Wilsdruffer Straße vs. Neumarkt

  • hallo zusammen,

    ich muss an dieser stelle einmal meine bedenken, oder meine unwissenheit zur sprache bringen. es geht um die gebäude an der wilsdruffer strasse. einerseits geben sie dieser strasse eine "stolze" klare fassung, die mir sehr gut gefällt. andererseit kommen die hinterseiten der gebäude gefährlich nahe den eventuellen neumarkt rekonstruktionen.

    Ich spreche beispielsweise von der Abrissmauer bei der derzeitigen Baustelle vom hotel de saxe an. gibt es da konkrete planungen. baut der investor baywobau tatsächlich historisch wenn daneben eine abrissmauer einer platte steht. an anderen stellen, beispielsweise in richtung kulturpalast werden ähnliche probleme auftreten. ..

    um den neumarkt als vollendetes kunstwerk erscheinen zu lassen, müssten diese gebäude eigentlich alle abgerissen werden, jedoch bezweifle ich, dass hierfür in nähere zukunft finanzierbare pläne möglich wären. ausserdem würde der charakter der wilsdruffer strasse, die sich sehr gut mit dem altmarkt verbindet verloren gehen..

    ich will darauf hinaus, dass zwischen neumarkt und dem angrenzendem stadtzentrum eine starke divergenz herrscht. meine frage wäre, ob es mittel- oder langfristige lösungen für einen gelungenen schnitt oder übergang gibt, beispielsweise beim hotel de saxe..

    danke

  • Ich glaube auch nicht, dass ein Rückbau der Wilsdruffer möglich ist. Und man sollte auch bedenken, dass die eventuellen Neubauten wahrscheinlich NICHT schöner als die heutigen Wohnzeilen werden. Im Gegenteil! Glass und Stahl wie an der Prager vielleicht?

    Deshalb würde ein Neubau vor dem Kulturpalast ziemlich albern aussehen. Er wurde sehr stark in die Strasse ragen, so ähnlich wie die Neubauten an der Leipziger in Berlin. Vielleicht konnte man den Altmarkt durch eine kleine Ladenzeile auf der anderen Strassenseite verbessern: so ähnlich wie am lübecker Markt (ich werde versuchen ein Bild zu finden).

    Eine Frage zum Palast: die 25 Mio sollen wohl aus Gründstücksverkaufe kommen. Das heisst wohl auch, dass Investoren auch an der Schlossstrasse bauen können? Das geht auch ohne das Kulturpalast zu schleifen?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich meine der kleine langgestreckte Bau am rechten Bildrand (direkt an der Baustelle). Konnte man nicht den Altmarkt in Dresden von der Wilsdruffer durch so einen Bau trennen?[/b]

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Hallo,

    bin neu hier und möchte die Aufmerksamkeit mal wieder auf das Problem Willsdruffer Straße lenken. Ein Rückbau dieses Windkanals ist wichtig, da sonst kein Übergang von z.B. der Weißen Gasse in die Kleine Kirchgasse ermöglicht wird, von dem beide Seiten profitieren würden.

    Da im Augenblick an einen Abriss der bestehenden Wohnblöcke zwischen Landhaus und Kulturpalast nicht zu denken ist, bleibt nur die Umbauung. Zwischen bestehender Bebauung und den Neubauten könnte auf diese Weise eine Passage entstehen. Falls der Bürgersteig an der Wilsdruffer Straße zu schmal wird, müsste die Reihe Parkplätze auf dieser Seite geopfert werden. Wichtig wäre weiterhin, dass die neue Bebauung eine Wiederherstellung der alten Straßenzüge zulässt, wie z.B. den der Moritzstraße.

    Letztendlich kann und muss in diesem Zusammenhang die Erstellung der Kopie des Hotel "Stadt Rom" geklärt werden. Es muss uns klar sein, dass Stadt, Bauherren und Bevölkerung jetzt und heute hinsichtlich Rekonstruktionen alster Fassaden sensibilisiert sind. In 30 Jahren - so lange gilt wohl der Bestandsschutz der jetzigen Bebauung - ist nicht damit zu rechnen, dass solche Rekonstruktionen noch realisiert werden.

    Zum Vergleich hier zwei Ansichten. Links der heutige Zustand und rechts - von mir bearbeitet - nach der Umbauung und der Beseitigung einiger weiterer Schandflecken :D :

    Gruß aus München, Thomas.

  • wie schon oft erwähnt, sind kulturpalast und die nordseite der willsdruffer strasse die größten probleme zur bebauung des stadtzentrum um den neumarkt. längerfristig rechne ich aber schon mit einem abriß, zumindestens der häuserzeile. vielleicht erkennt auch der käufer der woba den wert dieser grundstücke? jeder, der in letzter zeit mal am neumarkt war kann diese aufbruchsstimmung erleben, die dort herrscht. das ganze rekonstruktionsvorhaben am neumarkt wird sich als voller erfolg rausstellen und demnach wird das gebiet auch definitiv weiter ausgeweitet werden!

  • Hallo thodremuc, willkommen im Forum! Schöne Visualisierung, auch wenn die Straße immer noch viel zu breit ist.

    Zitat

    In 30 Jahren - so lange gilt wohl der Bestandsschutz der jetzigen Bebauung - ist nicht damit zu rechnen, dass solche Rekonstruktionen noch realisiert werden.

    Warum sollte es in 30 Jahren keine Rekos mehr geben? Gerade in den letzten Jahren boomen Rekos doch ungemein. Und diese sind mit Sicherheit (!) nicht nur von Leuten gewünscht, die die Gebäude noch von vor der Zerstörung kannten.

  • Wichtig in diesem Zusammenhanh wäre, dass das "Stadt Rom" sicher als Leitbau festgeschrieben wird. Der Gestaltungssatzung zufolge hat es den Status "Rekonstruktion nach Beschluss" inne. Wahrscheinlich hat man hier bewusst diese schwammige Formulierung gewählt, um der Nachwelt das Problem aufzudrücken.

    Deine Lösung auf der rechten Seite gefällt mir gut, denn sie beseitigt auch die städtebaulichen Fehler Fresswürfel und Linde-Haus. Bei letzterem allerdings solltest du mehr auf Kleinteiligkeit achten und nicht schon wieder solch einen langgestreckten Riegel hinsetzen. Außerdem soll doch ein Durchbruch von der Altmarktgalerie zur Wilsdruffer erfolgen, wie er vor 45 existierte.

    Ein Problem bei der Verengung, die über das Maß von thodremucs gezeigter Variante hinausgeht, erscheint in meinen Augen schwierig, da man dazu den Autoverkehr aus der Wilsdruffer herausnehmen müsste, wobei dieser aufgrund des Durchbruchs zur Freiberger nun eher zunehmen wird.

  • Versteht mich bitte nicht falsch. Auch ich bin der Meinung, dass ein Abriss der beiden Blöcke und eine Bebauung entsprechend der alten Quartiere die beste und einzig richtige Lösung ist. Auf der anderen Seite sollte man auch nach dem Besitzerwechsel nicht zuviel erwarten. Fortress will Profit machen und die jetzigen Gebäude sind komplett vermietet. Letztlich ähnelt die Situation der des Neustädter Marktes. Auch dort wäre der Abriss der Plattenbauten und im Idealfall die Rekonstruktion des Neustädter Rathauses die einzig richtige Lösung. Aber nichts dergleichen passiert ... :weinen:

  • Hallo Thodremuc, handelt es sich bei den Visualisierungen um schnelle Photoshop-Retuschen oder um 3D-Visualisierungen? Wenn ja, kannst Du das auch in höherer Auflösung hier einstellen? Finde die Visualisierung auf jeden Fall sehr anregend! Danke!

  • Zitat

    da man dazu den Autoverkehr aus der Wilsdruffer herausnehmen müsste

    Der Witz ist doch, dass die Willsdruffer eine Breite hat, um locker 8 Fahrstreifen einzubauen, seit der Wende gibt es nur noch eine Fahrspur in jede Richtung. Viel weniger Platz hatten die Autos somit vorm Krieg dort auch nicht als jetzt.

    Apropos, was ist eigentlich aus der Laternengeschichte geworden?

  • Zitat

    Gerade in den letzten Jahren boomen Rekos doch ungemein


    Wirklich? Würde mich freuen. Kann ich aber aus Münchner Sicht nicht bestätigen. Allerdings gibt es ein paar gut gelungene Neubauten, deren Fassaden ordentlich strukturiert sind oder sogar ein paar Zitate früherer Gestaltungsformen aufzeigen.

    Zitat

    Hallo Thodremuc, handelt es sich bei den Visualisierungen um schnelle Photoshop-Retuschen oder um 3D-Visualisierungen?


    Viel billiger: Ein paar Kopiervorgänge in MS Paint.

    Zitat

    Der Witz ist doch, dass die Willsdruffer eine Breite hat, um locker 8 Fahrstreifen einzubauen, seit der Wende gibt es nur noch eine Fahrspur in jede Richtung.


    Absolut meine Meinung. Um die Willsdruffer noch weiter zu verschmälern, könnte man beide Fahrspuren auf eine Seite der Straßenbahngleise verlegen, um den entstehenden Platz zu nutzen.

  • Die heutige Willsdruffer Straße ist total öde und häßlich - eine gigantische Schneise, durch welche die Innenstadt geteilt wird. Da die Straße jedoch in der jetzigen Form erst vor kurzer Zeit fertig gestellt wurde, wird sich daran wohl auch so schnell nichts mehr ändern...

  • Hier nochmal ein Vorschlag zur Wilsdruffer Straße. Verzichtet man auf der Kulturpalast-Seite auf den Parkstreifen und die Fahrspur (die leicht auf der anderen Seite der Gleise Platz hat), ergeben sich weit größere Gestaltungsmöglichkeiten. So finden jetzt auch zwischen Altmarkt und Postplatz Gebäude vor der jetzigen Bebauung genügend Platz.

    Außerdem habe ich auf dem Gebiet des Linde-Blocks eine zweite Querstraße eingefügt. Jetzt bietet dieser Anblick viel urbanen Charme. Für weitere Anregungen bin ich jederzeit zu haben :zwinkern:

    Hier also nochmal zum Vergleich: links jetziger Zustand, rechts meine Interpretation.

    Gruß, Thomas

  • Gelungen!
    Interessant auch die dadurch entstehende Fassung bzw. Verlängerung des Altmarktes.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Mein Thema zur Wilsdruffer Straße hat nix mit dem Neumarkt zu tun. Abends gefällt mir die Straße jetzt manchmal besser, sie ist einfach belebter und es gibt viel mehr Cafés als früher.

    Aber was die Raketenstartbahn am Postplatz angerichtet hat, ist unfassbar.

    Sie engt, sobald die Cafés zum Beispiel morgens nicht die Blicke auf sich lenken, weil zu oder unbelebt sind, den Blick schnurstracks auf das Hochhaus am Pirnaischen Platz, wo früher der Kaiserpalast war.

    Die sibirische Raketenrampe für die Pilotlinie 2 zwingt den Blick, unmerklich, zu diesem Hochhaus am andere Ende. Damit hat man dann das Zentrum gesehen und kann wieder sein Hotel aufsuchen.

    Vielleicht sollte man eine Art Vorhang auf der Straße vor dem Kulturpalast aufhängen, so dass die Bahnen noch durchfahren können, man aber nicht diesen Raketenblick hat.

  • Das Thema Rekonstruktion des Hotel Stadt Rom und der Konflikt mit der Bebauung der Willsdruffer Str. wird auch auf der GHND-Seite angesprochen: Dresden Neumarkt- Bilder vom Baugeschehen - November 2006

    Bin ja schon als Bastler bekannt :) und habe auch zu diesem Thema schon vor einiger Zeit eine Idee entwickelt. Der Vorschlag wäre, bis zum Umbau der Willsdruffer Str. die Moritzstr. in Form einer Passage durch den Wohnblock zu leiten. Die Lage der Häuser vor dem Block lassen eine spätere Rekonstruktion des Straßenverlaufes der Moritzstr. zu. Das Hotel Stadt Rom könnte als verkürzter Bau entstehen.


    Die Zeichnung basiert auf dem GHND-Plan: http://www.neumarkt-dresden.de/image1/stadtplan-2000-gr.jpg

  • Mitglieder der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste haben sich in einer Pressemitteilung klar für den Erhalt und damit die angebliche Wertigkeit der Wilsdruffer Straße ausgesprochen. Vor allem der Ostabschnitt wird als hervorragend lesbares Zeugnis der DDR-Architekturentwicklung der 50’er- und 60’er Jahre hervorgehoben. Hier soll sich der Übergang von der Nationalen Tradition, hin zum Anschluss an die Internationale Moderne unter der steten Anknüpfung an eine gewisse regionale Architekturtradition manifestiert haben.
    Wenngleich die Argumentation der Klasse Baukunst aus einer rein architektonischen Betrachtungsweise nicht falsch ist, verkennt sie doch die städtebaulichen und funktionalen Mängel der Straße, die den kleinen Dresdner Stadtkern als schier unüberwindliche Barriere in zwei separate Hälften trennt, den Altmarkt aufreißt und als Einkaufsstraße nicht nur aufgrund der mannigfaltig vorhandenen Konkurrenzstandorte nicht wirklich funktioniert. Die Straße ist eben kein Gesamtkunstwerk einer sich wandelnden Architekturauffassung, sondern vielmehr ein aus der Not geborenes Konstrukt, das seinen provisorischen, den alten Stadtgrundriss nivellierenden Charakter mit dem Heranrücken der Neumarktbebauung umso offener zeigt. Somit erscheint die Straße als das Zeugnis einer geschichtsvergessenen totalitären Menschheitsepoche, die ihren Machtanspruch durch städtebauliche Gesten zu manifestieren suchte, letztlich aber ökonomisch überstrapaziert schon in den Anfängen scheiterte.
    Es bleibt also zu entscheiden, was letztlich schwerer wiegt: eine jahrhundertewährende Stadtentwicklung, deren Spuren auch nach der barbarischen Großflächenenttrümmerung nie verwischten, oder die zwanzigjährige Sequenz eines illegitimen Regimes? Letztlich werden wohl wirtschaftliche Aspekte entscheiden, die sich wenig geschichtsbewusst zeigend, irgendwann über den Bestand hinwegsetzen werden. Was dann kommt, kann der heutigen Bebauung unterlegen sein, diese Gefahr besteht durchaus! Ob dies allerdings die Konservierung eines Missstandes legitimieren sollte, beantwortet sich wohl von selbst!

    Presse

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Mitglieder der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste haben sich in einer Pressemitteilung klar für den Erhalt und damit die angebliche Wertigkeit der Wilsdruffer Straße ausgesprochen. Vor allem der Ostabschnitt wird als hervorragend lesbares Zeugnis der DDR-Architekturentwicklung der 50’er- und 60’er Jahre hervorgehoben. Hier soll sich der Übergang von der Nationalen Tradition, hin zum Anschluss an die Internationale Moderne unter der steten Anknüpfung an eine gewisse regionale Architekturtradition manifestiert haben. ... Es bleibt also zu entscheiden, was letztlich schwerer wiegt: eine jahrhundertewährende Stadtentwicklung, deren Spuren auch nach der barbarischen Großflächenenttrümmerung nie verwischten, oder die zwanzigjährige Sequenz eines illegitimen Regimes?Presse

    Der Erhaltungswunsch ist verständlich, aber das Argument der Geschichte ist fadenscheinig, wenn man bedenkt, dass die DDR zu dieser Zeit eine Diktatur stalinistischer Prägung war, in der Baupolitik durch ideologische Erwägungen dominiert wurde bei gleichzeitiger Mangelwirtschaft.

  • Dazu gab's auch einen Kommentar auf Bausituation:

    Zitat

    Was lesen wir heute im Internet: Das Stadtplanungsamt hat die Sächsische Akademie der Künste beauftragt, ein Statement zur Bebauung Wilstruffer Straße abzugeben. Das SPA wußte vorher, wer da befragt wird und wie das Ergebnis sein wird. Natürlich hat sich die Akademie der Künste für den Erhalt dieser Häuser ausgeprochen. Das Stadtplanungsamt der Stadt Dresden agiert dermaßen bürgerfeindlich und verlogen, daß es eines demokratischen Staates unwürdig ist. Diesen Leuten muß das Handwerk gelegt werden.


    Wurde die ADK vom SPA beauftragt oder ist das eine Mutmaßung?

    Edit: Der Kommentar ist leider zutreffend.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (18. Oktober 2011 um 20:22)