• Der Gebäudekomplex wirkt tatsächlich schon jetzt ziemlich hochwertig und edel, eine deutliche Aufwertung für das doch recht häßliche Umfeld, die Vorgängerbauten zum Vergleich nochmals hier: http://binged.it/1iFJS2I

  • Auch wenn man die vollständige Abrüstung abwarten sollte, so macht das, was man sieht schon mal was her. Angesichts des schäbigen Nachbars auf Bild 5 sieht man den eindeutigen Gewinn. Mag ich :)

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Danke, Slesiano! Ich hätte nie gedacht, dass in der Stuttgarter Innenstadt etwas so Hochwertiges entstehen würde - nach all den deprimierenden Entwicklungen Jahrzehnte hindurch. Zumindest weckt das bisher Enthüllte die Hoffnung auf weitere angenehme Überraschungen. Dabei zeigen diese Fassaden (vor allem die mit den Rundbogen), wie wenig es braucht, um einem Bauwerk einen noblen (und keineswegs unmodernen) Ausdruck zu geben. Von wegen Kostenlimit! Das einzige, was das Bauen in Deutschland limitiert, ist das Defizit an architektonischem Ingenium. Man stelle sich solche Fassaden am Berliner Schinkelplatz vor - alle wären zufrieden.

  • Ich bin von diesem Gebäude gar nicht zu 100% beeindruckt. Es gibt schon viele sehr gute Punkte: Die Rundbögen im Erdgeschoss sind wirklich toll und auch die edle Fassadenverkleidung gefällt mir sehr gut. Auch die Gliederung in Seiten- und Mittelrisalite, genial. Aber mit den Obergeschossen kann ich mich nicht wirklich abfinden. Das ist eine einfallslose Rasterfassade, wie man sie sonst auch bei Billigbetongussbauten sieht...

  • AfD zieht in den Stuttgarter Gemeinderat ein und schlägt vor, den Marktplatz zu rekonstruieren:

    Den Marktplatz zum Schmuckstück machen

    Überraschend ist, dass man sich dafür starkmacht, den „historischen Marktplatz“ zu rekonstruieren, also in den Zustand vor den Fliegerangriffen im Zweiten Weltkrieg. „Ein wirkliches Schmuckstück ist der Platz nicht“, sagt Maier. „Die Wiederherstellung würde den Charakter der Stadt stärken.“

    Ob der Vorschlag Gehör findet? Jedenfalls schön, daß endlich einmal die Idee zur Sprache gebracht wird.

    In dubio pro reko

  • Tja, ob dieser Vorschlag überhaupt nur Kreise ziehen wird in dem geschichtsvergessenen und rekonstruktionsfeindlichen Klima dieser Stadt ...? Und dann kommt er auch noch aus den Reihen der AfD, die doch gar zu gerne in die rechte Ecke abgeschoben wird. Man darf gespannt sein; aber es tut gut, nach Jahrzehnten der Gleichgültigkeit mal wieder dieses Thema artikuliert zu hören.

  • Ich hätte aus Denkmalschutzgründen sogar Verständnis gegen eine Rekonstruktion zu sein. Auch wenn mir der Nachkrieksmarktplatz nicht wirklich gefällt. Eine so geschlossene Platzsituation aus der Wiederaufbauzeit in einer großen Stadt wie Stuttgart mit zum Teil sehr kleinteiliger Bebauung ist schon recht besonders. Ich weiß allerdings nicht inwiefern da schon Modifikationen vorgenommen wurden. Wenn natürlich die Gebäude in den letzten 60 Jahren schon übsen mal umgemodelt wurde, ist es mit dem Denkmalschutz auch nicht weit her.

  • Ich fürchte, das ist leider extrem unrealistisch, zumal - wenn ich mich recht entsinne - die Gebäude zwischen Bärenstraße und Kirchstraße gerade saniert wurden. Kleinteilig ist aber auch nur dieser kleine Abschnitt, der Rest wird von Rathaus, Breuninger und einem Betonklotz mit einer Art von dunkelbraunen Verkleidung am südlichen Rand eingenommen, hier die Schrägbildaufnahme bei Bing (kann gedreht und gezoomt werden): http://binged.it/1jr2kGH

    Hier noch einige Fotos (selbst aufgenommen).

  • Ich fürchte, das ist leider extrem unrealistisch,

    So mag es wohl sein. Zugleich bezeichnet diese Einschätzung eine Perspektive für deutsche Großstädte, wie sie deprimierender nicht sein könnte. Mag der Stuttgarter Marktplatz manchen auch als bewahrenswertes Zeugnis des 50er-Jahre-Städtebaus hochgewertet werden - im Grunde ist er doch nichts als einfältigste Dutzendware, die in zahllosen deutschen Wiederaufbaustädten besichtigt werden kann. Das Fazit lautet: Manche deutschen Städte hatten 500 Jahre ein hochkarätiges Stadtbild, andere vielleicht 300 Jahre lang, viele Stadtteile deutscher Metropolen (etwa Berlin/ Hamburg) erlebten eine kaum 50jährige Glanzzeit, ehe sich für Äonen das Leichentuch profitgesteuerter Schäbigkeit über diese Städte breitete. Wenn wir uns die Betrachtungsweise des dumpfsinnigen Archivars aus den Augen reiben und anfangen, wieder nach Schönheit und Strahlkraft unserer Städte zu fragen, dann gibt es nur zweierlei: entweder in Apathie und Depression zu versinken oder den Aufbruch in ein neues Zeitalter einer menschengemäßen "verherrlichenden" (Wittgenstein) Architektur innerlich vorzubereiten.

  • Der Marktplatz in seinem heutigen Zustand steht nicht unter Denkmalschutz. Warum sollte er auch, das sind provisorische Bretterbuden die in der unmittelbaren Nachkriegszeit eilig hochgezogen wurden und keinerlei baukünstlerischen Wert besitzen.

    Ich denke derzeit kommt eine solche Initiative zu früh, aber wenn erstmal das Frankfurter Altstadtviertel fertig ist wird das ins ganze Land ausstrahlen und in anderen Städten ähnliche Überlegungen in Gang setzen.

    Mich freut es aber unabhängig von der Realisierbarkeit, daß eine Partei in Stuttgart überhaupt mal einen solchen Vorschlag macht. Die Idee steht im Raum, und das ist schon was wert.

    In dubio pro reko

  • Was den Denkmalschutz anlangt, wäre ich da nicht so sicher - schließlich wird sich sicherlich jemand finden, der den bunten 50er-Jahre-Häusern so etwas wie "exemplarischen Wert" bescheinigt, mit dem Erscheinungsbild hat das dann nichts zu tun, schließlich soll ja auch das Sindelfinger Rathaus zum Denkmal erklärt werden.

    Außerdem wird der Platz durch das sehr unansehnliche Rathaus und den häßlichen Breuninger dominiert, das heißt, selbst wenn irgendwo das eine oder andere Haus rekonstruiert werden sollte, wäre der Platz dennoch weiterhin sehr unwirtlich.

  • Bei allem Respekt für Baden-Würschtelberg, aber was nominell unter Denkmalschutz steht, ist für mich weniger relevant. Das ist insgesamt betrachtet schlichtweg viel zu wenig. Und selbst wenn haben wir uns ja auch hier im Forum schon über Fälle geärgert, wo dem Winseln von finanzstarken Investoren nachgegeben und der Abriß erlaubt wurde. Obwohl der Erhalt des Denkmals da wohl alles andere als in den Ruin geführt hätte.
    Eine Veränderung sollte man m.E. zu erst bei den wirklich häßlichen Großbauten im Osten und Südosten des Platzes angestrebt werden.

  • Der Vorstoß für die Marktplatzrekonstruktion in Stuttgart kommt nicht von ungefähr... Auf dem Bürgerportal hatte ich ja mit einem Stuttgarter schon den Vorschlag zur Abstimmung gestellt, mit überragend positivem Ergebnis. Bitte dieses Vorhaben nicht so schnell abschreiben, das braucht einiges an Vorlaufzeit. Stuttgart braucht dieses Projekt. Um zukunftsfähig zu bleiben, im Wettkampf gegen die immer attraktiver werdenden Städte in anderen Teilen der Republik ([lexicon='Leipzig'][/lexicon], Berlin, Dresden tw., Hamburg, Rostock, ...).

    das Leichentuch profitgesteuerter Schäbigkeit


    Bitte solche unsinnigen Formulierungen mal vermeiden. Spätestens seit dem Merkantilismus war das Bauen allerorten immer auch "profitgesteuert", besonders heftig natürlich während der Phase der Industrialisierung/des Historismus. Dennoch entstanden unendlich schöne Stadtbilder, in einer Masse, wie sie kaum vorstellbar erscheint.

    In der am Profit nicht interessierten und zu marktwirtschaftlichen Lösungen unfähigen DDR wurde nicht hochwertiger gebaut, ganz im Gegenteil.
    Das Problem ist nicht das Streben nach Profit, sondern das durch die modernistische Bewegung global abgestumpfte Empfinden für zeitlose Ästhetik. Diese wird erst allmählich wiederentdeckt, etwas holprig angefangen in der Postmoderne, heute in der Neuen Klassik nach Ausdruck suchend. Wir kommen da wieder hin, zum guten, schönen, zeitlosen Bauen. Neue Technologien machen das auch wieder erschwinglicher.

  • Das Problem ist nicht das Streben nach Profit, sondern das durch die modernistische Bewegung global abgestumpfte Empfinden für zeitlose Ästhetik.

    Das ist wiederum zu einfach gefasst. Die - gewiss nicht abzuleugnende - Schäbigkeit des deutschen Wiederaufbaustils ist ein Problem sui generis und kann nicht schlichtweg der modernistischen Bewegung angelastet werden. Sie hatte damit zu tun, dass alles Ausdruckstreben in der Architektur seit 1945 als politisch verfänglich ausgeschaltet wurde und dass sich damit das Profitstreben im Bauen so ungehemmt durchsetzen konnte, wie kaum jemals in früheren Epochen, in denen jeder Bauherr schon aus Konkurrenzgründen viel mehr Mittel für architektonische Repräsentanz aufzuwenden hatte. Das deutsche Nachkriegs-Wirtschaftswunder gedieh - unter anderem - auf dem Grund architektonischer Selbstverleugnung. Einen vergleichbaren Tiefstand der Architektur gab es nun mal in anderen Ländern nicht, und das gebaute Elend in der DDR und anderswo im Osten hatte ja gleichfalls damit zu tun, dass keinerlei Ambitionen auf bürgerschaftliche oder staatliche Repräsentanz dem (in diesem Fall staatlichen) Profitstreben im Wege standen.

  • In der am Profit nicht interessierten und zu marktwirtschaftlichen Lösungen unfähigen DDR wurde nicht hochwertiger gebaut, ganz im Gegenteil.

    Die DDR war nicht nur zu marktwirtschaftlichen Lösungen unfähig. Sie stand vielmehr von sich überzeugtfür das planwirtschaftliche Gegenmodell. Dieses war inhaltlich zwar nicht am persönlichen, aber sehr wohl am volkswirtschaftlichen Profit orientiert.

  • Vielleicht könnten wir es so fassen, dass da, wo die Herrschaft der reinen Rechenakrobaten sich austobt - gleich der sonstigen ideologischen Vorzeichen -, der Sinn nach Schönheit nach und nach verloren geht?

  • Der Umbau von Spielwaren Kurtz am Marktplatz für den neuen Hauptpächter, die Nespresso-Lounge, geht in die Endphase.
    Hier ein Blick auf die umgestaltete Fassaden:


    Eigenes Bildmaterial


    Eigenes Bildmaterial

    zuvor:
    http://www.gablenberger-klaus.de/wp-content/upl…waren-Kurtz.jpg
    http://tammcalling.files.wordpress.com/2013/05/kurtz.jpg

  • Abgesehen davon, dass das Gebäude leicht gewonnen hat, ist es interessant, dass sich scheinbar keine Denkmalschutzbehörde für den Umbau interessierte. Wollen wir wetten, dass der Denkmalschutz dahin gedrängt worden wäre, alle Hebel zu einem Erhalt des Ursprungszustandes in Bewegung zu setzen, wenn dort die Rekonstruktion eines Altstadthauses geplant gewesen wäre?

    P.S.: Etwas schade ist es um die Wandmalereien, die vermutlich nicht erhalten wurden, oder?

  • http://4.bp.blogspot.com/_gKrdMuJEjlA/T…0100709_002.jpg

    Heimdall:
    Ich meine die Wandmalereien seien überstrichen worden!?

    Interessant ist unser gegensätzlicher Eindruck. Mir geht es umgekehrt: Das Gebäude hat durch die Auflösung der Brüstungen doch eher verloren. Zuvor hatte das Gebäude aus meiner Sicht mehr noch den Charakter einer Lochfassade und die horizontale/ vertikale Gliederung hätte entfernt(!) als Reminiszenz gegenüber den ehemaligen Fachwerkgebäude angesehen werden können. Mit den bodentiefen Fenstern in den oberen Geschossen ist die Fassade unnötig weiter aufgebrochen worden. Darüber täuschen meiner Meinung nach auch die gut gemeinten, angedeuteten Gewände nicht hinweg. Ganz abgesehen von dem nach meinem Befinden schwierigen Farbkontrast der neuen Fassaden.