Betonflorenz - Warum reden wir so viel über Dresden?

  • Zitat von "Stefanius"

    Alle waren begeistert, obwohl sie [lexicon='Leipzig'][/lexicon] kennen, Erfurt, Freiburg etc....


    Ja, und? Was hat das jetzt mit den hier konkret diskutierten Sachverhalten zu tun? In seiner Ganzheitlichkeit betrachtet war ich auch "begeistert von Dresden", was aber nichts daran ändert, dass man Städte auch differenziert betrachten und beurteilen kann.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"


    Ja, und? Was hat das jetzt mit den hier konkret diskutierten Sachverhalten zu tun? In seiner Ganzheitlichkeit betrachtet war ich auch "begeistert von Dresden", was aber nichts daran ändert, dass man Städte auch differenziert betrachten und beurteilen kann.

    Achtung Ironie !

    ja, deswegen halten sich ja positive Beiträge und negative Analysen, bezüglich der Stadt Dresden in diesem Forum absolut die Wage. :lachen:

  • Schaut man sich die allgemeine Entwicklung in den deutschen Großstädten an, so muss man sagen, dass gerade in Dresden der Anteil an Rekonstruktionen überdurchschnittlich hoch ist. So gesehen wird hier also auf einem sehr hohen Niveau herumgejammert.
    Dass dies was man jetzt schafft, in keinster Weise mit dem was war konkurrieren kann mag zwar bitter sein, ist aber im Grunde genommen die Realität unserer heutigen Bauindustrie.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ^ "Bauindustrie" passt wie die Faust aufs Auge. Von Baukultur ist größtenteils nichts, aber auch gar nichts mehr zu erkennen. Aber die, die für selbige Bauten veranwortlich sind, wohnen im schön verzierten Altbau mit Stil.

    Leipzig - Back to the roots

  • Zitat von "bilderbuch"

    Schaut man sich die allgemeine Entwicklung in den deutschen Großstädten an, so muss man sagen, dass gerade in Dresden der Anteil an Rekonstruktionen überdurchschnittlich hoch ist. So gesehen wird hier also auf einem sehr hohen Niveau herumgejammert.

    Ob dieses Niveau hoch ist, ist die Frage. Diese Rekonstruktionen, die immer dann angeführt werden, wenn das geliebte Dresden scheinbar zu wenig ausgesprochene Anerkennung erhält, sind in zähem und langem Kampf gegen die Stadt Dresden entstanden. Was die Rekos aber nun wieder mit den abgeriegelten Einkaufssystemen zu tun haben (um die es in unserer Diskussion ging), erschließt sich mir nicht. Kann man nicht ein Mal konkrete Schieflagen in Dresden (oder auch [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) benennen, ohne dass sich Einheimische auf den Schlips getreten fühlen und zwanghaft irgendwelche positiven Aspekte ihrer Stadt (die nichts mit den diskutierten Problemen zu tun haben) aus dem Krämerkästchen fischen müssen?
    Es kann doch nicht sein, dass man zu jeder berechtigten Kritik gleichzeitig noch erwähnen muß, wie schön die Lage Dresdens ist, wie toll die Elbfront, usw... ( :piksen: Stefanius)

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  • Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gekommen, daß gerade dieser von allen Beteiligten mitgetragene Mythos der glänzenden Barockstadt eine Heilung verhindert. Denn überall, wo die Architekten wirkliche Kreativität beweisen müssen; wo bloße Rekonstruktion nach alten Fotos, Grundrissen und Stichen nicht mehr ausreicht, sondern das freie Einarbeiten heimischer Bautraditionen und geschmackvoller Fassadenabfolgen in neuzeitliche Nutzungskonzepte - regiert die Furcht. Schön, daß es öfter als man glaubt klappt; in weniger beäugten, abseitigen Städten wie Hoyerswerda u.a.

    Also begibt man sich auf die sicherste Seite, die der Fachzeitschriften, Gestaltungsbeiräte und Experten und verweigert sich ausgerechnet an den sensibelsten Stellen der ehemaligen Altstadt der Aufgabe, schafft überaus konsequent Un-Architektur inmitten der wichtigsten Stadträume. Es ist billig, sich auf das Blickfangrecht der historischen Solitäre zu berufen, wie die "Baumeister" des SAP-Würfels. Ja, den Zwinger stört er nicht, als "Lebensabschnittsgefährte" - aber er würde dem auch mit einer schönen Blickfangfassade nichts "wegnehmen" oder gar die Bedeutung seines berühmten Nachbarn "wegleugnen". Oder doch ? Ist die blickpunkttechnische Jungfräulichkeit von steinernen Diven durch benachbarte neue Schönheiten so bedroht ? Ist diese "Sorge" der eigentliche Kern unserer Kubenayatollahs ? Die gebaute Geschichte abgeschlossen, sie dermaßen unterm Glaskasten, daß Historie und Gegenwart mit härtestmöglichen Kontrasten einander so unbedingt ausschließen müssen ?

    Nein, die werden gedünstet

  • Wissmut: Klasse analysiert. Angst ist die treibende Kraft hinter vielen Entwicklungen der Menschheit, sowohl auf persönlicher wie auch auf gesellschaftlicher Ebene. Den Mut zur Einsicht, dass Angst immer zu weniger statt mehr Lebensqualität führt – in diesem Fall bezogen auf den Stadtraum – haben leider die allerwenigsten.

  • Zitat

    Was die Rekos aber nun wieder mit den abgeriegelten Einkaufssystemen zu tun haben (um die es in unserer Diskussion ging), erschließt sich mir nicht. Kann man nicht ein Mal konkrete Schieflagen in Dresden (oder auch [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) benennen, ohne dass sich Einheimische auf den Schlips getreten fühlen und zwanghaft irgendwelche positiven Aspekte ihrer Stadt (die nichts mit den diskutierten Problemen zu tun haben) aus dem Krämerkästchen fischen müssen?

    Beides hat sicherlich etwas miteinander zu tun. Denn an der Kritik den Neumarkt als Kulisse aus Beton zu bezeichnen ist sicherlich schon etwas dran.
    Abgesehen davon ging es um eine Verallgemeinerung der "Problematik". Aufgrund hoher Grundstückspreise usw. ist Bauland in den Innenstädten sehr teuer und die alten privaten Bauherren, die ihr Gebäude selbst nutzen, deshalb verschwunden. Es regiert das anonymisierte marodierende Kapital, das sich um die Optimierung der Gewinnspannen sorgt, nicht um gestalterische Qualitäten.
    In Dresden kommen nun weitere Aspekte erschwerend hinzu. Erstens ist die Innenstadt nahezu vollständig ausradiert worden, was ein Anknüpfern an überkommene Strukturen verunmöglicht hat. Zweitens hat man in der Euphorie der Wendezeit viel zu überzogen geplant. Man muss sich nur einmal die Konzepte aus den frühen 90er Jahren ansehen, die z.B. für den Robotron ein völlig neues dicht bebautes Geschäftsviertel vorsahen. Die "Mühen der Ebene" haben die Stadtverwaltung nicht umsonst von diesen Plänen abrücken lassen. Allerdings hat man (und das ist ein großer Fehler!!!) an der Schwerpunktsetzung entlang der Nord-Süd-Achse nichts verändert, die sich aufgrund ihrer Lagegunst gut entwickelt hat und jetzt mit einer viel zu hohen Geschossflächenzahl und Überbauungsdichte andere Projekte verunmöglicht. Nicht umsonst besteht die Innenstadt immer noch aus einer Achse.
    Ein weiterer Fehler war sicherlich die viel zu grobe Bebauungsstruktur, die allerdings mit der allgemeinen Finanzproblematik Hand in Hand geht. Auch am Neumarkt sind ja Quartiere zum Teil am Stück verkauft worden und täuschen mit ihren Fassaden Kleinteiligkeit nur vor. Allerdings hätte man in der restlichen Innenstadt (Altmarkt und Co.) eine Unterteilung der Blöcke in Einzelfassaden durchsetzen sollen, was sicherlich zu einer größeren gestalterischen Qualität beigetragen hätte.
    Abgesehen davon sehe ich die Floskel der einheimischen Bautradition eher kritisch. Schon im 19. Jh. bzw. der Kaiserzeit generell waren einheimische Traditionen kaum noch auszumachen. Worin soll also eine solches Gebäude bestehen, was macht es aus? Ziegeldächer, Sandsteinelemente, hochrechteckige Fensterformate usw. bürgen ja leider nicht für gute Architektur.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    Ziegeldächer, Sandsteinelemente, hochrechteckige Fensterformate usw. bürgen ja leider nicht für gute Architektur.


    Wobei dann die Architektur die Schuld trüge, und nicht die Ziegeldächer... Einfühlsame und kleinteilige Neubauten sind überhaupt kein Problem, wenn man sich mit Dresdens Vorkriegstraditionen auseinandersetzt und eine Annäherung an Diese Priorität hat. Hummel hat solche Bauten zu Hauf entworfen. Nur interessiert hat es niemand.
    Ansonsten Zustimmung.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wie in einer Beilage der Sächsischen Zeitung diese Woche berichtet wurde, wird in den nächsten Wochen der Shoppingtourismus in Dresden erforscht. Die Forscherin Jelena Lazovic von der Konstanzer HTWG konnte schon vermelden, dass Dresden traditionell eher eine Kunst- und Kulturstadt ist. Obwohl sich der Shoppingtourismus in den letzten Jahren schon sehr gut entwickelt hat, bescheinigt die Forscherin Dresden hier noch viel Potenzial.

    Neben den vielen Touristen aus Osteuropa und Asien, die bereits heute zum Shopping nach Dresden kommen, werden die bereits bestehenden und die bald hinzukommenden Direktflüge von Osteuropäischen Hauptstädten zum Flugplatz Dresden-International weitere Shoppingtouristen nach Dresden locken. In Anbetracht des erwarteten Zustroms internationaler Shoppingtouristen nach Dresden, meint die Forscherin aus dem Allgäu, dass sich die Touristen in Dresden wohl fühlen, egal ob sie nun zum Einkaufen kommen oder der Kultur wegen.

    Man kann gespannt sein, was Sächsische Zeitung und Sachsenspiegel hierzu berichten werden.

  • ^ Falls du mal wert auf konkrete Zahlen statt auf Bildzeitungsartikel legst, die Dresdner Touri-Zahlen befinden sich seit zwei Jahren im Sinkflug. Da ist es völlig unerheblich, wenn ein paar mehr Osteuropäer, die der Bus auf der Durchreise von Berlin nach Prag in Dresden ausspuckt, die Prager Straße stürmen. Was, bitteschön, soll denn an solch belanglosen Malls wie der Altmarkt-Galerie oder des Centrum-Warenhauses so attraktiv sein, dass es mehr Touristen anziehen könnte? Und ausgerechnet Osteuropa, das die Wirtschaftskrise besonders hart trifft, soll für das Dresdner Shoppingvergnügen geworben werden? Mit Verlaub, aber die haben im Moment andere Sorgen als Geld zu verprassen. Sogar das Kaufhaus Gum droht gegenwärtig zur Ramschzone zu verkommen.

  • Naja, vielleicht brauchts mal wieder'n paar Kaputte im Osten, die uns freundlicherweise ein paar hunderttausend bürgerliche Zuwanderer aus ihren Ländern zuschicken. Dresden mußte ja letztens aussetzen (dank der Kaputten im eigenen Lande) - aber vor über 350 Jahren hat es im Rahmen der Religionskriege doch auch geklappt...Böhmische Exilanten waren damals der Renner- außerdem sah es wirtschaftlich in Sachsen ähnlich aus wie heute (gut, ohne die derbe Häßlichkeit - Investorenarchitektur sah damals verdammt gut aus).

    Also Gospedin Putin, mamma mal Butter bei die Fische im Comecon! :D

    (aus Moskau allerdings retour: Ja nee is klar, was gehd'n mit euch los ?)

    Nein, die werden gedünstet