• Eine Zerstörung der Oper würde sogar den Abriss des Kronprinzenpalais in den 60ern in den Schatten stellen, und dieses Ereignis wirkt im Gedächtnis der Stuttgarter bis heute nach als größter Frevel der Nachkriegszeit. Daher bin ich sicher, dass sich so etwas nicht wiederholen wird. Zu bedeutend ist dieses Gebäude für die Stadt*.

    *dachte man beim Hauptbahnhof allerdings auch

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (3. Dezember 2019 um 14:40)

  • Ist das keine Chance für nachhaltige Stadtreparatur? Wer kann Phänomenen wie "Einkaufstraßen des Wiederaufbaus" nachtrauern?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In den letzten Jahren sind mit dem Milaneo, Gerber und dem Dorotheen-Quartier drei große Shopping-Center mit Parkplätzen in der Innenstadt entstanden. Es ist doch klar, daß damit viel Laufkundschaft absorbiert wird. Ich halte das Argument, dies sei notwendig, weil sonst Kaufkraft an die Gewerbegebiete auf der grünen Wiese verloren ginge, nicht für zutreffend, da damit die Innenstadt selbst in eine Art von Gewerbegebiet verwandelt wird.

    Weiterhin ist das Areal zwischen den beiden Bundesstraßen sehr weitgehend tertiarisiert, es leben kaum Menschen dort, die Geschäfte, Praxen usw. werden funktional genutzt.

    Keinesfalls zwangsläufig, aber auch nicht so überraschend waren für mich die Ausschreitungen dort. Diese weitflächige Suburbanisierung führt eben dazu, daß die gelangweilte Vorstadtjugend am Wochenende auf "Events" die Sau raus lassen will. Es fehlt an positiver Identifikation und organischem Leben im öffentlichen Raum.

    Kehrwoche hin oder her, für süddeutsche Verhältnisse ist der öffentliche Raum schon weit überdurchschnittlich verdreckt, die Schulstraße (siehe Bild) architektonisch auch alles andere als reizvoll.

    Das sind alles Probleme einer autogerechten, funktional differenzierten Wirtschaftswunderaufbaustadt.

  • gelangweilte Vorstadtjugend

    So kann man den Personenkreis natürlich auch bezeichnen.

    Das sind alles Probleme einer autogerechten, funktional differenzierten Wirtschaftswunderaufbaustadt.

    Wobei sich doch gerade die Schulstraße rühmt, die erste Fußgängerzone der Stadt gewesen zu sein. Zitat aus dem verlinkten Artikel der "Stuttgarter Zeitung": "Die Schulstraße genoss eine Vorreiterrolle: Sie war als eine der ersten Straßen in Deutschland autofrei."

    Es fehlt an positiver Identifikation und organischem Leben im öffentlichen Raum.

    Das ist richtig. Aber hat die Stuttgarter Stadtplanung daraus etwas gelernt? Wenn ich mir z.B. das dortige Europaviertel anschaue, habe ich meine Zweifel.

  • @ Heimdall: Bei den Randalierern kommen verschiedene Merkmale zusammen. Vandalismus resultiert auch aus mangelnder Identifikation mit der örtlichen Umgebung, bei Graffitis sicherlich auch mit Inbesitznahme. Es ist ganz klar, daß hierbei bestimmte Personengruppen häufiger, andere seltener vorkommen. Wir müssen dies jetzt nicht politisieren, da wir wissen, was gemeint ist, oder?

    Bzgl. Fußgängerzone Schulstraße: Dies mag bei dieser Straße der Fall sein, Stuttgart als Ganzes ist ein Musterbeispiel einer autogerechten, funktional differenzierten Stadt. Die damit einhergehende Suburbanisierung führt dazu, daß man allzu oft in einem kulturell-identitären Nirgendwo wohnt und derTristesse vor Ort entfliehen will, indem man Events konsumiert; oder auch viel reist, um "authentischere" und schönere Orte zu erfahren. So entsteht der Konsumidiot.

    Lektüretipp dazu: Mischerlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Er hat dieses Phänomen schon in den 1960er Jahren psychologisch untersucht.

    Hängt damit wohl zusammen: https://www.zeit.de/2020/28/schwab…ttansicht?print

    Ergänzung: https://www.zeit.de/gesellschaft/z…t-polizei-elend

  • @ Heimdall: Bei den Randalierern kommen verschiedene Merkmale zusammen. Vandalismus resultiert auch aus mangelnder Identifikation mit der örtlichen Umgebung, bei Graffitis sicherlich auch mit Inbesitznahme. Es ist ganz klar, daß hierbei bestimmte Personengruppen häufiger, andere seltener vorkommen. Wir müssen dies jetzt nicht politisieren, da wir wissen, was gemeint ist, oder?

    Bzgl. Fußgängerzone Schulstraße: Dies mag bei dieser Straße der Fall sein, Stuttgart als Ganzes ist ein Musterbeispiel einer autogerechten, funktional differenzierten Stadt. Die damit einhergehende Suburbanisierung führt dazu, daß man allzu oft in einem kulturell-identitären Nirgendwo wohnt und derTristesse vor Ort entfliehen will, indem man Events konsumiert; oder auch viel reist, um "authentischere" und schönere Orte zu erfahren. So entsteht der Konsumidiot.

    Lektüretipp dazu: Mischerlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Er hat dieses Phänomen schon in den 1960er Jahren psychologisch untersucht.

    Hängt damit wohl zusammen: https://www.zeit.de/2020/28/schwab…ttansicht?print

    Ergänzung: https://www.zeit.de/gesellschaft/z…t-polizei-elend

    Womöglich sind es auch sozialisierungsbedingte Differenzen, die zu Spannungen führen, und letztlich im Bürgerkrieg kulminieren können. Ein solcher wäre für unsere Stadtbilder sicherlich kein Gewinn, aber das sind die unzähligen Shisha-Bars, Dönerläden etc. ebenso wenig.

  • Statt dem in Beitrag 252 gezeigten Entwurf

    http://www.berndalbers.com/wb-stuttgart-stiftstrasse

    kommt es nun zu dieser Ausführung: ...

    Und hier ist sie, die aufgewärmte 50er-Jahre-Tristesse im Endzustand:

    https://www.baunetz.de/meldungen/Meld…en_7315698.html

    Zitat

    In unmittelbarer Nähe liegen nicht nur die denkmalgeschützte Stiftskirche, sondern auch das von Karl Gonser 1956 fertiggestellte und 2012 sanierte Bürogebäude mit Traventinfassaden. Das unter dem Namen „König von England“ bekannte Gebäude stellte den wichtigsten Bezugspunkt für die Gestaltung des Neubaus dar, so wulf architekten. ...

    ...Die Struktur des Neubaus folgt erneut den umgebenden Fünfzigerjahrebauten