• Ich bin ja ein großer Fan von solchen Montagen. Da sieht man mal, was für eine andere Stadt Kassel damals noch war. Vielen Dank dafür. :)

    Bei all den Prachtbauten sollte man allerdings nie vergessen, dass in Kassel zwischen den 20er und 40er Jahren auch vielerorts Elend herrschte. Seit 1926 gab es Pläne für eine umfassende Alstadtsanierung. Infolge der Industrialisierung lag die Bevölkerungszahl damals schon bei über 200.000 Menschen, sodass oftmals ganze Familien in winzigen Mietskasernen ihr Dasein fristen mussten. Kinder wurden krank und litten unter Rachitis und Kleinwüchsigkeit.

    Aktuell wird das Thema im Stadtmuseum behandelt. Ich war schon dort und kann die Ausstellung nur jedem empfehlen.

  • Lustige Geschichte: Ich habe die Bilder neulich im Netz entdeckt und die HNA diesbezüglich bei Facebook angeschrieben und auch dem Fotografen Bescheid gegeben, dass die HNA sich demnächst vielleicht bei ihm melden könnte. Scheinbar hat's geklappt! :D
    Die Bilder sind einfach klasse und ich möchte, dass das alte Kassel wieder näher in den Kopf der Menschen rückt, damit sie merken, wie schön es teilweise aussah.

    Womit wir auch wieder mitten im Thema sind: Momentan wird in der Treppenstraße der Platz rund um den Obelisken bebaut. So weit, so gut, nur mit der Umsetzung hapert's mal wieder, wie man auf folgendem Bild erkennen kann:

    https://www.hna.de/bilder/2019/05…-8ppMX30Ba7.jpg

    Da wird doch tatsächlich auf einem Areal, auf dem früher eine Blumenwiese zu finden war, alles mit grauem Schotter zugemacht und dazu ein paar dürre Bäumchen gestellt. Von Gestaltungswillen keine Spur. Gleichzeitig wird die Stadt Kassel von dem Bundesprogramm "Zukunft Stadtgrün" mit hohen Summen gefördert, um endlich mal für mehr Grün im Stadtgebiet zu sorgen.
    Ich war darüber so verärgert, dass ich gestern die Leiterin des Umwelt- und Gartenamtes per E-Mail auf diese ästhetische Nullnummer aufmerksam gemacht habe, natürlich im sachlichen Ton. Wer es mir gleichtun möchte, kann sich an die Mail-Adresse umwelt-gartenamt@kassel.de wenden. Viele kritische Stimmen sind ja bekanntlich besser als eine.

  • Die Bigotterie zeigt sich darin, dass Kassel sich gerade erst in der Presse brüsten durfte, gegen Schotter- und Steingärten vorgehen zu wollen. Allerdings nur, wenn diese auf privatem Grund entstehen.

    Zitat:

    Zitat

    Eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe solle nun prüfen, inwiefern man die Satzung anpassen und ökologisch wertlose Schottergärten verhindern könne.

    Auch in Kassel gebe es derzeit eine solche Arbeitsgruppe, sagte Sprecher der Stadt, Michael Schwab. Laut Umweltamt in Kassel wirkt sich die Versiegelung durch Schotterflächen negativ auf Umwelt und Stadtklima aus. "Es kommt zu einer Aufheizung der Luft durch das hohe Wärmespeichervermögen dieser Flächen", teilte das Umweltamt mit. Temperaturanstiege führten zu Überwärmungszonen in der Stadt.

    https://www.n-tv.de/regionales/hes…le21004351.html

    Bei dem Obelisk geht es um eine rein politische Entscheidung. Der aus NIgeria stammende Künstler hat wiederholt darauf gedrängt, den Obelisk als "documenta"-Überbleibsel im öffentlichen Raum zu erhalten. Das Objekt hat seine Lobby, da es inhaltlich um Refugees und Diversität geht. Und ein solch politisch gewolltes Objekt, soll eben nicht in einer Blumenwiese stehen, sondern möglichst markant sichtbar präsentiert werden.

  • Fande den Oblisk ehrlich gesagt schöner auf dem Königsplatz.
    Er war neben dem Jugendstil Erdgeschoss und dem 1910-12 erbauten Gebäude der Commerzbank das einzige interessante auf dem Platz.
    Ausserdem hat er gut an die Geschichte des Platz erinnert.
    Bis zum Bau der Straßenbahn stand nämmlich auch einer auf dem Königsplatz.

  • Mir persönlich geht es gar nicht um den Obelisken, den ich als Symbol für Nächstenliebe sehr gelungen finde, oder um den Standort Treppenstraße, mit dem ich auch ganz gut leben kann, sondern rein um die lieblose Platzgestaltung. Der Obelisk, der ja schon selbst aus grauem Beton besteht, wird auf einen Platz gestellt, der aktuell grau zugeschottert wird - das ist aus ästhetischer Sicht einfach nur erbärmlich.

    @Fuldataler
    Der Standort Königsplatz war für mich auch okay, nur hatte der Obelisk aufgrund der Bahngleise keine Chance, in die tatsächliche Mitte des Platzes zu rücken. Das hatte damals auch der Historiker Dr. Christian Presche bemängelt:
    In einem HNA-Artikel steht dazu folgendes:

    Aktuelles Hauptproblem des Königsplatzes sei, dass die Platzstruktur mehrfach „negiert“ werde – etwa durch die einfarbige mittlere Asphaltfläche und durch die tiefe Straßenbahntrasse mit Wartehäuschen, die das Rund in zwei Hälften zerschneide. Presche: „Eine weitere beliebig wirkende Möblierung einzelner Segmente – wie durch den haushohen Obelisken vor dem City-Point – würde die Problematik weiter verschärfen.“


    Darum finde ich den Standort Treppenstraße gar keine schlechte Lösung. Dennoch sollte Kassel dringend an seiner Präsentation arbeiten, beispielsweise mit schmalen Blumenbeeten, die den Platz des Obelisken einrahmen. Das hätte sofort eine ganz andere Wirkung.
    Und wie @Heimdall korrekt anmerkt, beschwert sich die Stadt nun selbst über Hauseigentürmer, die ihre Gärten zubetonieren und damit das Ökosystem schwächen - zurecht. Dann soll die Stadt aber auch mal mit gutem Beispiel vorangehen und in der Innenstadt zur Abwechslung mal FARBE ins Spiel bringen. Was haben die Leute, die sich modern schimpfen, nur mit ihrem Grau in Grau?

  • Ja das stimmt,die Stadt ist Grau in Grau.
    Man könnte ja z.b die Parkplätze am Entenanger und am Karlsplatz zurück bauen.
    Oder auch mal was Opernplatz Pflanzen (wieder eine Trauerweihe wie vor 1943).

    Am Friedrichsplatz hat man auch einige Bäume gefällt,kommen wieder welche dahin?

  • Ja, da kommen neue Bäume mit einer automatischen Bewässerungsanlage hin. Trotzdem brauchen die natürlich ein paar Jährchen, bis die einigermaßen große Kronen bilden können. In der HNA steht folgendes:

    Nach Auskunft der Stadt waren die Bäume an ihrem bisherigen Standort auf dem Dach der Tiefgarage nicht richtig versorgt. Die Baumscheiben seien zu klein gewesen und die Wurzeln hätten sich nicht richtig entwickeln können.

    Klare Sache. Nur: Die Stadt selbst war es ja, die die Bäume vor vielen Jahren dort hin gepflanzt hat. Und nun ist man von offizieller Seite anscheinend ganz überrascht, dass die Bäume tatsächlich GEWACHSEN sind. Hat denen das vorher keiner gesagt?    huh:)

  • Ein Baumbestand wie auf diesem Bild wird es leider nicht werden.
    Allein nur weil da ja jetzt eine Haltestelle und der Weihnachtsmarkt auch ist.

    (Quelle: Frank-Roland Klaube,Alt Kassel ein verlorenes Stadtbild,1992.ISBN:3-925277-18-8)

    Auch toll wäre es wenn man um das Spohrdenkmal auf dem Gegenüber Liegenden Opernplatz auch wieder ein Bett anlegen würde.

    (Quelle: Frank-Roland Klaube,Alt Kassel ein verlorenes Stadtbild,1992.ISBN:3-925277-18-8)
    (Quelle: Frank-Roland Klaube,Alt Kassel ein verlorenes Stadtbild,1992.ISBN:3-925277-18-8)

    Diesen Blick aber wird es wahrscheinlich nie mehr geben :weinenstroemen:
    (Quelle: Frank-Roland Klaube,Alt Kassel ein verlorenes Stadtbild,1992.ISBN:3-925277-18-8)

  • Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es ein ziemlicher Hohn, dass die Umwelt- und Gartenämter nicht in der Lage sind, für ein einigermaßen menschenwürdiges Stadtbild zu sorgen. Das gilt nicht nur für Kassel, sondern für viele Städte. Und ich spreche nun nicht über rekonstruierte Häuserfassaden. Das ist nochmal ein ganz eigenes Thema. Ich spreche von dem ersten Eindruck, den ein Tourist hat, wenn er eine Stadt besucht.
    Eigentlich sind die Zutaten ja denkbar einfach: Hübsch angemelegte Blumenbeete, Bäume, Baumreihen und Sträucher. Aber anscheinend muss es heutzutage furchtbar schwer sein, ein Denkmal oder ein Kunstwerk mit Blumen ringsrum zu schmücken.

    Im Folgenden sieht man in Kassel eines der gelungeneren Beispiele: Ein buntes Blumenbeet erstreckt sich vor dem Landesmuseum am Brüder-Grimm-Platz. Neben dem roten Auto im Hintergrund ist sogar eines, dass das Kasseler Stadtwappen nachbildet. Sehr schön. Angenehm fürs Auge. Da kriegt man sofort bessere Laune.

    Dann geht man weiter in die Innenstadt. Und erreicht den Opernplatz, der so trostlos und lustlos aufbereitet wurde, dass Louis Spohr da wahrscheinlich in echt nicht gern stehen würde.

    Und glaubt mir, das sieht bei schlechtem Wetter noch deutlich trostloser aus.

    Ein Bild wie dieses zieht sich durch die größten Teile der Innenstadt. Einzelne Bäume sehen so verloren aus, wie zufällig platziert, als ob die Stadt sich zwingen müsste, ein bisschen Grün in die gestalterische Tristesse zu bringen. Hier gut zu sehen an der Karlskirche:

    Ich mein, Kassel muss ja nicht gleich Wien oder Salzburg sein, aber DAS, was gerade in der Innenstadt präsentiert wird, ist einfach schlecht gemacht. Wenn man da die Vergleichsbilder von @Fuldataler weiter oben sieht, kann man schon mal das kalte Kotzen kriegen. ;)

  • Grünanlagen sind eine der vielen Künste, die der Modernismus einfach nicht beherrscht... Da gibts zu wenige gute Beispiele wie in Singapur, London oder NYC.

    Wobei ich solche Blumenrabatte wie im ersten Bild auch irgendwie spießig finde. Vorallem mit Stiefmütterchen, uhh.

    Dann lieber klar eingehegt oder "volle Lotte" wie hier am Schweriner Schloss:

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schw…n_BUGA_2009.jpg

  • @Fuldataler Das mit dem Einigungsdenkmal wäre sehr zu begrüßen. Da der Brüder-Grimm-Platz sowieso in Zukunft umgestaltet wird, halte ich eine solche gestalerische Maßnahme für durchaus realistisch.

    Heute gab's in der HNA auch einen Artikel bezüglich der Rathaus-Bauten in der Oberen Königsstraße. Aktuell wird dort die 70er-Jahre-Terrasse eingestampft und die Gebäudeflucht wieder auf historisches Maß gebracht. Eine gute Sache!
    https://www.hna.de/kassel/mitte-k…z-12266112.html

  • Vielen Dank für das Bild. Und was man an diesem Bild sehr schön sehen kann, ist der vollkommene Totalausfall, wenn es um Ästhetik, Präsentation und Stil geht. Bis auf das Kunstwerk ist der Platz nun in etwa so einladend wie ein Eimer Schmutzwasser. Karge dünne Bäumchen in disharmonischer Anzahl wie Anordnung auf riesiger grauer Fläche. Wow, was für eine städtebauliche Glanzleistung. ||

    Update
    Habe sowohl das Gartenamt als auch die HNA und die Extratipp bezüglich des Themas angeschrieben. Irgendwo muss man ja Dampf ablassen.

    Der Herr vom Gartenamt hat mir inzwischen auch geantwortet:

    Schade, dass Ihnen der neue Platz nicht gefällt, wir haben bislang nur sehr positive Rückmeldungen von Passanten erhalten.
    Wir hätten gerne wie Sie das vorhandene Blumenbeet erhalten, aber leider ist mit der Entscheidung, den Obelisken an dieser Stelle in der Treppenstraße zu platzieren, kein Raum mehr für ein Blumenbeet.
    Denn der Obelisk soll ein Treffpunkt sein, ein Ort, wo sich Menschen begegnen und aufhalten. Selbst eine einfache Rasenfläche würde in kürzester Zeit nicht mehr wachsen, von Blumen ganz abgesehen.
    Jetzt sind die Bäume noch klein, aber wenn sie sich erst einmal entwickelt haben, wird auch dieser Platz einen deutlich grüneren Charakter haben wie jetzt.


    Ooookay. Also müsste das im Umkehrschluss bedeuten, dass alle öffentlichen Plätze national wie international aus grauem Asphalt oder Schotter bestehen müssen, weil Passanten sämtliche Wiesen, Blumenkübel und Beete zertreten. Da werde ich mich mal umschauen, wie Florenz oder Salzburg das regeln. Von verspielten kleinen Wegen hat der gute Mann offenbar noch nie was gehört.

    Hier noch ein Foto von oben. Quelle: HNA

  • Die Hauptstraße in Kassels Innenstadt, die Königsstraße, wird zurzeit sehr aufwendig saniert. Gerade läuft die heiße Phase (im wahrsten Sinne des Wortes), das Ganze soll dann in ca. 2 Monaten abgeschlossen sein. Hab gestern ein paar Eindrücke gesammelt.


    Hier zu sehen: Die zurückgesetzte Rathaus-Terrasse, um die historische Bauflucht des Gebäudes wiederherzustellen.

  • Danke für die Fotos.
    Hoffe auf dem Pflaster kann man besser der Bahn hinterher rennen ;)

    Die neue Terasse und das Gitter sind sehr schön.

    Kommt die Haltestelle wieder da hin?

  • Das Landgrafenschloss

    Falls es sich bei dieser Frage um eine Redundanz handeln sollte, bitte ich schon vorsichtshalber um Entschuldigung, aber ist hier im Forum schon einmal das Landgrafenschloß, welches unter Jerome Bonaparte durch Brand schwer beschädigt und nach der politischen Restauration des Hauses Hessen-Kassel für den nie vollendeten Plan der gigantischen 'Chattenburg' abgerissen wurde, thematisiert worden ? Immerhin war es ja eine der wichtigsten, wenn nicht gar die Residenz von Philipp dem Großmütigen und damit ein nicht unwesentlicher Schauplatz der deutschen Reformationsgeschichte. Vor einigen Jahren sollen wohl - im Rahmen einer Kunstaktion - die Umrisse des Grundrisses des Schlosses in Form von an Schnüren befestigten Luftballons in den Himmel über Kassel gezeichnet worden sein.

    Es wäre jedenfalls schön, hier etwas über etwaige Bestrebungen das historische Herz des Landes Hessen-Kassel wieder mehr ins Bewußstein zu rücken mitgeteilt zu bekommen.

    Anbei eine Ansicht des Schlosses von Merian (das Gebäude befindet sich in der Bildmitte, links neben der Martinskirche).