Betonflorenz - Warum reden wir so viel über Dresden?

  • Zitat von "Harmonica"

    Johan, ich und viele user hier wissen nun bereits, dass du Dresden nicht als schön einstufst. Das ist natürlich dein gutes Recht, aber deshalb brauchst du nicht in jedem zweiten Beitrag daraufhin weisen. Jeder weiß, dass Johannstadt, Prohlis und Gorbitz keine Reinkarnation architektonischer Glanzleistungen sind, aber dem gegenüber stehen Stadtteile, die dem Ruf Dresdens durchaus gerecht werden. Dass man dies bei einem 2-Tages-Besuch vielleicht nicht bemerkt, ist verständlich. Daher werde ich mir für das Frühjahr eine kleine Fotoserie von Dresdner Altbauten abseits der Semperoper vornehmen. Mein Ziel sind mindestens 100 Fotos. 8)

    Harmonica

    damit kommst du bestimmt im Guiness Buch der rekorde!!!!
    also bin ganz gespannt danach wie schnell die 100 bilder im forum kommen :zwinkern:

  • Pirna und meissen vielleicht? :?:

  • Zitat von "van Dyk"


    Pirna und meissen vielleicht? :?:


    Die sind bis jetzt noch nicht eingemeindet, gilt also nicht.

    Außerdem sind Pirna und Meißen Mittelalter-Städte,
    während Dresden seine Glanzzeit im 19. Jahrhundert hatte, als die Reichen und Schönen hier verkehrten.

  • Mich würden vor allem alle Bauten interessieren, die im Bombemquadrat stehen und bis heute überlebt haben wie z.B. das Bankgebäude zwischen Dr.-Küls-Ring und Waisenhausstraße.

    Was ist das eigentlich für ein Bau neben der Yenidze? So'n großer verwitterter Rest?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Harmonica"

    glaube ich, dass es noch sehr lange dauern wird, bis wirklich alle Brachen bebaut werden

    das muss kein fehler sein. wenn man bedenkt, welcher müll heutzutage gebaut wird, und man irgendwie das gefühl hat, es könnte in den nächsten jahrzehnten besser werden, ist es vieleicht ganz gut, die brache erstmal brache zu lassen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Booni"

    Mich würden vor allem alle Bauten interessieren, die im Bombemquadrat stehen und bis heute überlebt haben wie z.B. das Bankgebäude zwischen Dr.-Küls-Ring und Waisenhausstraße.

    Was ist das eigentlich für ein Bau neben der Yenidze? So'n großer verwitterter Rest?


    Du meinst sicher das städtische Kühlhaus.

    Der überfällige Abriß verzögert sich immer wieder, weil keiner dafür zuständig sein will.

  • Also, Dresden bedeutet für mich Faszination und Abschreckung zu gleich. Wobei die Faszination dann doch überwiegt. Ich habe in der Stadt Viertel gesehen, die in ihrer Schönheit einzigartig in Deutschland sind. Auf den Luftbildern, auch wenn viele Plattenbauten zu sehen sind, überwiegt ebenfalls der positive Eindruck. Viel grün, sehr sauber und teils prächtige Bauten bestimmen die Fotos.

    Das Schönste für mich an Dresden: Abends, wenn es dunkel ist, auf der Carola- oder Augustusbrücke zu stehen und das angestrahlte barocke Ensemble zu bestaunen.

  • Genau! Leider bekommen viele Gäste einen schlecten Eindruck durch die Platten am Altstadtring und an der Prager. Aber eigentlich gibt es nicht soo viele Platten in Dresden (die Zeilenbauten zählen für mich nicht dazu). Die ehemalige Altstadt (Altmarkt/Weisse Gasse) wurde für DDR-verhältnisse ganz gut wiederaufgebaut (siehe Chemnitz und Magdeburg!).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Wenn alle vom "barocken Ensemble" des Elbpanoramas sprechen, vergessen sie, dass lediglich die Hofkirche und die (jetzt erst wieder ins Blickfeld gerückte) Frauenkirche aus dieser Epoche stammen (der Zwinger und die anderen barocken Gebäude sind ja von der Elbe aus kaum zu sehen)...
    Die meisten Bauten sind gerade mal 100-130 Jahre alt (Sekundogenitur, Ständehaus, AdK, Georgentor des Residenzschlosses, "Italienisches Dörfchen", oder etwas älter (Semperoper & -galerie).

    Dies schmälert natürlich nicht die fantastische Ensemblewirkung!!! Für mich ist der Blick von der Albertbrücke auf dieses Panorama einer der schönsten in Dresden, auch meine Gäste sind stets begeistert.

    :)

  • Zu Harmonica!

    Eigentlich finde ich das Altstadt-Panorama sehr schoen, aber es ist wirklich nur eine Theaterkulisse - besonders wenn man von Rathaus in die Richtung Pragerstrasse anschaust. Vor dem Krieg war alles Dicht gebaut - jetzt steht nur eine Ansammlung von Gebaeden.

    Eine die Grosse Plus waren ja im Dresdens die enge Gassen, wenn man heute schaut gibt es nur viel luft. Schaut man die Link an http://www.dresdner-luftbilder.de/show.php?p=&h=&pa=Dresden/2310.jpg - wo findest man irgendwo ein platz - so dicht bebaut wie vorher - es gibt so viel Luft ...eine Decentralisiertes Centrum...

    Aber es bedeutet nicht dass ich Dresden unintressant finde es gibt viele schone Musuem, Sachische Schweiz ist wunderbar, Pitoreske Vororte am Elbhang, Pillnitz und Morritzburg ist auch nicht schlecht.....

    ......aber Dresden is kein Florenz an der Elbe und wird es auch wahrscheinlich nie wieder werden.... und wer denkt ich bin pessimistich..schaut man die Stadtkern an, schaut man die Bilder an, schaut man die Link an.....

    Man konnen schon hundert Bilder von Dresden nehmen, aber dann muss man schon in die Vororte gehen, die auch "wirklich" schon ist.

  • Das eigentliche Manko an Dresden ist doch, dass das Zentrum, ähnlich wie in Berlin oder Chemnitz, faktisch nicht mehr existiert. Nicht nur, dass banale Nachkriegsarchitektur das Stadtbild beherrscht, sondern, was für mich viel schlimmer ist, die historischen Straßenzüge mussten überdimensionierten Alleen im Ostblocklook weichen. Die historische Altstadt beschränkt sich lediglich auf ein sehr kleines Areal, auf dem der Massentourismus Einzug gehalten hat.

    Gleich hinterm Taschenbergpalais und Altmarkt beginnt die Tristesse und je näher man sich - via Prager Straße - dem Wiener Platz nebst Hauptbahnhof nähert, desto ungemütlicher wird es. Das schmerzt mich ungemein, wenn ich bedenke, was für eine Perle diese Stadt einst war.

    Der Verlust der historischen Zentren halte ich für besonders schlimm in unseren Großstädten, denn diese waren immer die Herzstücke und dienten u.a. als Identifikation. In Dresden ist dieser Verlust besonders schmerzvoll, denn wohl fühle ich mich auch in der von Touristen und Ramschverkäufern verstopften historischen Altstadt nicht so richtig.

    Zum angenehmen Einkaufen eignet sich das Zentrum, wenn man nicht umbedingt auf Karstadt, Altmarktgalerie & Co. steht, ebensowenig, wie zum gemütlichen Kneipenbummel. Dafür muss man schon in die quirrlige Neustadt fahren (alternativ ne halbe Stunde laufen).

    Dennoch scheint "Betonflorenz" auf dem richtigen Weg zu sein, um seinen historischen Glanz wiederzuerlangen. Allein die Rekonstruktionsvorhaben verdienen einen Schwerpunkt im APH-Forum. Und außerhalb des Plattenbauradiusses, darüber wurde hier schon oft diskutiert, ist die Stadt wirklich schick.

    Jedenfalls schaue ich gern und oft hier rein. Schließlich muss ich doch auch wissen, was beim sächsischen Rivalen so alles abgeht :zwinkern:

  • Ja. die Brachen im Stadtzentrum sind schlimm. Aber eigentlich hat Dresden dadurch Glück gehabt, denn jetzt gibt es die Möglichkeit was ordentliches zu bauen. Ich habe grosse Hoffnung für die Altstadt (der Altstadtkern zwischen Rathaus und Elbe - die Prager liegt ja ausserhalb der Altstadt). Erstens gibt es schon jetzt ordenliche Gebäude (Altmarkt/Weisse gasse/Theaterpl) und zweitens wird das Neumarktgebiet und das Schlossgebiet historisch wieder aufgebaut. Aber es wird natürlich ein touri-Ghetto sein!

    Die Innere Neustadt ist ja - trotz Platten - auch sehr interessant!

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Harmonica schreibt:

    Zitat

    Im Neumarkt-Kurier ist übrigens zu lesen, dass beim Hotel de Saxe und der Apotheke (bei der ich übrigens immer weniger davon ausgehe, dass dort auch eine Apotheke reinkommt) nur das Erdgeschoss mit Ziegeln ummantelt wird! Ich bin mal sehr gespannt, wie man Beton so verputzen kann, dass dies a) realistisch aussieht und b) auch noch ein paar Jährchen hält.

    Disneyland oder?
    Dresden wird Barockdisneyland mit verputzte Betonfassade.
    Schön oder?

  • Nur weil du Dresden hasst brauchst du ja nicht so draufrumreiten. Mich stört es zwar auch, dass die Bauten aus Beton sind aber Disneyland ist was ganz anderes.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Johan"


    Dresden wird Barockdisneyland mit verputzte Betonfassade.
    Schön oder?

    Nun, so lange man den Beton nicht sieht und somit eine adäquate Lösung zur Ziegelbausteinweise darstellt, können von mir aus auch auch historische Häuser in Plattenbauweise wiederaufgebaut werden. Falls dabei aber ein Nikolaiviertel herauskommt, dem die Betonbauweise größtenteils leider anzusehen ist, wäre ich gegen diese Lösung. Und den Begriff Disneyland halte ich für sehr überzogen, um nicht gar zu behaupten beleidigend! Wenn die verputzte Beton-Variante funktioniert, wäre dies immerhin ein Argument gegen die Sichtbetonklötze und würde zeigen, dass man auch diese Kuben mit wenig Aufwand schöner gestalten könnte

  • Hallo Johan,

    wenn es nach Dir ginge, würden wir sicher noch in alten Pferdefuhrwerken durch abwassergetränkte Gassen mit - zwar original rekonstruierten, aber mit Ofenheizung und Toiletten auf den Hinterhöfen nicht bewohnbaren - Barockgebäuden rumpeln. :lachen:

    Natürlich hat die traditionelle Ziegelbauweise ihre eigene Ästhetik. Bei Neubauten (und um die handelt es sich hier nunmal) gibt es allerdings immer auch eine wirtschaftliche Seite, welche Du so gern vernachlässigst.

    Freuen wir uns - wenn er denn soweit fertig ist - am schönen "Rahmen" um die Frauenkirche herum. Besonders gespannt bin ich auf die Fassaden der VVK in der Rampischen Gasse!!
    Gruß aus Dresden

  • Zitat von "Booni"

    Nur weil du Dresden hasst brauchst du ja nicht so draufrumreiten. Mich stört es zwar auch, dass die Bauten aus Beton sind aber Disneyland ist was ganz anderes.

    Wer hat gesagt dass ich Dresden hasse ?

    Zitat von "Bert"


    wenn es nach Dir ginge, würden wir sicher noch in alten Pferdefuhrwerken durch abwassergetränkte Gassen mit - zwar original rekonstruierten, aber mit Ofenheizung und Toiletten auf den Hinterhöfen nicht bewohnbaren - Barockgebäuden rumpeln.

    Wenn ich klingeln nach eine Reko-taliban muss ich mich deutlicher machen.
    Ich bin ja auch pragmatisch. Ich mag die Moderne Welt und die bequemlichkeiten.
    Aber rekonstruktion ist rekonstruktion und ich dachte die Anspruchen wäre höher.
    Orginal material ist auf jeden fall die wenigste was man von eine Reko erwarten kann. Fachwerk ist gemacht aus Holz, nicht aus Stahl gemacht Holz zu ähneln.
    Disney-land ist ja letzändlich schöne Dingen billig gemacht.

  • Was das Material anbelangt, gebe ich Johan Recht!

    Man hätte theoretisch auch die Frauenkirche aus Beton giessen und mit Sandstein verblenden können - aber es wäre nicht dasselbe.

    Und das gleiche gilt natürlich für alle anderen Rekonstruktionen auch.

  • Stimmt, die Ostzeile auf dem [lexicon='Römerberg'][/lexicon] in Frankfurt hat man ja auch Stein für Stein und Balken für Balken rekonstruiert, kein Beton und nichts modernes, nur echtes Fachwerk (das teilweise sogar aus bis zu 200 Jahre alten Holzbalken von abgerissenen Häusern aus dem Elsaß, u.a. eine Scheune stammt). Das ist eine nahezu perfekte Rekonstruktion.

    Die Betonplatten sind natürlich Schmu. Aber man darf auch nicht vergessen, daß die Ostzeile vor über 20 Jahren gebaut wurde, als man für solche Dinge noch genug Geld hat. Heute, 2004/2005 kann man schon froh sein, daß sich überhaupt jemand gefunden hat, der am Neumarkt Häuser baut - wenn auch leider am Material gespart wird.

    Aber wenn hinterher der Beton bis zur Unkenntlichkeit verputzt ist und wenigstens oberflächlich alles originalgetreu aussieht, dann ist mir das allemal lieber, also wenn entweder gar nichts gebaut wird (und die Brache bleibt) oder an dieser Stelle moderne Glas-Stahl-Kisten wie der Advanta-Riegel hingesetzt werden!

    Ach ja, Johan, noch etwas zu dem Begriff Disneyland (das leidige Thema):
    n Disneyland wurden wie in Las Vegas Bauwerke (schelcht) kopiert, deren Original tausende Kilometer auf einem anderen Kontinent stehen. Dieser Begriff ist deshalb nicht gerechtfertigt, wenn - wie in Frankfurt oder Dresden - etwas rekonstruiert wird, was bis zu seiner Zerstörung an genau dieser Stelle gestanden hat.