• Abtei Neresheim

    Fotoserie in 6 Teilen, mitgebracht von einem Ausflug nach Neresheim Ende Oktober 2011

    TEIL 1 - Die Abtei in der Landschaft

    Für nähere Informationen verweise ich auf die links:
    Willkommen auf der Startseite
    Abtei Neresheim – Wikipedia

    Das Benediktinerkloster auf dem Ulrichsberg oberhalb der Stadt Neresheim

    Herbstwald auf der Ostalb

    Auf dem Weg zum Kloster: die Vierstufigkeit der Anlage ist sehr schön zu sehen - ganz links die Wirtschaftgebäude, in der Mitte die Prälatur, das Torgebäude, rechts davon der Konventsbau, dahinter an höchster Stelle die Abteikirche von Balthasar Neumann ua.

    Herbstfarben

    Der Konventsbau wurde im letzten Jahrzehnt tiefgreifend saniert. Auf der Gartenseite ist man noch am letzten Fassadenabschnitt tätig

    Goldener Oktober

    Die harmonische Einbettung auf einem Ort der Kraft erhebt den Geist

    Alte Baumgeister erstrahlen in der Oktobersonne

    Nach der umfassenden Sanierung der Abteikirche ist das Dach seit den 70iger Jahren mit viel Kupfer eingedeckt worden


    In diesem Konventsflügel befindet sich ganz oben die Bibliothek und im Hochparterre das Refektorium

    Vor der Prälatur


    Fortsetzung mit Teil 2

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (14. November 2011 um 23:02)

  • TEIl 2 - Im Klosterhof - Konventsbau mit neuem, rekonstruiertem Westgiebel - Madonna über der Klosterpforte

    Im Klosterhof offenbaren sich bereits die Zeitschichten der Architektur


    Der Turm, ein frühes historistisches Architekturbeispiel - in romanisch-gotischen Formen im 17. Jahrhundert erbaut, sollte er sich an die alte, romanische Klosterkirche anfügen. Die oberen Stockwerke klassizistisch, die Westfassade der Kirche noch nach Plänen Balthasar Neumanns spätbarock, gekrönt mit einem wuchtigen, klassizistischen Aufsatzgiebel zu Ende des 18.Jh.. Der Konventbau ganz in hochbarocker Erscheinung.

    Der Mittelrisalit wird nun seit 2004 wieder von einem Volutengiebel bekrönt. Dieser war in der Barockzeit aus statischen Gründen abgetragen worden. Nach alten Stichen und einem Stuckrelief im Festsaal der Abtei konnte man ihn entgegen dem Willen der Denkmalschutzbehörde rekonstruieren.


    Im Vordergrund der Michaelsbrunnen, ein Platz mit starker Ausstrahlung!


    Und immer wieder goldene Herbstfarben und blauer Himmel




    Nach eigenem Augenschein wurde die Fassadensanierung sehr, sehr hochwertig und ganz in alter Handwerksmanier getätigt. Ich kenne den Bau noch in seinem Zustand in den 80iger Jahren: eine bröckelnde Fassade, vor der man sich bei Sturm in Acht nehmen mußte, allerdings mit sehr viel gelbockerverwaschenem patiniertem Flair. Die jetzige Fassade kommt einer Fassadenrekonstruktion nahe. Man beachte die Ziegelauflagen auf allen Simsen, nicht nur zum Wetterschutz angebracht, sondern auch zur gliedernden Farbakzentuierung der Fassade.









    Ein Blick auf die Südseite des Konventsbaus. Hier ist der neue Eingang in das Klostermuseum und hinauf in den Festsaal.


    Hier noch einmal der Konventsbau in seiner ganzen farb- und strukturfrohen Gesamterscheinung


    Nach einem letzten Blick in die Herbstfarben geht es jetzt in die tanzende Raumsymphonie Balthasar Neumanns hinein


    Folgt Teil 3

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (14. November 2011 um 23:06)

  • Teil 3 - Fassade und Innenraum der Abteikirche - Raumwunder des Spätbarock

    Jetzt möchte ich Euch doch noch zu einem Blick auf die Fassade einladen. Zu schön war doch das Herbstlicht und die üppig profilierten Gesimse in diesem Licht, wie Ihr gleich sehen werdet.


    Nach dem frühen Tod Balthasar Neumanns erfuhr die Ausführung der Pläne viele Änderungen. Der schwer lastende Giebelaufsatz scheint mir zuviel des Guten...

    Das sind Gesimsverkröpfungen... !

    Und am Turm das Spiel mit längst vergangenen Stilepochen

    Wir betreten jetzt den Inneraum, fangen mit bescheidenem Blick an:

    Das Licht zeichnete wunderbare Schattenspiele in die Plastizität des Raumes


    Nein, ich zeige Euch noch nicht gleich alles. Laßt uns den Lichtstrahlen erst folgen, was sie auf die Wände zeichnen...


    Und allmählich wagen wir das große Raumwunder in unser Schauen aufzunehmen...

    Das Staunen beginnt, noch erholen wir uns mit einem Blick in eine der Querhauskuppeln und erahnen die grandiose Kuppelausmalung

    Jetzt sind wir vorbereitet und wagen einen Blick in die Hauptkuppel, ein Aufzug hunderter Heiligengestalten empfängt uns vom Himmelsgewölbe herab


    Jetzt ist es soweit: der rhythmische Tanz des Raumes, die Öffnung des heiligen Himmels nimmt uns auf


    Wie kommt das alles oben im Gewölbe zusammen, mit gewagten Kurvaturen und schrägen Gurtbögen?

    Das Neresheimer Kuppelfresko soll das größte der Welt sein!
    Martin Knoller, der Meister der Ausmalung, aus Tirol kommend sagte in etwa, als er in den 70iger Jahren des 18.Jh. diesen Raum erstmals betrat:
    "Hier kann und muß ich mir Ehre machen!"



    Folgt Teil 4

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (14. November 2011 um 23:09)

  • TEIl 4 - Tanz der Wände - Raum der Klänge - Farbenspiel der Ausmalung

    Die klassizistische Ausstattung nimmt sich sehr zurück. Umso mehr kommt der bewegte Raum zur Geltung und die den Raum illusionär erhöhende Ausmalung. Den Planänderungen nach Neumann fiel auch die steinerne Einwölbung zum Opfer. Man wagte sich nicht daran und führte die Einwölbung mit verputzten, niedrigeren Holzgewölben aus.
    Diese Reduzierung in der Vertikalen macht die wundervolle Ausmalung Knollers mehr als wett, scheint mir... !

    Der Innenraum bietet noch einen kulturellen Höhepunkt. Die große Orgel von Johann Nepomuk Holzhay, die 1798 fertig gestellt wurde und seit 1979 wieder in ihrem alten, grandiosen und fein differenzierten Klangbild erklingt. Eine mechanische Meisterleistung, eine Orgel um die 6 Fenster der Westfassade zu bauen!









    Streifen wir weiter mit unserem Blick durch das vom Herbstlicht durchdrungene Raumgebilde



    Am Marienaltar eine ältere wohl noch aus der Vorgängerkirche stammende Marienfigur im Strahlenkranz



    In der Blickachse über dem Hauptaltar "Der Gekreuzigte"


    Schwingend, bewegte Raumwände


    In der Altarkuppel eine Abendmahlsszene, in einer nochmals barocken Illusionsperfektion mit plastisch erscheinender Lampe und Gliedmaßen der Figuren, die wie in den Raum zu ragen scheinen

    Die Hauptkuppel wird von 4 Doppelsäulenpaaren getragen und gibt dem an sich längsgerichteten Raum auch eine zentrale Betonung

    Folgt Teil 5

  • Teil 5 - Eine Symphonie von Form, Farben und Licht

    Die Erscheinung des Neresheimer Kirchenraumes in diesem Licht regte mich zu immer wieder neuen Bildausschnitten an. Ein tänzerisches Spiel mit der Kamera durch den Raum. Diese Bilder teile ich gerne mit Euch.
    Fangen wir im 5.Teil mit dem großen Aufzug an und gehen dann ins Detail:







    Und immer wieder die wunderbare Bewegtheit des Raumes. Hier die Linienführung der Orgelempore. Da konnten wohl selbst die klassizistisch gestimmten Architekten nicht anders als zu tanzen!






    Nun verlassen wir diesen wunderbar erhebenden Raum, erhaschen noch ein wenig Farbe von den Kuppeln durch die Gitter und schauen uns anschließend noch etwas im Klosterhof um


    Folgt Teil 6

  • @ zeitlos, was meinst Du denn genau damit? Hast Du was gehört?
    Man muß unterscheiden: die Hälfte der Wirtschaftgebäude, also der bereits in den 80iger Jahren ausgebaute Südwestteil (angrenzend an die Prälatur) gehört zum Klosterhospiz, ist als Klostergaststätte, Tagungszentrum und Tagungshotel genutzt. Der Betrieb ist seit einigen Jahren verpachtet. Direkt im angrenzenden Teil befindet sich unter dem Dach ein Andachtsraum, Gästezimmer, ein gastwirtschaftlicher Raum im Keller und Toiletten. Im Westflügel dann die Gaststätte, Küche, Rezeption diverse Tagungsräume und weitere Gästezimmer. Im Dach ein großer Andachts-/Meditationsraum. Das mit Vorbehalt, nach meinen Erinnerungen aus den 90igern, als ich zu Neresheim eine Studienreise leitete.
    Der Norwestteil ist die Landwirtschaft, auch verpachtet und aktuell in sehr desolatem Zustand, vor allem die Dächer. Bräuchte dringend eine Sanierung! Mehr weiß ich nicht...

  • Zitat

    Der Norwestteil ist die Landwirtschaft, auch verpachtet und aktuell in sehr desolatem Zustand, vor allem die Dächer. Bräuchte dringend eine Sanierung! Mehr weiß ich nicht...

    Ich danke für die Rückmeldung. Auf Grund deiner Beschreibung scheint sich am Zustand des Wirtschaftsgebäudes seit dem Jahr 2003 nichts verändert zu haben. Seinerzeit gab es Überlegungen im Rahmen eines Stegreifentwurfes besagte Remise zu ersetzen.

  • Ah, zeitlos, jetzt weiß ich erst was Du meinst: das Gebäude links von der Abteikirche. An dessen Stelle stand zur Barockzeit die Klosterschule, bzw. landwirtschaftliche Schule. Ein schönes Barockgebäude, wie uns Modell und die Klostermuseumsführung vermittelte. Die jetzigen Gebäude wurden im 19.Jh. nach der Säkularisierung erbaut, als das Kloster in Besitz derer von Thurn und Taxis war, und sind wirklich sehr heruntergekommen und offensichtlich unbenutzt. In der Tat eine Beseitigung der Remise und Neugestaltung des Platzes ließe die Fassade der Abteikirche freier zur Geltung kommen.

  • Wunderbare Bilder, wobei das Fotografieren an solch einem Oktobertag auch besonders Spaß macht. Derzeit sieht das ein wenig anders aus...
    Schön, dass bei der Giebelrekonstruktion der „Denkmalschutz“ übergangen wurde, der Giebel gehört dort auch hin.
    Das riesige Kuppelgemälde ist schon atemberaubend, da fällt mir spontan noch u.a. Ettal, Rott am Inn oder Zell am Ziller, jeweils aus etwa der selben Zeit bzw. ein paar Jahre älter, ein.

    Ein wenig schade finde ich generell, dass die Bildbreite seit neuerem auf max. 820 normiert ist, in Kombination mit den Originalgrößen bei Hochaufnahmen ist das nicht optimal.

  • Zitat


    SchortschiBähr hat geschrieben:

    Der Mittelrisalit wird nun seit 2004 wieder von einem Volutengiebel bekrönt. Dieser war in der Barockzeit aus statischen Gründen abgetragen worden. Nach alten Stichen und einem Stuckrelief im Festsaal der Abtei konnte man ihn entgegen dem Willen der Denkmalschutzbehörde rekonstruieren.

    Ein erfreulicher Präzedenzfall für das Vorderhaus des Pellerhauses in Nürnberg, so scheint mir.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @ Palantir, Danke für das Neresheim-Panorama. Hätte ich mir ja das Fotografieren sparen können ... :wink:

    Bei mir ist der letzte Besuch mehr als 17Jahre her und erinnerte mich diesmal auch an meine Aufenthalte bei den Mönchen in der 80iger Jahren. Mittlerweile fand ich viele Namen auf den Friedhofskreuzen. Aktuell sind es noch 10 Patres und Brüder. 3 weitere noch im Pflegeheim in anderen Klöstern, wie mir ein Bruder erzählte. Auch diese Ära geht zuende. Dieses Jahr wurde Weingarten geschlossen.

  • Hier einige Bilder von der Stadt und vom Kloster Neresheim vom Juni des heurigen Jahres. Auch wenn vieles bereits in den obigen Beiträgen erwähnt worden ist, anfangs trotzdem eine kleine Stadt- und Abteigeschichte:

    Neresheim - Geschichte

    Das Gebiet um Neresheim wurde schon früh besiedelt (Neresheim - fränkischer Name), erstmals wird der Ort aber erst 1095 erwähnt - Gleichzeitig mit der Gründung der Abtei rund 500 Meter weiter östlich. Das Kloster begünstigt die Entwicklung des Dorfes, das 1350 zur Stadt erhoben wird. Im frühen 15. Jahrhundert wird die Stadtbefestigung errichtet.

    Besonders gut entwickelt sich Neresheim nie; es bleibt eher ein Ackerbürgerstädtchen. Auch die Industrialisierung hinterlässt kaum Spuren. Erst in den letzten Jahrzehnten kann die fast 8000 Einwohner zählende Gemeinde einen größeren Aufschwung verzeichnen.

    Die historische Altstadt gibt leider wenig bis gar nichts her, sie teilt das Schicksal vieler baden-württembergischer Kleinstädte und besteht zum Großteil aus Neubauten des 20. Jahrhunderts. Am Stadtbild zeichnet sich aber ab, dass Neresheim auch vor der Jahrhundertwende nicht besonders beeindruckend gewesen sein kann.

    Den kleinen Stadtrundgang beginne ich im Süden beim Friedhof, später Bilder von der Abtei...

    Direkt südlich der ehemaligen Stadtmauer steht die kleine Friedhofskirche aus dem 18. Jahrhundert, deren Vorgängerbau wahrscheinlich als Stadtpfarrkirche gedient haben dürfte.

    Von der Befestigung findet sich gegenüber des Friedhofes noch ein kleines Teilstück inklusive Inschrifttafel

    Wir folgen dem ehemaligen Mauerverlauf in Richtung Osten, vor dem ehemaligen südöstlichen Stadttor stehen zwei schöne gründerzeitliche Häuser:

    Blick in die andere Richtung: Hier beginnt der Stadtbereich intra muros, wir sehen die Hauptstraße mit wenigen kläglichen Resten historischer Bebauung:

  • Wir biegen rechts in die Kürschnergasse ein. Am Straßenpflaster ist scheinbar der Stadtmauerverlauf abgebildet (Obwohl Luftbild und die Annahme, dass sich diese Straße noch innerhalb der Befestigung befunden hat, dagegen sprechen).

    Eifrigen Bilderquizrätslern wird dieser Anblick bekannt vorkommen. Eine städtebauliche Frechheit ist übrigens die Tiefgarage.

    Ja, tatsächlich haben wir hier die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt sowie den berühmten Neresheimer Torturm! (siehe: Wer kennt's? (Das Bilderquiz))
    Beide Gebäude hier vom südwestlich gelegenem Marienplatz, dem "Hauptplatz" des Städtchens aus fotografiert.

    Zuerst zum Sakralbau:
    Mariä Himmelfahrt ist eigentlich eine gotische Kirche aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts, die im frühen 18. Jahrhundert allerdings vollkommen umgestaltet wurde, so dass man einen so alten Kern gar nicht vermuten mag.

    Der Innenraum ist ganz nett; in Anbetracht der Nähe der Abtei hätte ich allerdings Spektakuläreres erwartet.

    Das frühbarocke Chorgestühl: