Altlandsberg (Galerie)

  • Ein Besuch in Altlandsberg im Juli dieses Jahres veranlasste mich, einmal mehr meine Kamera mit mir zu führen. :foto:

    Altlandsberg ist eine Ortschaft vor den Toren Berlins im Landkreis Märkisch-Oderland, welche sich etwa auf halber Strecke zwischen dem Berliner Ortsteil Hellersdorf und der Stadt Strausberg befindet. Die Einwohnerzahl der Gemeinde, welche als brandenburgisch-preußische Planstadt innerhalb der Stadtmauern eine langgestreckten Altstadt mit einem quadratischen Marktplatz aufweist, beträgt inkl. der eingemeindeten umgebenden Sprengel beinahe 9.000.

    Zitat von http://www.altlandsberg.de

    Zu den herausragenden Standortfaktoren gehören der fast vollständig sanierte historische Stadtkern sowie die zahlreichen gepflegten Wohnlagen inmitten einer ursprünglichen Natur mit ausgedehnten Wäldern, Auen, Wiesen und Gewässern. Ein Drittel der 106,2 km² umfassenden Gemarkung ist bewaldet. Insgesamt sind 91% Wald-, Wasser- und Landwirtschaftsflächen. Einwohner und Besucher erleben und gestalten hier eine Kleinstadtidylle mit Zeugnissen aus acht Jahrhunderten bewegter Stadtgeschichte mit einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stadtmauer und ihren Tortürmen, sanierten Bürgerhäusern, das denkmalgeschützte Rathaus, die Stadt- und Schlosskirche und das neu gestaltete Gutshaus auf dem Gelände des ehemaligen Altlandsberger Schlosses.

    Eingangs des Ortes an der Berliner Allee.

    Ehem. Amtsgericht und heutiges Rathaus.

    "Vorstadtvillen"

    Nun nähern wir uns dem Berliner Tor (Feldsteinbau aus dem 14.-15.Jhdt.), Bestandteil der nahezu vollständig (etwa 75 %) erhaltenen und 1,2 km langen Stadtmauer.

    Die Berliner Allee heißt fortan innerhalb der Mauern Berliner Straße. Die Bebauung besteht zumeist aus zweigeschossigen einfach-barock und klassizistisch gehaltenen Häusern; überwiegend handelt es sich dabei um sog. Ackerbürgerhäuser.

    Abzweigung zum Markt.

    Weiter geht es jedoch geradeaus.

    Einmal in den Hofbereich gelugt.

    Zitat von http://www.altlandsberg-com.de

    Altlandsberg wurde aufgrund seiner einerseits verkehrsgünstigen Lage, andererseites wegen seines natürlichen Schutzes durch Sumpfgelände um 1230 als deutsche Siedlung mit Burg errichtet. Bereits vor 1257 erhielt der Ort brandenburgisches Stadtrecht.
    Der Dreißigjährige Krieg hinterließ die Stadt völlig verwüstet. 1654 erwarb Graf Otto von Schwerin Altlandsberg und ließ ein Barockschloss errichten. Nachdem 1684 ein neuer Brand die Stadt fast vollständig vernichtete, kaufte 1708 König Friedrich I. die Herrschaft Altlandsberg und machte es zu einer Nebenresidenz. Das Schloss wurde 1757 zerstört – durch einen Brand, der jedoch noch nicht der letzte sein sollte.

    Die nach der Schlosszerstörung im Jahr 1768 wieder aufgebaute Schlosskirche:

    Drei Portale des vernichteten Schlosses wurden beim Kirchbau wiederverwendet.

    Im alten Schloss verbrachte übrigens der spätere König Friedrich I., welcher von Graf Schwerin erzogen wurde, einen Teil seiner Jugend.
    Zur Residenz Altlandsberg sei auch folgende interessante Seite empfohlen: http://www.3d-rekonstruktionen.de/galerie/videos/residenzschloss


    Auf dem Schlossgelände wurde ein Amt- und Domänenhof und nachfolgend ein Gutshof errichtet und betrieben - hier sehen wir das Gutshaus von ca. 1880 über die Ruinen des Kornhauses hinweg.

    Gegenrichtung mit Schlosskirche.

    Das alte Tor von 1660 zu Schloss und Gutshof - die Löwen wurden erst in jüngerer Zeit wieder aufgestellt.

    Zurück stadteinwärts (von hier aus rechts befindet sich die Schlosskirche) blicken wir auf die alte Stadtkirche St. Marien, welche ab etwa 1250 als dreischiffige Pfeilerbasilika aus Feldstein errichtet und nachfolgend aufgestockt und erweitert wurde. Ungewöhnlich ist, dass sich die Kirche nicht unmittelbar am Marktplatz befindet.

    Das gotische Sterngewölbe.

    Die geschnitzte Kanzel von etwa 1600.

    Grabplatte des brandenburgischen Reformators Nikolaus Leutinger (Pfarrer St. Mariens bis 1581).

    Dieser Engel beobachtet den Aufstieg in den Turm.

    Ausblick nach Norden auf das alte Schlossgelände und heutige Areal des (auch schon z. T. ehemaligen) Gutshofs.

    Und nach Süden entlang der grün umgebenen Berliner Straße geschaut.

    Halbzeit - Fortsetzung folgt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke für deine Fotostrecke erstmal!
    Besonders gefallen haben mir die vielen Sprossenfenster selbst bei purifizierten Häusern, die durchwegs gepflegten Fassaden und ganz großes Plus für das Kopf- und Flußsteinpflaster!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Es folgt die andere Hälfte.

    Der Vorplatz der Marienkirche mit Denkmal für 1870/71 gefallene Altlandsberger Soldaten.

    Bernauer Straße von hinter dem Kirchplatz beginnend.

    Die Kirchstraße, Ecke Kirchgasse (im Vordergrund das sog. Ackerbürgerdenkmal) zwischen Bernauer Straße und Berliner Straße...

    ...führt wieder zurück auf den Marktplatz (links) - das rechte Gebäude ist übrigens keine Feuerwache.

    Der Marktplatz reicht auch für große Märkte und Kirmessen aus, würde ich meinen.

    Nachholend das andere, südliche Eckhaus zur Berliner Straße.

    Der in Gänze schlecht zu fotografierende Marktplatz lässt sich in folgendem Artikel sehr schön aus der Luft betrachten:
    Denkmal des Monats April 2009 - Berliner Straße in Altlandsberg - Kulturportal Brandenburg
    Gut zu erkennen ist auch in der Vogelschau, mit welch breiter Öffnung die Strausberger Straße rechts am Marktplatz Richtung Osten abzweigt (nach Süden geht die Platzerweiterung in die Poststraße über).

    Blick auf die Abzweigung der Poststraße links der südöstlichen Marktplatzseite.

    Die Strausberger Straße führt vom Marktplatz zum Strausberger Tor mit dem zweiten Torturm des Ortes. Links am Marktplatz ist das Alte Rathaus zu sehen.

    Die interessante klassizistische, mit expressionistisch anmutenden Ornamenten versehene Fassade des Hauses Lindenberg (ehem. Gasthof) in der Strausberger Straße 5.

    Eckhaus zur Bernauer Straße.

    Am Strausberger Tor...

    ...dessen Turm berechtigterweise auch Storchenturm heißt.

    Neben dem Strausberger Tor an der Stadtmauer liegt das alte Armenhaus, heute als Gastronomie genutzt.

    Wieder innerhalb der Mauer, Strausberger Straße 13.

    Aus der breiten Poststraße zurück zum Marktplatz mit Altem Rathaus geblickt.

    In der Gegenrichtung spaltet sich die Poststraße T-förmig auf und läuft auf das Haus Poststraße 6 mit dem Dreiecksgiebel zu, welches wohl das alte Postgebäude sein dürfte.

    Östlich parallel zur Poststraße läuft von der Strausberger Straße die Klosterstraße als Fortführung der Bernauer Straße nach Süden; hier im Vordergrund das Haus Nr. 21.

    Ein weiterer Hof eines alten Ackerbürger-Doppelhauses (Straßenfront im vorigen Bild). Hinter den rückwärtigen Gebäuden befinden sich die an die Stadtmauer grenzenden Gärten.

    Ansprechende Gebäude der Stadtschule, welche Grund- und Oberschule beinhaltet.


    Rechts schließt ein anständiger, geschätzt 50er-Jahre, Erweiterungsbau zur Poststraße hin an.

    Klosterstraße 12.

    Gegenüber an der Westseite.

    Südabschluss der Klosterstraße/Ecke Hirtengasse

    Von dem Kloster der Serviten, welches der Straße den Namen gab, ist dank Hussiten und zahlreichen Bränden schon länger nichts mehr übrig.

    Hier bin ich wieder aus dem ummauerten Stadtbereich hinausgetreten...

    ...und befinde mich schlagartig in unberührt erscheinender Natur.

    Denn direkt hinter der Stadtmauer...

    ...beginnt das Naturschutzgebiet bereits auf der Ostseite des Ortes.

    Auf der Westseite von Altlandsberg ist zum Einen der Zustand der Stadtmauer exzellent.

    Und zum Anderen die Naturidylle wiederum unmittelbar anschließend.

    Kurz vor der Umrundung am Berliner Tor wird die Mauer flacher und erlaubt einen Blick auf die rückwärtigen Wirtschaftsgebäude der Häuser der Berliner Straße.

    Das war's dann mal wieder - zurück habe ich die hundsgefährliche Fahrt über die radweglose Strecke nach Hönow glücklich überstanden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

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    Die nach der Schlosszerstörung im Jahr 1768 wieder aufgebaute Schlosskirche:

    In der vergangenen Woche habe ich Altlandsberg besucht; wirklich ein sehr schöner und gepflegter Ort! Die von @Palantir erwähnte Schloßkirche wird übrigens zur Zeit aufwendig restauriert und soll nach ihrer Wiederherstellung als Kulturzentrum dienen. Ursprünglich war sie einmal die evangelisch-reformierte Kirche Altlandsbergs und die Stadtkirche gehörte der lutherischen Konfession an. Letztere vereinigt seit der Union beide Gemeinden. Leider habe ich nur ein Foto von der Büste Otto von Schwerins, jedoch ist im Hintergrund die eingerüstete Kirche zu erkennen.

    Für weniger Ideologie!

  • Danke, Sebaldt, ein herrliches Denkmal, hoffentlich bleibt es lange vor Grafitti verschont. Der Ort selbst macht wirklich einen guten und nicht zu sehr modern verunstalteten Eindruck. Mein (verspäteter) Dank für sie Serie, Palantir! Der Ort war mir übrigens nicht bekannt (entweder hatte ich Palantirs Bilder 2011 nicht gesehen oder Alzheimer läßt grüßen ;-))

  • Der Ort war mir übrigens nicht bekannt


    "Kennen" heißt bei Dir offenbar, den Ortsnamen schonmal gehört zu haben und evtl. eine Assoziation dazu zu haben.

    Bei mir heißt "kennen" mindestens einmal dortgewesen zu sein und einen gewissen Einblick in die örtlichen Verhältnisse zu haben.

    Der Name Altlandsberg ist mir seit Jahren vertraut; gleichwohl bin ich weit davon entfernt, diesen Ort zu kennen. Kennen tue ich in Brandenburg bestenfalls Brandenburg an der Havel und Potsdam, das letztere freilich nur ansatzweise. Nein, von kennen kann bei Potsdam eigentlich keine Rede sein. Ich war dreimal dort, das hat mit kennen nichts zu tun.

  • 'Kennen' und 'bekannt sein' sind jedoch keineswegs bedeutungsidentisch. Insofern geht es mir oft ähnlich wie Frank; das kenn ich. :zwinkern:

    Die Büste, deren Foto 'Sebaldt' dankenswerter Weise eingestellt hat, ist übrigens eine Kopie einer entsprechenden Bildhauerarbeit Fritz Schapers für die Berliner Siegesallee und wurde im Jahr 2012 aufgestellt.

    Kurzbeitrag auf der Internetpräsenz von Altlandsberg.

    Zwei weitere Kopien der Büste befinden sich am Schloss Oranienburg und im uckermärkischen Bülowssiege.

    Beitrag zur Restauration der Schlosskirche

    Weitere und Darstellungen und Informationen rund um Gutshaus, Schlosskirche und den aktuell in Instandsetzung befindlichen Domänenhof finden sich hier. Das sind sehr schöne Entwicklungen, also muss ich dort auch bald mal wieder hin...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • "Nicht kennen" hat in diesem Fall für mich tatsächlich bedeutet, dass ich noch nicht einmal den Namen des Ortes kannte.

  • Es folgen einige Ergänzungen der Galerie - zum einen wegen bisheriger Fehlstellen und zum anderen wegen der Fertigstellung der Schlosskirche.

    Das Rathaus (ehem. Amtsgericht) in der Berliner Allee in einer neuen Perspektive.

    Detailansichten des Portals am Haupteingang.

    Auf der anderen Seite der Altstadt führt die Karl-Liebknecht-Straße jenseits des Löwentores nach Norden.

    N°7, wohl ein ehemaliges Schulhaus, heute Sitz eines Kinderhortes.

    N°9, ein ehemaliges Amtshaus mit großzügigem Wirtschaftshof.

    Noch ein Bild von der anderen Seite.

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Kvikk', CC BY-SA 3.0

    Der Blick geht zurück in Richtung Löwentor und Schlossgut; in der Straßenflucht ist die St.-Marienkirche zu sehen.

    Die 2013-2015 instandgesetzte Schlosskirche, letztes Überbleibsel des 1757 abgebrannten Residenzschlosses.

    Die drei Portale der Kirche entstammen dem alten Schlossbau und wurden beim Wiederaufbau der Kirche eingebaut.

    Im Giebelschild zu sehen ist der königlich-preußische Wappenadler.

    Diese Seitentür öffnet sich leider nur zur Wintersonnenwende nach Aufsagen eines Zauberspruchs.

    Das Hauptportal mit dem Kircheneingang.

    Seit 2012 steht hier eine Kopie der Büste des Freiherrn Otto von Schwerin von der ehem. Berliner Siegesallee.

    "OTTO FREYHERR SCHWERIN # 1616-1679 # CHURFÜRSTLICH BRANDENBURGISCHER OBERPRÄSIDENT # HERR ZU ALTEN LANDSBERG # 1654-1679"

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Noch nicht enthalten in der Galerie ist bislang das historische Scheunenviertel entlang der östlichen Ausfallstraßen von Altlandsberg.
    Die zahlreichen (ca. 40) von etwa Mitte des 19. Jhdts. stammenden Backsteinbauten befinden sich im formellen Sanierungsgebiet "Historisches Scheuenviertel Altlandsberg" und sind denkmalgeschützt. Leider sind viele Bauten ungenutzt und teilweise auch im Verfall befindlich, während hinter den Scheunen jüngst ein Neubaugebiet mit den üblichen Verdächtigen entstanden ist.

    Eine einzelne, sicherlich weniger gelungene "Sanierung" aus der Nachwendezeit. Der (zu strenge) Denkmalschutz habe dagegen bei den anderen Objekten seitdem auch nicht viel mehr zugelassen, als den Verfall zu verwalten, wie mir vor Ort geschildert wurde.

    Ein ähnliches Scheuenviertel mit sicherlich besser gelungener Nutzung befindet sich übrigens im havelländischen Ort Kremmen:
    Scheunenviertel Kremmen

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    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (18. September 2016 um 21:05)