• Das Innenministerium ist bezugsfertig, Architekturkritikerin Amber Sayah lobt es in höchsten Tönen :blah: , in den Leserkommentaren dagegen einhellige Ablehnung und Grausen.
    Das beweist mal wieder die enorme Distanz zwischen akademischer Sichtweise und dem Normalbürger in Sachen Architektur.

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.innenmi…82fb9df00e.html

    Wo jetzt dieser graue Bürokomplex steht, befanden sich früher die vornehmsten Stuttgarter Bürgerhäuser. Alles in der Nachkriegszeit plattgemacht, die letzten Häuser erst vor ein paar Jahren. :kopfwand:

    In dubio pro reko

  • Sieht von innen wie eine leicht futuristische Justizvollzugsanstalt aus. Vielleicht könnte man Gitter an den Fenstern anbringen und die Herrschaften drinnen dadurch gleich für verfehlte Politik in Haftung nehmen? :lachentuerkis:

  • Eines der besseren Bauprojekte in Stuttgart wurde eröffnet: Die "Pariser Höfe" im Europaviertel. Würde ich in Stuttgart leben, wäre ich nicht abgeneigt mir dort eine Wohnung zuzulegen.

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.pariser…75df04b783.html

    http://www.pariser-hoefe.de/

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Der Vorschlag im Bürgerhaushalt "Historische Marktplatzhäuser wiederaufbauen" hat es leider NICHT unter die entscheidenden Top 110 gebracht.

    340 Ja-Stimmen, 206 Ablehnungen

    Es gibt also einen nicht unerheblichen Widerstand gegen historische Rekonstruktion. :sad:

    Noch schlechter hat es die Idee "Historischen Rathausturm wieder freilegen" getroffen. Hier gab es 212 Ja-Stimmen, aber praktisch genau so viele Ablehnungen, nämlich 210.

    Es ist also ein langer, steiniger Weg in Stuttgart, der gegangen werden muss, bis mal eine Reparatur bzw. Rekonstruktion des Markplatzensembles realistisch wird. :augenrollengruen:

    In dubio pro reko

  • Die unter Denkmalschutz stehende - von Eiermann in den siebziger Jahren gebaute IBM-Zentrale in Vahingen - steht zur Diskussion: Die Stuttgarter Zeitung vom 02.05.13 schreibt " CDU hält Abriss für denkbar". http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ibm-zen…17db2b8967.html
    Ähnliche Situation in Hamburg - das Hamburger Abendblatt titelte am 04.05.13: "Umstrittener Abriss umstrittener Denkmäler". Demnach könnten die denkmalgeschützen 50iger-Jahre-Gebäude nach Zustimmung der Kulturbehörde abgerissen werden. http://www.abendblatt.de/hamburg/kommun…Denkmaeler.html
    Im selben Artikel wird auch auf das 1958 fertiggestellte Bezirksamt Nord in Hamburg eingegangen. Zitat "Seit 2010 gibt es über die Neubaupläne des Investors Gespräche mit dem Denkmalschutzamt - bislang ohne Einigung. Der geplante städtebauliche Wettbewerb liegt derzeit auf Eis." Ich kann mich nicht erinnern, dass sich in letzter Zeit eine Denkmalschutzbehörde für ein historisches Gebäude so eingesetzt hat wie für dieses modernistische Gebäude.

    ...

  • Wer sich die Leserkommentare durchliest (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ibm-zen…17db2b8967.html), erkennt ein tiefsitzendes Ressentiment gegen die CDU und gegen Abrisse. Wenn das Volkes Stimme sein sollte, hätte die Union Baden-Württemberg dauerhaft verloren. Es ist natürlich fraglich, wie repräsentativ solche Leseräußerungen sind, aber die Leute sind die Jahrzehnte lange Abriss- und Modernisierungspolitik der scheinkonservativen CDU offenbar leid. Nur leider leider richtet sich nun der Erhaltungswille zum falschen Objekt aus. Statt das Stadtbild zu heilen, werden nun die Wunden zu konservieren gehofft. Dies einzig aus dem Grund, die modernistische Veränderung irgendwie abzubremsen. So wird´s aber auch nicht besser. Baden-Württemberg ist im Dilemma. Bitter.

  • Bei der Abbildung muss den Verantwortlichen ein Fehler unterlaufen sein. Sie haben wohl irrtümlich ein Bild des Neubaus aus der Würzburger Eichhornstraße verwendet:

    Siehe hier bzw. hier.

    Kann ja passieren. Klingt schließlich ähnlich wie Eichstraße.

    :zwinkern:

  • zeitlos, hast du das auch heute auf facebook gesehen? :wink:

    Der Neubau ist minimal besser als das jetzige Gebäude, aber ebenso deplaziert. Wieso in Stuttgart niemand auf die Idee kommt, hier wieder ein Stück kleinteilige Altstadt herzustellen, ist mir ein Rätsel. Vermutlich weil so ein Bürokasten kurzfristig mehr Rendite bringt und billiger ist. Hier standen vor dem Krieg lauter giebelständige Häuser, man müsste diese ja nichtmal rekonstruieren, aber postmoderne Varianten könnte man doch realisieren, so wie das ehemalige Haus von Elektro Conrad aus den 80ern.

    Derzeit:

    Zukunft:

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (16. Juli 2013 um 19:31)

  • Hier noch ein Beispiel für einen Abriß, diesmal in Stuttgart-Süd in der Möhringer Straße in Nähe des Erwin-Schoettle-Platzes:

    Sicherlich kein besonders bedeutendes Gebäude, aber ein typisches Beispiel dafür, daß der Ensemblewirkung in Stuttgart überhaupt kein Stellenwert zukommt. Langsam machen sich immer mehr dieser Neubauten in der gründerzeitlichen Bebauung breit, und ich bin mir absolut sicher, daß der Neubau überhaupt nicht auf das Umfeld Bezug nimmt oder gar ortstypische Gestaltung aufweist.

  • Tja, und der Mops des Loriot-Denkmals wurde geklaut und muss schon wieder ersetzt werden...

    Denkmal in Stuttgart Loriot bekommt einen neuen Mops
    Nachdem der erste Mops vom Loriot-Denkmal wohl gemopst wurde, soll nun ein neues Bronze-Hündchen den dortigen Platz einnehmen. Dieses Mal aber soll das Tier sicher sein, versprechen die Künstler.
    http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-a…ps/9326390.html

    P.S.: Wobei der erste Mops ursprünglich wohl gar nicht zum Denkmal gehörte. Schräge Geschichte jedenfalls.

  • Danke für den Beitrag! Der Mops ist in den letzten Wochen quasi ständig bei uns in den Zeitungen ein Thema. Offenbar fanden die Stuttgarter die mopslose Säule nicht "Loriot-gerecht", getreu dessen Motto: "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos!". So hat man zunächst einen handelsüblichen Plastikmops mit Goldfarbe besprüht und auf die Säule gesetzt. Offenbar ein Sturm hat ihn dann heruntergeweht (er wurde also nicht "gemopst"). Mit der Stadtreinigung ist er dann irgendwo hin gekommen :smile: Mittlerweile gibt es eine Initiative, die Geld für einen bronzenen Mops sammelt, der dann die Säule zieren soll. Meiner Meinung wäre Herr von Bülow damit zufrieden . . .

    Übrigens ist es sehr lohnenswert, sich den Eugensplatz mal anzusehen. Ein sehr hübscher Platz mit beinahe geschlossener gründerzeitlicher Bebauung


    Und dem sehr sehenswerten Galateabrunnen


    Wenn man von dort über die Olgastraße in Richtung Innenstadt geht, sieht man u.a. folgendes


    In der Innenstadt empfehle ich u.a., sich das sehr schöne restaurierte Reiterdenkmal des Herzogs Eberhard von Württemberg anzusehen. Leider hat man es irgendwann auf einen einfachen Sockel gestellt, obwohl ich glaube, dass der ehemalige Sockel nicht beschädigt war . . . so isses halt in Stuttgart . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Hier einige Fotos vom Gerber-Projekt, von dem hier schon öfter berichtet wurde. Der Gebäudekomplex scheint weitgehend fertig zu sein, jetzt läuft der Innenausbau.


  • Auch wenn der Verlust der Auferstehungskirche sowie die Entkernung des Gebäudes an der Sophienstraße bitter ist, so bedeutet das Gerber doch nach langer Zeit insgesamt eine echte Aufwertung des Areals. Ich halte die Architektur für gelungen, für Stuttgarter Verhältnisse sogar für einen Glanzpunkt unter der sonstigen Investorenarchitektur, die meist nur bedeutungslose Ergebnisse hervorbringt.

    In dubio pro reko