Hannover - Innenstadt (Galerie)

  • Nachdem in der Wunschecke angezeigt wurde, dass wir im Forum kaum Bilder aus Hannover haben, fühle ich mich berufen, das zu ändern, da ich weite Teile meiner Jugend im nördlichen Bereich von Hannover verbracht habe. Hannover ist mir also nicht unbekannt, allerdings ausschließlich die Innenstadt und der Bereich um die malerische Vahrenwalder Straße, die nach Norden führt. Die restliche Stadt, Linden, Stöcken und wie das alles heißt, sind mir unbekannt.

    Hannover ist natürlich eine harte Nuss und gilt ja auch nun nicht als schön. Es galt schon vor dem Krieg nicht als schön, vermutlich weil die Bebauung weiter Teile der Innenstadt zum Bahnhof hin um die Jahrhundertwende 1900 datiert. Dennoch wäre der erhaltene Vorkriegszustand heute ein Juwel, allerdings ist davon aus bekannten Gründen nicht wahnsinnig viel übrig.

    Hannover gilt ja nun als Beispiel für einen misslungenen Wiederaufbau nach dem Krieg, im Vergleich wird oft Stuttgart genannt, wo ich aber noch nicht war. Unter Leitung des damaligen Stadtbaurats Rolf Hillebrecht wurde die Stadt (Hannover) autogerecht gestaltet, alte Strukturen wurden zugunsten breiter Autotrassen aufgelöst, zwischen denen einige sog. Traditionsinseln erhalten wurden. Teilweise wurde bis in die 70er Bausubstanz, die den Krieg überlebt hatte, abgerissen, bestes Beispiel ist die Wasserkunst am Leineschloss, Hillebrecht selbst soll den Abriss später als Fehler bezeichnet haben (Quelle Wikipedia).

    Dennoch finde ich, dass Hannover, von komplett garstigen Ecke um das Anzeigerhochhaus oder den Aegidientorplatz abgesehen, wie fast alle deutschen Städte immer noch viel Sehenswertes hat, sicher mehr als von mir besuchte Städte wie Bochum, Dortmund, Magdeburg oder Kiel. Auf den ersten Blick überwiegt sicher das Negative, aber das ist ja z.B. Bremen nicht anders. Allerdings fehlt in Hannover ein absolutes Juwel, wie in HB Marktplatz und Schnoor oder in Magdeburg der Dom.

    1 Als erstes sehen wir Hannover im Jahr 1745, rechts der Leine fallen Marktplatz mit Marktkirche auf, rechts darunter die Aegidien-Kirche, links über der Marktkirche die Kreuzkirche. In der Mitte des Bildes sehen wir die Leine-Insel, um die sich später viel drehen wird, links davon die Calenberger Vorstadt als erste Erweiterung der Altstadt. Bildquelle Wikipedia.


    3 Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt dann aber ständig in Richtung zum um 1846 gebauten Bahnhof, so dass sich die Innenstadt bis heute deutlich in Richtung Nordosten verschoben hat. Das mit der Leineinsel markierte Herz der Innenstadt bildet heute den westlichen Außenrand. Im Folgenden Bild (Brockhaus 1893) habe ich meinen Rundgang markiert, angefangen an der Marktkirche etwas rechts der Bildmitte (Bildquelle Wikipedia). Einige der von mir gezeigten Punkte oder Bilder wurden hier schon im Forum gezeigt oder diskutiert, wichtige Punkte wie Leibnizhaus und Leine-Insel will ich hier aber nicht auslassen.


    4. Zunächst sehen wir mit etwas zu wenig Licht an der Marktkirche vorbei in Richtung zur Leine.


    5. Jetzt sind wir in der Kramerstraße, die zusammen mit der Burgstraße (nächste Straße rechts) primär die von Hillebrecht erdachte Traditionsinsel darstellt.


    6. Jetzt sehen wir eine Luftaufnahme des relevanten Areals, das ich auf Mitte 1943 datieren würde, es gibt deutliche Zerstörungen, aber wir befinden uns sicher vor dem massiven Angriff am 09.10.1943, der der Hannoveraner Altstadt das Genick gebrochen hat. Dabei entstand die im Kriegsverlauf sehr frühe Zerstörung durch einen historischen Irrtum (ich zitiere aus dem Gedächtnis Jörg Friedrich‘s „Der Brand“), ging doch die englische Führung davon aus, Hannover hätte durch Einbürgerung dem späteren größten Feldherrn aller Zeiten erst die deutsche Staatsbürgerschaft und damit die Möglichkeit verschafft, 1933 Reichskanzler zu werden. Die völlige Zerstörung der Stadt Hannover sahen die englische Führung als eine Art gerechte Strafe an, Churchill selbst muss einen bemerkenswert dummen Satz gesagt haben, wie, „die Hannoveraner haben ihre Lektion gelernt“. Sie würden also in ihrer gerechterweise zerstörten Stadt Adolf Hitler nie wieder einbürgern. Dass hier nun ein Irrtum vorlag (die Einbürgerung des Weltkriegsgefreiten erfolgte in Braunschweig), tut eigentlich auch nichts zur Sache, dann wäre Hannover eben später zerstört worden.

    Links unten im Bild sehen wir in jedem Fall den Turm der Marktkirche, die Kramerstraße zieht sich nach oben, dort habe ich klein den heutigen Standort des Leibniz-Hauses am Holzmarkt eingekreist, darüber die Nordspitze der Leine-Insel, zu der wir gleich kommen.
    Bildquelle: Bildindex


    7. Blick aus der Kramerstraße zum Holzmarkt.
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    8. Blick vom Holzmarkt zurück zur Marktkirche heute ...


    9 ... und damals.
    Bildquelle: Bildindex


    10 Jetzt sehen wir auf die Westseite des Holzmarktes mit dem Leibnizhaus in der Mitte, sein Wiederaufbau wurde oftmals kritisiert, fand er doch ca. 200 Meter Luftlinie entfernt von seinem alten Standort statt. Wirklich original ist nach völliger Zerstörung im Krieg so gut wie nichts, es erfolgte 1983 ein ausschließlicher Wiederaufbau der Fassade, übrigens nach einer Zeichnung des ehemaligen Bremer Denkmalpflegers Rudolf Stein (Übrigens ist das Leibnizhaus eines der wenigen Häuser mit einer Außenlucht außerhalb Bremens). Im Gegensatz zu schon hier vertretenen Meinungen sehe ich den Wiederaufbau absolut positiv, perfekt ist nichts, der aktuelle Zustand ist sicher ein Gewinn für die Stadt. Natürlich wäre für das linke Gebäude eine weitere Reko absolut Pflicht gewesen, allerdings finde ich es noch nicht mal ganz schlecht, zumindest für frühe 80er.

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    Bildquelle: Bildindex

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    Bildquelle: Bildindex


    14 Direkt gegenüber sehen wir die traurigen Reste des Hauses der Väter, die nun über Jahrhunderte schon mehrfach umgezogen sind. Mit diesem lieblosen Spolien-an-ein-neues-Gebäude-klatschen war sicher niemandem geholfen.

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    Bildquelle: Bildindex

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    Bildquelle: Bildindex


    18 Hier haben wir den Blick über den Holzmarktbrunnen in die Burgstraße, der sich vorher-nachher aus dieser Perspektive gar nicht viel geändert hat.
    Bildquelle: Bildindex

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    20 Allerdings kommt, wenn wir etwas nach links schwenken, das historische Museum ins Spiel, das das Umfeld doch deutlich stört. Ein Riesenklotz aus den 60ern, der den Rest des Zeughauses und Teile der Stadtmauer in neue Bauteile „integriert“. Das ist natürlich mehr oder weniger gelungen, vor allem ist das Gebäude einfach zu groß.


    21 Über die Verlängerung der Kramerstraße sind wir nun am nördlichen Ende der ehemaligen Leine-Insel angekommen, der Vergleich vorher-nachher ist natürlich vernichtend, die Position dürfte nahezu identisch sein. Zur Orientierung kann nur die Spitze der Neustädter Kirche im Hintergrund dienen.
    Bildquelle: Bildindex

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    23 Aus dieser Position wird der Verlust deutlicher, meine Position in Bild 22 habe ich in Bild 24 oben markiert, zudem den wohl recht genauen Verlauf der Nordspitze der Insel, der vor Ort nicht mehr zu erahnen ist. Wesentliche Teile der ehemaligen Insel werden heute durch einen Parkplatz effektiv genutzt.
    Bildquelle: Bildindex

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    25 Krass ist der Blick von gleicher Stelle auf die Marstallinsel (a.d. 1732), hier wird der Verlust der Uferbebauung überdeutlich, in Bild 26 ist der Verlauf des Leibnizufers (so heißt die Straße) zu erahnen, die sich wie eine Autobahn links der Leine mitten durch die in Bild 1 gezeigte Stadt zieht.
    Bildquelle: Bildindex

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    27 Von Bild 27 (ganz rechts die Marstallbrücke) bis Bild 29 schauen wir noch einmal im Detail zurück zur ehemaligen Nordspitze der Leineinsel.
    Bildquelle: Bildindex

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    30 Jetzt sehe ich von der anderen Uferseite (ziemlich exakt von der Position der ehemaligen Nordspitze der Insel) auf die Uferseite stadteinwärts, die sich ebenfalls deutlich verändert hat. Ich habe mich schon immer gefragt, was das für ein komisches flaches Dach über dem ehemaligen Zeughaus ist, jetzt weiß ich es. Hier würde das rekonstruierte Vorkriegsdach eine immense Verbesserung des Bildes bewirken. Aber vermutlich ist der aktuelle Zustand des historischen Museums ohnehin denkmalgeschützt.

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    Bildquelle: Bildindex

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    Bildquelle: Bildindex

    33 Zunächst einmal abschließend sehen wir noch vorher-nachher über die ehemalige Inselbrücke zurück zur Marktkirche. Sollte das Häuschen links vorne nicht rekonstruiert werden? Weiß der Himmel, warum das nicht geklappt hat. Wahrscheinlich nach dem Motto „wehret den Anfängen“.
    Bildquelle: Bildindex

    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (22. Juni 2013 um 11:28)

  • 35a Von der Calenberger Vorstadt hatte ich bis vor vier Wochen kaum etwas gehört, in dem etwas weiter von der Innenstadt entfernten Bereich der Calenberger Straße war ich nun auch zum ersten Mal. Dass das hier bis zum Krieg ein sehr schöner Bereich gewesen ist, sehen wir aus dieser Perspektive von Süden her. Phantastisch. Die Calenberger Straße verläuft unten quer unterhalb der Neustädter Kirche. Ganz oben rechts sehen wir das Anzeigerhochhaus.
    Bildquelle: Bildindex

    35b Jetzt schauen wir die Calenberger Straße hoch in Richtung Marktkirche. Zeughaus und Beginenturm habe ich zur Orientierung markiert. Ein Wahnsinns-Viertel.
    Bildquelle: Bildindex

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    38 Dagegen ist die Lage heute desaströs. Der Bereich wurde durch das Leibnizufer gründlich von der Innenstadt abgetrennt, hierhin verirrt sich aus der Innenstadt kein Mensch, hier ist auch nichts sehenswertes mehr, keine Geschäfte, kaum Gastronomie, vermutlich brennen hier im Winter Ölfässer. Somit wäre auf der aktuell diskutierte Rückbau des Leibnizufers für die Calenberger Vorstadt nicht erfolgversprechend, hierhin kommt so oder so niemand.

    39 An einigen Stellen gab es nach dem Krieg Versuche, die einstige Bebauung wiederzubeleben, das Resultat ist allerdings tragikomisch.

    40 Einzig an dieser Ecke (Brandstraße/Mittelstraße) im südlichen Bereich der Calenberger Vorstadt hat sich relevante Bebauung erhalten (die im Forum schon mal zu sehen war).

    41 Auch hier sehen wir noch Sehenswertes, Mittelstraße Richtung zu den Archivgebäuden am Leibnizufer.

    42 Jetzt schauen wir zwischen den Archivgebäuden zur Marktkirche ...

    43 ... und sehen noch Spuren der Vergangenheit. Madonna, gab es hier noch einen klasse Endkampf?

    44 Jetzt sehen wir das Niedersächsische Hauptstaatsarchiv (um 1720) am Süd-Ost-Rand der Calenberger Vorstadt, ...

    45 ... im Rücken des Betrachters öffnet sich die unendliche Weite des Waterloo-Platzes.

    46 Jetzt sind wir am neuen Rathaus angekommen, das seinen Höhepunkt für mich im Inneren verbirgt, in Gestalt von vier Stadtmodellen,
    - aktuell,
    - nach dem Krieg
    - vor dem Krieg und
    - 1689.
    Dass das für halbwegs mit der Stadt Vertraute äußerst interessant ist, ist offensichtlich. Hier könnte man mit entsprechenden Vergleich und Hintergrundinformationen ein Buch füllen, man bräuchte dafür allerdings mehr Zeit, als ich sie hatte.

    47 Als erstes sehen wir das soeben in natura betrachtete Terrain von Süden im heutigen Zustand abgelichtet, in der Mitte habe ich zur Orientierung den Beginenturm, links die Ecke Brandstraße/Mittelstraße aus Bild 40 markiert.

    48 Jetzt sehen wir wieder über die Calenberger Vorstadt aus Westen zur Marktkirche. In der Bildmitte habe ich die beachtlichen Reste der Bebauung auf der Leine-Insel eingekreist. Auch die Gebäude rechts davon stehen heute nicht mehr. Rechts unten haben wir die Ecke Brandtstraße/Mittelstraße aus Bild 40.

    49 Jetzt sehen wir zur Marktkirche von Süden. Links unten habe ich die Wasserkunst eingekreist, das eingekreiste Gebäude rechts sehen wir noch in Bild 55. Links davon die ausgebrannte Markthalle, gegenüber hat sich ein ganzer Block erhalten, den wir in Bild 57 wiedersehen.

    50 Jetzt sehen wir aus Süden zur Ägidienkirche. Das Eckgebäude links blieb später stehen, die Gebäude gegenüber größtenteils nicht (siehe Bild 62).

    51 Jetzt sehen wir von Osten zur Marktkirche, unten rechts habe ich den ehemaligen Standort des Leibnizhauses markiert, links oben den Holzmarkt. Die markierten Gebäude in der Mitte sehen heute sicher nicht mehr alle am markierten Ort (Knochenhauerstraße). Darüber ist der Bereich um den Ballhof, der den Krieg wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden hat.

    52 Jetzt sehen wir von Süden die Leine hoch, ich habe den heutigen ungefähren Verlauf der Straße „Leibnizufer“ und den genannten Parkplatz eingezeichnet.

    53 An dieser Stelle abschließend sehen wir jetzt (noch einmal) über die Calenberger Vorstadt zur Marktkirche a.d. 1689, rechts unten sehen wir wieder die Häuser an der Ecke Brandtstraße/Mittelstraße.

    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (22. Juni 2013 um 11:50)

  • 54 Jetzt sind wir aus dem Rathaus hinaus Richtung zur Ägidienkirche gelaufen und schauen auf die Straßenecke aus Bild 50.

    54a Hier haben wir einen Blick auf die Ägidienkirche von Westen, offenbar hatte das Schiff der Kirche schon früh im Kriegsverlauf einen gewaltigen Treffer abbekommen. Oben sehen wir den Ägidientorplatz, der nach dem Krieg gewaltig verbreitert und ab 1969 durch eine noch gewaltigere Hochstraße überquert wurde. Diese Hochstraße wurde 1998 gegen Einwände von Bedenkenträgern wieder abgerissen, die befürchteten, ohne die Hochstraße würde der Verkehr zunächst in der Hannoveraner Innenstadt und im Anschluss im kompletten Südniedersachsen zusammenbrechen (was dann aber ausblieb). Die im Bild markierte Ecke rechts hatten wir eben in Bild 54 (etwas weiter rechts steht das neue Rathaus), das markierte Gebäude rechts sehen wir noch in Bild 77. Man beachte die phantastischen Straßenzüge gerade unten im Bild, von denen nichts übriggeblieben ist.
    Bildquelle: Bildindex

    55 Jetzt schauen wir auf die aktuelle Version der Markthalle (rechts die erhaltenen Gebäude aus Bild 49), die vor dem Krieg deutlich besser aussah.

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    Bildquelle: Bildindex

    57 Diese Gebäude haben wir ebenfalls in Bild 49 gesehen.

    58 Jetzt sind wir zurück in der Burgstraße und sehen von der Rückseite des Leineschlosses (heute Niedersächsischer Landtag) zum Holzmarkt.

    59+60 An der Westseite der Burgstraße (Markierungen zur Orientierung) wurden für das historische Museum offensichtlich Fachwerkgebäude entfernt.

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    61 Diese Gebäude wurden, wie ich denke, einfach auf die andere Straßenseite gesetzt, wo es nach dem Krieg deutlich Lücken gab.

    62 Jetzt sehen wir das älteste Fachwerkhaus Hannovers a.d. 1566, das hier im Forum schon einmal zu sehen war.

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    65 Jetzt sehen wir vom Ballhof in die Kreuzstraße zur Kreuzkirche. Hier ist ein schönes Ensemble stehen geblieben.

    66 Überhaupt hat der Ballhof den Krieg nahezu unversehrt überlebt. Hier hätte ich noch ein paar Bilder mehr machen können.

    67 Von der Knochenhauerstraße her hat sich der Blick zur Kreuzkirche dagegen deutlich verändert.

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    Bildquelle: Bildindex

    69 Überhaupt ist in der Knochenhauerstraße nicht viel Historisches übriggeblieben. Wenn ich der Straße weiter in Richtung Norden folge, wird die Lage desaströs. Erst kommt trostloses 60er-Quartier, die nahtlos in ein Rotlichtviertel übergeht. Die, natürlich uralte, Knochenhauerstraße hat in Hannover keinen guten Namen.

    70 Im Anschluss habe ich die heutige Altstadt verlassen und mir noch ein paar Gründerzeitgebäude angesehen. Zunächst in der Seilwinderstraße. Hier haben manche Gebäude den Krieg besser überstanden, andere schlechter (und die nicht gezeigten gar nicht).

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    72 Jetzt stehen wir im nordwestlichen Bereich der Georgstraße, relativ nahe dem Anzeigerhochhaus. Hier stehen noch einige schöne Gebäude, von anderen ist nichts übriggeblieben, z.B. dem Prachtbau aus Bild 73. Hierzu hatte ich im Modell im neuen Rathaus gezielt nach Resten gesucht, aber nichts gefunden. Totalverlust.

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    Bildquelle: Bildindex

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    76 Jetzt bin ich die Georgstraße deutlich in Richtung Südwesten und Ägidientorplatz gelaufen und an der Oper angekommen, auf der gegenüberliegenden Seite stehen noch einige schöne Gebäude, die wir auf den Bildern zuvor gesehen haben.

    77 Mein aktuelles Lieblingsgebäude (Baujahr 1900, ist mir erst vor einem viertel Jahr aufgefallen), steht unweit der Oper zum südlichen Beginn der sehenswerten Straße „An der Börse“. Wo die folgenden Gebäude stehen.

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    82 In dieser Straße, im rechten Winkel zu „an der Börse“ war ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Irgendwann setze ich hier meine Exkursion fort.

    83 Jetzt schauen wir zurück über die Georgstraße zum hier im Forum schon diskutierten Gebäude von Peek und Cloppenburg, das ja nun bald verschwinden wird, der Teil des Gebäudes weiter nach rechts wird ja aktuell schon neu gebaut.

    84 Schließen möchte ich mit diesem Bild der allerdings weit abgelegenen Stadthalle (1911-1914), Architekt war der aktuell vieldiskutierte Paul Bonatz. Das Gebäude gefällt mir aber durchaus. In der benachbarten Eilenriedehalle (nicht im Bild) habe ich in den ganz späteren 70ern mal AC/DC feat. Bon Scott gesehen, aber das tut hier ja vielleicht nichts zur Sache.
    Bildquelle: Bildindex

    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (22. Juni 2013 um 12:25)

  • Diese Aufnahme sollte in die Rubrik der schlimmen Kontraste, an so einem Beispiel wird sehr deutlich, was klassische Architektur im Vergleich zur "Moderne" ausmacht.

    In dubio pro reko

  • Sehr gute Galerie, Erpel. Ich persönlich finde Hannover beileibe nicht so schlecht, wie es hier im Forum gemacht wird. Eine mit soviel Anstand wiederaufgebaute Staße wie die Kreuzstraße wird man in Nürnberg oder Würzburg lange suchen müssen (und dies in aller Regel vergeblich).

    Immerhin hat man viel Ensemblebewusstsein gezeigt und einige wichtige Sraßenzüge wieder attraktiv gemacht. Wo ist dies sonst schon passiert, in welcher anderen Großstadt?

    Das kann sich doch wirklich sehen lassen:



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    Und was diese Ansicht betrifft:



    Pic-Upload.de - Kostenlos Bilder

    so ist die Straße natürlich hässlich, aber auch nicht hässlicher als die Würzburger Dom- oder Schönbornstraße bzw irgendein Nürnberger Normalfall. Warum hier immer mit zweierlei Maß gemessen wird, warum Hannover und auch Braunschweig als so mieser hingestellt werden, alssie sind, während man sonst bei fränkischen Beispielen am liebsten drei Augen zudrücken würde, versteh ich nicht.

    Auch wenn die "Reko" des Leibnitzhauses nicht allen Anforderungen gerecht wird: besser als die Pellerhauslösung ist sie allemal (obwohl davon weit weniger übriggeblieben ist). Überhaupt gilt es zu bedenken, dass Hannover keineswegs zu den schönsten und berühmtesten Städten gezählt hat. Es war als "großes Dorf" verschrieen und hat mehr städtisches Bewusstsein gezeigt als manch andere Stadt. Mit etwas gutem Willen wird sich aus dem Zentrum noch eine sehenswerte, ja schöne Stadt machen lassen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • die malerische Vahrenwalder Straße

    :biggrin: Wahrlich eine der malerischsten Straßen, die ich kenne.

    Hannover gilt ja nun als Beispiel für einen misslungenen Wiederaufbau nach dem Krieg

    Nein, Hannover wird im Gegenteil recht häufig als vorbildliches Beispiel für den Wiederaufbau genannt.


    Aber erstmal danke ich Dir für diese hervorragende und überfällige Galerie von der Stadt, in der ich freiwillig ein Jahr meines Lebens verbracht habe. Hannover kann man nur differenziert bewerten. Eigentlich unmöglich, über diese komplexe Stadt ein pauschales Urteil zu fällen.

    Hannover ist ein Konglomerat aus relativ unharmonisch nebeneinander existierenden Bereichen. Man kann sich von Süden kommend die Freude machen, in Laatzen beim Messegelände von der Autobahn abzufahren und dann die Innenstadt anzusteuern. Auf diese Weise lernt man schonmal eine Hannoveraner Eigenart kennen: Die Ausfallstraßen. Über bestimmt zwanzig Kilometer quält man sich durch absurde Gebiete, eine Mischung aus grauen schäbigen Hochhäusern, angemoderten Rotklinkerblöcken mit weißen Plastikfenstern, tiefgrau verputzten Wohnkästen (Mischung aus DDR und Ruhrgebiet), jede Menge Gewerbebauten, grelle Werbetafeln an rotverklinkerten Arbeitergründlern im typisch südniedersächsischen Stil, kurzum: Zersiedelte Disharmonie und eine mysteriöse Aura, wie sie mir bis dato unbekannt war.

    Dann gibt es die wundervoll erhaltenen Gründerzeitviertel hoher Güte: Teile der Oststadt und die List. Herrlich urban ist es dort und der Hannoveraner Stil schafft eine eigene Stimmung. Linden ist das Gleiche in einfach plus Multikulti.

    Die Innenstadt ist ebenso kontrovers. Einerseits die durchwachsene Mini-Altstadt mit ihren unwiderstehlichen Einsprengseln gröbster Unsensibilität, und nebendran das Geschäftszentrum in Grau (das auf Erpels Bildern bislang viel zu gut weggekommen ist). So ziemlich alle Hannoveraner Innenstadtplätze (selbst der Marktplatz) werden von mindestens einer Verkehrsstraße tangiert - ebenfalls ein Unikum.

    Ich empfand die Atmosphäre im Zentrum immer unterkühlt und lieblos, die warme und verspielte Ausstrahlung von Freiburg sucht man selbstredend vergebens. Das Brutalismuscenter am namensmäßig nicht weniger eleganten "Kröpcke" setzte dem ganzen bis vor Kurzem die graue Krone auf. Keine andere Halbmillionenstadt hat sich direkt an ihrem zentralsten Platz ein derartiges Monster geleistet. Endlich wird es teilabgerissen und durch Kleihues unkenntlich gemacht.

    Das nächste Unikum wäre dann das schäbige Rotlichtviertel beim westlichen Abschnitt der Fußgängerzone - direkt ans Geschäftszentrum grenzend. Passend dazu bröckelnder Billigbeton unterster Kategorie: Die gesamte Gegend ums Steintor zählt zu meinen negativsten Erlebnissen deutschlandweit. Einreihen in die Misere können sich dann noch die nördlichen Stadtviertel von Vahrenwald über Hainholz, Leinhausen, Stöcken & Co bis zum überdimensionalen VW-Werk. Solcherlei Unorte werden mir unweigerlich in Erinnerung bleiben.

    Unikum, die x-te: Laatzen und Garbsen, zwei riesige Plattenbaustädte, konzipiert als Wohnvororte von Hannover. Wohl die hässlichsten Städte Niedersachsens.

    Man merkt, ich mag die niedersächsische Landeshauptstadt nicht so wirklich. :wink:

    Aber ich möchte im Guten enden: Der Maschsee als innerstädtische Erholungszone ist ebenfalls einzigartig, im positiven Sinne. Und das idyllische Isernhagen ist ein norddeutscher Traum. Als Wohnstandorte empfehlen kann ich Kleefeld-Süd und Kirchrode im Osten. Neben der List die einzigen innerstädtischen Ecken, in denen ich mir ein Leben vorstellen könnte.


    Visuelles:

    Besagter Grauputz google maps

    Rotlichtmilieu google maps

    Kröpcke-Center in voller Pracht http://www.skyscrapercity.com/showpost.php?p…878&postcount=1

    Kröpcke-Center in halber Pracht http://www.haz.de

    Kröpcke-Center damals http://www.skyscrapercity.com/showpost.php?p…&postcount=2531

    Kröpcke-Center künftig (die Reste im Hintergrund kommen auch noch weg) http://www.skyscrapercity.com/showpost.php?p…&postcount=2517

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    4 Mal editiert, zuletzt von youngwoerth (28. Juni 2011 um 11:46)

  • Das kann sich doch wirklich sehen lassen:


    ...ja, und das Fenster am rechten Bildrand im ersten Stock gehört zu dem Raum, aus dem ich gerade schreibe! Baujahr 1938, wie auch die ersten vier Häuser auf der linken Straßenseite. Ergebnis der ersten Altstadtsanierung 1936 - 1938, vorher war hier ein sehr eng bebautes, sehr verkommenes Fachwerkviertel - diese Straße war vor 1936 nicht einmal halb so breit.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Danke Erpel, für die Bilder aus Hannover.

    Sie zeigen, dass auch in Hannover immerhin noch das allernötigste vorhanden ist: Die beiden Rathäuser, Schloss, Kirchen (wenngleich auch teilweise nur als Ruinen), einige imposante Gründerzeit Prachtbauten, eine Reihe typischer Bürgerhäuser verschiedener Epochen. Ergänzen müsste man dazu noch die erhaltenen Gründerzeitviertel.

    Wenngleich man selbstredend besser keine Vergleiche zu München, Hamburg, Dresden oder [lexicon='Leipzig'][/lexicon] anstellen sollte; manche Stadt hat es noch schlimmer erwischt: Dortmund hat das alte Rathaus nicht mehr, Magdeburg hat massiv Kirchen beseitigt und von Pforzheim braucht man ohnehin nicht reden. Verglichen mit den meisten japanischen oder US Städten wirkt Hannover beinahe wundervoll traditionalistisch. Hierzu kommt jetzt noch die Rekonstruktion von Herrenhausen, so dass ich die Zukunft der Stadt gar nicht so negativ sehe.

  • Nachdem ich derzeit öfters in Hannover bin, kann ich hier noch ein paar Bilder anhängen.

    35a (Bildquelle Bildindex) Dieses Bild der Calenberger Vorstadt hatte ich schon gezeigt, man beachte das Trapez des Neustädter Marktes links. Weiter links, also nördlich, ...

    85 (Bildquelle Bildindex)... schließt sich das Gebiet um die Georgstraße an, die auf den Georgsplatz zuführt, der Neustädter Markt ist hier im Bild ganz rechts oben zu sehen. Man beachte die Clemens-Kirche in der oberen Bildmitte und die Garnisonskirche am Georgsplatz darunter.

    86 (Bildquelle: Bildindex) Leider hat von der Bausubstanz von Bild 85 ebenso wie der aus Bild 35a so gut wie nichts den Krieg überstanden. Das fand ich gar nicht selbstverständlich, befanden sich doch um die Calenberger Straße wesentlich mehr Fachwerkgebäude als um die später bebaute Goethestraße. So wurde auch die 1712-1718 gebaute Clemenskirche im Oktober 1943 bis auf die Grundmauern zerstört, allerdings nach dem Krieg wieder aufgebaut und sogar um die Kuppel ergänzt, die im 18. Jahrhundert aus mir unbekannten Gründen geplant, aber nicht ausgeführt wurde. Laut Wikipedia ist die Clemenskirche die einzige Kirche in Norddeutschland mit einem rein italienischen Charakter. Auch das Innere der Kirche halte ich als ein im Prinzip reiner Nachkriegsbau für äußerst respektabel. „Am 12. März 1998 erhob Papst Johannes Paul II. die Kirche ... zur Basilica minor“ (Quelle Wikipedia), was immer das genau heißt. Auch das Umfeld der Kirche lässt sich zumindest noch angenehm photographieren, es wären aber auch deutlich hässlichere Perspektiven möglich. Das komplette Gebiet von hier bis zur Calenberger Straße ist leider Totalverlust.

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    92 (Bildquelle: Bildindex) Noch wesentlich schlimmer als die Clemenskirche erwischte es Goetheplatz und besonders die Garnisonskirche. Wurde dieser im Krieg im Wesentlichen unzerstörte Bau doch 1959/60 abgerissen, dies auch auf Betreiben des damaligen Stadtbaurates Rudolf Hillebrecht.

    93 (Bildquelle: Bildindex)

    94 (Bildquelle: Bildindex)

    95 Hier sehen wir ziemlich exakt die Perspektive aus Bild 86 im Stadtmodell im Neuen Rathaus Die Kirche rechts vom Platz ist verschwunden, der linke der drei Wohnblöcke im Stadtmodell steht heute auch schon nicht mehr, unter Hillebrecht ließ die Bauqualität ebenso wie die Ästhetik zu wünschen übrig. Heute steht auf dem Platz eine umzäunte Grünfläche. Leider war das Stadtmodell im Neuen Rathaus, das den direkten Nachkriegszustand zeigt, aufgrund einer Veranstaltung nicht zu sehen, ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser massiv bebaute Platz im Krieg komplett ruiniert wurde.

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    97 Das ist der Zustand des Goetheplatzes heute, in dem mit Bäumen bewachsenen Bereich rechts stand die Kirche.

    98 Das ist das einzige Vorkriegs-Gebäude, das um den Goetheplatz stehen geblieben ist (markiert in Bild 96).

    99 Noch kurz einstreuen möchte ich das heutige Maritim-Hotel gegenüber dem neuen Rathaus, ein Traum in Waschbeton. Kaum zu glauben, in den 70ern war dieser Schuppen als Interconti das erste Haus am Platz, hier haben die Rolling Stones übernachtet, ich meine während der Fußball-WM 74 die Holländer. Drinnen sieht das Hotel zumindest in der Lobby gut aus, aber die ohnehin schon hässliche Fassade befindet sich in einem äußerst schlechten Zustand.

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    101 (Bildquelle Bildindex) Um das nahe niedersächsische Landesmuseum von 1902 Richtung zum Maschsee sieht es etwas besser aus, fast etwas wie eine Insel in einer sonst erstaunlich intensiv zerstörten Innenstadt um den Aegidientorplatz. Direkt um das Museum fehlt heute nur das markierte Gebäude im Bild oben.

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    104 Auf diesem Gebäude links neben der Markierung in Bild 101 fehlen heute nur die Turmaufsätze, die wohl dem Zeitgeist in den 50ern oder 60ern weichen mussten. Das war’s für’s erste von mir aus Hannover.

  • Es scheint mir doch schon arg ironisch, dass man in einer von vielen Städten, die die Schrecken und Greuel der NS-Herrschaft als Alibi für gezielte Stadtzerstörung nutzten, mit dem Fackelträger ausgerechnet eine Statue des dritten Reichs hat stehen lassen. Aber gut, mir solls mehr als recht sein. Nicht, dass ich das Verständnis des "arischen Idealmenschen" oder gar die Ideologie an sich befürworten würde, aber für mich ist jede als solche auch erkennbare Skulptur, die verloren geht, eine zu viel.

    Ansonsten vielen Dank für die zahlreichen Bilder! Obwohl einer meiner entfernteren Verwandtschaftszweige Richtung Hannover geht, war die Stadt bisher für mich ein weißer Fleck. Umso bedauerlicher macht die Schönheit der handvoll wiederaufgebauter Fachwerkhäuser und der wenigen Überlebenden von Expressionismus, Gründerzeit und Klassik den so weitreichenden Verlust der hannover'schen Bautypen. Aber immerhin: Was die "Altstadt" betrifft ist mir ein kleiner, authentisch wirkender Bereich mit Translozierungen und Kulissen doch lieber als ein sporadischer, weit gestreuter oder sogar überhaupt kein Wiederaufbau, wie in Frankfurt (was sich jetzt ja glücklicherweise ändert) oder Köln.

    Wenn ich aber die Dreistigkeit betrachte, mit der sich die ach-so-hochgelobte Landesbankzentale nicht nur über die Bautradition an sich (womit man ja heute allseits rechnen muss) hinwegsetzt, sondern auch über den historischen Straßengrundriss, dann kommt mir das Frühstück hoch.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

    2 Mal editiert, zuletzt von TrierRekos95 (15. Juni 2013 um 12:21)

  • Sorry dafür, war zum letzten mal mit ~ 13 in Kölle und hab da die Altstadt ausgelassen - ich kann mich nur noch ersinnen, beim vorbeiirren an Beton - und Glasmonstern auf eine handvoll neoklassizistischer Krüppel und schließlich den Dom gestoßen zu sein. Also - ja, ich korrigiere mich: Köln hat eine vorzügliche Wiederaufbauleistung erbracht. Und das mein ich auch so.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Zitat

    Allerdings wurde in Hannover ein beträchtlicher Baubestand einfach umversetzt und in ein Gefüge gegossen.

    Es sind nach dem Krieg exakt vier Fachwerkfassaden umgesetzt worden, drei davon von der Knochenhauerstrasse zur Burgstrasse (gegenüber des Museums) innerhalb des gleichen Häuserblocks. Diese Häuser haben übrigens fürchterliche, mittlerweile auch etwas heruntergekommene Rückseiten, einfachste 50er Jahre Architektur in die kubatur von Altstadthäusern gepresst. Ich sehe sie von meinem Fenster (Ballhofstr.) aus.
    Die Häuser an der Kramerstrasse (die von der Marktkirche zum Historischen Museum führt) sind allesamt noch am originalen Standort.
    Das Ballhofviertel wurde von 1936 - 1939 nahezu vollständig im Rahmen der beginnenden Altstadtsanierung abgerissen und dort schöpferische Neubauten im "Heimatschutzstil", also der Altstadttypologie Hannovers stark angepasst, errichtet. Dabei hat man die einen oder anderen Spolien und auch 2 oder 3 Fachwerkfassaden wieder eingebaut. Das Spittahaus wurde um ca. 20 m längs der Burgstrasse versetzt und um 90° gedreht, um den Ballhofplatz anlegen zu können.
    Das sog. Leibnizhaus - lediglich eine vollständig neue Fassadenreplik an einem völlig anderen Standort - entstand erst Anfang der 80er Jahre als Aushängeschild einer Begegnungsstätte der Wissenschaft. Der ursprüngliche Standort an der Schmiedestrasse war mittlerweile - nach Beseitigung der erhaltenen frühgotischen Kellergewölbe - durch eine Hochgarage verstellt.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Ich sehe, ich muss meine Fotos in dieser Galerie dringend überarbeiten und werde das beizeiten machen. Vor pic-upload.de kann ich nur warnen.

  • Weil Hannover hier ein ziemlich stiefmütterliches Dasein fristet und ich neulich in Hannover war, ein paar Handyschnappschüsse aus der Stadt, wirklich nichts besonderes, aber immerhin besser als (fast) nichts:

    Zwei Dinge, die ich beobachtet habe: Es gibt einen starken Hang zur "Neobacksteingotik" in der Stadt und es ist die einzige Stadt, die ich kenne, in der schon vor dem ersten Weltkrieg Backstein/Klinker ein dominierendes Baumaterial war, und zwar nicht nur in den allereinfachsten Arbeiterunterkünften, sondern reich verziert, quasi vollhistoristisch. Bremen und Hamburg etwa sind zur Zeit des Historismus eher "weiße" Städte gewesen mit Ausnahme vielleicht der Speicherstadt und ähnlich eindeutig industriell genutzter Speicher/Hafengebäude in Bremen sowie ein paar großer Geschäftsgebäude in der Innenstadt (Baumwollbörse, Justizgebäude), die Klinker zumindest als Fassadenelement kennen, aber nicht so dominant/praktisch exklusiv:

    Wie gesagt, schief, Handy, jaja - aber kennt Ihr solche Straßenzeilen wie die oben aus irgendeiner anderen deutschen Stadt?

    Ein prachtvolles Portal im Zentrum:

    Zum Schluss noch drei Schnappschüsse von den Resten der hannoverschen Altstadt, zunächst Marktkirche, rechts angeschnitten das alte Rathaus:

    Altes Rathaus:

    Und ein Blick in die fachwerkigste Straße Hannovers:

    Insgesamt wirkt Hannover in fast allem mit Ausnahme natürlich der ursprünglichen, zerstörten, absolut südniedersächsischen Fachwerkaltstadt "norddeutscher" als etwa Bremen (ebenfalls mit Ausnahme der großenteils zerstörten bürgerlichen Altstadt, die sehr norddeutsch wirkte). Und diese sehr umfangreiche Nutzung von Klinker und Backstein schon weit vor dem ersten Weltkrieg und nicht nur als Fassadenschmuck, sondern praktisch mit vollständig und aufwändig mit Klinker gestalteten Fassaden, das kenne ich so von keiner anderen deutschen Stadt. Mag sein, dass Kiel auch solche Bereiche hat(te), und vielleicht Rostock? Stettin früher?

  • Mir würde auf die Schnelle noch Lübeck einfallen.

    Jedenfalls sehr schöne Schnappschüsse! Beim ersten Foto handelt es sich übrigens um das Lindener Rathaus (die Stadt Linden wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg eingemeindet), das nach Kriegszerstörungen leider nur teilweise wiederaufgebaut worden ist. Eine historische Ansicht ist hier zu finden. Eine Rekonstruktion des Ursprungszustandes ist leider nicht absehbar.

    Bei Gelegenheit werde ich selber mal Fotos aus Hannover beisteuern. Die Stadt hat meiner Meinung nach sehr viel zu bieten und wird deutschlandweit zu Unrecht als graue Maus abgetan – zumal auch die Anzahl der Bausünden inzwischen rückläufig ist. :foto:

  • Mir ist die Stadt in all ihrer Knorrigkeit auch durchaus ans Herz gewachsen - und es überrascht dann doch immer wieder, was noch alles steht, trotz der massiven Kriegszerstörungen und eines wohl fast beispiellosen Nachkriegsfurors unter R. Hillebrecht. Alleine aus Linden wie im ersten Bild könnte man viele Fotos machen, da gibt es herrliche Ensembles mit dieser ganz eigentümlichen hannoverschen, backsteinlastigen Gründerzeit... die List ist über weite Strecken eine echte Gründerzeitperle der ersten Klasse. Auch in Nord- und Südstadt finden sich noch sehr nette Ecken. Aber der uns schon vor Jahren verlassen habende youngwoerth hat auch recht mit seiner obigen Beobachtung, dass in Hannover fast jede schöne Ecke immer mindestens eine gruselige Seite hat und die Neigung zu billigen, ungegliederten Plastikfenstern wohl nur in Bremen noch ausgeprägter war.

    Dafür konnte man die Backsteinverzierungen nicht so einfach "entstucken" wie den Fassadenschmuck in Berlin, NRW oder Bremen - hat also auch Vorteile aus heutiger Sicht ;). Und es ist ganz unbestritten so, dass auch Hannover von der Renaissance unserer Städte in den letzten 10, 15 Jahren profitiert. Ich kann Linden bei meinen gelegentlichen Besuchen quasi bei der Gentrifizierung zuschauen, und meist eher zugunsten des Straßenbildes, wenngleich nicht immer zum Vorteil der Bewohner.

    Eine in der Summe seltsame Stadt, über die man kein eindeutiges Urteil fällen kann wie vielleicht über Dortmund oder Essen oder umgekehrt vielleicht Leipzig. Obwohl als Göttinger "meine" Landeshauptstadt und obwohl ich seit über 20 Jahren bedingt durch Freundschaft und Verwandtschaft regelmäßig in verschiedenen Teilen der Stadt gewesen bin, ist sie mir trotz vieler schöner Besuche und denkwürdiger Abende immer etwas fremdgeblieben, was nicht heißt, dass ich sie nicht mögen würde. Verfahren kann ich mich -trotz eines ganz guten Ortssinns- z.B. immer noch herrlich und jedes Mal aufs Neue.

    Mal ein Beispiel für einen gelungenen Rückbau einer Bausünde an einem absolut zentralen Platz (Kröpcke):

    P.S.:Weiß nicht, warum die Bilder manchmal so pixelig werden und manchmal nicht. Die Originale sehen alle gleich scharf aus.

  • Habe noch ein paar Fotos aus Hannover dabei, mit einem neuen Handy ist es einfach viel leichter, halbwegs präsentable Fotos zu machen, allein das Auflösungsproblem hier habe ich noch nicht in den Griff bekommen. Ich war aufgrund eines längeren Umsteigeaufenthaltes für ca. 45 Min. in der Innenstadt unterwegs, die ich -abgesehen von der kurzen Stippvisite neulich und irgendeinem Hannoveraufenthalt mit dem Schülerferienticket in den frühen 1990er Jahren- überhaupt nicht kenne.

    1. muss man festhalten, dass Hannover doch noch einiges an zentralen Bauten besitzt. Das Alte Rathaus, die meisten Kirchen, den sehr schönen Bahnhof und sogar das Opernhaus, in vielen anderen deutschen Großstädten ja ein Rekonstruktionsdesiderat. In medias res, zunächst der imposante Hauptbahnhof:

    Nicht einmal dieser modernistische Glasvorbau stört mich wirklich.

    Am Bahnhofsplatz, der letztlich ein wenig dem Frankfurter ähnelt mit einer Halbkreisform, haben leider die mittigen Gebäude nicht überlebt, der Kaufhof ist sogar eines der übelsten Gebäude der Innenstadt, seitlich aber steht durchaus noch etwas:

    In der zentralen Achse vom Hauptbahnhof zum Kröpcke dann das typische Wiederaufbaupotpourri, wobei der Gesamtcharakter wenigstens wirklich großstädtisch ist. Daran scheitert Bremen leider sehr häufig.


    Blick zurück zum Hauptbahnhof, links der fürchterliche Kaufhofklotz, der sich in seiner Hässlichkeit Richtung Bahnhofsplatz sogar noch steigert:

    Das bereits beim letzten Mal gezeigte neue Kröpcke-Center, aus meiner Sicht eines der gelungensten neugebauten großstädtischen Geschäftshäuser der letzten Jahre in Deutschland:

    Gutes Material, schön gegliederte Fassade, frühmoderner Schick. Wird und muss nicht jeder hier mögen, ich find's gut. Es geht demnächst weiter.

  • Es geht weiter, am Kröpcke nach links in die Georgstraße Richtung Opernhaus. Diese Ecke scheint relativ gesehen den Krieg etwas besser überstanden zu haben, jedenfalls stehen noch einige dieser von mir so geliebten monumentalen Gründerzeitgeschäftshäusern mit Sandsteinfassade - auch diese fehlen in Bremen fast völlig.

    Zunächst das sehr gut erhaltene Opernhaus:


    In dieser sehr großzügigen boulevardartigen Ecke wie gesagt noch einige sehr ordentliche Geschäftshäuser:



    Hier mal einer dieser für den westdeutschen Wiederaufbau so typischen Kontraste:

    Am Georgsplatz geht es sehr ordentlich weiter:

    Schöne Neorenaissance:

    In dieser Ecke viele Bankhäuser etc., muss mal der Finanzdistrikt der Stadt gewesen sein. Typisch für diese "besseren" Gegenden und ähnlich wie in Hamburg wird dann auch der Wiederaufbau meist qualitätvoller, hier mal ein Bankgebäude aus den 1950er Jahren:

    Gegenüber:

    Wie gesagt, kannte ich alles nicht. In diesem Bereich macht die Stadt einen sehr ordentlichen Eindruck, sehr großstädtisch und doch großzügig-gediegen, mit vergleichsweise viel gründerzeitlicher Bausubstanz. Geht noch weiter...

  • Ganz ersparen kann ich Euch die gruseligen Bereiche der hannoverschen Innenstadt aber dann doch nicht. Diese sind zwar nicht schlimmer als die vergleichbaren Ecken in nahezu jeder westdeutschen Großstadt, aber doch immer wieder schockierend, wenn man sie zum ersten Mal sieht (in der Heimat setzt ja ein gewisser Abstumpfungsprozess ein, die einen vieles ausblenden lässt):

    Dann dieser unnachahmlich dürftige 50er-Wiederaufbau:

    Dazwischen mal ein Exot, den ich mir nicht recht erklären kann, vielleicht kann jemand mit Ortskenntnis etwas dazu sagen:

    Die 60er und 70er liefern eigentlich in jeder Stadt verlässlich die schlimmsten Unorte:

    Zwischendurch ein paar ältere

    und neuere

    Lichtblicke. Dieses letzte Gebäude ist nicht das Kröpcke-Center, sondern beherbergt die Deutsche Bank, wirkt aber sehr ähnlich.

    Als letztes ein ziemlich trister Durchblick zur Marktkirche: