• Finde ich erträglich, sogar recht gefällig. Kein brutaler modernistischer Bruch mit der Bestandsumgebung. Und es musste dafür ja auch kein wertvoller Altbau dran glauben.

    In dubio pro reko

  • Zitat

    Dabei musste ausdrücklich das überwiegend historische Umfeld mit seinen zahlreichen Kulturdenkmalen besonders beachtet werden. Das sanierungsbedürftige Bestandsgebäude selbst verfügt über keine nennenswerten architektonischen oder stadtbildnerischen Eigenschaften und soll in geschlossener Bauweise - das heißt ohne Seitenabstand - ersetzt werden.


    Der Siegerentwurf ist aus meiner Sicht belanglos. Aus 'stadtbildnerischen' Gründen hätte hier als Mindestmaß eine erkennbare Lochfassade und kein Raster in Betracht gezogen werden dürfen, das weder Fisch noch Fleisch ist.

    Zitat

    Entwürfe besichtigen
    Interessierte Bürgerinnen und Bürger können alle Entwürfe ab dem 17. bis zum 30. Juni im Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, Eberhardstraße 10, erstes Obergeschoss, werktags von 9 bis 18 Uhr besichtigen.


    Bevor ich mir jedoch ein abschließendes Urteil erlaube, möchte ich die alternativen Entwürfe sehen.

    Quelle: http://www.stuttgart.de/item/show/273273/1/9/568388?

  • Sage noch einer, der Stuttgarter Denkmalschutz sei untätig - gut, beim Abriß schöner historischer Gebäude ist er es natürlich meist schon. Aber für die Perlen der Nachkriegsmoderne setzt er sich dafür um so entschiedener ein:

    Denkmalschutz kämpft um Bürgerhospital

    Ein Gruselgebäude mit Außenkacheln, seiner ganzen "Schönheit" hier zu bewundern: http://binged.it/1IlOZMC (der Betonblock mit dem seltsamen blauen Quadrat auf dem Dach (siehe auch Wikipedia).

  • Ein paar Impressionen aus dem gestrigen Stuttgart. Bilder von mir:

    Im Innenstadtbereich gibt es noch Vorkriegsreste. Straßennamen erspare ich hier weitgehend. Ein einheimischer Stuttgarter kann vermutlich erläutern:


    (Calwer Straße)

    Eigentlich und direkt gegenüber liegend aber sieht die Stuttgarter Innenstadt in weiten Strecken so aus:

    Gelangt man aus dem Innenstadtring heraus, wird es gründerzeitlicher:


    (Löschwasserteich)

    Immer wieder versteckt alte Kunst am Bau:

    Und als Abschluss noch die "Stuttgartia" am Rathaus... :koenig:

  • Vor allem ist dieser württembergische Baustil so unfassbar heimelig und gemütlich, weswegen mir es bis heute ein Rätsel ist, warum in Stuttgart so häßlich gebaut wird.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Löschwasserteich


    Meine erste Reaktion war: aber das ist doch kein Löschwassterteich, das ist doch der Feuersee! Bis ich dann dahintergekommen bin, dass beide Wörter wohl denselben Sachverhalt, denselben Gebrauch dieses Weihers beschreiben. Bis dato war für mich "Feuersee" einfach nur ein Name, bei dem man nicht auf die Idee kommt, seine Herkunft oder gar seine Bedeutung erklären zu wollen. Aber manchmal ist die Welt einfacher als man denkt.

  • Die nationale und internationale Architektenschaft kriegt sich vor lauter Lobhudeleien auf das Sichtbetongebäude im Stuttgarter Herdweg nicht mehr ein und überschüttet es mit zahlreichen Preisen.

    Zitat

    Ob Red Dot, German Design oder Iconic Award - das Stuttgarter Bürogebäude im Herdweg 19 hat sie. Aktuell wurde die Zentrale des Architektur- und Designbüros Blocher Blocher Partners noch mit zwei weiteren Preisen dekoriert. Im Rahmen der internationalen WAN Sustainability Awards wurde das Bürogebäude unter die sechs besten nachhaltigen Gebäude der Welt gewählt. Für Jury-Mitglied Jim Huffman setzt das Headquarter "einen neuen Maßstab für Büroarchitektur".

    http://www.immobilien-zeitung.de/133786/preisge…etonarchitektur

    http://partners.blocherblocher.com/de/projekt/bue…-stuttgart.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Preisgekrönt wurde seinerzeit auch das Betonmonstrum Kleiner Schlossplatz. Er ist längst wieder Geschichte. Darum darf man solche Selbstbeweihräucherung der Architektenschaft auch nicht allzu ernst nehmen. Sollen sie sich doch von mir aus gegenseitig die Preise zuschieben, wenn der Bürger ihre Werke schon nicht honoriert. Früher war der Beruf Architekt ein Ehrentitel, heute hat sich der Begriff zum Schimpfwort gewandelt. Auf die Einsicht, wie es dazu kommen konnte, warten wir wohl vergeblich.

    In dubio pro reko

  • Nichtssagender Betonklotz. :daumenunten:

    Die großen Sichtbetonflächen bergen aber immerhin die Chance, dass man später eine Ziegelwand vormauert und beispielsweise großflächige Jugendstilornamentik in diese einarbeitet.

  • Klar! Wobei ich sagen muss, daß mir der 50er Jahre Bau eigentlich ganz gut gefällt: schöne Fensterrahmen aus Stein, das elegante Dach..

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Schade, dass es immer die wenigen gefälligen 50er Jahre Bauten sind, die geopfert werden. Ansonsten ein gutes Neubauprojekt.

    ...

  • 2015 war schon ein komisches Jahr. Das Jahr in dem bei Stadtbild Deutschland schon belanglosen Kisten der Nachkriegszeit nachgetrauert wurde. Ich hoffe dass wir 2016 wieder klar sehen.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (27. Dezember 2015 um 19:21)

  • Nachgetrauert wird solchen Gebäuden, weil sie in gewissem Maße einen ästhetischen Anpruch besitzen, der heute bei den meisten Projekten oftmals einfach fehlt. Doch bei diesem Projekt bin ich positiv überrascht, dass es solche Pläne gibt - bitte umsetzen!

  • Komisch, ich erkenne bei dem Nachkriegsbau irgendwie keinen "ästhetischen Anspruch". Ist eine Kiste mit Flachdach im typisch bieder-asketischen Look des Wiederaufbaus. Vergleichbares gibt es en masse in Deutschland. Wo schimmert hier auch nur der geringste baukünstlerische Wert durch? War ein solcher bei derartiger Behelfsarchitektur nach '45 überhaupt je beabsichtigt? Kann mir das jemand verraten?

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (27. Dezember 2015 um 20:53)

  • Richtig. Gerade derartige Bauten sind es, die einem das wiederaufgebaute D so sehr verdrießen. mann kann gar nicht genug davon abreißen. Dass der neue Entwurf eine absolute Verbesserung darstellt, steht völlig außer Zweifel. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der so überdimensionierte Bogen originell oder unproportioniert wirkt. Aber das ändert nichts, dass diesem Entwurf unbedingt und konkurrenzlos gegenüber dem Jetzt der Vorzug zu geben ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.