• Markus: vielen Dank für die aktuellen Infos. Das wird ja wirklich ein großes Neubauprojekt, welches sich zwischen der Neustadt mit den zwei abgebrochenen Häusern und dem von dir auch gezeigten Kollerparkplatz erstreckt.

    Die von dir photographierte Visualisierung dieses euphemistisch "City Palais" bezeichneten Projekts läßt ja nichts Gutes erahnen. Auch die Ansichten in den Immobilienanzeigen dieses Projekts sind eher deprimierend.

    Was mich aber, wenn auch nur geringfügig, beruhigt, sind diese Visualisierungen, die zumindest zeigen, dass die Fassaden der beiden abgerissenen historischen Häuser der Neustadt wohl weitgehend rekonstruiert werden sollen.

  • Alles andere als eine Fassaden-Kopie Richtung Neustadt-Straßenseite wäre auch des guten zu viel, ist ja doch ein nicht unwesentlicher Straßenzug und der Duschlbräu war ein nicht unwesentlicher Akzent im nördlichen Teil der Straße.

    Interessant an dieser Gartenseite-Visualisierung finde ich, wenn ich mir das im anderen Link in der Übersicht von oben ansehe, dass es sich dabei offenbar um eine Nordseite handeln muss. Ob das dann so sonnig und luftig ist wie es auf dem Bild erscheint?

    @ Neußer: Das "Gell" gefällt mir, ja 532/533 ist damit gemeint und was da jetzt konkret entsteht ist mir auch noch nicht so recht klar.

    Am schlimmsten finde ich generell (wenn es auch eigentlich relativ "wurscht" ist ob Denkmalschutz oder nicht), dass 12 Gebäude alleine in der Neustadt aus dem Denkmalschutz genommen wurden (3 davon sind zwischenzeitlich abgerissen, weitere folgen wohl...).

    Auf einer pdf von 2007 finden sich unter unter 5b "Bauen in der Innenstadt" ein paar Sätze zu Neustadt 532/533.
    http://gruene-fraktion-la.de/files/2010/01/Haushalt_2007.pdf

  • Sehr interessant ist folgender Link:
    Vorbereitende Untersuchungen - Historische Innenstadt Landshut - Eine konzeptionelle Grundlage für den städtebaulichen Denkmalschutz
    http://www.sisby.de/bo-resource/09261000-3310.pdf

    Dort sind u.a. die Ausführungen zur Neustadt auf den Seiten 39 - 41 lesenswert. U. a. steht dort:
    "Der Straßenzug der Neustadt weist zwar historisch bedingt eine geschlossene Gebäudestellung auf, jedoch wirken sich eine Reihe sanierungsbedürftiger Fassaden negativ auf das städtebaulich typische Gesamtbild aus."

    das erledigt sich mit jedem Abriss sukzessive...

    Auch die Ausführungen bezüglich der schmalen Gehwege und des ruhenden Verkehrs etc teile ich voll und ganz. Die Neustadt braucht weniger Straßenverkehr und Parkplätze und dafür mehr Aufenthaltsmöglichkeiten und breitere Gehwege.

  • Neustadt 532, 533

    Da kommen die "Dominikanerhöfe" hin. Zur Westseite, also zur Neustadt werden es zwei vierachsige Fassaden werden. Das nördliche erscheint viergeschossig, das südliche dreigeschossig, denn das 3. OG ist optisch Teil des Dachgeschosses. Im Erdgeschoß wird's vergleichsweise kleine Fensteröffnungen geben, also jedenfalls keine riesigen, über die ganze Gebäudebreite gehenden Schaufenster. Abgebildet auf einer Tafel an Ort und Stelle.


    Neustadt 441, 442

    Natürlich eine moderne Kiste mit ein bisschen Fassade zur Neustadt; die Fassade zur Börmergasse (http://www.immowelt.de/immobilien/imm…spx?id=27835219, Bild 2) ist auch etwas dürftig, ein bisschen weniger bodentiefe Fenster hätten's schon sein dürfen. Dass die dortigen Balkone etc. zur Nordseite gehen, ist aber dem Umstand zu verdanken, dass man die zur Börmerseite gehende Südseite davon freihält.

  • Mag sein, dass für die Qualität des Straßenzugs eine detailierte Rekonstruktion der beide Fassaden weniger von Belang ist, dennoch möchte ich hinsichtlich der neuen Fassaden nicht von einer weitgehenden Rekonstruktion sprechen, sondern allenfalls von einer groben Anlehnung.

    Man vergleiche vor allem die gestalterische Nivellierung von Geschosshöhen und Erdgeschosszonen.
    Lediglich die Giebelform zu zitieren erscheint mir unzureichend.

    http://images.immonet.de/58/30/47/229583047_456x300.jpg

    http://tagschmetterlinge.de/images/landshut/036IMG_1149.jpg

    Eine Rekonstruktion der an sich schlichten Fassaden wäre wirtschaftlich sicherlich nicht das Aus für das Projekt gewesen...

  • zumal es für die zukünftigen Mieter sicher spannend gewesen wäre, hätte sich die Geschosshöhe, die an der Fassade vorgetäuscht wird, von der realen unterschieden. Fenster auf Fussboden/Deckenniveau haben mE was... Wirtschaftlicher ist es so natürlich schon

    Architektur ist immer subjektiv, da sie wie jede andere Kunstform vom Auge des Betrachters abhängt.

  • Zitat

    "...dennoch möchte ich hinsichtlich der neuen Fassaden nicht von einer weitgehenden Rekonstruktion sprechen, sondern allenfalls von einer groben Anlehnung..."

    Ups, tatsächlich. Da habe ich gestern Abend als ich zufällig auf diese Visualisierungen gestoßen bin, wohl nicht genau genug hingeschaut.

    Aber im Grunde bin ich in Rekonstruktionsfragen nicht so dogmatisch. Wenn das Ergebnis stimmig und qualitativ hochwertig ist (das ist natürlich die entscheidene Frage, die wir derzeit noch nicht beantworten können), so sind mir Abweichung von letzten Vorzerstörungszustand nicht ganz so wesentlich. Insbesondere da es in der Vergangenheit vielleicht schon Fassadenumgestaltungen bei den beiden Gebäuden gegeben haben mag.

  • Zitate aus http://www.blfd.bayern.de/medien/denkmal…ationen_153.pdf

    zu den abgebrochenen Häusern auf der Ostseite (Neustadt 532/533)

    "Eine kurze Begehung der beiden Häuser im Februar 2011 mit einer routinemäßigen Entnahme von Proben für eine dendrochronologische Untersuchung entwickelte sich im weiteren Fortgang zu einer der umfangreichsten und denkmalkundlich ertragreichsten Untersuchungen diesen Jahres, zumal sich der bevorstehende Abbruch mehrfach verzögerte."

    "Die dendrochronologische Untersuchung von Deckenbalken und Bodendielen über dem Erdgeschoss ergab bei beiden Häusern einen ältesten Kernbestand mit dem erstaunlich frühen Baudatum 1280."

    "Bisher war man immer von einer Anlage der Neustadt um 1300 ausgegangen..."


    ehem. Duschlbräu (Neustadt 441)

    "Bei dem Haus kam allerdings der Abbruch einer Untersuchung und Dokumentation zuvor. Im Rahmen zweier Kurzbegehungen konnte nur eine oberflächliche Betrachtung vorgenommen und einige wenige Proben für eine dendrochronologische Altersbestimmung entnommen werden...Die Dendrochronologie datiert den erhaltenen Baubestand des Vorderhauses einschließlich des steilen Dachs in die Jahre 1393/94."

    "Der Duschlbräu hatte anschaulich die Gesamtanlage eines historischen Gasthofs in einer Marktstadt überliefert."


    Neustadt 442

    "Der Baubestand des Hauses stammt in seinen Grundzügen einschließlich der erhaltenen Dachkonstruktion aus den Jahren 1383/84, Teilbereiche waren noch deutlich älter und dürften bis auf die Gründung der Neustadt im 13. Jahrhundert zurückgegangen sein."

    "Wegen seines unscheinbaren Äußeren war das Haus nicht in der Denkmalliste verzeichnet gewesen."


    Altes Klump halt... Schandflecke, die beseitigt gehören. Siehe auch Memmingen und anderswo...

  • Zitat

    "Die dendrochronologische Untersuchung von Deckenbalken und Bodendielen über dem Erdgeschoss ergab bei beiden Häusern einen ältesten Kernbestand mit dem erstaunlich frühen Baudatum 1280."

    "Bisher war man immer von einer Anlage der Neustadt um 1300 ausgegangen..."

    Dieses Vorgehen stinkt zum Himmel, überall sehr ähnliche Vorgehensweisen. Wie oft will sich die Denkmalpflege bei der Zustimmung von Abbruchanträgen eigentlich noch verkaufen und in Nebenkriegsschauplätzen mit ihrer Hetze bei Rekonstruktionsdebatten von der eigenen Problematik ablenken? :kopfschuetteln:

  • "Wegen seines unscheinbaren Äußeren war das Haus nicht in der Denkmalliste verzeichnet gewesen."


    Aha. Das lässt ja tief blicken.

    Also wenn der Denkmalschutz nicht auf die Idee kommt, dass ein Haus innerhalb des von der Stadtbefestigung umschlossenen Gebietes schon älter sein kann, auch wenn es äußerlich unscheinbar ist, und solchen Häusern damit der Schutz verwehrt wird, dann können wir auf diesen Denkmalschutz getrost verzichten.

    Es kann nicht sein, dass Häuser, die fast die gesamte Stadtgeschichte miterlebt haben, aus Unkenntnis zerstört werden, nur weil man wie ein kleines Kind nach dem äußeren Eindruck geht.

    Muss man denen jetzt wirklich sagen, dass Inhalt und äußerer Eindruck nicht immer identisch sind? Müssen wir den hauptberuflich in der Denkmalpflege tätigen Mitarbeitern sagen, dass ein Haus älter sein kann als die Gestaltung seiner Fassade? Kann man so einfältig sein und glauben, dass man das Alter jedes Hauses bereits an seinem heutigen Aussehen erkennt? Es gibt so viele Gebäude, bei denen ich mich schon jahrelang frage, warum die nicht in der Denkmalliste stehen. Gelegentlich schaffen einige dieser mir längst bekannten Gebäude den Weg in die Denkmalliste, weil ihr Alter nun auch endlich von den Denkmalschützern erkannt worden ist. Angesichts solcher auf Kindergartenniveau stattfindenden Inventarisationsgrundsätze ("nur Häuser, die alt aussehen, können alt sein") weiß ich jetzt, warum die Listen so löchrig sind.

    Ein Denkmalschutz, der schlicht und einfach nicht tut, wozu er da ist, hat seine Berechtigung verloren. Mich würde nicht wundern, wenn er in wenigen Jahren abgeschafft wird. Wer bei seinen Aufgaben, für die er bestellt ist, immer wieder total versagt (in ganz Deutschland kann man ständig Beispiele beobachten, es sind keine Einzelfälle), wird über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden. Wir werden es noch erleben.

  • Schön ist sie nicht, die alte JVA. Aber besser als das, was heutzutage wahrscheinlich hingebaut werden würde. Also am besten stehenlassen, bis bessere Zeiten kommen.

    Warum kommt die staatliche Denkmalpflege eigentlich erst jetzt, (einige Jahre) nach Verlegung der JVA nach Berggrub, auf die Idee, die Gebäude seien erhaltenswert? Eine vorausschauende Arbeitsweise hätte doch dazu führen müssen, dass man schon vorher erkennt, ob die Gebäude schutzwürdig sind - völlig unabhängig von der aktuellen Nutzung. Über den städtebaulichen Wert dieser Gebäude habe ich mir schon lange vorher meine Gedanken gemacht.

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass das Haus Neustadt 501 (und viele andere) viel eher geschützt werden muss.

  • Gibt es in Landshut einen Verein, der sich für die Erhaltung gefährdeter Baudenkmäler einsetzt?

    Hier gäbe es nämlich einen sehr dringenden Fall.

    Gemeint ist das Haus Am Graben 23 im mittelalterlichen Vorort Berg ob Landshut. Das Gebäude wurde im Jahr 1494 (d) erbaut, dies teilweise in Blockbauweise. Es ist Teil eines kleinen Ensembles am Graben, welches noch einen zweiten Blockbau von 1502 (d) sowie ein Backsteinhaus aus dem 15. Jahrhundert beinhaltet.


    der desolate Zustand ist nicht zu übersehen; die Bohlen sind an beiden vorderen Hausecken weggefault und müssten dort erneuert werden.



    durch dieses Loch kann man inzwischen sogar ins Innere blicken....


    ...wo es nicht besser ausschaut.

    Zudem ist der gesamte Giebel stark nach vorn geneigt


    Die meisten Fenster sind in einem schlechten Zustand, können aber verhältnismäßig leicht repariert werden.


    Nun zur kleinen Aufmunterung noch die beiden anderen, oben genannten Bauten...

    zuerst der Blockbau von 1502:


    und zum Schluss noch das Backsteinhaus aus dem 15. Jahrhundert:


    ...in der Hoffnung, dass dieses schöne und bauhistorisch recht bemerkenswerte Haus nicht der Baggerschaufel zum Opfer fällt.

  • Angesichts der zahlreichen Abbrüche in der jüngsten Vergangenheit in Landshut (Duschlbräu etc.) habe wenig Hoffnung, dass man dieses Haus erhalten wird. Die Bebauung gegenüber der historischen Häuserzeile, die erst vor wenigen Jahren entstand, zeigt, wohin die Reise geht (Am Graben 12):

    http://commondatastorage.googleapis.com/static.panoram…al/55985989.jpg

    http://commondatastorage.googleapis.com/static.panoram…al/55986421.jpg

    http://commondatastorage.googleapis.com/static.panoram…al/55653432.jpg

  • Argh. Diese Kisten von der Stange also nun auch in Landshut. Da hat die Lifestyle-Werbung sicher gute Arbeit geleistet: Jeder Bewohner darf sich als kleiner Jetsetter und Weltmensch fühlen. :augenrollen:

    Zu dem baufälligen Haus. Man müsste herausfinden, wem das Gebäude gehört. Ist es privat oder städtisch. Wenn es städtisch sein sollte, wäre die Stadt ja direkt in der Pflicht. Das Gebäude dürfte doch wohl unter Denkmalschutz stehen. Bei einem privaten Eigentümer kann ebenfalls eine Sanierung angemahnt werden, es können sogar städtische Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Man muss nur bestehendes Recht anwenden. Es kann schlicht nicht sein, dass man ein 500 Jahre altes Baudenkmal verkommen lässt, um billige, völlig austauschbare Kisten unbedingt an dessen Stelle zu bauen, die dann nach ein paar Jahrzehnten ohnehin wohl wieder verschwinden.

  • Ich fände es im Übrigen hochspannend, einen Plan (oder eine Übersichtskarte) von Landshut zu erstellen, in den man alle Gebäude einträgt, die nach 1945 abgebrochen wurden. Das Ergebnis dürfte ziemlich erschütternd sein, zumal sich viele Häuser auf den ersten Blick nicht als Neubauten zu erkennen geben, bzw. oftmals nur noch die Straßenfassade erhalten geblieben ist.

    Diesen Plan sollte man dann der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen um den Leuten endlich die Augen zu öffnen, was hier geschieht. Der flüchtige Tourist dürfte von dieser Denkmalzerstörung wohl kaum etwas mitbekommen, da ja das Gesicht der Stadt durch die Nachbauten und Kopien weitgehend erhalten bleibt.

    Die historische Substanz bleibt jedoch auf der Strecke, wichtige Zeugen der Baugeschichte werden für immer ausgelöscht.