• ... dann ist es jetzt wohl nicht mehr aufzuhalten

    Im Augenblick ist jede Umsetzung eines Planes besser als der jahrelange Stillstand. Und das jetzige Gebäude an der Ecke ist ein Schandfleck. Wichtiger wird allerdings sein, inwieweit die Platzanlage endlich einer fußgängergerechten Nutzung zugeführt wird, die zum Verweilen anregt. Bisher sind mir da keine spruchreifen Pläne bekannt, da der Neumarkt alle paar Monaten aufgrund von politischen und gerichtlichen Entscheidungen provisorisch umgestaltet wird. Mal mit Verkehr, mal ohne, mal mit, mal ohne etc...

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Also der bisherige Strang macht einem ja nicht gerade Lust, Osnabrück touristisch zu besuchen.
    Wenn da solche Wirrheit herrscht, wie daß auf einem Platz all Monat die Verkehrsführung geändert wird, und auch nicht klar ist, wo man höher bauen will und wo nicht, dann kann da eigentlich nur Murks rauskommen.

    Was die abgerissenen Häuser für den Tommy-Hilfinger-Abtraum angeht, mein Eindruck ist, daß das linke und mittlere bereits ein Haus waren, das etwa in den 1990ern oder sogar den Nullern gebaut worden war (man beachte die gleichen Fenster und das sich umlegende Dach), das rechte ("Depot") war aber bestimmt vor 1918, so wie die Fenster und das Dach proportioniert waren, keinesfalls Nachkriegszeit (da hat man keine hohen Fenster mehr gebaut). Die waren eigentlich recht nett, aber halt recht niedrig, nur 3 Stockwerke.
    Ob das dort einen Klotz verträgt oder nicht, kann ich nicht sagen mangels Umgebungsbildern.
    Ich finde nur das "Schachbrett" ziemlich scheußlich, das ist so ein typischer Modebau, der nach 10 Jahren völlig gestrig aussieht, wahrscheinlich auch heruntergekommen.

    Herrscht denn Zuzug in Osnabrück, daß eine Verdichtung der Innenstadt angezeigt wäre?
    Wäre es dann nicht sinnvoller, die Orte, wo höher und größer (=mehrere kleine Parzellen zusammengelegt) gebaut werden darf, sich genauer auszugucken als mal hier, mal da ein Hochhaus hinzupflanzen, so daß alles völlig zerrupft aussieht?

  • Also der bisherige Strang macht einem ja nicht gerade Lust, Osnabrück touristisch zu besuchen.

    Also, Osnabrück ist sicher keine ausgesprochene Perle. Dazu ist die Stadt zu sehr vom Krieg betroffen gewesen. Es gibt aber Altstadtviertel, die nicht zerstört waren und viel Reiz haben. Wenn ich Besucher herumführe, dann machen wir immer den Weg vom Domplatz über den Marktplatz ins Hegertor-Viertel. Und wenn noch Zeit ist, schauen wir uns auch das Schloss und den Ledenhof an.

    Wenn da solche Wirrheit herrscht, wie daß auf einem Platz all Monat die Verkehrsführung geändert wird, und auch nicht klar ist, wo man höher bauen will und wo nicht, dann kann da eigentlich nur Murks rauskommen.

    Das ist ein ewiges politisches Tauziehen inkl. Gerichte, wie es Schilda nicht besser hinbekommen könnte. Und das an einem der zentralen Plätze Osnabrücks.

    Herrscht denn Zuzug in Osnabrück, daß eine Verdichtung der Innenstadt angezeigt wäre?

    Die Einwohnerzahlen sind konstant, mal mehr, mal weniger bei rund 160000. Osnabrück ist zudem Studentenstadt.

    Wäre es dann nicht sinnvoller, die Orte, wo höher und größer (=mehrere kleine Parzellen zusammengelegt) gebaut werden darf, sich genauer auszugucken als mal hier, mal da ein Hochhaus hinzupflanzen, so daß alles völlig zerrupft aussieht?

    Das Problem am Neumarkt ist, dass er gar nicht als Platzanlage wahrgenommen wird, weil er seit Jahrzehnten durch ein Hauptverkehrsader zerschnitten ist und es keine markanten Kopfbauten gab. Voraussetzung für eine sinnvolle Neugestaltung wäre die Verbannung des Individualverkehrs (es gibt zusätzlich noch regen Busverkehr), was meiner Ansicht durchaus machbar ist. Darüber streiten ja die Parteien ja gefühlt seit Jahrzehnten und setzen sich unterschiedlich durch. Zuletzt gab es Klagen von Bürgern, die wegen des Anstiegs der Schadstoffe am Altstadtring geklagt haben, weil ja bei der Sperrung des Neumarkts dort mehr Verkehr fließt. Zusätzlich bracht der Platz dann markante und vorzeigbare Kopfbauten, die den langgestreckten Platz optisch einschließen. Als Blickfang kann das aus dem späten 19. Jh. stammende Landgericht gut dienen: https://de.wikipedia.org/wiki/Landgericht_Osnabr%C3%BCck

    Im übrigen müsste man nicht befürchten, dass der Platz bei entsprechender Gestaltung von Passanten nicht angenommen wird. Er liegt am Übergang zwischen Altstadt und Neustadt und stellt den Verbindungspunkt der Fußgängerzonen dar. Dort herrscht sehr reges Treiben, nur sieht jeder angesichts der grässlichen Zustandes des Platzes zu, schnellstmöglich weg zu kommen.

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  • Naja, das Problem beim Neumarkt scheint mir auch zu sein, daß der eben die kürzeste Ost-West-Verbindung ist, und insofern schwerlich für den Durchgangsverkehr gesperrt werden kann, wenn man dem nicht ziemliche Umwege zumuten will (es würden dann die Wallstraßen o.ä. Verkehrsschneisen werden).
    Auf Google Maps macht jedenfalls die ganze Innenstadt einen kläglichen Eindruck, Klötze und Brachen (Autostellplätze) allüberall, dazwischen ein paar stehengebliebene Häuschen älterer Bauart, daneben Parkhäuser.
    Als ob die Stadt sich aufgegeben hätte und zum reinen Außenbezirk mutieren wollte, oder zur Drive-In-Mall.

  • Naja, das Problem beim Neumarkt scheint mir auch zu sein, daß der eben die kürzeste Ost-West-Verbindung ist, und insofern schwerlich für den Durchgangsverkehr gesperrt werden kann, wenn man dem nicht ziemliche Umwege zumuten will (es würden dann die Wallstraßen o.ä. Verkehrsschneisen werden).

    Das ist ja mehrere Monate praktiziert worden und es gibt viele Befürworter dieser Lösung, eben so viele Gegner. Ich selbst hatte mit der Sperrung nie Probleme, obwohl ich dort immer wieder entlang musste.

    Auf Google Maps macht jedenfalls die ganze Innenstadt einen kläglichen Eindruck, Klötze und Brachen (Autostellplätze) allüberall, dazwischen ein paar stehengebliebene Häuschen älterer Bauart, daneben Parkhäuser.
    Als ob die Stadt sich aufgegeben hätte und zum reinen Außenbezirk mutieren wollte, oder zur Drive-In-Mall.

    Also, das kann ich überhaupt nicht bestätigen und ich bin durchaus anspruchsvoll, was die Lebensqualität von Altstädten angeht. Zumindest die Altstadt von Osnabrück ist durchaus anziehend, was für die Neustadt nur bedingt zutrifft. Dort findet in den letzten Jahren aber auch eine rege Bautätigkeit statt. Es gibt schon einen sichtbaren Abfall zwischen Altstadt und Neustadt und das Gelenkstück ist nun mal der Neumarkt.

    Es war zwar ein Marketinggag, aber es war sicher kein Zufall, dass nach einer Umfrage des Sterns vor einigen Jahren die glücklichsten Menschen Deutschlands in Osnabrück lebten.

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  • tegula: D.h. der Teil südlich vom Neumarkt ist die Neustadt?
    Ja, der sieht besonders zerrupft aus.
    Wenn man den Neumarkt für den Durchgangsverkehr schließen würde (wofür scheints die Hälfte der Leute ist und was auch ausprobiert wird, wie Du sagst), bräuchte man für die Neustadt auch ein neues, urbaneres und kleinteiligeres Konzept.
    Denn die wird ja völlig beklotzt.
    Es wäre vielleicht so ähnlich wie in Potsdam, daß man die Außenbezirksklötze, die sich in die Innenstadt vorgefressen haben, wieder rausdrängt. Der Neumarkt könnte dafür der Ausgangspunkt sein, ja.

  • tegula: D.h. der Teil südlich vom Neumarkt ist die Neustadt?

    Ja, so ist es.

    bräuchte man für die Neustadt auch ein neues, urbaneres und kleinteiligeres Konzept.

    Dort sind in den letzten Jahren viel Wohnblöcke entstanden, die ich aber gar nicht so problematisch sehe, weil sie dem Bezirk ein frisches Gepräge geben. Problematisch ist eher die Schlagader der Neustadt, die Johannisstraße, die über den Neumarkt hinweg die Fußgängerzone verlängert. Dieser Bereich hat ein gewisses Schmuddelimage inne, was teilweise auch durch die dort ansässigen Geschäfte bedingt ist. Am Ende des Fußgängerbereichs der Johannisstsraße steht wiederum die Johanniskirche aus dem 13. Jahrhundert, das historische Herz der Neustadt. Hier im unmittelbaren Umfeld gibt es auch wieder einige ganz wenige Lichtblicke, was die Anziehungskraft der Neustadt betrifft. Die Neustadt ist im ganzen sehr inhomogen.

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  • Also Du meinst, Neumarkt zur Fußgängerzone zu machen und Johannisstraße aufwerten würde helfen, d.h. das "Stadtkreuz" fußgängerfreundlich machen?

  • Also Du meinst, Neumarkt zur Fußgängerzone zu machen und Johannisstraße aufwerten würde helfen, d.h. das "Stadtkreuz" fußgängerfreundlich machen?

    Ja, das steht ja seit vielen Jahren auf der Agenda und es ist meiner Meinung nach der einzige sinnvolle Weg für den Neumarkt. Politisch war das auch schon entschieden. Juristisch wird aber dem Vorhaben immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. Es ist halt so, dass der Verkehr an anderer Stelle steigt, wenn man ihn vom Neumarkt verbannt. Wenn erst mal der Neumarkt attraktiv für Fußgänger gestaltete ist, wird der Weg frei, die Neustadt attraktiver zu gestalten. Zur Zeit ist es tatsächlich so, dass viele Besucher am Neumarkt umdrehen, weil dieser wie eine Barriere wirkt und die Stadt dahinter wenig attraktiv wirkt.

    Das einzige, was bisher umgesetzt wurde, ist das Zuschütten der grauenvollen Fußgängerpassage unter dem Neumarkt. Da war man sich einiger, dass dies so nicht bleiben kann. Wir sind vor 15 Jahren ins Osnabrücker Land gezogen und bereits da beherrschten die Diskussion um die Umgestaltung des Neumarktes die Zeitungen.

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  • Ah, eine sehr zähe Angelegenheit.
    Könnte man vielleicht mehr Leute auf die Umgestaltungsseite bekommen, wenn man sowas wie eine Vision für Osnabrück-Innenstadt darstellt? Und mehr mit den Anwohnern spricht?