• In der Buxtehuder Altstadt wurden 2010 in der Breiten Straße zwei Fachwerkbauten (Nr. 13 und 15) abgebrochen. Sie stammten vermutlich aus dem späten 18. Jahrhundert und rotteten offenbar jahrelang vor sich hin. Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass dies alles kalkuliert war, um die Häuser schließlich abbrechen und durch einen wirtschaftlich besser nutzbaren Neubau ersetzen zu können.

    Auf dem Foto unten links kann man sehen, wie die Häuser vor dem Abbruch aussahen. Mittlerweile wurde ein Neubau errichtet, der sich - zumindest zur Breiten Straße hin - an die Vorgängerbebauung anlehnt. An der Rückseite, zum so genannten Hasenmoor hin (siehe oben), gönnte man sich allerdings eine modernistische Fassade, die keinerlei Rücksicht auf die Umgebung nimmt (hier wohl nur ein Entwurf, wie sie tatsächlich geworden ist, kann ich leider auch nicht sagen).

    http://www.tageblatt.de/uploads/db/2010_3/100305haseneu.jpg

    Sicher handelte es sich bei den Objekten um keine besonders hochrangigen Bauten, doch gehörten sie zu einem aus mehreren Fachwerkbauten bestehenden Ensemble mit dem bedeutenden, um 1600 entstandenen Haus Breite Straße 17, das man hier sehen kann (links angeschnitten übrigens der Neubau von Nr. 15, der dem Altbau nachempfunden wurde):

    http://www.welt-atlas.de/datenbank/foto…ig/1-977-41.jpg


    Die Zerstörung dieser Baugruppe wiegt umso schwerer, als dass die gegenüberliegende Seite 1911 durch einen Brand zerstört wurde und daher nur neuere Bauten aufweist:

    http://www.abendblatt.de/multimedia/arc…yer_471055c.jpg

    Hier soll nach dem Willen der Stadtväter (unter Erhaltung des alten Rathauses) eine Einkaufspassage entstehen, die zur Petrikirche führen wird.
    Die Breite Straße wird sich in den nächsten Jahren also noch weiter verändern. Wie man angesichts ähnlicher Projekte in anderen Städten annehmen darf, sicher nicht zu ihrem Vorteil.

  • Hier der Entwurf von Studenten zur Umgestaltung des Rathausquartiers:

    "Hängende Gärten" in der Altstadt

    Zitat: "Wir wollen die Denkmäler in Szene setzen, mit dem Design des 21. Jahrhunderts."

    "Auch wenn letztlich der Investor bestimmt, wie letztlich gebaut wird, könnten einige Aspekte im B-Plan berücksichtigt werden."

    Für die historischen Bauten in der näheren Umgebung (Petrikirche, Rathaus etc.) wären solche Pläne fatal.

    Die Pläne für die Breite Straße sehen derzeit so aus:

    Buxtehude - Neues Zentrum mit alter Fassaden in der Planung - Stade - Region - Hamburger Abendblatt

  • Die "Hängenden Gärten" haben zwar etwas von 20er Jahre Bauten, dürften an dieser Stelle jedoch unpassend sein. Sollen die Neubauten im Rahmen der Umgestaltung des Rathausquartiers auf Freiflächen entstehen oder werden/wurden zuerst Vorkriegsbauten plattgemacht, um uns dann allen Ernstes das Ganze als Stärkung der Altstadt zu verkaufen?

    Beziehen sich die Pläne für die Neubauten an der Breiten Straße auf die Parzellen der abgerissen Fachwerkhäuser Breite Straße 13 und 15?

    Sehr bedauerlich sind die Ansichten des Stadtbaurats Rolf Suttmann, dem die "moderne Architektur, der Verzicht auf die Zuckerbäckerarchitektur" gefallen habe. Mit solchen Leuten, die sich selbst in Altstadtbereichen einer traditionellen Architektursprache verweigern und unbelehr modernistisch weiterbauen wollen, ist eine Besserung der seit Jahrzehnten katastrophalen Lage nicht möglich.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Sehr bedauerlich sind die Ansichten des Stadtbaurats


    Ist denn irgendjemandem ein Stadtbaurat mit anderen Ansichten bekannt? Für den Städtebau verantwortliche Positionen sind doch in der Regel mit solchen Leuten besetzt.

    Kontaktmöglichkeit:

    Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt und Wirtschaft
    Rolf Suttmann
    Tel. 04161/501-3000
    Stellvertreter: Michael Nyveld, Tel. 04161/501-3110

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Auch da geht es um Geld mittels besserer Flächenausnutzung. Das ist ja bei den Plänen zu erkennen, dass offenbar kein Zipfel freier Hoffläche geplant ist. Natürlich könnte man mit den giebelständigen Füllbauten zur Straße noch irgendwie leben, wenn dafür nicht Altbausubstanz geopfert wurde. Zur Sanierbarkeit der abgerissenen Fachwerkhäuser kann ich nichts sagen, aber unrettbar baufällig scheinen sie mir auf den ersten Blick nicht. Wenn man also gewollt hätte, wäre eine Sanierung sicherlich möglich gewesen. Viele Beispiele aus anderen Städten bestätigen das. Zumindest die Fassade hätte man erhalten können. So aber ist die ganze Planung ein Desaster, ein Schritt in Richtung Gesichtsverlust des Ortes hin zu völliger Belanglosigkeit.

  • Wie man schon am ersten Beitrag dieses Threads sieht, ist die gedankenlose Beseitigung von Fachwerkhäusern keine Besonderheit in Buxtehude. Gerade die allseits beliebten Fachwerkbauten so einfach abreissen zu können ist mir unbegreiflich. Am meisten ärgern mich wieder diese plumpen und dilettantischen Visualisierungen der Planbebauung. Hätte man wenigstens teilweise Backstein-Optik verwendet,....

  • Immerhin hat man die Häuser zumindest äußerlich komplett rekonstruiert. Da frage ich mich nur, warum ein Komplettabriss nötig war. Sicherlich hätte man die Gebäude auch gemäß der neuen Nutzung umbauen können. Hier sind noch recht aktuelle Bilder vom Rathausquartier. Sieht nicht ganz so schlimm aus wie auf der Visualisierung, finde ich.

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Sieht nicht ganz so schlimm aus wie auf der Visualisierung, finde ich.

    Stimmt. Das Problem sind allerdings weniger die Neubauten, als die Abrisse. Gut, dass man wenigstens die beiden Fachwerkhäuser äußerlich rekonstruiert hat.

  • Die historische Kattau-Mühle am Buxtehuder Hafen präsentiert sich frisch saniert.

    Zitat

    Es ist vollbracht: Die Kattau-Mühle am Buxtehuder Hafen galt als „unrestaurierbar“, doch nach zweieinhalb Jahren Sanierungsarbeiten konnten die HBI-Geschäftsführer Dierk Heins und Sven Geertz das Gegenteil beweisen. 110 Gäste kamen zur Einweihung der stolzen alten „Dame“, um sich von der liebevollen Sanierung und dem umwerfenden Charme der denkmalgeschützten Mühle überzeugen und verzaubern zu lassen.

    http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/buxtehude/pano…ert-d56996.html

    http://hbi-immo-gmbh.de/index.php/de/k…tau-muehle.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Überraschendes aus Buxtehude: Die Grünen wollen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um zu prüfen, ob eine Rekonstruktion der 1946 grossenteils abgerissenen Gründerzeitfassade des Samel-Gebäudes am Petriplatz im Bereich des Machbaren ist.

    Zitat

    Co-Fraktionschef Michael Lemke greift den scheinbaren Widerspruch auf: "Wir Grüne begleiten das Projekt kritisch und sind daher an einem nachhaltigen Erfolg interessiert." Viele andere Museen würden mit einer besonderen Architektur im Stadtbild auf sich aufmerksam machen. "Wir sollten daher den Ort optisch optimieren", so Lemke.

    Die Fraktion der Grünen ist tief in die Stadtgeschichte eingestiegen: Die für Buxtehude einmalige Schmuckfassade des "Samel"-Gebäudes wurde ungefähr 1900 gebaut und 1946 in weiten Teilen abgebrochen. "Heute ziert nur noch ein langweiliger 08/15-Giebel den künftigen Eingangsbereich", so Lemke. Die Fraktion der Grünen ist überzeugt, dass es für ein solch ehrgeiziges Projekt Fördermittel von Bund, Land und Stiftungen geben werde.


    Antrag der Grünen in Buxtehude: Die historische "Samel"-Fassade rekonstruieren

    Ansicht des Gebäudes (grün)

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Die Rekonstruktion der Samel-Fassade hat sich endgültig zerschlagen. Der Bauausschuss hat den Antrag der Grünen abgelehnt.

    Zitat

    Prof. Dr.-ing. Karsten Ley, Architektur-Dozent an der Hochschule 21 und ausgewiesener Denkmalsexperte, erteilte der Grünen-Idee eine Absage: "Rekonstruktion ist eine Art Geschichtsfälschung." Hinzu komme, dass der beste Denkmalschutz eine gute Nutzung sei - wie mit dem Museum. Und: Eine neue Nutzung dürfe auch als eine "weitere bauliche Schicht erkennbar" sein. "Das ist wie ein Fußabdruck unserer Zeit", sagte Ley.


    Samel-Fassade wird nicht rekonstruiert

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.