Dresden - die Wilsdruffer Vorstadt

  • Der Wohnblock am Schießhaus 2 und die sogenannten Stadthäuser in der Feigengasse haben mittlerweile ihre Gerüste verloren und präsentieren sich nunmehr in ihrer ganzen lähmenden Primitivität. Die Baukörper sind gewohnt ungeschlacht und zeigen einen vollkommenen Unwillen, diese überhaupt als Architektur zu sehen. Sie erscheinen nur als energetisch optimierte Hülle.
    Als einiziges Gestaltungselement hat man versetzt angeordnete Fenster und Balkone angebracht, die die plumpe Baumasse beleben sollen. Erdgeschoss und "Mezzanin" sind hingegen bandartig zusammengefasst und geben dem Baukörper so etwas wie Struktur. Schwach, sehr schwach!


    Der Bau von Osten.


    Schrägansicht vom Schießhaus.

    Daran anschließend in Richtung Schützenplatz, werden derzeit die Baufelder gerodet.


    Blick über ein Baufeld zum Schützenplatz.

    Direkt an den gerade vorgestellten Komplex anschließend und sich tief in die Trabantengasse erstreckend, wird übrigens recht bald dieses Wunderwerk errichtet:

    TSSB architekten ingenieure - Siemens Wohnungsgesellschaft Berlin, Komplettmodernisierung eines Mehrfamilienhauses in Berlin-Siemensstadt

    Während das Eckhaus zum Platz noch etwas auf sich warten lässt, beginnt man mit einem weiteren Apartmenthaus direkt am Schützenplatz. Das Grundstück ist sehr klein (etwa 200 qm) und wird ebenfalls von den TSSB-Architekten bebaut.

    Hier der Entwurf:

    TSSB architekten ingenieure - Schützenplatz 10 in Dresden, Mehrfamilienhaus


    Blick über den Platz in Richtung Baustelle.


    Der recht kleine Baugrund.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke für die Bilder!

    weiß jemand was mit der Fläche passiert, die an der Straße "An der Herzogin Garten" liegt? Da wurden vor ein paar Jahren die ersten Townhouses fertiggestellt weiter vorn in Richtung Ostraallee. Könnte mir vorstellen, die Blockrandbebauung da bis vor zur Ecke "Am Schießhaus" weiter geführt wird.

    Grüße

  • Die wird auch irgendwann fortgeführt.
    Leider aber scheint es der Projektentwickler, die Treuwobau, nicht unbedingt eilig zu haben. Das gilt übrigens für alle Vorhaben des Unternehmens, die gerade im Neubaubereich auch nicht sonderlich vielversprechend sind. Aber bei dem nun erreichten Niveau in der Gegend, sollte das eigentlich kein Problem mehr darstellen.

    TreuWoBau Dresden AG — Projekte in Planung

    OT:

    Auf der Brachfläche an der Hertha-Lindner-Straße wurden das Gestell und die Bautafeln vom Schlosshotel abgelegt. Vielleicht geht ja bald die Baywobau mit ihrem Projekt an die Öffentlichkeit?!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hallo Multivit,

    ja, deren Seite wird von mir auch regelmäßig besucht, da ich auf die Planungen dort gespannt bin. Nichts desto trotz sollten wir auch bei hbh-Immobilien nicht zu große Erwartungen haben. Ihre Neubauten liegen, was die optische Qualität angeht, nur leicht über denen der Treuwobau, aber lassen wir uns überraschen.

    Danke für das Bilderupdate Bilderbuch, schmerzlich ist dieser sehr mäßige Neubau vor allem deswegen, da er dem viel niedrigeren und altehrwürdigen Schießhaus doch arg auf die Pelle rückt. Unter den bisher entstandenen Neubauten um d. Schützenplatz ( von denen ich nicht mal alle wirklich mies finde ) bekommt dieser ein dickes Minus.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Stimm ich zu. Bin heute mal durch Strießen gegangen und habe mir deren Projekt an der Wittenberger Straße angeschaut. Mittlerweile sind 2 der 4 Gebäude fertig. Die 2 anderen stehen im Rohbau. Leider ist es nur eine einfache Putzfassade ohne jegliche Gliederung geworden. Ergibt aber trotzdem ne neue nette Straßenfluchtperspektive mit der DDR Zeile ggü.

  • So ist es! Das Forum lebt auch und vor allem von Bildern, die doch zu einem guten Teil zur Diskussion anregen.

    zum Schützenplatz:

    Leider scheint das Niveau des äußeren Erscheinungsbildes der Columbus-Projekte langsam stark abzunehmen. Vielleicht liegt es ja am Wechsel des Architekturbüros? Früher hat man wohl exklusiv mit den "Planpartnern" zusammengearbeitet.

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  • Die Entwürfe sind ganz solide, würde ich mal sagen. Die Fassade ist ok und die Fenster sind ordentlich proportioniert. Spannend ist es aber auch nicht wirklich. Ich war noch nie in der Grünen Strasse, wenn ich mir die Bilder auf Google maps anschaue ist es doch noch eine recht trostlose Gegend mit mehr Lücken als Gebäuden. Es wäre doch schön wenn sich auch dieser Bereich weiter entwickeln würde. Potential ist allemal vorhanden !!

  • Das Projekt in der Grünen Straße war mir vollkommen neu und verspricht einen Hauch neuer Berliner Eleganz in der Wilsdruffer Vorstadt. Jetzt weiß ich, warum ich diesen Strang eröffnet habe. :biggrin:

    Das benachbarte Haus der Abacus-Architekten hat für mich Maßstäbe gesetzt, die am Ende der 90'er Jahre durchaus nicht selbstverständlich waren. Insofern ist diese wohlproportionierte Bebauung der Sivia absolut fantastisch.

    http://www.abacus-architekten.de/wgh/x01_mag.htm

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  • Weils gerade zur grünen Straße passt. Bin durch Zufall mal über einen Bauträger gestoßen, der gerade in Berlin folgende MFH Bebauung realisiert. Einfach nur weil ich die Umsetzung so gut finde. Die hochwertigen Fassaden, die Kleinteiligkeit, selbst Seitenflügel gibts in den Hof hinein. Und die sind meines Erachtens auch ziemlich durchdacht und bringen ein kleines Zitat an die gründerzeitliche Vorkriegsbebauung. Sowas entlang der Straße "Am Schießhaus/Am Queckbrunnen" wäre mir defintiv lieber als noch ein weiteres Hotel.

    Ansichten - Parkquartier Dolziger - Ein Projekt der Agromex GmbH & Co. KG

  • Das städtebauliche Konzept der Wilsdruffer Vorstadt ist hochinteressant.
    Vielen Dank für diese Broschüre.

    Offenbar ist in Zukunft u. a. an umfangreiche Lückenschließungen in dem gesamten Bereich gedacht.
    Vor allem der untere Bereich der Schweriner Strasse, sollte gemäß ihrer Bedeutung nach dem Abbruch der Plattenhäuser wieder bebaut werden.
    Besonders im Zusammenhang mit dem künftigen Kulturkraftwerk, am Wettiner Platz, scheinen mir Baumaßnahmen in diesem Bereich Priorität zu haben.

  • Aufgrund der aktuellen und uns da harrenden Dinge, ist ein Spaziergang in der Wilsdruffer Vorstadt durchaus zu empfehlen. Hier erfährt ein bisher vernachlässigter (Innen-) Stadtteil einen ungeahnten Urbanisierungsschub.

    1. Grüne Straße


    Wie bereits erwähnt, kann die Grüne Straße an ihrem Ende am Wettiner Platz noch mit historischer Bausubstanz aufwarten.


    Der in den 90'er Jahren einsetzende Urbanisierungsschub versandete leider recht schnell. Das 1995/96 errichtete "Magazin" der Abacus-Architekten blieb bisher ein Unikat.


    Direkt daneben steht aber nun dieses Bauschild.

    2. Schützengasse


    Die Straßenbauarbeiten in der Schützengasse gehen sichtbar ihrem Ende entgegen. Der Neubau der Käßner-Architekten ordnet sich sehr dezent in den Straßenzug ein.


    Rein städtebaulich durchaus lobenswert, weiß die Architektur nicht gerade zu überzeugen. Aber eine Stadt lebt auch und gerade von ihrer "Stangenware". Oder ist euch ein einziges Bürgerhaus auf der Dresdner Königstraße in lebhafter Erinnerung geblieben?


    Den entsprechenden Antipoden sehen wir gleich gegenüber. Die zukünftige Zentrale der Columbus wird vielleicht von Architekturkritikern gelobt werden, stört aber die Harmonie des Straßenzuges ungemein. An dieser kleinen Stelle scheint sich das Dilemma der Moderne zu materialisieren.

    3. Schützenplatz


    Direkt am Schützenplatz stellt man nun schon das Erdgeschoss.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich finde das Gebäude der Käßner-Architekten in der Schützengasse ziemlich gut. Glaserker ist zwar nicht so ganz mein Ding, aber Gesamtbild ist wirklich gut, eines der wenigen Gebäude wo sich der Architekt offenbar Gedanken darüber gemacht hat, wie man ein Gebäude sinnvoll in ein historisches Umfeld integriert. (auch wenn hier leider nur sehr wenig "Umfeld" vorhanden ist, aber gerade diese riesigen Lücken erfordern ja eine umso behutsamere Ergänzung).

    Das "Ding aus einer anderen Welt" (dieser alte Filmtitel drängt sich mir auf) auf dem vorletzten Bild ist allerdings scheusslich hoch zehn. Die Columbus ist offenbar zu nichts Nütze.....so hat man in den 1960er Jahren Parkhäuser gebaut. Das ist nicht modern, sondern sieht einfach nur plump, brutal und schlimm aus.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).


  • Den entsprechenden Antipoden sehen wir gleich gegenüber. Die zukünftige Zentrale der Columbus wird vielleicht von Architekturkritikern gelobt werden, stört aber die Harmonie des Straßenzuges ungemein. An dieser kleinen Stelle scheint sich das Dilemma der Moderne zu materialisieren.

    Ich habe mich wahrlich erschrocken, als ich gestern die zukünftige Firmenzentrale der "Columbus" entdeckte. Gibt es nicht einen Passus im Baugesetzbuch, der irgendwas von Einpassung usw. verlangt?

    Wenn es denn gute Architektur wäre, könnte ich mit einem solchen "Ausreißer" durchaus leben. Der Bau ist aber nur eine banale Kiste mit einer extrem raumgreifenden Auskragung, deren Blechverkleidung wahrlich kein Hingucker im positiven Sinn sein dürfte. Traurig!

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Schimmert irgendwie golden. Von der Seite wie du es fotografiert hast wirkt es gar nicht so brutal. Schlimmer wirds wohl wenn man auf die Seite ohne Fenster schaut.

  • Nun, nachdem ich den Rohbau gesehen habe, habe ich keinerlei Erwartungen in Richtung "Einpassung" gehegt. Schon von der Form her ist das Gebäude in Richtung "Störung" konzipiert, weshalb glaubt man nun also, dass plötzlich bei der Fassadengestaltung dieser Makel überwunden werden könnte? Das Gold finde ich da sogar noch gefällig und fast edel, man hätte ja auch graue Wellblechlamellen oder ähnliches wählen können. Also, für mich kann sich der Bau durch die Außengestaltung eigentlich nur verbessern.

  • Wie heißt es doch so treffend in Fritz Scheffels "der gepfefferte SpruechBeutel" drastisch :
    "Wenn man einer Sau gleich ein gülden Kleyd anzöche / legt sie sich damit doch in ( den ) Dreck."
    Entschuldigt bitte, aber die alten deutschen Spruchweisheiten bringen es nun mal weniger verklausuliert auf den Punkt.
    Mehr fällt mir zu dem "GÜLDENEN" Häus´le beim besten Willen durchaus nicht ein.