• Neuer Stuttgart-Verein stellt sich vor
    Interesse an Stadtgeschichte wächst bei jungen Leuten

    Zitat

    Die Mehrheit des Vereins setzt sich für den Erhalt historischer bedeutsamer Gebäude ein und kritisiert den Verein Aufbruch, der den Abriss des Katharinenstift fordert. „Die medienwirksamen Aktionen“ des Aufbruchs will man sich nicht als Vorbild nehmen. „Die Stuhl-Demonstration ging mit niedriger Beteiligung daneben“, sagte Günter Riederer vom Stadtarchiv, der dem neuen Verein angehört. Man freue sich, „dass sich die junge Generation immer mehr für Stadgeschichte interessiert“. Junge Leute wollten ihre Wurzeln erkunden, um zu wissen, wo sie herkommen und wo sie hingehören.

    Quelle: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.neuer-s…ae31281362.html

  • Ob dieser Verein hält was er verspricht?

    Insbesondere das StadtPalais, in Stuttgart die Bezeichnung für das Stadtmuseum, zeichnet sich momentan vor allem für die Nachkriegs- und jüngere Geschichte (Stadt des Hip-Hops) aus sowie für musikalische und diverse Bespaßung-Events, die das junggebliebene und jüngere Publikum anzieht. Ob damit und angesichts einer doch kraftlosen Ausstellungskonzeption wirklich ein tiefgründiges Nachdenken und vor allem Umdenken erreicht wird, insbesondere was den Umgang mit oder eine Revitalisierung der Baugeschichte dieser Stadt angeht...? Womöglich ist auch in dieser Einrichtung vor allem die von den Ämtern und Hochschulen einseitig betriebene Glorifizierung der Bauhaus-Moderne zu befürchten...

    Ich lass mich positiv überraschen!

  • Auch die von mir geleitete Facebookseite "Historisches Stuttgart" hat das zentrale Anliegen, die bauliche Geschichte der Stadt in Bildern wachzuhalten. Sie verzeichnet derzeit 15.273 Abonnenten, was dafür spricht, dass offensichtlich ein großes Interesse (nicht nur der Stuttgarter) an dieser Thematik besteht. Ich hoffe, dass meine Seite zu einer gesteigerten Wertschätzung und erhöhter Sensibilität gegenüber dem überlieferten Stadtbild beiträgt, was ja auch unser Verein SD fördert.

    In dubio pro reko

  • Probleme und mühselige schrittweise Instandsetzungen von städtischen Grünanlagen, teils auf private Initiative. Und das in einer Gemeinde in einer wirtschaftlichen Boom-Region. Man kann sich die Verwahrlosung ausmalen, wenn es erst mal ökonomisch bergab geht.

    Neu gestalteter Rosengarten im Park der Villa Berg eingeweiht
    https://www.stuttgart.de/item/show/273273/1/9/660238?

    Stuttgart-Ost
    Japangarten im Schlossgarten wiedereröffnet
    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttga…274867ca32.html

    Vergessener Ort in Stuttgart
    Aus dem Schmuddelgarten einen Stadtgarten machen
    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.vergess…a756f84773.html

  • Man sieht dem Gebäude an, dass Bauherr und/oder Architekt nicht ganz glücklich mit dem erzwungenem Wiederaufbau der Fassade waren. Dass man heutzutage noch leere Fensterlöcher baut anstelle historischer Sprossenfenster ist für mich unverständlich.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Letztlich versauen die Fenster alles. Wie konnte mal so einen Aufwand betreiben und dann solche Fenster einbauen? Da fasst man sich nur noch an den Kopf.
    Dadurch ist das ganze Konzert des Baus im Eimer. Er wirkt ohne Seele, tot. Und dann spiegeln die Fenster auch noch derart extrem. Was hätten hier historische Sprossenfenster aus Holz für einen positiven Effekt gehabt.
    Entweder war es eine böse Retourkutsche des Architekten dafür, dass er einen Gründerzeitbau wiederaufbauen musste oder es war einfach Unfähigkeit oder es war mal wieder der Denkmalschutz. Aber wenigstens wurde der Bau im seiner Nachkriegsoptik wiederhergestellt und nicht komplett abgerissen. Den Rest muss man dann in 15 Jahren ergänzen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Fassade ist echt gelungen, wenn auch der dunkle Farbton nicht so schön ist.
    Der Architekt sollte einfach noch nacharbeiten:
    Die Farbgebung etwas aufhellen und Sprossenfenster einbauen.

  • Die Fassade war vor der Sanierung noch viel dunkler, weil in Jahrzehnten immer mehr verschmutzt. Ich finde sie jetzt direkt gewöhnungsbedürftig strahlend. Aber schön, weil jetzt die Profilierungen viel besser sichtbar sind. Die Fenster wirken tatsächlich irgendwie tot, allerdings waren es vorher auch solche. Hätte man verbessern können. Dachgauben hatte das Gebäude vorher gar keine. Insgesamt wirkt die Fassade jetzt wesentlich frischer und auffälliger als früher, was ich durchaus als Vorteil sehe.

    In dubio pro reko

  • Anbei bin ich auf einen aktuellen Zeitungsartikel aus Stuttgat gestoßen in dem unter anderem bezüglich Stuttgarter Schloß steht...


    Zitat von SWR

    ...
    Historische Raumfolgen rekonstruieren

    Außerdem würde der Architekt gerne in 50er-Jahre-Büros im Erdgeschoss eine historische Raumfolge rekonstruieren. Im Frühjahr wird Staatsrätin Gisela Erler über die Pläne mit Bürgern diskutieren.

    ...

    https://www.swr.de/swr2/kultur-in…e9l3/index.html

    Mmmh...

  • Das Kostbarste im Stuttgarter Neuen Schloss ist m. E. die Aeneas Galerie, deren Deckenfresken von Johann Baptist Enderle in herrlicher Farbigkeit gemalt wurden. Es ist sozusagen das Deckengemälde eines langen Flures, der sich an der Südseite des Schlosses befindet. Leider ist dieses Kunstwerk, das vermutlich nach der Zerstörung im II. Weltkrieg nacherschaffen wurde, normalerweise nicht zugänglich. Doch hatte ich vor vielleicht 10 bis 20 Jahren die Möglichkeit an einer Sonderführung teilzunehmen und war hellauf begeistert. Schade, dass ich keine Fotos davon besitze.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (10. Februar 2019 um 19:02)

  • Sieht doch OK aus - auf jeden Fall besser als die "Entgleisung" (herrlich ausgedrückt) in der Hausnummer 73. Ich frage mich wirklich, was in den Köpfen solcher Architekten vorgeht. Ich dachte früher, nur Vakuum. Heute bin ich überzeugt, es ist pure Bösartigkeit.

    Aber noch mal wegen der Reko, falls man das so nennen kann: Mir sträuben sich immer sämtliche Nackenhaare, wenn ich bei so etwas Betonplatten unter der Fassade sehe. Das gibt natürlich dem dümmlichen "Disneyland"-Argument Vorschub (obwohl es trotzdem dümmlich bleibt, da falsch und reiner rhetorischer Kampfbegriff). Es heisst immer, heutige Bauvorschriften. Blödsinn, du kannst auch heute selbstverständilch mit Naturstein und Ziegelbauweise arbeiten, wurde sogar von Herrn Prisco in Dresden so getan der auch nicht als reiner pro-Reko Freak gilt. Ich wage auch zu bezweifeln dass Ziegelbauweise so viel teurer sein soll.

    Auf jeden Fall ist mir so etwas mit Beton drunter 1000 mal lieber als die Entgleisungsarchitektur derjenigen, die sich "modern" wähnen, dabei in Wahrheit total unmodern sind. Was die Fenster betrifft, sieht das tatsächlich hochgradig seltsam aus ohne Versprossung. Hätte nicht gedacht dass ein einfaches Fensterkreuz aus der Ferne noch so viel ausmacht. Die Fenstersprossenlosigkeit (gibt es dieses Wort in der deutschen Sprache?) verleiht dem Haus etwas aalglatt-shoppingmallhaftiges. Müsste also tatsächlich möglichst bald behoben werden, dieser Fehler. Ich hoffe also, dass die Fenstersprossen noch kommen.

    Dennoch finde ich dieses Projekt richtungsweisend, und hoffe Stuttgart macht noch mehr davon. Was Stuttgart auf jeden Fall tun sollte ist dieses scheußliche Ungetüm zu sprengen, damit das historische und m.E. echte Rathaus wieder an seinen Platz treten kann. Ein absoluter Schandfleck für die Stadt, wie leider viele Fehlkonstruktionen der Nachrkriegszeit, die es endlich zu beseitigen gilt. In der Hauptstadt vom Ländle gibt es noch viel zu tun, ha jo.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • @Heimdall

    Es gibt auch noch das Treppenhaus:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Stuttgart2.jpg

    https://www.neues-schloss-stuttgart.de/fileadmin/Bild…crop900x869.jpg

    Für den Marmorsaal wie das Treppenhaus kamen schon im 18. Jh. regionale Steinmaterialien zum Einsatz, es handelt sich also nicht um Stuckmarmor. Der rotgebänderte Kalkstein ist sog. Böttinger Marmor, für die Wandflächen hat man beim Wiederaufbau den größten Tropfstein der Nebelhöhle auf der Schwäbischen Alb zersägt.

    @Villa1895

    Hier Links zu leider sehr kleinen Bilddateien mit Aufnahmen des Deckenfreskos der rekonstruierten Aeneasgalerie:

    https://www.leo-bw.de/media/lmz_bild…files/62606.jpg

    https://www.leo-bw.de/media/lmz_bild…files/62604.jpg

    https://www.leo-bw.de/media/lmz_bild…files/62605.jpg

    sowie ein Originalentwurf von Matthäus Günther (nicht J.B. Enderle), der im süddeutschen Raum eine rege Tätigkeit als Freskant entfaltet hatte (u.a. Käppele Würzburg).

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…--Stuttgart.jpg

    Und Farbddias von 1943:

    https://www.zi.fotothek.org/objekte/19052040

    Edit:

    Eine Aufnahme der Aeneasgalerie aus der Zwischenkriegszeit; das Fresko wurde - gemäß Bildbeschreibung auf der verlinkten Internetseite - wohl erst nach dem 1. Weltkrieg nach Entfernen einer Zwischendecke wiederentdeckt:

    https://www.leo-bw.de/media/lmz_bild…iles/112517.jpg

    Die wiederaufgebaute Aeneasgalerie 1965:

    https://www.leo-bw.de/media/lmz_bild…files/48228.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von etinarcadiameo (10. Februar 2019 um 20:07)

  • Im Stuttgarter Stadtbezirk Weilimdorf wird das marode, historische Ensemble aus altem Rathaus und altem Schulhaus bei der Kirche St. Oswald für rund 4 Mio. € saniert.

    Zitat

    Wie die Mehrkosten seit dem Sanierungsbeschluss vom 19. Oktober 2016 entstanden sind, wird in einer Vorlage an den Gemeinderat beschrieben, die am morgigen Dienstag, 19. Februar, den Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt und Technik vorgestellt wird. 356 000 Euro ist das Projekt teurer geworden, weil die Auflagen – vor allem durch die Denkmalschutzbehörde – höher sind, als zunächst vermutet. Mehr als 100 000 Euro sind zusätzlich notwendig, um die Schadstoffbelastungen zu entfernen, die bei Messungen und Untersuchungen gefunden wurden.


    Historisches Ensemble soll endlich saniert werden

    Pfarrkirche OswaldUser:Harke [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Noch was - ganz und gar unerwartet - erfreuliches aus Stuttart. Tatsächlich wird erwogen einige Räume, des im 2. WK fast komplett zerstörten Neuen Schloss zu REKONSTRUIEREN ... (Entschuldigung wg. der Großschreibung, aber allein, dass dieses Wort im öffentlichen Disput in dieser Stadt von maßgeblichen Personen offen verwendet wird, ist eine Sensation. Die letzten 70 Jahre nach dem Krieg galt hier die Philosophie des: "Was wellat ihr denn mit dem alta Dreck ... Reißet's weg bevor's von alloi zammafallt". Wie bestimmt allseits bekannt: Die Reste des Neuen Schlosses wurden 1957 fast abgerissen ... für ein Hotel und u.a. auf Betreiben des damaligen OB).

    Kann sein, dass über erste Ansätze dazu schon andernorts oder weiter oben berichtet wurde. Aber die Hinweise, dass das Vorhaben tatsächlich ernsthaft umgesetzt werden könnte, verdichten, sich jetzt. In der gestrigen Stuttgarter Zeitung war ein großer Bericht enthalten, der ausführt, dass 2000 hochwertige Möbel, Gemälde und weitere Einrichtungsgegenstände "wieder entdeckt" wurden, die seit dem Krieg im Ludwigsburger Schloss quasi "abgestellt" waren. Der Verdienst gebührt einer jungen Konservatorin, die diesen Umstand in mühevoller Kleinarbeit nach und nach aufgedeckt hat und bemüht ist, nachzuweisen, WO genau im Neuen Schloss die Sachen standen.
    Das besondere an diesen Gegenständen ist, dass diese damals z. T. mit der russischen Prinzessin und nachmaligen Königin Katharina nach Stuttgart kamen, die einen recht erlesenen Geschmack hatte und mit der Geldbörse des Zaren-Papas Sachen erwerben konnte, die zum damaligen absoluten kunsthandwerklichen Top-Niveau zählte. Mit anderen Worten: Es ist absolut naheliegend, diese Dinge an den eigentlichen Ort ihrer Bestimmung zurückzuführen und quasi als Hülle für diese Kostbarkeiten auch die entsprechenden Räumlichkeiten drumrum zu rekonstruieren. Was da entstünde wäre ein Schlossmuseum von europäischem Rang!

    Ich würde gerne den großen Bericht hier verlinken ... finde ihn aber leider im Netz nicht. Deswegen hier nur der Link zu dem dazu gehörigen Kommentar:

    Klick