Kopien europäischer Architektur in China

  • Vor allem in Indien gibt es davon auch unzählige wunderbare Beispiele. Man könnte dabei vom "Mexiko Asiens" sprechen, was die Vielfalt und Omnipräsenz der Kolonialarchitektur angeht.

    Ein besonderes Kuriosum in China Ist sicherlich Tsingtau, mit seinem deutlich erkennbar deutsch beeinflussten Historismus.

  • Mein Freund Lui Chan, Obmann des geschichtsträchtigen Brucknerbundes Attnang-Puchheim und Konzertmeister des Bruckner Orchesters Linz, verfügt aufgrund seiner Abstammung aus erster Hand über Informationen über das aktuelle Geschehen in China. China ist ja mittlerweile bekannt dafür, europäische Architektur zu kopieren. 2024 wird, so Prof. Chan, in der Musikwelt ein sogenanntes Bruckner-Jahr anlässlich der 200. Wiederkehr des Geburtstages des Komponisten. Was Wunder, dass es weltweit vielfältige Aktivitäten dazu gibt. In China erfreut sich die Symphonik Anton Bruckners über stark steigende Beliebtheit. Im nordchinesischen Taiyuan wird, so heißt es, momentan auf einem ehemaligen Militärgelände ein ganz besonderes Projekt hochgezogen: nämlich die Errichtung eines einzigartigen universitären Komplexes für Musikstudierende samt eigenem Konzertsaal. Das Ganze ist streng geheim und soll in der Weltöffentlichkeit erst am 4.September des kommenden Jahres mit der Eínweihung bekannt gegeben werden: dieser Komplex wird in den Formen des Stiftes St. Florian gestaltet werden. Die auch innen penibel nachgebaute Stiftsbasilika wird natürlich der Konzertsaal sein, die Akustik soll gegenüber dem sehr problematischem Original durch raffinierte technische Maßnahmen stark verbessert werden. Die Universität wird sich vor allem dem Schaffen Anton Bruckners und Gustav Mahlers widmen. Mein Freund ist übrigens nicht in diese Planungen einbezogen und lehnt derartigen "Hallstatt-Schnickschnack", wie er sagt, aus ästhetischen und sonstigen Gründen vehement ab. Allerdings sollen etliche Exil-Chinesen daran mitgewirkt haben. Momentan herrscht strikte Geheimhaltung, die Baustelle ist nach wie vor für die Öffentlichkeit gesperrt.

    Mich als Bruckner-Liebhaber berührt diese Geschichte her unangenehm, muss ich sagen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Glaubst denn wirklich, daß die Chinesen St.Florian auch nur annähernd authentisch simulieren können!? Nie und nimmer! In China muß alles schnell gehen. Schreibst ja selbst, von einem Komplex, der "hochgezogen" wird. Dann ist keine Zeit sich einfühlsam mit österreichischen Barock zu befassen. In der Kubatur und Proportion wird es dem gleichen, aber in den Einzelformen, oh Schreck ein Panoptikum kitschiger Adaptionen! Laßt sie nur machen, sie können nicht anders, als kopieren, bis sie sich in ihrer jahrtausendealten Kultur wieder gefunden haben und da frisch und mit Geisteskraft neu anknüpfen.

    St.Florian gehörte mit zu den ersten österreichischen Stiften, die ich den 80iger Jahren besuchte. Dank meiner Verwandten im Linzer Raum!

    PS: Vielleicht scannen sie St.Florian auch ein und drucken es dann aus ... wenn sie dürfen ... !? :augenrollengruen: :biggrin:

  • Ja, ich geb dir recht und befürchte auch das Schlimmste! Die Stiftskirche ist allerdings nur sehr bedingt dem österr. Barock zuzurechnen, aber das ändert nichts an der Problematik!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na das will ich meinen... dh nicht bloß "Einflüsse".

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Heidelberg-Kopie auf dem Campus von Huawei wird in diesem kurzen Video des Unternehmens charmant vorgestellt - eher wie ein Urlaubs- als ein Arbeitsort, nicht gerade typisch chinesisch. ;)

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    Eine kurze Reportage von arte:

    Zitat

    Weltstädte, kopiert in China

    In China haben findige Unternehmer schon den Eiffelturm, die Champs Élysées und die Londoner Tower Bridge bis ins Detail genau nachgebaut, als Attraktion zur Besichtigung für ihre Bürger. Da immer mehr Chinesen aus der Mittelschicht sich Reisen im Inland leisten können, kopieren sie für sie nun auch ganze Städte und Dörfer aus Europa.

  • Alles im Leben ist Perspektive. Beim Blick auf Pillnitz oder die Porzellansammlung im Zwinger ergibt sich die Perspektive, daß man hier vor 300 Jahren in Sachen Chinoiserien, Japonerien und weiterer asiatischer Perspektiven eine andere hatte, vielleicht auch etwas entspannter als heute, wer weiß. Würde man akzeptieren, daß es dort nicht jedem möglich ist, das Original zu bereisen, ließen sich die Nachbildungen europäischer Architektur dort etwas besser nachvollziehen. Ob es ein richtiger Ansatz war, sich von seiner eigenen, durch zwei Jahrtausende hinweg gewachsenen Kultur zu trennen und gefühlte Lücken dann mit Adaptionen derjenigen anderer Nationen zu füllen, ist freilich eine Fragestellung für die Zukunft. Antworten darauf können möglicherweise etwas ambivalent ausfallen. Nicht auszuschließen ist dabei in umgekehrter Perspektive, daß europäische Touristen sich dort auch für die gewachsene Kulturgeschichte aus vielen Jahrhunderten interessieren könnten. Wie man den Begriff Chinoiserie von damals (und im damaligen europäischen Verständnis) auf die heutige chinesische Adaption europäischer Architektur (im heutigen chinesischen Verständnis) übertragen würde, ist mir leider nicht bekannt.

  • Prinziell ist dies eine Herangehensweise die überlegenswert ist.

    Beim Blick auf Pillnitz oder die Porzellansammlung im Zwinger

    Der Blick auf das Porzellan des 17. und 18. Jahrhundert zeigt allerdings etwas anderes als der auf die Kopien europäischer Bauten in China. Es wurden ja nicht einfach chinesische Porzellane kopiert, sondern im Austausch zwischen ostasiatischer und europäischen Kultur etwas Neues geschaffen. Das was in Dresden oder vergleichbaren Porzellansammlungen zu sehen ist, ist das was europäische Kunden erwarteten und für diese auch genauso produziert wurde. Chinesisches Porzellan für den chinesischen Markt unterschied sich davon erheblich. Wechselwirkungen zwischen dem was Hersteller in Delft, Hanau, Japan und China gefertigt haben sind erheblich und immer nur am Markt orientiert. Ein Transfer chinesischen gedankengutes nach Europa ist damit nicht verbunden.

  • Zunächst einmal ist Hallstatt kein "Dorf." Sollte man wissen bei "arte", wenn man so eine Sendung macht.

    Zweitens ist das aus europäischer Sicht wohl ein Blick in die Zukunft, in jene Nische, in welcher das Europäertum überleben kann. Im einem aus derzeitiger Sicht eher günstigen Fall. Irgendwann werden reichere Wirtschaften in andere Kontinenten Geld in Erhaltung der Originale investieren, sozusagen Touristenparks (oder im schlimmeren Falle Euro-Disneylands) auf authentischem Boden kreieren.

    Und drittens ist das Schlusswort geradezu ein Witz. Bei dem einem aktuell das Lachen im Hals stecken bleibt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
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  • Eine bescheidene Frage: weiß wer, woraus (dh aus welchem Material) diese "Kopien" zB vom Heidelberger Schloss oder der Heidelberger Altstadt eigentlich sind? Irgendwie schaut das alles ein wenig nach Plastik oder Papiermaché aus.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • zu Deiner Frage kann ich nichts sagen

    Und drittens ist das Schlusswort geradezu ein Witz. Bei dem einem aktuell das Lachen im Hals stecken bleibt.

    Naja, ich empfand diese Aussage als ein Witz:

    "Hier können Sie von fernen Ländern träumen, fernab Ihrer grauen Vorstädte."

    Wie auch immer es handwerklich gelöst wurde. Ich finde es bahnbrechend, sich ein "Thema" überhaupt vorzunehmen!

    Wie wäre mit dem Thema "Alt-Nürnberg"?

    Beauty matters!

  • Chinesen orientieren sich eher am status quo als an historischen Idealzuständen. Wenn schon wird das heutige Nürnberg kopiert. Fachwerk ist wohl überhaupt eher kostspielig.

    Hier noch was Feines, für alle, die noch gewisse Illusionen haben.

    5 europäischen Städte, die China dreist kopiert | Express

    Man beachte Venedig.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.