Botschaftsgebäude in Berlin

  • Heute mal etwas Neues aus Berlin. So berichtet die Berliner Zeitung, dass mit dem Neubau der polnischen Botschaft frühestens 2015 zu rechnen ist. Der Bestandsbau soll nächstes Jahr abgerissen werden! Die Architektur des Neubaus ist hingegen nicht unumstritten.

    Zitat


    Weniger gnädig zeigten sich Architekturkritiker, als der Entwurf des polnischen Architektenbüros Jems als Sieger eines Wettbewerbs Ende letzten Jahres in Warschau vorgestellt wurde. Selbstverständlich gelte das Berliner „Lindenstatut“ auch für ausländische Bauherren, räumte der Architekturkritiker Wolfgang Kil damals ein. Dann aber „bleiben nach dem heute gängigen Formenrepertoire offenbar nicht mehr viele Möglichkeiten: Kulissenwände, Pfeilerreihen, Rastereinfalt“. Die Vorgaben seien sehr streng, bestätigt Marganski: gerade durchlaufende Fassadenfront, 18 Meter Traufhöhe, keine quadratischen Fenster, festgelegte Proportionen zwischen Steinfassade und Fensterflächen.

    Hinter der 66 Meter langen Straßenfront entstehen 10 000 Quadratmeter Bürofläche. Im Erdgeschoss soll es Ausstellungen und Konzerte geben. Ursprünglich war geplant, dass auch das Polnische Kulturinstitut in das Gebäude einzieht. „Aber das ist genau an der richtigen Stelle platziert, gleich neben der Museumsinsel“, heißt es.


    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/unter-d…8,24544134.html


    Positiv bei diesem Projekt ist, dass der Bestandsbau endlich abgerissen wird und eine weitere Scheußlichkeit Unter den Linden verschwindet. Enttäuschend bleibt aber die Architektur des Neubaus. Auch wenn die Statuten in diesem Bereich sehr strikt sind, wäre doch mehr als eine Stella-2.0-Fassade möglich gewesen.

    Hier ein Bild des Bestandbaus:

    Quelle: Wikipedia

    Bilder der Wettbewerbssieger gibt es hier:

    http://www.baunetz.de/meldungen/Meld…in_3017319.html

    APH - am Puls der Zeit

    2 Mal editiert, zuletzt von Apollo (7. Oktober 2013 um 17:32)

  • Es wird bei Neubauten von Botschaften wohl nie Anlehnungen an historische Architektur geben, allein schon aus Angst heraus, das Land könnte dann als "unmodern", nicht auf der Höhe der Zeit erscheinen.
    Die Neubauten der britischen, amerikanischen und französischen Botschaften, letztere sogar am Pariser Platz sind aber auch nicht gerade die phantasievollsten Gebilde moderner Architektur, von daher würde ich Polen auch keinen Vorwurf machen. Trotzdem hat das Land natürlich eine Chance vertan, sich würdiger, eindrucksvoller zu repräsentieren.


    Sieht aus wie die Ostseite vom Stadtschloß.

    Stimmt...von daher kann ich hier auch meine Idee für die Ostfassade wieder anbringen ;) : Vielleicht könnte man Statuen (hier z.B. von polnischen Komponisten, Schriftstellern, Malern) in einzelne der gigantischen Fensteröffnungen stellen, um die Uniformität der stupiden Fassade zu durchbrechen.

  • Frankreich wollte Historisch bauen. Durfte aber nicht.


    Hat jemand ein Bild von den ersten Plannungen der Franzosen?
    Oder taesche ich mich komplet, Frankreich wollte wieder - aufbauen?
    Durfte jedenfalls nicht.

  • Frankreich wollte Historisch bauen. Durfte aber nicht.

    ...ebenso die USA.

    Danke für Eure interessanten Hinweise.


    Das ist ja mehr als traurig. Aber wer genau hat es Ihnen eigentlich verboten? Ich habe im Internet nur ein Gutachten gefunden, das sich für eine moderne Bebauung ausspricht. Nur Gutachten sind doch nicht verbindlich.

    Ich bin kein Architekt, aber hätten denn die Punkte im Bebauungsplan (9. Gestaltungsmerkmale) wirklich eine Bebauung anhand historischer Vorbilder ausgeschlossen? Sieht für einen Laien nicht so aus.

    http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/staedte…plan_i200.shtml

  • Während die provisorische Adresse der Hellenischen Republik in der Jägerstraße wg. Bauarbeiten verlassen werden musste, lautet die Kontaktadresse zur Zeit Kurfürstendamm N°185. Derweil wird aus welchen Gründen auch immer das seit langem äußerlich fertiggestellte Botschaftsgebäude am Tiergarten nicht bezogen. Im Gegenteil - das Grundstück sieht beinahe schon wieder verwildert aus. Vielleicht hat's ja der Gerichtsvollzieher?

    Hildebrandstraße

    Hiroshimastraße

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (22. Oktober 2018 um 10:43)

  • Der Neubau der Botschaft für die Republik der Philippinen nähert sich der Fertigstellung. Das Gebäude ensteht in der Charitéstraße N°7 gegenüber vom Karlsplatz.

    Ich freue mich - trotz der blöden Fensterschiebereien - über den Bau. Dies zum einen, weil dort schon mal weitaus schlechteres geplant war und ein Neubau mit Steildach und Erker schon Seltenheitswert hat und zum anderen weil es trotz unverkennbarer gestalterischer Mängel dennoch an seinem Ort einen überwiegend guten Eindruck auf mich macht.

    Link: Architekt
    Link: Projekt

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich kann dem unruhig durchlöcherten Schrägdach mit der Monstergaube überhaopt nichts abgewinnen, zumal die angrenzenden klassizistischen Bauten so etwas nicht haben. Hier wäre Einpassung durch ein Flachdach oder flach geneigtes Dach angezeigt gewesen.

  • Ich bin auch hin und hergerissen. Positiv ist, dass man bei der Grundform einen klassischen Bau zitiert. Dazu ein Dach und nur 5 Vollgeschosse, was den Proportionen extrem gut tut. (Man sollte die 6 Vollgeschosse eigentlich verbieten :P ). Dazu baut man einen Erker ein. Auch mit richtigen Proportionen. Also von da her alles top.

    Aber dann hatte der Architekt wohl Angst vor seinen Kollegen :lachentuerkis:disgust:) . Und da kam ihm die Idee mit den springenden Fenstern und schon war der Bau im Eimer. Denn alles was er vorher richtig gemacht hat, reißt er durch diesen modernistischen Aufschrei wieder ein. Sehr schade.

    Das Gute ist, dass man das in Zukunft relativ einfach beheben kann. Trotzdem schmerzt das Herz wenn man weiß was möglich gewesen wäre. Klassische Fensteranordnung, edle Holzrahmen und ein paar Gesimse und schon hätte man einen extrem tollen Bau gehabt. Leider ist dem Architekt auf halben Weg der Mut abhanden gekommen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Der Neubau der Botschaft für die Republik der Philippinen nähert sich der Fertigstellung. Das Gebäude ensteht in der Charitéstraße N°7 gegenüber vom Karlsplatz.

    Eine sehr merkwürdige Mischung aus Dekonstruktivismus und Klassizismus. Da konnte sich wohl jemand nicht entscheiden.