Berlin - Reichstagsgebäude und Spreebogen

  • Die Gründe liegen eher in unserem Föderalsystem, Rasen = Bezirk Mitte, Reichstagsgebäude = Bund, Straßenland, Beleuchtung = Land Berlin und die 3 bekomme man mal an einen Tisch. Besser wäre es, das gesamte Areal am Platz der Republik dem Bund zu übertragen, denn Bezirk hat kein Geld und Land Berlin ist nicht interessiert.

  • Einleitend ein Luftbild des Reichstagsgebäudes um 1900, vielleicht auch 10-20 Jahre später...

    Dann der Verweis auf ein gut bebildertes (für Nichtleser: ab Seite 59), online gestelltes Buch aus dem Jahr 1895 von Maximilian Rapsilber:
    "Das Reichstagsgebäude - seine Baugeschichte und künstlerische Gestaltung sowie ein Lebensabriss seines Erbauers Paul Wallot"

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Scheint aus den 20ern. Außer den Autos sieht man schon einige Entstuckungsopfer auf der gegenüberliegenden Spreeseite und ganz links oben erkennt man schon eine modernistische Fassade.
    Ich muss ganz ehrlich sagen, bis auf den Umstand, dass man an den Schmalseiten und der Rückseite des Baus etwas zu gründlich mit dem Abräumen der Ornamentik war, gefällt mir der Reichstag heute besser. Er wirkt würdiger und monumentaler und nicht mehr so verkitscht und überladen.

  • Dann der Verweis auf ein gut bebildertes (für Nichtleser: ab Seite 59), online gestelltes Buch aus dem Jahr 1895 von Maximilian Rapsilber:
    "Das Reichstagsgebäude - seine Baugeschichte und künstlerische Gestaltung sowie ein Lebensabriss seines Erbauers Paul Wallot"

    Ein sehr interessantes Buch, endlich auch mit Bildern vom Inneren(kannte ich bisher nicht) :applaus::cool:

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Das hätte man auch schon vor Jahren machen können - immerhin kommen dann die elenden Containeranlagen weg.
    Anschließend könnte man sich mal an die Zäune und die würdigere Gestaltung des Platzes der Republik machen; wenn man das aber nicht will, kann man eigentlich auch die Container stehenlassen und jedem Bürger 2 € schenken...

    Zitat

    Besucher des Reichstags sollen künftig von einem neuen Informationszentrum aus durch einen Tunnel in das Gebäude gelangen. Wie die Empfangshalle und der unterirdische Gang im Detail aussehen, ist noch nicht klar - dazu hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) jetzt erst einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. [...]

    Reichstagsgebäude bekommt einen Besucher-Tunnel - rbb online

    Der Freikauf des bisherigen Pächters dürfte wohl das geringste sein - Bakschisch oder notfalls die Unterwelt helfen sicher, Einvernehmen herzustellen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • aber die geistige Verfassung unseres Landes ist definitiv besser als um die Jahrhundertwende herum.


    Durch welche Kriterien stützt Du diese These?
    Vergleiche ich beispielhaft die architektonische (Aus-) Gestaltung von Gebäuden miteinander, so stelle ich doch eine deutliche skulpturale und gestalterische Marginalisierung oder Negierung fest. Auch der Ausdruck schöpferischer Gestalt in Form von Architektur und Kunst ist eine von vielen Formen "geistiger Verfassungen" und da schneidet die heutige Zeit nicht besonders brillant ab.

    Äusserlich scheint der Reichstag historisch und die Kuppel ist zum Wahrzeichen geworden, aber das Innere des Hauses ist eine einzige langweilige und austauschbare Büroatmosphärenödnis, besonders im Vergleich zu den historischen Bildern.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Das fällt auch ausländischen Journalisten auf: Vor einiger Zeit war mal ein Artikel auf BBC News über eine Abstimmung im Bundestag, er hatte eigentlich überhaupt nichts mit Architektur zu tun, allerdings war die Einleitung eine ziemlich treffende Beschreibung dieser nichtssagenden, grau-blau genormten Ödnis in tiefster provinzieller Gewerbegebiets-Autohausbüroptik. So grau und bieder wie manch ein Abgeordneter...
    Hier hat man sich damals natürlich ob des "Star-Architekten" und der nüchternen Arbeitsatmosphäre (die von den Beteiligten nicht oft genug in diversen Interviews und Publikationen betont werden konnte) bei der Eröffnung kräftig auf die Schulter geklopft :augenrollen:

  • Wer findet eigentlich den "Platz der Republik" noch öde ? Eine Rasenfläche, die eigentlich nur als Durchmarschgebiet für Touristen fungiert, die vom Brandenburger Tor zum Hauptbahnhof latschen, oder umgekehrt. Deshalb auch die regelmäßigen Absperrungen, um dem Rasen Zeit zum Nachwachsen zu geben. Ist das dem Vorfeld des "Herzstücks der Demokratie", des Parlamentsgebäudes, würdig ? Mann, selbst zu Kaisers Zeiten war dieser Bereich üppiger und repräsentativer gestaltet und da war Deutschland noch eine Monarchie. Der "Königsplatz" mit Siegessäule, Bismarck-Denkmal mit Wasserbecken, Roon und Moltke, mit benachbartem "Alsenviertel" mit Generalstab, mit Kroll-Oper und Reichstag, das war was. Und mit der ästhetisch von Anfang an umstrittenen "Siegesallee", die darauf von Süden zuführte und den südlichen Tiergarten querte, hatte man sozusagen auch "Großraum-Strukturplanung" bewiesen. Was will uns nun die Ödnis unserer Tage mitteilen ? Dass Demokratie "langweilig" ist und nur von der Bausubstanz aus dem Kaiserreich (Paul Wallot) lebt, welche dann für Berlin-Besucher als Kulisse ihrer Urlaubsfotos herhalten muss ???? Ich gestehe, vor dem Kanzleramt würde ich mich auch nicht ablichten lassen, ganz gleich, wer darin residiert :) ...
    Dazu auch ein Rückblick in meinem Blog:
    Königsplatz, repräsentativ und verschollen

  • Deutschland war auch damals eine Demakratie. Die SPD hat grade Ihr 150 Jaehrliches gefeiert.
    Der Keiser hatte nichts zu sagen.


    Komisch - Bei Euch wird alles negiert. Bei uns in Nova Scotia wurde grad erst 250 Jahre Demokratie gefeiert.
    Damals nen`Buergermeister. Das gabs in Deutschland bei den Reichsstaedten schon for ueber 1000 Jahren.

    Das Beste - Kanada ist selbst Heute noch im Koenigreich GB. Unser Bundesrat, zum Vergleich, wird auf Lebenszeit
    ernannt. Bei Euch gabs besseres und das wird verneind. Wie die Architektur.

  • So ne Art National Mall wie in Washington anstatt der Wiese wäre schön

    Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. - Friedrich Schiller -

  • ...ich finde leider gerade keine Bilder davon, aber wenn ich mich nicht täusche gab es doch vor der letzten Umgestaltung recht ansehnliche Blumenbeete die den Platz flankierten, da wo jetzt diese komischen Hecken stehen. Das sah doch recht hübsch und stilvoll aus, dürfte nicht übermäßig teuer sein, wirkt nicht übertrieben aber dennoch angemessen.

  • Wie sah eigentlich der Platz aus nach der Versetzung der Siegessäule? Da muss es doch auch eine Umgestaltung gegeben haben. Wäre vmtl. wesentlich ansehnlicher als die jetzige Wiese, über die ich mich auch immer noch wundere.
    Oder vielleicht eine Bundes-/Landesgartenschau um den Reichstag herum veranstalten... vielleicht kommen da noch gute Ideen bei rum?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wie sah eigentlich der Platz aus nach der Versetzung der Siegessäule? Da muss es doch auch eine Umgestaltung gegeben haben. Wäre vmtl. wesentlich ansehnlicher als die jetzige Wiese, über die ich mich auch immer noch wundere.
    Oder vielleicht eine Bundes-/Landesgartenschau um den Reichstag herum veranstalten... vielleicht kommen da noch gute Ideen bei rum?

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    bei 6:18 wird da zumindest ordentlich gebuddelt, aber wie es danach aussah weiß ich auch nicht.
    Die Aufnahmen stammen übrigens wider dem Titel nicht (nur) aus 1936, zumindest einige Aufnahmen müssen später entstanden sein.

  • Ich denke, dass für die Nazi-Vision von 'Germania', der Welthauptstadt, das Alsenviertel abgerissen wurde und man mit der Anlage von Tunneln, die es noch heute teilweise gibt und den Vorbereitungen für diesen Größenwahn von Hitler uns Speer bereits um 1938 begonnen hat.

  • Ja sicher doch. Großflächige Abrisse und Buddeleien sind gleich losgegangen und Anfang der 40er dann eingestellt worden.
    Bekanntlich sollte ja die Große Halle auf dem Gebiet des Alsenviertels errichtet werden und im Zuge dessen auch der Verlauf der Spree geändert werden. Vom den beiden Nord-Süd-Bahntunnels ganz zu schweigen...


    August 1939
    Bildquelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Fotograf Willy Pragher, CC BY-SA 3.0

    Siehe hierzu auch:
    Baubeginn mit Spreedurchstich - Luise Belin

    Wie weit das ganze gediehen war, zeigt die Wüstenei in Luftbildern des Jahres 1945:


    Wofür dieser Kanalstich dienen sollte, weiß ich allerdings nicht.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (2. Februar 2016 um 22:11)

  • Wofür dieser Kanalstich dienen sollte, weiß ich allerdings nicht.


    Ich bin nicht ganz mit der Verkehrsplanung von Germania vertraut, aber da wo der Kanal langläuft ist doch heute in etwa der Tiergartentunnel. War ein Nord-Süd-tunnel an dieser Stelle schon damals geplant? Vielleicht nur eine U-bahn? Dann könnte daß doch, wenn der Tunnel in offener Bauweise gebaut wurde, eine vollgelaufene Baugrube sein oder? Aber alles Spekulatius.

  • Und ich dachte, dass dort alles erst zerbomt und dann abgerissen wurde.
    Bei diesem Anblick möchte man dem Führer nochmal nachträglich eine in die Fr.... *hust*

    Mit einer Wiederherrstellung des Vor-Hitler-Zustandes würde der Platz definitv aufgewertet und man hätte sogar einen besseren Platz für ein Einheitsdenkmal, dort wo die Siegessäule stand.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.