Kriegszerstörungen Schaffhausen und Stein am Rhein

  • Wer wusste, dass Schaffhausen Kriegszerstörungen erlitten hat? Sicher, Schaffhausen ist, obwohl schweizerisch, eine rechtsrheinische Stadt und wurde deshalb wohl im Gegensatz zu dem linksrheinischen Konstanz angegriffen. Aber erscheint Schaffhausen auch nur im entferntesten als eine Wiederaufbaustadt?... Wieder einmal bestätigt es sich, dass vom Krieg gezeichnete Städte hauptsächlich ein deutsches Phänomen sind. Und warum?

  • Aber erscheint Schaffhausen auch nur im entferntesten als eine Wiederaufbaustadt?... Wieder einmal bestätigt es sich, dass vom Krieg gezeichnete Städte hauptsächlich ein deutsches Phänomen sind. Und warum?


    Na, in dem Fall, weil Schaffhausen offenbar doch nur minimal beschädigt wurde; meiner ersten Recherche nach ungefähr so stark wie in Deutschland z.B. Tübingen, Esslingen oder Bamberg.
    Städte in Deutschland, die ebenfalls nur so minimal beschädigt wurden wie Schaffhausen sehen auch nicht schlechter aus als Schaffhausen (siehe eben die genannten).

  • (...) Aber erscheint Schaffhausen auch nur im entferntesten als eine Wiederaufbaustadt?... Wieder einmal bestätigt es sich, dass vom Krieg gezeichnete Städte hauptsächlich ein deutsches Phänomen sind. Und warum?

    Na ja. Das sehe ich etwas anders. Die Steigkirche erscheint nicht sonderlich stark zerstört. Trotzdem wurde sie abgerissen. In Deutschland hätte man sie wahrscheinlich wiederaufgebaut. Und dieses BILD , sieht für mich auch nicht sehr ursprünglich aus

    Und daß die Nachkriegsstädte in den Niederlanden auch nur ein Stück besser aussehen als in D-land, ist nur ein Gerücht. Das hatten wir ja schon.
    Beispiele gefällig? - Eindhoven - Arnhem - Enschede - Groningen1 2 und 3

  • Die gezeigten Beispiele sind nicht besonders geeignet für einen solchen Vergleich. Eindhoven und Enschede sind historisch gesehen keine großen Städte, und haben deshalb keine besonders wertvollen alten Stadtkerne. Es sind eher durch die Industrialisierung des 19. und 20. Jh. zu großen Städten herangewachsene ehemalige Dörfer.

    Das Luftbild Arnheims zeigt nur den Bahnhofsgegend bis zum Rhein, aber östlich davon steht ein bedeutender Teil der Altstadt noch. Der wiederaufgebaute Teil der Stadt am Fluß ist aber unschön.

    In Groningen sind zwei Seiten des Marktplatzes durch Straßenkämpfe im Krieg zerstört und in häßlicher 50er/60er Jahre-Bauweise wiederaufgebaut.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die gezeigten Beispiele sind nicht besonders geeignet für einen solchen Vergleich.


    Nun, sie zeigen, dass der Wiederaufbau vergleichbar war. Die Annahme, dass nur Deutschland seine Städte versauen konnte, ist unzutreffend. Die Schweiz (oder Dänemark, Schweden) hat es mancherorts sogar ohne Kriegszerstörung hingekriegt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Besonders die französische Schweiz besitzt einige Beispiele für eigentlich unzerstörte Städte wie Lausanne oder Montreux, die durch extreme Brüche und häßliche Neubauten überraschen. War Lausanne schon eine ziemliche Enttäuschung, so übertraf Montreux dies noch:

    Picasa Web Albums - Stephan Baumeister - Montreux

    Die Fotos stammen direkt aus dem Zentrum, das früher wohl mal schön war - dazwischen gibt es immer wieder prächtige Einzelbauten.

    Genf hat eine ganz nette Altstadt, aber in die historische Bausubstanz in der Umgebung wurden auch ziemlich deplatzierte Betonkuben hineingesetzt. Überhaupt sind die meisten Schweizer Städte außerhalb des Zentrums verblüffend unattraktiv, hier gibt es fast immer gigantische Wohnblocks und Beton in Hülle und Fülle (selbst in einer Kleinstadt wie Chur).

  • Youngwoerth hat geschrieben:


    Zitat

    Nun, sie zeigen, dass der Wiederaufbau vergleichbar war. Die Annahme, dass nur Deutschland seine Städte versauen konnte, ist unzutreffend. Die Schweiz (oder Dänemark, Schweden) hat es mancherorts sogar ohne Kriegszerstörung hingekriegt.


    Ja, der Wiederaufbau in einer Altstadt war in den Niederlanden nur in Middelburg ansehnlich. Dafür aber waren die Kriegsschäden - obwohl auch schon nicht gering - in den Niederlanden unvergleichbar viel weniger als im angrenzenden Deutschland. Eine ganze Runde Großstädte mit unzerstörter Altstadt wie Amsterdam - Haarlem - Leiden - Den Haag - Delft - Gouda - Utrecht (- Amsterdam) ist in Deutschland undenkbar. Vor allem in NRW hat nicht auch nur Eine kleinere Mittelstadt ohne größere Zerstörung im Altstadtkern überlebt.

    Amsterdam gibt selbst vor, die größte zusammenhängende erhaltene Altstadt Europas zu haben, was stimmen könnte. Die Altstädte von Haarlem, Leiden und Utrecht sind für deutsche Verhältnisse auch ausgesprochen groß.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Ein nationales Bashing war nicht Absicht meines Erstbeitrages, vielmehr eine Vorstellung davon, in welchem Maße Schweizer Grenzstädte während des Zweiten Weltkrieges in Mitleidenschaft gezogen wurden.

    Mein Eindruck ist, dass hierzulande und jenseits der Grenzen beim Wiederaufbau nach dem Krieg reichlich Fehler gemacht wurden und es nur wenige Ausnahmen gibt, wo es gelungen scheint. Hinzu kommen über die Ländergrenzen hinweg Zerstörungen, die kriegsunabhängig in den Folgejahren vorrangig dem Zeitgeist oder vermeintlich ökonomischer Notwendigkeit geschuldet sind. Die wirklich kritische Reflektion oder gar Einsicht hinsichtlich von Fehlentwicklungen in Architektur und Städtebau auf breiter fachlicher Ebene findet weder theoretisch noch praktisch statt. Die längst überdrüssige Moderne wird gelobt und bis zum Erbrechen kopiert. Die jüngsten Entwicklungen, vorrangig in Dresden und infolge vielleicht auch in Frankfurt, sind vor allem bürgerschaftlichem Engagement zu verdanken, das hie und da politisch oder von der von der Architektur-'Elite' zu Lasten der Stadtbilder ausgeschlachtet wird.

    Größere Sorge bereitet mir, wenn ich meinen Fokus auf Europa richte, dass die pragmatischen Architekturhaltung hierzulande in den europäischen Nachbarländern auch längst um sich gegriffen hat, mit ungeahnten Folgen...

    Zudem sehe ich, insbesondere bei der bisher hohen Qualität intakter Schweizer Orts- und Stadtbilder, dass die Akzeptanz der Brüche sich dort in der Denkmalpflege ausbreitet und durchsetzt.

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (20. November 2011 um 21:24)

  • Dass hier, auch wenn das nicht genau zum Thema passt, Enschede und Groningen genannt wurden, finde ich interessant, da ich in den beiden hier sehr nahen Städten schon häufiger war. Dass beide Städte nicht besonders schön sind, ist offensichtlich. Gerade Groningen hat aber schon unmittelbar des zerschossenen Marktplatzes viele gut erhaltene alte Gebäude und Straßenzüge zu bieten. Das aktuelle Bild beider Städte konnte ich mir nur durch Kriegshandlungen erklären, über Groningen haben wir schon etwas erfahren, über Enschede steht etwas im englischen Wikipedia: “Enschede was frequently bombed by allied troops, aiming for the German command center or mistaking Enschede for a German city”.

  • „Sorry for the Bombs“ -

    Erinnerung an die Bombardierung Schweizer Städte, insbesondere Schaffhausen am 1.April 1944:

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