Die Dresdner Zusammenhänge

  • Ich eröffne einen neuen Strang zu Dresden, weil sich die Problemfelder in der städtebaulichen und architektonischen Entwicklung der Stadt auf einen einzigen Nenner bringen lassen, der aber wohl im Dresdner Stadtrat nicht vollständig wahrgenommen wird:

    Die unmittelbare Nähe zwischen den handelnden Personen im Stadtplanungsamt, in der Architektenkammer und der Akademie der Künste innerhalb einer gemeinsamen Organisation.

    Besonders einflußreiche Personen dieser Ämter und Instutionen sind organisiert in dem Verein "Zeitgenossen e.V.". Daß daraus - wie in jedem Verein - enge persönliche und berufliche Kontakte erwachsen können, liegt auf der Hand.

    In dem gemeinsamen Manifest heißt es ganz am Ende:

    Zitat

    "Wir treten ein für mehr Aufmerksamkeit für bisher verkannte Qualitäten und Potenziale Dresdner Baukultur, vor allem nach 1945. Klären der Ursachen von Unzufriedenheit erheblicher Teile der Stadtbevölkerung mit manchen neueren Gebäuden und Stadträumen."


    Quelle: http://www.zeitgenossen-dresden.de/

    Eine objektive Klärung dieser Fragen ist natürlich unmöglich, wenn das eigene Anliegen dadurch ad absurdum geführt würde. Wenn aber gemeinsam nach diesem Manifest das Handeln ausgerichtet wird, kann die fachliche und gegenseitige Unabhängigkeit innerhalb der "Dresdner Expertenschaft" nicht gewahrt werden - die Gefahr einer Zusammenarbeit auf allen Ebenen wird entscheidend erhöht, der faktische Einfluß des Stadtrates entscheidend vermindert.

  • Danke Philipp, genau dies ist des Pudels Kern...Danke für diesen Strang. Der gestrige Abend war leider wieder ein Paradebeispiel...DDR 2.0...es ist leider so.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Das ist natürlich als Provokation in der Dresdner Agenda gesehen, andererseits finde ich den Ansatz von StadtbilDD sehr gut, Zonen zu definieren einschliesslich der Experimentalbereiche. Der GHND Vorschlag zur KIB-Fläche zeigt was möglich ist.

    Die Zeitgenossen fallen aus meiner sicht mehr in den Katalog Architekten-Comedy oder das war halt deren Architektentag-Party. Die Facebook-seite verlinkt (gefällt) auf ruestungsschmie.de.pl, die zum "Rüstungsfest" laden. Ha! Nur Spiesser ärgern sich drüber, dass die Architekten solche Parties feiern.

    Ernst zu nehmen ist nur das Manifest (was ja Architekten gerne mal irgendwie hinrotzen, das hängt ja alles nicht so hoch), weil es wirklich lustige Anstösse gibt, Anstreichungen von mir:

    Observationen:
    [list][*] Sehr konservative, historisch gedachte Fundierung des Bauens, offenkundig gedacht als Reaktion auf den "reaktionären Geist"
    [*] Unerklärter Mangel demokratischer Unterstützung und Würdigung von Expertise
    [*] "Modernkonservatismus" wäre so eine Formel
    [*] Das Zitat mit dem Verweis auf die "wahre" Kunst. Da ist das "Falsche" gleich um die Ecke.
    [*] "Fortschreibung" als uneingelöstes Versprechen
    [*] Opferrolle
    [*] Assoziation Zeitgenosse - Genosse Zeit - Zeit raubt die Schönheit.

    Und alles irgendwie sehr altbacken. Früher war alles besser in der Städten, da hatte die Verwaltung noch mehr Realitäts- und Bürgersinn.

    3 Mal editiert, zuletzt von Agon (29. Oktober 2011 um 17:10)

  • Sehr bezeichnend, dass bei der Bürgerversammlung zum KIB-Projekt am Freitag gleich 3 Mitglieder der "Zeitgenossen" einen Redebeitrag abliefern konnten. Zwei davon sogar von offizieller Stelle: Frau Tauber und Frau Heckmann. Letztere meinte sogar, man müsse sehr vorsichtig sein, da der Kulturpalast als Denkmal keinen Schaden nehmen darf, indem in seinem Umfeld unsensibel gebaut wird!

  • Das genaue Ausspruch war sogar, man dürfe mit dem Barock des Gutbierschen Hauses keinen Kontrast an den Kulturpalast bringen, da dieser diesen nicht vertrage. Damit hat Frau Tauber sogar ihre Ideologie der letzten Jahrzehnte beiseite gewischt.

  • Zitat

    Sehr bezeichnend, dass bei der Bürgerversammlung zum KIB-Projekt am Freitag gleich 3 Mitglieder der "Zeitgenossen" einen Redebeitrag abliefern konnten. Zwei davon sogar von offizieller Stelle: Frau Tauber und Frau Heckmann. Letztere meinte sogar, man müsse sehr vorsichtig sein, da der Kulturpalast als Denkmal keinen Schaden nehmen darf, indem in seinem Umfeld unsensibel gebaut wird!

    Tauber? Die mit dem Gewandhaus? Ach so, die Stadt bittet zur Bürgersprechstunde, damit sich die Stadtplanungsbeamten als Bürger zu Wort melden.

    Herrlich! Das ist ja wie zu Stasis Zeiten... Ob über uns schon eine Akte angelegt wurde?

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (1. November 2011 um 16:37)

  • Um Gottes Willen. Was da ein Kelch an uns vorbeigegangen ist. Man lese sich die Begründung für den erstplatzierten Entwurf durch.

    Zitat


    Die Arbeit nimmt eindeutig Bezug auf die Umgebung. Sie nimmt die unterschiedlichen Rich-tungen auf und schafft eine attraktive Verbindung der Innen- und Außenräume mit den Ter-rassen und dem Gebäuderücksprung im EG. bzw. 1. OG.

    stickpoke:)

  • Zitat

    Letztere meinte sogar, man müsse sehr vorsichtig sein, da der Kulturpalast als Denkmal keinen Schaden nehmen darf, indem in seinem Umfeld unsensibel gebaut wird!

    Wo sie recht hat, hat sie recht. Ein Solitär der sozialistischen Moderne wie der Kulturpalast kann am besten reüssieren, wenn in seinem Umfeld langweiliger Dresdner Neo-Barock entsteht. Gerade die spannenden Kontraste wie sie vom GHND Vorschlag einer verschobenen bauhistorisch wertlosen Rekonstruktion des Gutbierhauses angedacht wird, lässt die Qualitäten dieses Bauwerks von 1969 aufscheinen. Rustikale Bierseligkeit im Disneyland auf der einen, urbaner Kulturtempel auf der anderen Seite. Mickey Mouse und Kultur. cheers:)

    Es gibt eben doch richtige Architektur im Falschen, teilt dieses Bild jedem Kenner mit. Spannend!

    Die Idee der Überleitung, also der Einbettung des Kulturpalastes durch zeitgemäße Überleitungsbauten widerspricht nicht nur der Gestaltungssatzung für den Neumarkt, sondern auch dem notwendigen Kontrast, den der Dresdner Solitär zum Strahlen am Altmarkt braucht. Kupferschmidt will kitten, was zu brechen ist!

    Richtig spannend wäre es den zuckerstalinistischen und kaufhausmodernen Altmarkt durch Reko der Germania zu ruinieren, hinter dem wie ein Wunder der Moderne der Kulturpalast den Weg in die klassenlose Gesellschaft weist.

    http://www.kulturpalast-dresden-erhalten.de

    2 Mal editiert, zuletzt von Agon (2. November 2011 um 01:40)