• Da Frankfurt ja jetzt ne neue Altstadt hat, kann man scheinbar anderswo auf originale Substanz verzichten...

    Im Stadtteil Bockenheim weicht man nun offenbar von der bisherigen Praxis der Innendämmung ab und zerstört jetzt lieber die Fassade um sie hinterher mit Plastik auf der Außendämmung wieder nachzuempfinden.

    FAZ.net

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • So auch in Nürnberg. Da triffts allerdings ein Gebäude mit künstlerischem Sgrafitto ohne Schutz durch Gestaltungssatzung oder Denkmalschutz. Es handelt sich um ein Pfarrhaus der evangelischen Kirche.

    Die Stadtbildinitiative Nürnberg ( Link: http://stadtbild-initiative-nuernberg.de/2017/06/28/woe…affito-bedroht/) hatte sich dagegen engagiert, da der vom Krieg verwüstete Nürnberger Stadtteil Wöhrd nur noch sehr wenig historische Substanz hat und daher ein eher öder Stadtteil ist, aus dem selbst dieses graue Nachkriegshaus angenehm herausstach. Die Kirche saniert es dennoch mit dem Argument, die Dämmung wäre umweltfreundlichund würde die Schöpfung schützen. Grotesk. Ob mal jemand die eingesetzten Arbeiter fragt, die diese Glaswolle verarbeiten müssen? Hat das überhaupt mal jemand von den Verantwortlichen gemacht?

  • Hier sieht man das Haus bei Google Maps:

    https://goo.gl/maps/QHqrYQjbRxn

    Das ist wirklich doof, mitten in einer so schönen gleichmäßiger Häuserreihe. Hoffentlich kommen jetzt nicht auch noch die Nachbarn auf diese Idee und machen die Straße zu einem Flickenteppich.

    In 20 bis 30 Jahren, wenn die Dämmung durchgeschimmelt ist und wieder runter muss, sind die Hauseigentümer vielleicht schlauer. Dann sind wir mir der Erderwärmung vielleicht auch so weit, daß wir keine Dämmplatten mehr benötigen. :P

  • Schlimm, so etwas. Manches bekommt Bremen ja trotz zahlreicher ähnlicher Beispiele ganz gut hin. Sie haben eine 50er Jahre-Siedlung um die Stephanikirche mit einer Gestaltungssatzung versehen, die Fassadendämmungen unmöglich macht, allerdings auch erst nach folgendem Schreckensbeispiel:

    so dass diese Häuser nun nicht mehr dergestalt verändert werden können. Von den Anwohnern gab's natürlich Kritik, man wolle die Siedlung "in ein Fünfzigerjahre-Museum verwandeln":

    Trotzdem würde man sich eine ähnliche Verve auch bei Bauten aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg wünschen. Aber hier wird das selbst bis in zentrale Stadtteile noch nicht verhindert, es kann jeder mehr oder minder machen, was er will, auch wenn man den Eindruck hat, dass Entstuckung und WDVS anbringen insgesamt doch eher auf dem Rückzug sind.

  • Ein interessanter Artikel in der Welt:

    https://www.welt.de/finanzen/immob…-verseucht.html

    Bei Fassadendämmung besteht wohl das Problem, dass die Dämmplatten ein Anziehungspunkt für Algen und Schimmelpilze sind. Um das zu verhindern, müssen sie mit Biozid-haltigen Farben gestrichen werden. Die Biozide werden bei Regen allerdings ausgewaschen und landen im Grundwasser. Es handelt sich dabei wohl um Stoffe, die als Pflanzenschutz mittlerweile sogar verboten sind und nur noch für diese Farben zugelassen sind.
    (Ich frage mich ja auch, was bedeutet das eigentlich für die Anstreicher, die täglich mit diesen Stoffen in Berührung kommen?)

    Ein weiterer Aspekt also, weswegen die Dämmvorschriften in Deutschland alles andere als ökologisch sind und dringend hinterfragt werden sollten.

  • Das leistet der Fachkräftemangel in Zusammenhang mit den erstarkenden Wirtschaften in Osteuropa sicherlich gute Dienste. Unter den Arbeitern wird zunehmend bekannt, dass man es auf deutschen Baustellen mit tendenziell toxischen Stoffen zu tun hat. Es wird immer schwieriger Leute zu finden, die das Zeug billig und ohne ausreichende Arbeitsschutz verbauen wollen. Das treibt die Kosten für diese Dämmung immer weiter in die Höhe. Ich habe auch das gefühl dass man das schon merkt und immer weniger gedämmt wird: Es kostet zu viel, der Unterhalt ist teuer und die Ökobilanz ist fragwürdig.

  • Entsprechend hilflos reden sich die Hersteller den Mund fusselig, dass Dämmung angeblich Schimmel vermeiden helfe. Man sieht ganz offensichtlich das Gegenteil. Wie soll man gerne nach Hause kommen, wenn das eigne Heim SO aussieht? Der schwarze Schimmel über dem auf Dauerkipp gestellten Küchenfenster, und die Algen überall. Pfui deibel.

  • Was habt ihr denn? Das ist lebendige Patina auf diesem authentischen Exemplar der... ähhh... 80er... Jahre...(?)... Wohnkultur mit seiner zeitgemäßen 90er Modernisierung. Des weiteren sieht man hier wunderbar die erfolgreiche Angleichung von Ost und West! Wenn Heimdall nicht geschrieben hätte, dass dieses nachhaltige Denkmal in Offenbach steht, ich hätts glatt für eins dieser Wunder des sozialen Wohnungsbaus in Görlitz oder Nauen gehalten.

    PS: Die Schwarzfärbung über dem Fenster ist doch kein Schimmel nothor, dass ist Ruß. Richtig urig und legga, fast schon altstädtisch. :zwinkern:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ein interessanter Artikel in der Welt:

    welt.de/finanzen/immobilien/ar…t-Bioziden-verseucht.html

    Im Nachgang zum Welt-Artikel erschienen Anfang Juni auch Berichte in der Badischen Zeitung (hinter der Bezahlschranke) und beim SWR. Leider wurde dabei nicht erwähnt, daß biozidhaltige Farben vor allem bei wärmegedämmten Fassaden nötig sind. Ein für mich neuer Aspekt ist, daß auf Flachdächern auch Herbizide zur Hemmung von Wurzeln eingesetzt werden.
    Ebenfalls schade ist, daß wohl eine Informationsveranstaltung der beteiligten Forscher – verständlicherweise – zunächst abgewartet wurde. Ich hatte die BZ schon im Februar auf die Thematik hingewiesen. Damals stand ein Bürgerentscheid über ein Neubaugebiet in Freiburg unmittelbar bevor. Nun blieb die Berichterstattung ohne öffentliche Resonanz.

  • Mal ein Beispiel eines vor nicht extrem vielen Jahren gedämmten Mehrfamilienhauses in Offenbach. Die Bilder sprechen wohl für sich.

    Solche Bilder sieht man bevorzugt an Nordseiten gedämmter Gebäude, wo die fehlende Sonneneinstrahlung das Austrocknen der feuchten rauen Oberfläche verhindert. Ein ähnliches Problem bestand in Zeiten reiner Lehmbauweise, wenn auch mit anderen Folgen.

  • Eine Frage welche mir immer wieder in den Sinn kommt; warum dämmt man nicht einfach mit Holz? Holz hat wesentlich bessere Dämmeigenschaften als Styropor und ist zudem noch nachhaltig - von der Haltbarkeit mal ganz abgesehen.
    Wer einmal im hohen Norden oder auch mal hoch in den Alpen unterwegs war, wird bestätigen können wie gemütlich warm es in so einer Holzhütte ist - und das trotz üngemütlicher Kälte draußen.

  • Eine Frage welche mir immer wieder in den Sinn kommt; warum dämmt man nicht einfach mit Holz? Holz hat wesentlich bessere Dämmeigenschaften als Styropor und ist zudem noch nachhaltig - von der Haltbarkeit mal ganz abgesehen.
    Wer einmal im hohen Norden oder auch mal hoch in den Alpen unterwegs war, wird bestätigen können wie gemütlich warm es in so einer Holzhütte ist - und das trotz üngemütlicher Kälte draußen.

    Ganz einfach- Holz ist brennbar. Weit mehr als Styropor.

  • Ganz einfach- Holz ist brennbar. Weit mehr als Styropor.

    Kein gutes Argument - Styropor ist ohne Brandschutzmittel leicht entflammbar. Aber versuch mal altes Holz welches Wind und Wetter ausgesetzt ist, anzuzünden.