• 40.000 bis 50.000 Euro für die Platzreinigung? Gebt mir die Maschine. Ich mache das schon für 35.000 Euro!

    Wie ist eigentlich Eure Meinung zur Bebauung am Platz? Wäre es möglich, daß die Bauten irgendwann als typische Vertreter des Wiederaufbaus unter Schutz gestellt werden?

    Ich persönlich finde die Häuser einfach zu bunt und unharmonisch zueinander. Nach einer qualitativen Sanierung und mit gehobener Gastronomie könnte die Bebauung vielleicht noch Punkten.

    Was sollen eigentlich diese Bäumchen in den Pflanzkübeln? War es nicht möglich die Bäume richtig am Platz einzupflanzen? Ist darunter eine Tiefgarage?

  • Wie ist eigentlich Eure Meinung zur Bebauung am Platz? Wäre es möglich, daß die Bauten irgendwann als typische Vertreter des Wiederaufbaus unter Schutz gestellt werden?

    Ich persönlich finde die Häuser einfach zu bunt und unharmonisch zueinander. Nach einer qualitativen Sanierung und mit gehobener Gastronomie könnte die Bebauung vielleicht noch Punkten.

    Was sollen eigentlich diese Bäumchen in den Pflanzkübeln? War es nicht möglich die Bäume richtig am Platz einzupflanzen? Ist darunter eine Tiefgarage?

    Mit der jetzigen (Nachkriegs-) Bebauung in dieser Form am Stuttgarter Marktplatz wird es keine Aufwertung der Stuttgarter Innenstadt mehr geben. Da können die modernistisch geprägten Denkmalbehörden und Fürsprecher jener Immobilien rund um den Stuttgarter Marktplatz diese versuchen unter Schutz zu stellen wie am Neustädter Markt in Dresden auch - allein die Blockade, welche diesen Mist zementieren soll, wird zur Funktion eines akzeptables Stadtraum auch langfristig nichts beitragen.

    Gleichwohl wäre der Fokus darauf wie auf die ganze ehemalige Altstadt Stuttgarts für die Außenwahrnehmung als auch zur Identifikation mit der Stadt psychologisch so wichtig.

    Kurzfristig und unter den aktuellen Zuständen hier eine Änderung zu bewirken ist wissentlich illusorisch. Das haben wir thematisch ja bereits durch.

    Nur eine langfristig, politisch gewollte Strategie kann hier Abhilfe schaffen. Inwieweit die Bestandsgebäude dann mittels Umbauten dafür zu gebrauchen oder entbehrlich sind, wäre planerisch zu überprüfen. Zwischen Ist-Zustand und wünschenswerter Rekonstruktion des Vorkriegszustandes gibt es wie andernorts sicher auch hier Lösungen, mit denen architektonisch, selbstredend auf rein traditioneller Gestaltungsbasis, ein harmonischer Platz geschaffen werden kann, der wiederum Modellcharakter und Vorbild für angrenzende Areale und das weitere Umfeld der Altstadt hätte.

    Unter dem Platz befindet sich keine Tiefgarage, sondern ein ehemaliger Bunker, der später zeitweise als „Hotel“ diente und zwischenzeitlich im Rahmen von Veranstaltungen immer mal wieder besichtigt werden kann. Dafür wird diese Stuttgarter „Besonderheit“ dann wie so viele baulich angestaubten Nachkriegshinterlassenschaften dieser Stadt auffällig inszeniert.

    Das zur Erklärung warum vermutlich nebst technischer Leitungssysteme im Untergrund in diesem Abschnitt nur Pflanzkübel zum Einsatz kommen, ganz im Gegensatz übrigens zur Platzostseite ( vor dem ehemaligen Bekleidungshaus Breitling bzw. nach Umbau geplanten „Haus für Tourismus“ ) , wo sich um den Marktbrunnen nach wie vor die ( zu ) großen, gepflanzte Bäume auf dem Platz befinden.

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    Wie ist eigentlich Eure Meinung zur Bebauung am Platz? Wäre es möglich, daß die Bauten irgendwann als typische Vertreter des Wiederaufbaus unter Schutz gestellt werden?

    (...)

    Ich bin seit jeher (manchmal fast unvernünftig) optimistisch, was Rekonstruktionsvorhaben betrifft – zumal wenn es um zentrale Vorhaben geht, die für die Seele einer Stadt von überragender Bedeutung sind. Meine Erfahrung ist: Sehr oft setzt sich da letztlich der gesunde Menschenverstand durch (Beispiele: Frankfurter Altstadt, Dresdner, Berliner Schloss … usw.)

    Es tut mir in der Seele weh. Aber (ausgerechnet) für die Stadt, in der ich wohne, gilt das nicht.

    Eher würde sich die Erdkugel spontan plötzlich in die andere Richtung drehen, als dass am Stuttgarter Marktplatz auch nur ein Haus rekonstruiert wird.

    Einfacher Grund: Ich glaub tatsächlich, dass es in dieser Stadt – anders als z. B. in Frankfurt, Dresden oder Potsdam – keine Mehrheiten für so ein Vorhaben gibt.

    Die Leute glauben wirklich diese von Modernisten gefütterten Klischees von wegen „Die Zeit ist vorbei. Das was verloren gegangen ist, kann man nicht mehr zurückholen. Willst du wirklich leben wie zu Königs Zeiten? Wir können uns die Vergangenheit durch Fake-Bauten nicht zurechtlügen ... usw. …“

    Über die Ursachen kann man trefflich streiten. Am ehesten fallen mir da zwei ein:

    1. Es mag manche Auswärtige wundern. Aber viele Stuttgarter sind tatsächlich davon überzeugt, dass sie in der schönsten Stadt Deutschlands wohnen: Der Schlossplatz! Die Weinberge! Die Halbhöhe! Der Fernsehturm! Die Wilhelma! Die Oper! Der Eckensee! Stuttgart 21!! (Sorry, kleins Späßle ?)… usw. Sprich: Es gibt bezüglich des Marktplatzes einfach keinen echten „Phantomschmerz“ … zumindest nehme ich einen solchen in meinem Umfeld und bei meinen Bekannten nie wahr.
    2. Die Stuttgarter Zeitung: Diese Zeitung haut wirklich JEDES Rekonstruktionsobjekt, das in Dtld. umgesetzt wird systematisch in die Pfanne, füttert in der Bürgerschaft sehr stark das Bewusstsein, dass Stuttgart v.a. auf seine moderne Architektur stolz zu sein hat – und „framed“ sehr stark, dass Abgegangenes zwar zu beweinen ist – aber es keinerlei Chance gibt dieses zurückzuholen.

    Fazit, um auf deine Frage zurückzukommen. Natürlich werden diese Bauten am Marktplatz irgendwann unter Schutz gestellt. Mich wundert's eigentlich, dass das nicht schon lang passiert ist. In Stuttgart gibt es schon eine ganze Reihe hässlichster 70er-Jahre-Blöcke, die in der Denkmalliste stehen. Die Hoffnung, dass die Dinger am Marktplatz irgendwannn fallen, um Rekonstruktionen Platz zu machen, hab ich schon lang aufgegeben. Hier ist schon viel erreicht, wenn zumindest MANCHE hässliche Bauten der 60er/70er Jahre durch (halbwegs) erträgliche Neubauten ersetzt werden. Das findet tatsächlich häufig statt … und versöhnt einen zumindest halbwegs (für den Alltag).

  • Mit dem grauenhaften Rathaus und dem bunkerartigen Breuninger-Kaufhaus kann man den Platz einfach abschreiben, da sind die bunten Häuschen ja fast noch das beste.

    Lanes are meant to be crossed. If you're staying in your lane you're obviously advancing too slow.

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    1. Es mag manche Auswärtige wundern. Aber viele Stuttgarter sind tatsächlich davon überzeugt, dass sie in der schönsten Stadt Deutschlands wohnen: Der Schlossplatz! Die Weinberge! Die Halbhöhe! Der Fernsehturm! Die Wilhelma! Die Oper! Der Eckensee! Stuttgart 21!! (Sorry, kleins Späßle ?)… usw. Sprich: Es gibt bezüglich des Marktplatzes einfach keinen echten „Phantomschmerz“ … zumindest nehme ich einen solchen in meinem Umfeld und bei meinen Bekannten nie wahr.

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    Da ist in der Tat was dran. Gestern erst den Artikel über John Cleese gelesen, der sich bei Instagram (ist ein paar Beiträge weiter oben verlinkt) über den scheußlichen Ausblicks aus seinem Fenster des Hotels gegenüber der Baustelle S21 beklagt hat. Viele - ja, die überwiegende Mehrheit stimmte ihm uneingeschränkt zu, aber dann immer mal wieder ein paar eingesprenkelte Kommentare, wie, dass Stuttgart doch eigentlich ganz schön sei, nur wenige Städte auf der Welt (!!) hätte so tolle Chancen dank der Topographie. Man müsse sich nur umdrehen, oder ein anderes Hotel wählen, schön hätte man das schönste Grün vor den Augen. Was ein Blödsinn!

    Ich frage mich bei solchen Träumern immer, waren die noch nie aus Stuttgart raus?!? Es gibt mehr als genug Städte mit einer ähnlichen Topographie, meist sogar noch schöner. Ich habe das Gefühl, wenn es architektonisch nicht mehr reicht, rettet man sich mit der Notlüge Lage/Topographie. Und wenn man an erster Stelle oft den Schlossplatz nennt, wenn man versucht, die Vorzüge Stuttgarts zu nennen, zeigt einem das nur, dass das Gegenüber versucht, damit nicht vorhandene Qualitätsmerkmale zu übertünchen. Der Schlossplatz ist für Stuttgart-Verteidiger eine Feigenblatt-Antwort. Der Eckensee ist wohl einer der hässlichsten Innenstadt-/Parkseen, die ich je gesehen habe. Und was an der Wilhelma so toll sein soll, weiß ich selbst nicht. Okay, die orientalisch anmutende Architektur ist schon so ziemlich einzigartig, aber mehr gibt es da absolut nicht zu sehen. Zumal die Wilhelma an einem der verkehrstechnisch und lärmmäßig furchtbarsten Stellen der gesamten Region liegt. Da gibt es in Deutschland viele deutlich idyllischere Zoos/Tierparks.

  • Vor allem muss man beim Schlossplatz anmerken, dass es auch diesen so gar nicht gäbe, wenn es nach den Modernisten gehen würde, die den Rest der Stadt verschandelt haben. Denn die Rekonstruktion des Schlosses war ja seinerzeit auch durchaus umkämpft. Wieder einmal - siehe Braunschweig - waren es Bürgerproteste und eine einzige Stimme im Landesparlament, die für den Wiederaufbau den Ausschlag gaben. Sonst gäbe es kein Neues Schloss mehr, sondern einen weiteren Hotelklotz, und die in der Stadt ansässigen und mit Posten versorgten Architekturtheoretiker (Namen brauche ich nicht nennen) könnten einmal mehr davon faseln, wie toll diese historisch untercodierte Stadt sei.

  • Bleibt vom Stuttgarter Hauptbahnhof nach "Stuttgart 21" eigentlich noch etwas übrig? Das durch herabfallende Fassadensteine entstandene Loch scheint jedenfalls noch nicht geflickt. Im Gegenteil, die Abrissstelle wurde großzügig vergrößert. Sie soll dann irgendwann mal wieder geschlossen werden.

    Bauarbeiten am Hauptbahnhof Stuttgart

    Lücke nach Fassadensturz bleibt weiterhin sichtbar

    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.bauarbe…5d343d0f61.html

  • Wäre man gehässig, man hätte Cleese entgegnen können "Euer Sir Arthur Harris hat ja nicht unbedingt zur Verschönerung der Stadt beigetragen, nicht wahr".

    Aber, Scherz beiseite, man sollte den Kommantar ihm nicht übelnehmen. Erstens ist das tatsächlich keine schöne Aussicht vom Hotelzimmer, und zweitens sagte Cleese einmal in einem Interview, dass er mit der Französischen Kultur nichts anfangen könne, sondern eher mit der Deutschen. Da er Deutschland eher positiv gegenübersteht, würde ich Kritik von ihm nicht negativ auffassen.

    (Und Drittens:

    Auch wenn die Schwaben mich jetzt lynchen,aber ich selber finde Stuttgart auch nicht besonders vorteilhaft aufgebaut nach 1945.)

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • (Und Drittens:

    Auch wenn die Schwaben mich jetzt lynchen,aber ich selber finde Stuttgart auch nicht besonders vorteilhaft aufgebaut nach 1945.)

    Keine Sorge, das sehen auch die meisten Schwaben so. Trotzdem, und das werde ich immer wiederholen, hat Stuttgart auch seine wirklich schönen Seiten. Besonders die Aussichtspunkte mit Blick auf die Stadt sind ziemlich einmalig. Besucher der Karlshöhe oder des Weißenburgparks werden das bestätigen.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Nachfolgender Neubau im Stuttgarter Stadtteil Heßlach fügt sich ganz besonders einfühlsam in die von Altbauten umgebene Hanglage ein.

    Quote

    Im Vergleich zur Umgebung sticht sofort die klare Formensprache und das monolithische Erscheinungsbild ins Auge. Prägend sind bodentiefe Fensteröffnungen, ebenerdige Eingangsloggien zur Straße sowie Terrassen im Obergeschoss. Da der Hang nach Süden stark ansteigt und bis zu drei Geschosse direkte Erdberührung absehbar waren, entschieden sich die Architekten für eine Ausführung in Beton.

    Monolithische Zwillinge - VON M bauen Doppelhaus in Stuttgart

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Tja, das sind die Neubauten in Stuttgart. Wenn im Gegenzug wenigstens auch die schönen Altbauten geschützt wären, aber weit gefehlt:

    Sorge um alte Stuttgarter Häuser

    Warum die Villa in der Diemershaldenstraße bedroht ist

    https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.sorge-u…ml?reduced=true

    Verkehrte Welt. Aber ich finde es gut, dass sich die StZ der Sache annimmt.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Für diese funktionale Hässlichkeit mit Betongrün, ganz im Sinne des langweiligen wie mantrahaften Modernismus und insbesondere in Stuttgart mit seiner Werkbundsiedlung einer Monstranz gleich angebetet, wird die Feuerwache 1 aus den 1880er Jahren in der Stadtmitte abgerissen. Abgesehen von der üblichen Profillosigkeit, die anstelle des Altbaus entsteht, wird auch hier ersichtlich, dass die politisch geforderte Nachhaltigkeit nichts als ein grüngewaschenes, scheinheiliges Lippenbekenntnis ist und bleibt.

    Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.feuerwe…8FtawOxeBOf9DPE

  • Wurde diese alte Feuerwache eigentlich auch mal umgebaut? So schlicht war die Fassade ursprünglich vermutlich nicht:

    Lanes are meant to be crossed. If you're staying in your lane you're obviously advancing too slow.

  • Die Feuerwache wurde im Krieg zerstört und bis auf das erhaltene Erdgeschoss vereinfacht wiederaufgebaut.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Die Feuerwache wurde im Krieg zerstört und bis auf das erhaltene Erdgeschoss vereinfacht wiederaufgebaut.

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