten Giebelfronten wird durch große Schaufenster völlig aufgerissen, im Bereich der Obgergeschosse finden sich natürlich wieder einmal die offenbar unvermeidlichen bodentiefen Fenster. An der lieblosen Behandlung alten Giebelfront wird deutlich, dass der Bauherr diese wohl am liebsten auf der Bauschuttdeponie entsorgt hätte, würde sie nicht unter Denkmalschutz stehen.

  • Dem Erdgeschoss des gründerzeitlichen Eckbaus daneben täte eine dem Bau gerechte Renovierung auch gut. Zum Beispiel rötliche Klinker in der Farbe des Obergeschosses oder Bossen.

  • Im Westen nichts Neues...


    Architektonisch und städtebaulich habe ich (bis auf ein paar Ausnahmen) meine Heimat abgeschrieben, wie man ein Bein oder ein Herz abschreibt. Leicht fällt das nicht. Aber das zermürbende Kontinuum aus Abriss und Neubau, dieses hysterische Weigern gegen jede Beständigkeit geht immer und unaufhörlich weiter. Ich habe es aufgegeben, mich zu verlieben; in die Städtchen meiner Heimat, in die wenigen alten Häuser dort, die es dort noch gibt. Selbst die herben Kontraste zwischen Alt und Neu mag ich gar nicht mehr wertschätzen lernen, denn das Alte kommt ja ohnehin weg und das Neue dreißig Jahre später auch, um Platz für den nächsten Renditekasten zu machen. Ich mag mir diese ständigen Enttäuschungen, die fortlaufenden Verluste und das Spucken auf jede Bau- und Städtekultur nicht mehr antun und jedes mal wenn ich dort hinkomme, fehlen wieder eine ganze Reihe alter, oft denkmalschutzwürdiger Häuser in meinem Heimatkreis. Westfalen hat fertig.

  • Ich mag mir diese ständigen Enttäuschungen, die fortlaufenden Verluste und das Spucken auf jede Bau- und Städtekultur nicht mehr antun und jedes mal wenn ich dort hinkomme, fehlen wieder eine ganze Reihe alter, oft denkmalschutzwürdiger Häuser in meinem Heimatkreis. Westfalen hat fertig.

    Kaoru, ich fühle mit Dir und bin auch schockiert, dass es in Rheine munter so weiter geht. Ich war bis zum Immobilienboom fast zuversichtlich, dass ein Umdenken stattfinden, stattdessen sind wir wieder in den 60er Jahren angekommen, was die Wertschätzung von Altbauten angeht. Wobei ich den Eindruck habe, dass die Städte im Ostmünsterland und Südwestfalen ihre Erbe stärker schätzen als die in Ostwestfalen und im Westmünsterland. Im Kreis Steinfurt sind Burgsteinfurt und Tecklenburg die einzige Lichtblicke - wobei auch dort viel abgerissen und neu gebaut wird.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Lieber Booni, die Unterschiede nehme ich auch wahr. Westfalen war natürlich zu pauschal. Es wäre wirklich interessant, nach den Ursachen zu forschen, die dazu führen, dass sich der Erhaltungszustand der Städte und Dörfer in dieser Region so gravierend von Landkreis zu Landkreis unterscheiden. Auch das Osnabrücker Land oder das Emsland, beide historisch und kulturell eng mit dem Altgrafschaft Tecklenburg bzw. dem Altkreis Burgsteinfurt verbunden, haben viel mehr von seinem ländlichen baulichen Erbe wahren können, doch warum? Waren die Regionen so viel ärmer? Eine Konfessionsfrage ist es offensichtlich nicht, die Großregion Münsterland und Osnabrücker Land haben ja historisch bedingt recht Komplexe Konfessionsgrenzen, die aber nichts mit dem Erhaltungszustand der jeweiligen Städte zu tun haben. Auch sehe ich keinen großen Unterschied in der Mentalität, jedenfalls konnte ich einen solchen nie wahrnehmen. Natürlich sind Lingen, Bramsche, Damme, Fürstenau, Melle, Halle (Westf.), etc. nicht perfekt erhalten (ostdeutsche Maßstäbe darf man da sowieso nie anwenden, wenn überhaupt eher bei Warendorf oder Telgte), aber dennoch wurden sie nicht jeder Seele beraubt. Lägen sie ein paar Kilometer wo anders wären es wohl fast Totalverluste. Wie gesagt, auch ohne Kriegszerstörung.


    Edit: das mit dem gut erhalten Emsland muss ich wohl zurücknehmen oder? Ich kenne die Gegend kaum, bzw. war nur in Lingen, das ja eine relativ gut erhaltene Altstadt hat. Wie steht es um Haselünne oder Nordhorn?

  • Wie steht es um Haselünne oder Nordhorn?

    Alles andere als Schönheiten. Allerdings kann ich nicht sagen, wann der Bestand verloren gegangen ist. Es ist aber schon sehr auffällig, dass das westliche Niedersachsen mit ganz wenigen Ausnahmen keine Perlen der Architektur unter den Städten zu bieten hat. Allerdings ist das Städtewesen hier eh sehr dünn entwickelt gewesen. Besser sieht es auf dem Lande aus, zum Beispiel im Artland, wo die Artländer Höfe als Kleinode gelten.

  • Mal was Positives aus Rheine! Zwei schlichte Nachkriegsbauten am Markt (Nr. 10 + 11) wurden für den Umbau zu einer Gaststätte (Zum roten Hirsch) im Sinne der so genannten Heimatschutzarchitektur umgebaut. Aber seht selbst:

    Entwürfe: https://www.mv-online.de/lokal…er-innenstadt-354009.html

    Ausführung:https://lebenanderems.files.wo…09/cropped-dsc_5624-1.jpg

    https://www.google.de/maps/pla…!3d52.2787482!4d7.4383798

    Vorzustand:https://www.ems-vechte-surfer.…hlossen-werden-470082.jpg

    Das rechte Gebäude hat - in Anlehnung an den Vorgängerbau - nun einen Treppengiebel erhalten, der auch sehr gut zu dem Nachbargebäude passt. Auch in puncto Balkon hat man sich am Vorgängerbau orientiert. Das linke Haus hingegen wurde verputzt und mit Fensterläden versehen, die Ganzglasscheiben durch Sprossenfenster ersetzt (dass sich das heute noch einer traut, wo doch bodentiefe Fenster angesagt sind!).

    Mir gefällt das Ergebnis jedenfalls!

    Und noch etwas Positives: Die Stadt Rheine hat das alte Fachwerk-Traufenhaus Münstermauer 27 aus dem 16. Jh. erworben, um es dauerhaft zu erhalten. Es wird vom 2019 gegründeten Verein Historische Altstadt Rheine e.V. betreut:https://historische-altstadt-rheine.de/projekte/

    https://www.bezreg-muenster.de…fenhaus-rheine/index.html

    https://www.denkmalschutz.de/p…-auch-2020-verliehen.html

  • Wow, das hätte ich nicht so erwartet. Schön auch, dass sich ein Altstadtverein gegründet hat. Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung. Die letzten Jahre waren ja leider nicht so positiv.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Nicht so gut sieht es im Falle der ehem. Gaststätte "Barönchen" in der Münsterstraße aus, deren ältesten Teile aus dem 17. Jh. stammen sollen. Sie steht offenbar immer noch leer und wird von der klotzigen Emsgalerie arg in die Zange genommen:https://upload.wikimedia.org/w…C_Landkreis_Steinfurt.jpg

    Situation vorher:https://www.rheine-tourismus.d…56/3022_4._baroenchen.jpg

    Jetzt:https://upload.wikimedia.org/w…-Rheine_Baroenchen_02.jpg

    Bereits 2004 wurde das rechte Nachbarhaus abgerissen:https://lebenanderems.wordpres…fuer-die-neue-innenstadt/

    Historische Inennansicht:https://www.mv-online.de/lokal…gab-noch-einen-276587.jpg

  • Warum steht es denn leer? Findet sich kein interessierter Gastronom? OK, während der Drohung eines Corona-Lockdowns wohl derzeit nicht. Aber vielleicht eine andere Nutzung?

  • (...) Schön auch, dass sich ein Altstadtverein gegründet hat. (...)

    Dafür gab es ja wohl auch genügend Anlass.


    Am Marktplatz wurden gleich drei Häuser durch eine einheitliche Fassadengestaltung banalisiert. Mindestens eines der Häuser wurde offenbar gleich abgerissen und neu gebaut. - Hier die drei Häuser links neben dem WDR-Haus:


    http://www.radtouren.net/rtpic…pen/rheine-wdr9020047.jpg


    https://mapio.net/images-p/45585295.jpg


    Hier ist der neue Anblick. Das rote Haus wird noch verkleidet:


    https://lebenanderems.files.wo…com/2020/07/dd.jpg?w=1024


    https://media-pics1.immowelt.o…64630AF5A26430351F667.jpg


    (...) Zwei schlichte Nachkriegsbauten am Markt (Nr. 10 + 11) wurden für den Umbau zu einer Gaststätte (Zum roten Hirsch) im Sinne der so genannten Heimatschutzarchitektur umgebaut. (...)


    Das ist tatsächlich eine super Neuigkeit. Davon kann es gern noch mehr geben. Wie schon angesprochen wurde, hat man sich mit dem Treppengiebel am Vorkriegshaus orientiert. Siehe hier:


    http://www.ansichtskarten-rheine.de/markt1.jpg


    Ist es bekannt, ob das linke umgebaute Haus noch die Figur am Giebel bekommt, die auf der Visualisierung zu sehen ist?


    https://scontent.fdtm2-2.fna.f…95d3ec9a252fd&oe=5FBA0FC0


    Aber ich gehe mal nicht davon aus. Die Häuser sehen schon fertig aus.


    https://scontent.fdtm2-1.fna.f…9927ef63e9586&oe=5FB935F7

  • Marktstraße 6 in Rheine, bez. 1782, wurde 2019 abgerissen. Bereits 2001 wurde der rückwärtige Teil des Hauses abgebrochen, dessen Fachwerkgerüst wohl aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts stammte. Das genaue Alter bleibt jedoch im Dunkeln, da eine Untersuchung des Bauholzes nicht durchgeführt wurde. Unter Denkmalschutz stand leider nur die Fassade! Es ist wirklich ein Trauerspiel, wie mit der historischen Bausubstanz in Rheine umgegangen wird!

    Vorher:https://media.istockphoto.com/…i5Ib-Vk_aZFTiwgov0Z9-DqU=

    http://abload.de/img/dscn2354szsxw.jpg

    Nachher:https://lebenanderems.files.wo….com/2020/07/dd.jpg?w=640

    https://baldauf-architekten.co…olkszeitung-18.9.2020.pdf


    Wer sich näher für Rheine und seine historischen Bauten interessiert, dem sei dieses opulente und reich bebilderte Werk ans Herz gelegt:Rudolf Breuing und Karl-Ludwig Mengels: Die Kunst und Kulturdenkmäler in Rheine. Teil I: Die kirchlichen Denkmäler. Steinfurt 2003. 520 Seiten, 633 Abbildungen Gebunden, 24 x 30 cm

    https://www.tecklenborg-verlag…d/139/rheine-teil-iRudolf Breuing und Karl-Ludwig Mengels: Die Kunst und Kulturdenkmäler in Rheine. Teil II: die profanen Denkmäler. Steinfurt 2007

    624 Seiten, 660 Abbildungen. Gebunden, 24 x 30 cm

    https://www.tecklenborg-verlag…terland/97/rheine-teil-ii

    Der Preis kann sich auch sehen lassen: schlappe 18 Euro pro Band!

  • Wenn ein kunstinteressierter Ostwestfale mit dem Fahrrad unterwegs ist, macht er mal schnell ein paar Bilder:












    Bilder vom 23. August 2022. von mir.

  • Ein kleiner Nachtrag:







    Abschließend nochmal St. Dionysius, Innenansicht:




    Bilder vom 23.August 2022. Von mir.


    Mein Eindruck? Eine hübsche Stadt im nördlichen Münsterland. Stellenweise noch historische Bausubstanz. Viele Botonklötze aus den vergangenen Jahrzehnten. Viele Baustellen. Typische Shoppingketten in der Einkaufstraße. Und eine völlig überdimensionierte EMS - Galerie. Also, schnell weiter nach Greven und Münster...


    Die große Antonius - Basilika habe ich dieses Mal nicht besucht.

  • Snork

    Changed the title of the thread from “Rheine - Emsgalerie” to “Rheine”.
  • Ja, Rheine hat schon ein paar interessante Häuser zu bieten, nett ist auch das Ensemble an der Emsmühle, auch wenn diese jetzt ein unpassendes Glasfach hat. Und leider schafft es immer jemand, den historischen Gebäudebestand weiter zu reduzieren, so wie jüngst an der Marktstrasse.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)