• Der dritte Preis von Heine Mildner hätte auch eine gute Figur gemacht. Man lasse sich die Begründung, warum das nicht der erste Platz wurde, auf der Zunge zergehen:

    Die Arbeit erfülle die „wesentlichen Rahmenbedingungen der Auslobung“, dennoch erscheine „das Gebäude verhaftet in einer anderen Zeit, indem es die formalen Ansätze nicht in eine zeitgemäße Ausdrucksweise zu entwickeln vermag.


    Allmann Sattler Wappner aus München haben einen sehr ähnlichen Entwurf wie der Erstplatzierte eingereicht: https://www.akh.de/no_cache/servi…i1%5Buid%5D=397

    Postiv, das nicht mehr nur solche unerträglich autistischen Kuben wie die von Anerkennung von COBE ApS eingereicht werden. Vor ein paar Jahren wäre das wohl noch so gewesen. Zwar ist der erste Platz auch ein Bunker, allerdings versucht man es zu städtebauverträglich zu kaschieren. Ob es gelingt, wird man nach dem Bau beurteilen können.
    Am besten wäre natürlich gleich eine richtige Rekonstruktion gewesen...

  • Das 1826 erbaute Hugenottenhaus in der Friedrichsstraße wird saniert und die angrenzende Baulücke soll mit zwei Neubauten gefüllt werden.

    Zitat

    Die Baulücke an der Friedrichsstraße soll mit einem Gebäude in Anlehnung an die vorhandenen Nachbargebäude geschlossen werden. An der Fünffensterstraße ist eine „repräsentative“ Bebauung vorgesehen.

    „Wir freuen uns sehr, dass sich mit der 5Fenster GmbH & Co. KG ein in Kassel verankerter Investor gefunden hat, der das Hugenottenhaus nicht nur einfach sanieren, sondern ein neues Quartier zwischen Fünffensterstraße und Friedrichsstraße entwickeln will“, sagte Oberbürgermeister Geselle.


    Hugenottenhaus in Kassel wird saniert, angrenzendes Areal bebaut – Auch Büros entstehen

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Moderation (Fusajiro): Aus Kassel - Löwenburg hier her verschoben.

    Herzlich willkommen im APH-Forum Tom! Danke auch für die Bilder. Der neue Turm der Löwenburg sieht super aus. Wäre wieder ein Grund für einen Besuch in Kassel.

    Danke! Ja, Kassel ist, auch wenn insbesondere in der Innenstadt noch vieles im Argen liegt, immer einen Besuch wert. Die Stadt selbst hat ja in den Jahren, wo ich hier bin, eine sehr spannende Entwicklung durchgemacht. So gab und gibt es zahlreiche Projekte, bei denen man merkt, dass wieder mehr auf Historie geachtet wird. Ich zähle mal ein paar wichtige Beispiele auf:

    1. In der Wilhelmshöher Allee, die 4 km lange Gerade, die den Bergpark mit der Innenstadt verbindet, wurden zwei Jahre lang Rasengleise angelegt, 190 Bäume zusätzlich zum Bestand gepflanzt sowie umfangreiche Sitzgelegenheiten installiert, um sich dem Allee-Charakter der Straße wieder zu nähern, der in den 50ern durch Baumfällung und autogerechter Verbreitung weitgehend missachtet wurde.

    2. Auf dem Friedrichsplatz steht nun endlich eine Bronzeskultur von Kassels historischer Altstadt:

    3. Die Hausfassade am Marställer Platz 1 wurde an die Historie angepasst. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:


    4. Im Bergpark Wilhelmshöhe wurden sowohl der Kuh- wie auch der Schafstall des chinesischen Dorfes Mulang umfangreich restauriert.



    5. Für den Innenraum der Pagode im Mulang / Bergpark wird zur Zeit die Buddha-Statue erneuert. Verantwortlicher ist der Kasseler Bildhauer Sigfried Böttcher.

    Artikel: https://www.kassel-live.de/2018/06/03/neu…uer-die-pagode/


    6. Derselbe Bildhauer zeigt sich auch für die Skulptur "Paareschwänze" verantwortlich, die 2018 im Stadtteil Rothenditmold eingeweiht wurde. Rothenditmold war wohl das letzte Viertel in Kassel gewesen, wo es noch Pferdetränken gab. Und daran soll die Skulptur (inklusive der goldenen Pferdehaufen) erinnern.


    7. Nebenbei wird für 2019 weiterhin die innerstädische Königsstraße grundlegend neu bepflastert und die Fassade des Rathausflügels erneuert. Auch das Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark wird in Kürze für 11 Millionen Euro saniert.

    Artikel: https://www.hna.de/kassel/bergpar…t-10917538.html

    8. Die Stadt Kassel ist für das Projekt "Zukunft Stadtgrün" des Land Hessens gelistet und wird in den kommenden Jahren Areale der Innenstadt sowie den Botanischen Garten weiter begrünen. Auf mich macht es den Eindruck, als will man endlich weg von der autogerechten Stadt hin zu einer Stadt, die sich mehr den Bedürfnissen von Fuß- und Radfahrern orientiert. So wurden auch zahlreiche Unterführungen mit Beton zugepflastert.

    9. Bis 2023 soll das Tapetenmuseum am Brüder-Grimm-Platz entstehen. Der Siegerentwurf für die äußere Fassade wird sich dabei ebenfalls an dem historischen Vorbild orientieren.

    Artikel: https://www.hna.de/kassel/mitte-k…en-9411713.html

    10. Die Stadt bemüht sich Berichten nach darum, die Herkulesbahn zu reaktivieren, die 1966 eingestellt wurde. Dabei fährt eine Straßenbahn durch das Druseltal bis zur Plattform der Herkulesstatue hinauf.

    Artikel: https://www.hna.de/kassel/bergpar…iv-7344991.html

    Man merkt einfach, es tut sich viel in Kassel. Das mag auch daran liegen, dass die Stadt nach Jahren der Flaute wirtschaftlich wieder ganz gut dasteht und sich mehr für den Tourismus einsetzt. Vielleicht hat ja auch der ein oder andere im Rathaus kapiert, dass potthässliche Nachkriegsbauten für das Flair einer Stadt nicht sonderlich attraktiv wirken. Nach all den Bausünden der Vergangenheit wird es auch endlich Zeit, was dagegen zu unternehmen.

    6 Mal editiert, zuletzt von TomSchillerhof (3. Januar 2019 um 13:19)

  • @Tom

    Erst mal herzlich Willkommen im Forum. Schön jemanden aus Kassel hier zu haben. Ich habe ja einige Fotos zu Kassel hier eingestellt als ich zur letzten Documenta da war und ich muss sagen, dass die Stadt viel zu schlecht gesehen wird.
    Ich bin mit den niedrigsten Erwartungen hin gefahren und muss sagen, dass die Stadt auch heute noch sehr viel zu bieten hat. Die Orangerie mit Park. Der Documenta Platz im Herz der Stadt, der Herkules und die Wilhelmshöhe, das Naturkundemuseum, das Rathaus und die Stadtmauer bzw. Befestigung. Und es ließe sich fortsetzen. Klar gibt es im Zentrum auch viele Schattenseiten. Aber ich habe da deutlich schlimmere Städte gesehen. Ich mochte auch die landschaftliche Einbettung extrem gerne. Wie auch in vielen NRW Städten wäre hier mit gezielten Veränderungen in zentralen Bereichen ein riesiger positiver Effekt möglich. Ich denke, dass der Welterbetitel vielleicht das ein oder andere anstoßen wird, weil die Wahrnehmung der Stadt nun eine andere ist.
    Ich werde jedenfalls nach der Fertigstellung der Bauten auf der Wilhelmshöhe nochmals nach Kassel kommen :thumbup:

    APH - am Puls der Zeit

  • Hallo,
    Will mich mal Vorstellen.
    Heiße Tobias und bin ein Riesiger Fan Deutscher Altstädte.
    Mein Spezial Gebiet ist die Altstadt von Kassel.
    Kenne sie so gut wie auswendig.
    Mag such sehr Hildesheim und Nürnberg.
    MfG

  • Bezüglich der Neugestaltung der Königsstraße (das ist der Hauptweg, der durch die Kasseler Innenstadt führt):

    Diese soll bis Ende 2019 abgeschlossen sein. Und ich muss sagen, noch immer kann ich mich mit dem neuen Bodenbelag und diesen runden Ufo-Lampen mit den vielen Drähten nicht richtig anfreunden. Ich denke mir dann immer: Ist das wirklich alles, was die Verantwortlichen im Rathaus tun können? Kann irgendwie nicht sein.
    Für ein Budget von sagenhaften 17 Millionen Euro hat man die einmalige Chance verpasst, mehr aus der Königsstraße zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass beispielsweise ein helles Kopfsteinpflaster und eine klassische Laternenbeleuchtung mit LED eine ganz andere ästhetische Wirkung entfaltet hätten. Aber der Stadt sind Ästhetik und geschichtliche Tradition anscheinend egal, obwohl sie in Prospekten stets mit dem Bergpark und der Orangerie wirbt. Oder mit dem mittelalterlichen Druselturm für das kommende Altstadtfest, obwohl sie ihn und die nähere Umgebung schändlich verkommen lässt. Na ja, schade. Einzig die neuen Sitzmöglichkeiten, die Fahrradständer und die
    Baumreihen in der Unteren Königsstraße halte ich für gelungen. Wenigstens etwas.

    Ich habe mal ein paar Bilder hochgeladen um zu zeigen, was ich meine.

    Vorher (sah es auch nicht schön aus, aber die grünen Bischhofslaternen hatten wenigstens etwas Klassisches und hatten Ähnlichkeiten mit den Laternen im Bergpark):


    Nachher (alle Laternen weg, dafür nun Oberbeleuchtung für die gesamte Straßenlänge durch die Innenstadt):

    Neuer Bodenbelag (oder: Grau in Grau, wie sie es im Kasseler Rathaus lieben):

    Jedes Mal, wenn ich durch die Innenstadt spaziere, denke ich mir: Diese ganze Fläche ist nicht so groß und unüberschaubar, dass es unmöglich wäre, hier etwas ästhetisch Wertvolles auf die Beine zu stellen. Zum Beispiel eine historische Häuserzeile wie in Dresden (Quartier 6) zu rekonstruieren. Oder bestimmte Gebäude.
    Ich behaupte: Mit Mut und einem Gesamtkonzept wäre binnen 10 Jahren vieles möglich, sodass Touristen, wenn sie in die Stadt kommen, sagen würden: Ja, hier sieht es ansprechend aus, hier flaniere ich gern.
    Doch irgendwie klappt das nicht so ganz. Weniger noch, wenn man sich die Königsstraße auf alten Bildern anschaut. Da kann man richtig wehmütig werden:


    Man weigert sich offenbar beharrlich, der Stadt ihr Seele zurückzugeben. Wobei einzelne Projekte, so wie beispielsweise das rekonstruierte Haus am Marställer Platz 1 eindrucksvoll zeigen, was mit Wille und Investitionen möglich wäre - die Verantwortlichen müssen es aber auch wollen. So wie Frankfurt einen Teil seiner Altstadt wieder erlebbar gemacht hat, so einen Geist würde ich mir auch für Kassel wünschen. Und das hat nichts mit Nationalromantik oder ähnlichem zu tun - es geht mir rein um die Ästhetik. Schließlich ist der Mensch, der sehenden Auges durch die Straßen zieht, ein denkendes und fühlendes Wesen, das durch Schönheit, durch Lebendigkeit inspiriert wird. Doch wenn man sich das Hansa-Haus beispielsweise betrachtet, dann kann es auch keine Inspiration geben, keine Schönheit. Und dort, wo diese zwei Faktoren fehlen, fehlt es letztlich an Seele und Verbundenheit.


    Dieses Bild bringt eigentlich alles auf den Punkt:


    8 Mal editiert, zuletzt von TomSchillerhof (8. Januar 2019 um 14:02)

  • Na toll :thumbdown::thumbdown::thumbdown:

    Wenn das das Ergebnis nach einem Invest 17 Mio ist, hätte man es auch lassen können. Am Gesamteindruck hat sich nichts geändert. Außer dass jetzt noch mehr Drähte über der Straße hängen.
    Was gerade eine wertige und gut konzipierte Stadtmöblierung ausmachen, wird leider von vielen Städten extrem unterschätzt. Hier kann man so viel zum Positiven oder zum Negativen wenden. Hier hat man die Chance völlig versemmelt. Extrem schade.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ist m.E. sogar schlimmer geworden. Die Straße schaut nun aus wie eine Rennbahn. Eine optische Trennung zwischen Fußweg und Schienenbereich wäre m.E. schon aus Sicherheitsgründen sinnvoll gewesen,

  • Man hätte auch vorher lassen können, zwischen die Lampen ein par bänke alle zwei Laternen Abstand und es wehre gut gewesen.Jetzt ist es nur grau dieser teil der Sanierung ist misslungen.

  • Denke mal, es ging den Zuständigen weniger um Schönheit. Die Laternen (so schön sie auch gewesen sein mögen) scheinen - von den Bildern ausgehend - ein Hindernis so mitten auf dem "Bürgersteig" dargestellt zu haben. Wenn dann vor den "Cafés" noch Stühle standen scheint es schon etwas eng gewesen zu sein. Wenn es voll war, dann musste man wohl auch mal auf die Fahrbahn, weil man sich um die Laternen schlängeln musste, um vorwärts zu kommen. Naja, nur ne Überlegung. Machts das jetzige natürlich nicht schöner.

  • @Benni
    Mit deinen Überlegungen magst du recht haben (und so ähnlich lauteten auch die offiziellen Begründungen der Stadt), aber oft bleibt bei mir da ein Gefühl, als ob die Verantwortlichen das Stadtbild, aus welchen verrückten Gründen auch immer, mehr an die brutalistischen Notbauten der Nachkriegszeit anpassen möchten, statt wieder auf klassische Äshtetik zu setzen. Modern heißt dann, möglichst schnell und möglichst schmucklos eine Bunkerfassade nach der anderen aus dem Boden zu stampfen, oder, wie in dem Beispiel mit der Königsstraße, ein Ensemble aus grauen Einkaufspassagen und Beleuchtungseinheiten zu installieren, die mehr an Schnellstraßen erinnern. Aber auf Postkarten und in Prospekten wird dann gleichzeitig immer schön mit dem Bergpark, der Karlsaue und der Orangerie geworben, weil's halt so schön aussieht und zum Verweilen einlädt.
    Ich komme mit diesem Paradoxon irgendwie nicht so klar. Das ist mir zu viel Flickenteppich, zu viel praktische Notlösung, die gar nicht hätte entstehen müssen, wenn man müsste, wohin man mit dem Stadtbild will.

  • Kassel kannst Du doch weitgehend vergessen. Da reissen auch ein paar Laternen oder ein rekonstruierter Bergfried weit ab der Innenstadt nichts heraus. Den skandalösen Umgang der Stadt mit seiner erhaltenen historischen Bausubstanz habe ich in der Vergangenheit ja schon ergiebig dargelegt. Bei dieser Mentalität ist derzeit Hopfen und Malz verloren. Die Region Kassel ist zudem eines der letzten Rückzugsgebiete einer bestimmten geistigen Haltung, deren Interesse an Stadtbildreparatur traditionell sehr begrenzt ist, um es vorsichtig auszudrücken. (Siehe hier) Sollen sie sich mit documenta und Co. brüsten. Die große Show, nicht mehr dahinter.

    Wollte man in Kassel etwas verbessern, müssten folgende Maßnahmen durchgeführt werden.

    - Abriss des modernen Obergeschosses des Karlshospitals sowie dessen Wiederherstellung im historischen Gewand.
    - Rekonstruktion des Zeughauses. Zumindest dessen Rests.
    - Untertunnelung der Kurt-Schumacher-Straße und Rekonstruktion des Altmarkt-Bereichs.

    Ohne das läuft gar nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (7. Februar 2019 um 20:48)

  • @Heimdall
    Ich weiß, was du meinst, aber noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Solche Artikel sind es, die mich da weiterhin vorsichtig optimistisch halten: Herkulesbahn steht im Koalitionsvertrag: Schwarz-Grün will Reaktivierung.
    Ich hoffe, dass irgendwann einmal der Zeitpunkt kommt, wo die Bürger dieser Stadt - ob auf der Straße oder im Rathaus - mit dem gleichen Engagement für eine lebenswertere Innenstadt kämpfen. Aber wie du schon sagtest, dafür muss sich die Mentalität entscheidend ändern. Ich glaube auch, vielen Bürgern ist gar nicht bewusst, wie großartig Kassel früher einmal aussah.

    Im Moment bewirbt sich die Stadt übrigens für Zuschüsse (etwa 10 Millionen Euro), um den Brüder-Grimm-Platz aufzuwerten und die "Aufenthaltsqualität" zu verbessern, wie es immer im Rathaus-Sprech heißt. Wie sie da Straßenbahn und Verkehr in den Griff kriegen wollen - ich bin gespannt.
    Es wäre schon viel gewonnen, wenn sie das Einigungsdenkmal ("Wimmel-Denkmal") wieder auf den ursprünglichen Platz stellen. Dies kann man hier auf dem unteren Bild sehen. Momentan steht das noch erhaltene Denkmal unbeachtet hinter dem Landesmuseum nicht weit entfernt.

    Einmal editiert, zuletzt von TomSchillerhof (11. Januar 2019 um 09:04)