Köln - Abriss am Roncalliplatz

  • Es handelt sich also um das Grundstück Roncallipatz 2. Früher befand sich dort das Offizialat der Thomaskirche, welches 1860 zum Diözesanmuseum umgebaut wurde. Hat jemand ein Bild von diesem Gebäude?

    Der jetzige Bau, der abgerissen werden soll, stammt aus dem Jahr 1972. Für den Neubau wird bereits ein internationaler Architekturwettbewerb vorbereitet, was eher ungünstig ist, wenn nicht strengste Vorgaben in Richtung traditionelles Bauen bzw. äußere Rekonstruktion gemacht werden. "International", hierzulande aus geschichtlichen Gründen von vorneherein quasi automatisch als Positivum betrachtet, bedeutet leider immer, dass Leute von weit her, ohne viel Ahnung von der Geschichte des Ortes mitgestalten können.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • "International", hierzulande aus geschichtlichen Gründen von vorneherein quasi automatisch als Positivum betrachtet, bedeutet leider immer, dass Leute von weit her, ohne viel Ahnung von der Geschichte des Ortes mitgestalten können.


    Meine Worte. Ortsfremde, überregional agierende Architekturbüros haben oft kein Bewusstsein für den Ort und nichts für die örtliche Bautradition übrig.

  • Das Investitionsvolumen dürfte in diesem Fall nicht groß genug sein, um traurige Gestalten wie Zaha Hadid oder David Chipperfield anzulocken, ich unterstelle jedoch, dass derjenige der auf Internationalität setzt, die Wiedergewinnung deutscher Kultur nicht im Sinn hat. Ich mag ein klischeehaftes Bild von Köln haben, vermute jedoch, dass die Erfolgsaussichten für Rekonstruktionen dort denkbar schlecht sind.


    Zitat von "Zeno"

    Meine Worte. Ortsfremde, überregional agierende Architekturbüros haben oft kein Bewusstsein für den Ort und nichts für die örtliche Bautradition übrig.


    Wobei ortsfremde Privatpersonen nicht selten mehr Sinn für den Wert des Alten haben als die Eingeborenen, die "Schandflecken" entsorgen möchten.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Nun ja. Von Frau Schock-Werner habe ich eine Antwort erhalten. Hier ein Zitat des gesamten Textes:


    Zitat

    Ich
    kann Sie beruhigen, es wird kein normales Bürogebäude werden. Wir haben einen
    internationalen Wettbewerb vor!

    Aber war dieser internationale Wettbewerb nicht gerade eine der Sorgen? :augenkrummblau:

  • Ortsfremde, überregional agierende Architekturbüros haben oft kein Bewusstsein für den Ort und nichts für die örtliche Bautradition übrig.

    Ortsansässige leider oft ebensowenig. Im Grunde sehe ich da so gut wie gar keinen Unterschied. Die Ideologie ist das Problem und die negiert den Ort - unabhängig von der Lokalisation.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat

    „Der Neubau wird für einem internationalen Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben“, so Schock-Werner.


    Wenn irgendwo eine solche Ankündigung veröffentlich wird, weiß man sofort, dass eine Stadt in ernster Gefahr ist.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Was kann man denn noch machen, um das zu verhindern?


    youngwoerth hat am 25. Juli 2011 geschrieben:

    Zitat

    Finde Leute, die auf Deiner Welle surfen und für die Sache zu begeistern sind. Dann setzt Ihr Euch zusammen und koordiniert Euer Vorhaben und konkrete Projekte. Eine eigene Internetseite wäre sinnvoll, ansonsten Flyer, Plakate (z.Bsp. Visualisierung Alt vs. Neu), Anzeigen in der Zeitung, Demo, Informationsstand (Bürgeraufklärung generiert neue Mitstreiter, denn "Was ich nicht weiß..."), Stadtratsmitglieder, Fraktionsvorsitzende, Stadtplanungsamt, Baubürgermeister & Co per Brief(!) anschreiben, Bürgertransparenz einfordern, Diskussionsrunden organisieren, Medien involvieren, ...

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  • Meine Güte, warum immer diese blöden internationalen Ausschreibungen? Meistens kommt da nur Humbuck bei raus, da diese Personen gar keinen Bezug zum Ort besitzen. :thumbdown:

  • Sorry, aber hier werden mal wieder alle Feindbilder durcheinandergeworfen. Eine europaweite Ausschreibung ist bei öffentlichen Bauvorhaben ab einem gewissen Auftragsvolumen Pflicht. Per EU-Recht.

    Ein Architekturwettbewerb ist dagegen nur die Regel, nicht jedoch die Pflicht, ebenso sein Umfang (deutschlandweit, europaweit). Dass bei letzteren heutzutage oft nur Mist herauskommt, stimmt natürlich. Trotzdem erinnere ich gerne daran, dass internationale Architekturwettbewerbe schon im 19. Jahrhundert gängig waren. Populärstes Beispiel ist wohl das Reichstagsgebäude (1. Runde).

    Einmal editiert, zuletzt von Hephaistos (17. August 2011 um 19:38)

  • Auf mein Schreiben erhielt ich nun eine Antwort der Dompropstei, welche ich hier gern veröffentlichen möchte.


    Bei dieser Einstellung ist wohl eher nicht mit einer Rekonstruktion zu rechnen.

  • Zitat

    zumal wir aufgrund von Fotos wissen, dass die Situation
    vor dem Krieg auf keinen Fall für die Domumgebung angemessen war.

    Inhaltlich zweifellos richtig und daher ein vernünftiges Argument. Hier Rekos zu fordern ist ein Verpulverung von Energie, die man sinnvollerweise anders bündeln müsste.

    Alter Markt oder Heumarkt wären diesbezüglich weit bessere Betätigungsfelder.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    Mit der Architektur dieses Gebäudes hat dies nichts zu tun. Sie ist unseres Erachtens an dieser Stelle sehr angemessen.

    Da fehlt wie üblich die Begründung. Kannst Du bitte nochmal nachhaken? Die Standardfloskeln, die Dir dann zugesandt werden, können anschließend argumentativ überzeugend widerlegt werden. ;)

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  • Hallo zusammen!

    Ich habe in diesem Forum über viele gute Ideen gelesen, z.B. Dachrekonstruktionen etc.

    Ich finde, die Für-und-Wider bestimmter Architektur aber sehr abstrakt. Wenn die Ideen visualisiert würden und - vor den Ausschreibungen/Wettbewerben - gegenübergestellt werden könnten, hätte das eine gewisse Überzeugungskraft. Wenn ein Designer/Photoshop-Guru da einige Entwürfe erstellen könnte, wäre das ein konkreter Ansatz!
    (ich meine natürlich keine aufwendige Konstruktion, sondern pragmatische Montage bestehender Objekte)

    Vielleicht würde die Lokalpresse, die sich ja gerne mit der Stadtentwicklung beschäftigt, da mitmachen.

    Es gibt ja das Buch: "Köln, wie es war!"

    Meine Version wäre ein Buchprojekt "Köln, wie es sein könnte", in dem Kölner Künstler, Architekten und Interessierte Leute (professionell und in idealer Weise ehrenamtlich :cool: ) Ideen sammeln und visualisieren. Erst wenn die Menschen sehen, wie es aussehen könnte wird die Lust auf schöne Architektur geweckt... Auf Dachrekonstruktionen kommt automatisch bei der Stadtverwaltung offensichtlich ja keiner! question:) Solche Visionen könnten in der Presse gestreut werden und der Stadtverwaltung symbolisch und zur "weiteren Veranlassung" geschenkt werden. Mal eine Idee... Gruß J.

  • Naja, jetzt wollen wir mal nicht den Teufel an die Wand malen. Gerade Dombaumeisterin Schock-Werner bzw. das Erzbistum Köln haben in der letzten Zeit viel für Köln getan. Da braucht man sich ja nur mal das neue Diözesanmuseum Kolumba von Peter Zumthor angucken, das von allen Seiten bis in den Himmel gelobt worden ist: Köln: St. Kolumba/Diezösanmuseum (9.2007 fertiggestellt) - Deutsches Architektur-Forum
    (Übrigens nur so am Rande: Zumthor ist Schweizer und trotzdem hat er es geschafft, Kolumba super in die Umgebung zu integrieren!)
    Und auch der neue, elegante Aufgang zum Domturm (durch's Fundament der Kathedrale) ist doch ziemlich gut gelungen!
    Also alles in allem kann man meiner Meinung nach schon darauf hoffen oder fast sogar darauf vertrauen, dass das neue Palais am Dom kein 0-18-15 Bau wird, den man wie das jetzige 70er Jahre-Gebäude in 30 Jahren wieder abreißen kann!

  • ...kann wohl nicht allzu schlecht sein...

    Architekturpreise von Modernisten für Modernisten sagen überhaupt gar nichts über die Qualität eines Architekten aus. Dass Peter Zumthor den "wichtigsten Architekturpreis überhaupt" gewonnen hat, besagt nur, dass er die Ansätze der modernistischen Ideologie verinnerlicht und adäquat bedient hat. :wink:

    Hier kann man sich ein paar seiner austauschbaren Kuben anschauen: Peter Zumthor – Wikipedia

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  • Doch, ich denke es sagt schon was aus. Architekturpreise sind in der Regel ein Hinweis auf modernistische, die Umgebung massakrierende Architekturvorstellungen. Die von youngwoerth verlinkten Kuben sind jedenfalls häufig ungeeignet, den Lebensraum menschenwürdig zu gestalten.

  • Architekturpreise sind in der Regel ein Hinweis auf modernistische, die Umgebung massakrierende Architekturvorstellungen.


    Genau das habe ich doch eben geschrieben. :smile:

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