• @Philoikodomos: Sehr gut zusammengefasst! Wenn ich mir das Marktplatz-Bild s. #132 anschaue, dann erinnert das etwas an den Frankfurter Römer. Doch dort hat man nach und nach die Nachkriegsprovisorien gegen Rekonstruktionen eingetauscht. Merkwürdig, dass dieses - im früher doch auch finanzielle gut ausgestatteten Stuttgart - nicht geschah.

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  • das Marktplatz-Bild s. #132


    Welches Bild meinst Du? Liefere doch bitte einen entsprechenden Link mit, damit man weiß, wovon die Rede ist. Danke.

    Meinst Du den Beitrag Nr. 150081, der momentan (das kann sich schnell ändern) die stranginterne Nr. 133 hat?

  • Sorry, genau Beitrag 133. Merkwürdig dass weder der Marktplatz in Stuttgart noch der in Pforzheim historisch wiederaufgebaut wurde. Baden-W. - Süddeutschland hätte man was traditionelleres zugetraut.

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    Einmal editiert, zuletzt von Wikos (16. März 2013 um 17:01)

  • Es gibt doch tatsächlich ein paar Leute, die diesen Nachkriegsmarktplatz als wertvoll ansehen und ihn unbedingt erhalten, ja unter Denkmalschutz stellen wollen. Leider wird deren Wunsch wohl eher entsprochen werden als dem unseren einer Rekonstruktion.
    Immerhin, der Vorschlag im Bürgerhaushalt hat die erforderlichen 100 Stimmen bereits am ersten Tag erreicht.

    https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/3516

    In dubio pro reko

  • Man wird es wohl leider als gegeben hinnehmen müssen, daß es in jeden Städten eine Anzahl an Leuten gibt, die die Prägung ihrer Persönlichkeit in den 1960er Jahren empfangen haben und auf diesem Stand der Zeit stecken geblieben sind. Die Möglichkeit, daß jedem unserer Mitglieder solche Erlebnisse bisher nicht erspart blieben, ist durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen. Daher ist es von entscheidender Wichtigkeit, daß in unserem Forum ganz unbefangen und von jeglichen Ideologien des 20. Jhd. unbehaftet man sich der (an Aufwand ganz erheblichen) Herausforderung stellt, auszuarbeiten, was das Wesen einer jeglichen Stadt ausmacht und was eine Weiterführung der bewußt verschütten Traditionen einer spezifisch auf jede einzelne bezogene Stadt bezogene Fortführung der Baukultur zu bedeuten hat. Angesichts der entsetzlichen Abartigkeit Stuttgarts, die einzig und allein in der fortschrittsgeilen Modernismusbesoffenheit der zweiten Hälfte des 20. Jhd. fußt, ist es auch für diese Stadt unumgänglich, den Gedanken einer Heilung dieses Stadtkörpers der Öffentlichkeit erklärlich zu machen und ihn durch immer wiederkehrende Beschäftigung mit der Frage, was eine klassisch-moderne, speziell auf Stuttgart bezogene Baukultur zu bedeuten hat, ins öffentliche Bewußtsein zu bringen. Daß man sich hier ganz unbefangen derBeantwortung dieser Thematik stellt, hat durchaus seine Richtigkeit.

  • Wobei es in Stuttgart mit der Fokussierung auf das Neue Bauen schon in den zwanziger Jahren losging... Hindenburgbau, Tagblatt-Turm, Kaufhaus Schocken, Mittnachbau usw. lassen erkennen, in welche Richtung man sich entwickelte - und dafür war man offensichtlich gern bereit, wertvolle alte Substanz abzureißen.

    Siehe auch den Wikipedia-Artikel zum Mittnachtbau - auch alle anderen Bauwerke sind in der Wikipedia gut dokumentiert.

  • Schön ist das nicht, aber "preisgekrönt", darauf bildet man sich schon viel ein. Ich finde es gut daß Kritik vom neuen OB kommt, Schuster hätte sich noch gebrüstet.

    In dubio pro reko

  • Wobei es in Stuttgart mit der Fokussierung auf das Neue Bauen schon in den zwanziger Jahren losging... Hindenburgbau, Tagblatt-Turm, Kaufhaus Schocken, Mittnachbau usw. lassen erkennen, in welche Richtung man sich entwickelte - und dafür war man offensichtlich gern bereit, wertvolle alte Substanz abzureißen.

    Insgesamt hat aber Stuttgart im Vergleich zu anderen deutschen Städten eher wenig 20er-Jahre Moderne vorzuweisen, und was es gab, wurde großenteils in den 50er Jahren entstellt: die Weißenhofsiedlung (erst in den 80er Jahren teilrekonstruiert) samt Brenzkirche, die Schönbühlsiedung in Ostheim, z.T. auch die Wallmersiedlung in Untertürkheim; echte Stadterweiterungen im Internationalen Stil der 20er Jahre findet man in Stuttgart kaum, dafür durchaus viel Heimatschutzstil aus der NS-Zeit (vor allem in Stuttgart-West), auch etliche Siedlungen im traditionalistischen Stil.

    Gerade wegen dieser nicht so unangefochtenen Position der Klassischen Moderne insistierten die Wortführer des Wiederaufbaus darauf, in der Innenstadt den Sieg dieser Richtung durchzusetzen, wobei ihre Leistungen sich mit denen der Protagonisten der 20er jahre nicht im entferntesten messen konnten.

  • Der Phoenixbau wurde vom Architekenbüro Anton Ummenhofer erbaut und im Jahr 2008 fertiggestellt. Ich finde dieses Gebäude weitgehend gelungen und es trägt zur Aufwertung der Königstraße bei. Gut gefällt mir die vertikale Ausrichtung, der Einsatz von gliedernden Gesimsen und versprossten Fenstern sowie der Naturstein der Fassade. Das Gebäude wirkt modern und gleichzeitig in gewisser Weise klassisch-traditionell. So darf man in Stuttgart gerne bauen. Allein die Sockelzone mit den Schaufenstern wirkt zu großflächig, hier hätten Rundbögen schön gewirkt. Dennoch ein schönes großstädtisches Gebäude, wie ich finde.

    In dubio pro reko

  • Herrlich, erinnert irgendwie an frühe amerikanische "Hochhäuser"

    Architektur ist immer subjektiv, da sie wie jede andere Kunstform vom Auge des Betrachters abhängt.

  • Allein die Sockelzone mit den Schaufenstern wirkt zu großflächig, hier hätten Rundbögen schön gewirkt. Dennoch ein schönes großstädtisches Gebäude, wie ich finde.

    In der Tat, ich fand seit Fertigstellung die Entscheidung der Architekten unbegreiflich, die Erdgeschosszone weitgehend in Glas aufzulösen. Die Tugend dieses Gebäudes, die in der wohlproportonierten, detailreichen und ausgewogenen gegliederten Steinfassade besteht (ganz untypisch für die gegenwärtige Praxis!), wird dadurch zunichte gemacht, dass der steinerne Bau auf Glas zu schweben scheint. Einfach unmöglich! Wenigstens zwei weitere Pfeiler hätten jeweils die großformatigen Glasflächen unterteilen müssen, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, mit Rundbögen oder Korbbögen, wie im obersten Geschoss dem Bau Charakter zu verleihen. Den Geschäften wäre dadurch nicht im geringsten etwas abgegangen. Im Gegenteil!

  • Der Phönix-Bau zeigt auf eindringliche Weise, wie modernes Bauen heute noch ästhetische Lösungen schaffen kann. In seiner Formensprache orientiert sich das Gebäude offensichtlich an der Stuttgarter Moderne der 20er Jahre wie Hauptbahnhof, Hindenburg-, Zeppelin- oder Mittnacht-Bau. Eine Bericherung unter all den Kuben aus Glas und Stahl ohne Schnickschnack und Kitsch.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Mir gefällt der neue Phönixbau an sich auch, wenngleich ich mich frage, was aus dem Figurenschmuck des Vorgängers wurde...
    Ich möchte jedoch nicht unerwähnt lassen, dass ein ähnliches Gebäude an anderer Stelle teilweise einen Sturm der Entrüstung auslösen kann (siehe Ersatzbau statt Rekonstruktion Alte Post von Unger, Potsdam)! Bewertungen sind nicht nur subjektiv, sondern auch stets relativ, z.B. vom jeweiligen Ort abhängig.

  • Der P.B. hatte einen Vorgänger? Hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert, wenn heutige Architekten sowas noch bauen könnten. :sad:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Der Vorgängerbau war aus den 30-er Jahren, ein vierstöckiges Gebäude in typischer abweisend-massiver 3.Reich Optik, aus grauem Naturstein. Ich glaub da hing so ein Adler oder eine Figur an der Fassade, kann mich nicht mehr erinnern. Und eine Figurengruppe über dem Eingang.
    Wahrlich kein schönes Gebäude, um das man trauern müßte, ich empfand es immer als hässlich und zu gedrungen für die Königstraße. Der Phoenixbau sieht schöner und großstädtischer aus, ein seltener Fall wo mir das Neue besser gefällt als das Alte.

    Hier ein (sehr kleines) Bild des besagten Vorgängerbaus: http://www.fotoagentur-stuttgart.de/images/histori…trasse-2006.jpg

    Eingang: http://www.flickr.com/photos/third-floor/2628357493/

    In dubio pro reko

  • Na dann ist er ja doch eine Neuschöpfung, muss ich mein Urteil revidieren. Ich hätte eher eine "kritische Rekonstruktion" vermutet.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Der Vorgängerbau war aus den 30-er Jahren,

    Meines Wissens aus den frühen 50er Jahren, gleichzeitig errichtet mit der benachbarten Domkirche St. Eberhardt, unter Wiederaufnahme des 30er-Jahre-Geschmacks. Wie auch andernorts hatte sich zu diesem Zeitpunkt die Moderne des Internationalen Stile in Stuttgart noch nicht so recht durchgesetzt. Stuttgart hat noch mehr 50er-Jahre Bauten, die man ebensogut dem Heimatschutzstil der 30er Jahre zuordnen könnte.