• Die Kriegsbergstraße war einst eine der vornehmsten Wohnadressen Stuttgarts. Der Krieg hat davon nichts übrig gelassen. In einer Seitenstraße, der Ossietzkystraße, hat allerdings ein Wohnhaus im Stil der Neorenaissance die Zeiten überdauert. Jedoch scheinen auch seine Tage gezählt, denn im Zuge der Neubebauung des Areals soll es bald abgerissen werden. Dass das Gebäude keinen Denkmalschutz besitzt macht dieses Vorgehen natürlich umso einfacher. Wenn es so kommt, wird tatsächlich nichts mehr an die einstmals großbürgerliche Gegend erinnern.

    Um dieses Haus handelt es sich:


    Und so sah die Ossietzkystraße (damals Blücherstraße) einst aus, das Objekt befindet sich auf der rechten Straßenseite:


    Den heutigen Anblick erspare ich Euch.

    In dubio pro reko

  • Ach, das soll jetzt auch fallen, herje. ;(:( ... die Straße hoch geht es doch über die Stäffele zur Panoramastraße , oder? Als ich vor Jahren noch regelmäßig Stuttgart besuchte, empfand ich dieses Haus immer als einen Ankerpunkt für das historische Stuttgart, weil auf meinem Weg zur Königstraße es immer unsäglicher, unmenschlicher und abweisender wurde. An den Hang wurden ja in den letzten Jahrzehnten eh schon Riesenblöcke gedrückt. Und weiter gen Osten (Nordosten?) ist ja seit ihrer Entkernung die alte Reichsbahndirektion eh nur noch ein Schatten ihrer selbst. Unproportional überdimensionierte Blöcke in den Talkessel und an seine Ränder zu klatschen wird dem Landschafts-Stadtbild Stuttgarts noch den Rest geben, wenn es so weiter geht. Das verträgt die kleindimensionierte Keuper-Gebirgslandschaft einfach nicht. Das man das nicht kapiert ... disgust:) !!!
    Aber oben am Ende der Panoramastraße gibt es den chinesischen Garten, mit einem schönen Blick in den Talkessel. Ein Hort der Ruhe und Besinnung. Sollte man den Stadtplanern empfehlen!

  • Stuttgart gibt mächtig Gas auf dem Weg zur hässlichsten und am wenigsten besuchenswertesten Stadt Deutschlands. Ich bin 1 x jährlich dort, und freue mich jedesmal wieder nach Nürnbegr zurück zu kommen. Stuttgart geht garnicht, eine Ansammlung ambitionsloser Investorenarchitektur. Schade, dass trotzdem weiter abgerissen wird.

  • Das verträgt die kleindimensionierte Keuper-Gebirgslandschaft einfach nicht.

    Hoffentlich.

    Ein Hort der Ruhe und Besinnung. Sollte man den Stadtplanern empfehlen!

    Warum? Damit sie dort oben nicht mit den Folgen ihrer Stadtplanung konfrontiert werden und es sich gut gehen lassen können? Nein, die sollen schön selbst zwischen den Investorenblöcken, die sie zu verantworten haben, den ganzen Tag arbeiten und möglichst auch leben müssen. Kein Grün, kein Zierrat, möglichst auch kein Urlaub. Den ganzen Tag auf Sichtbeton, Strichcodefenster und Fassadenplatten starren, wie im Knast.

  • Stuttgart gibt mächtig Gas auf dem Weg zur hässlichsten und am wenigsten besuchenswertesten Stadt Deutschlands. Stuttgart geht garnicht, eine Ansammlung ambitionsloser Investorenarchitektur.

    Auf solche Reaktionen kann ich allerdings verzichten, denn es entspricht nicht der Wahrheit. Stuttgart hat viele schöne Ecken, da gibt es weitaus hässlichere Städte in Deutschland. Schade, dass jeder Beitrag immer gleich zum generellen Stuttgart-Bashing führen muss. Meistens von Leuten, die nicht viel mehr von der Stadt kennen als Königstraße und Umgebung.

    In dubio pro reko

  • @ Heimdall, nein so "rachesüchtig" bin ich nicht. Ich wollte mit dem "besinnlichen Ort"" mehr meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, daß es unter den verantwortlichen Stadtplanern und Politikern noch vernünftige Leute gibt, die einst vielleicht zur Besinnung kommen und es ihnen wie Schuppen von den Augen fällt welche Schönheit und welches Potential sie in Stuttgart am Verderben sind. Es gibt viele solcher heimeligen und schönen Orte in Stuttgart, wie Stuegert uns immer wieder richtig aufzeigt. Im Stadtkreis Stuttgart bin ich aufgewachsen und ich kenne die Schönheiten der MItte im Talkessel leidlich!

  • Da mögt ihr Recht haben. Aber es ist doch wirklich bedauerlich, wenn die wichtigste Seite des Stadtbildes, mit der sich die Stadt ihren Besuchern präsentiert, nicht attraktiv ist oder gar repräsentativ für das Lebensgefühl ihrer Bewohner. Es ist zwar schön, wenn derjenige der sucht oder weiß wo, noch schöne Ecken in Stuttgart findet, aber ist das wirklich beruhigend? Ist es nicht vielmehr Ausdruck dafür dass die Kräfte, die die Innenstadt so geformt haben, noch nicht überall gewirkt haben? Immerhin ist der auslösende Beitrag ein Indiz dafür.

    Ich bin ja immerhin froh dass der Kopfbau des alten Bahnhofes, der wirklich sensationell ist, erhalten bleibt.

  • Das ist ja das Drama der meisten westdeutschen Städte, dass viele erhaltenen und schönen Areale versteckt liegen in Wohngebieten, in die auswärtige Besucher nun einmal nicht oder nur selten kommen. So haben Stuttgart und Hannover etwa kräftig an ihrem Ruf gearbeitet, hässlich zu sein, da man als Durchfahrender oder Besucher des Zentrums viel Hässliches sieht.

    Und wenn man ehrlich ist, hilft es natürlich auch nicht viel, wenn man nur mit Insidertipps in die schönen Gebiete kommt. Es sind die Zentren, die wir betrachten sollten, als zweites die Ringe gründerzeitlicher Stadterweiterungen. In Bremen ist dieser Effekt vielleicht noch ausgeprägter, da man auf den gängigen Einfallsstraßen im Prinzip nur mit Nachkriegsarchitektur in Kontakt kommt, es ist keine einzige halbwegs repräsentative Stadtzufahrt geblieben, alles versteckt sich in den durchaus sehenswerten Nebenstraßen.

  • Ich stimme dem (fast) zu. In Stuttgart kann der Besucher allerdings einen unvergesslichen ersten Eindruck der Stadt erhalten, jedenfalls wenn er über die Neue Weinsteige talwärts fährt. Die Stadt mit ihrem Häusermeer liegt ihm zu Füßen, ein vergleichbar schönes Erlebnis hatte ich bisher in keiner anderen deutschen Großstadt. Stuttgart hat das Problem, dass es dieses Versprechen dann mit seinem Zentrum in weiten Teilen nicht einlösen kann, zumindest nicht für jene die sich ein historisches Stadtbild erhoffen. Dieses Schicksal wiederum teilt die Stadt mit zahlreichen anderen.

    In dubio pro reko

  • Stuttgart hat das Problem, dass es dieses Versprechen dann mit seinem Zentrum in weiten Teilen nicht einlösen kann, zumindest nicht für jene die sich ein historisches Stadtbild erhoffen. Dieses Schicksal wiederum teilt die Stadt mit zahlreichen anderen.

    Das ist in Nürnberg nicht anders. Wer mit dem Auto kommt wartet vergeblich darauf, dass es schön wird, und erblickt dann unvermittelt die Burg. Aber immerhin hat man es verstanden, den Weg vom Hauptbahnhof zu den Hauptsehenswürdigkeiten in der Altstadt zu erhalten oder gefällig zu ergänzen / rekonstruieren. Vielmehr ist der neugierige, der es wagt in eine Nebenstraße reinzuspazieren, dazu verdammt schockiert und enttäuscht zu werden, zu oft jedenfalls.

  • Das ist in Nürnberg nicht anders. Wer mit dem Auto kommt wartet vergeblich darauf, dass es schön wird, und erblickt dann unvermittelt die Burg. Aber immerhin hat man es verstanden, den Weg vom Hauptbahnhof zu den Hauptsehenswürdigkeiten in der Altstadt zu erhalten oder gefällig zu ergänzen / rekonstruieren.

    Das ist richtig. Ich kenne Nürnberg ebenfalls sehr gut und habe etwas übrig für die Stadt. Obwohl vieles im Argen liegt, konnten Bomben und Abrisswut nicht den Geist, das Flair der Stadt (da sehe ich Ähnlichkeiten zu Köln) auslöschen. Tatsächlich kann man auch, wenn man darauf achtet, auf Wegen durch die Innenstadt gehen, die einem ein sehr schönes, historisch einigermaßen geschlossenes Bild der Stadt vermitteln. Will demnächst mal wieder hin und habe mir folgenden Rundgang vorgenommen . . . starten würde ich ganz klassisch, brutal-touristisch am Handwerkerhof (roter Pfeil) :D

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Die Calwer Passage wird bis auf den gläsernen Durchgang abgerissen und macht einem neuen Glaskasten mit etwas Pseudo-Grün Platz.

    Baustelle am Rotebühlplatz
    Abriss an der Calwer Passage beginnt
    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.baustel…85896d3685.html

    Calwer Passage in Stuttgart
    Die Abrissbagger verschonen nur die Glaspassage
    https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttga…50dff7198d.html

    Calwer Passage in Stuttgart
    Ferdinand Piëch will grüne Fassaden sprießen lassen
    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.plaene-…6371cc196a.html

  • Die Passage ist schon vollständig abgerissen. Ich denke, die Bauarbeiten beginnen relativ bald. Meiner Meinung nach kaum eine Verbesserung, monotoner grau-schwarzer Klotz weicht monotonem Glasklotz. Naja, Stuttgart halt.

  • Naja, Stuttgart halt.


    Kann ich so nicht stehenlassen. Genauso spielt es sich in unzähligen anderen deutschen Städten ab. Was entsteht denn z.B. in Dresden an allen Ecken, außerhalb des Neumarkts?
    Eigentlich ist Berlin die einzige Stadt, in der Neubauprojekte häufiger in traditionellem Stil ausgeführt werden.

    Ein paar Beispiele gibt es sogar aus Stuttgart, dabei fallen mir der Phoenixbau oder das Palais am Reitweg ein.

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Phoenixbau.jpg

    https://mapio.net/images-immo-ex…-west-img-0.jpg

    In dubio pro reko

  • Ja, da hast du recht, allerdings kommt in Stuttgart nach jedem Abriss in der Innenstadt immer derselbe Mist nach. Ausgenommen vll das Projekt in der Eberhardstraße.

    Da fällt mir direkt wieder der Abriss des alten Wengerterhauses in der Finnhaberstraße ein. Damit ist eigentlich alles gesagt. Und ja, Stuttgart halt. Kann man gerne durch Mannheim oder Köln ersetzen. Oder einfach durch moderne Architektur.

  • Da stellt sich die Frage, was das Desaster um Stuttgart21 mit der Einstellung zur Baukultur in Stuttgart angerichtet hat. Engagiert und identifiziert man sich mit den verbliebenen Prachtbauten nun mehr, oder geht es eher in Richtung "na wenn schon, denn schon" ? Für mich steht es eigentlich völlig außer Frage, das traditionsreiche Opernhaus behutsam zu sanieren. Und ich frage mich wo da immer diese Mondpreise herkommen. Wer aufmerksam die Berichte um die Hamburger Elbphilharmonie verfolgt hat vielleicht mitbekommen, dass die Akustik wohl teilweise unterirdisch sein soll und sich einige Künstler weigern, dort Konzerte zu geben. Möglicherweise wurden die Probleme nun behoben. Soll aber heißen, selbst die teuerste, ambitioniertes Neubauoper ist keine Garantie dafür dass man hinterher auch etwas tolles bekommt.