Berlin - Alexanderplatz und ehem. Königsstadt

  • Wer wissen will, warum ich es möglichst vermeide, den Alexanderplatz und Umgebung zu betreten, der muß sich nur die obigen Bilder ansehen.... Es ist gerade noch erträglich, unterirdisch umzusteigen von einer U-Bahnlinie in die andere, allenfalls von oder in die S-Bahn. :kotz:
    Der Betonwürfel mit dem verschobenen Obergeschoß erinnert mich an den Zauberwürfel, an dem eine Ebene plötzlich klemmt.

  • "Volker", der Gebrauch des Wortes "man" ist nicht immer unproblematisch. Eigentlich meint man damit "ich" in Verbindung mit dem "allgemeinen Menschenverstand" oder "allgemeinen Schönheitsempfinden". Aber man sieht an der Reaktion von "MattSid", dass eben "man" nicht gleich "jeder" bedeutet. Irgendwelchen Skatern zum Beispiel mag vielleicht ein Betonplatz, auf dem sie herumrollen können, irgendwie gefallen. So wie die Leute auf den Fotos, die zum "Vapiano" latschen. Vermutlich denken sie gerade an ihre Salami-Pizza und verbinden den Gang dorthin über den Platz als Wohlfühlmoment der Vorfreude. Das sich Leute bei "Vapiano" offenbar wohlfühlen müssen, zeigen die dort oft vollen Tische. Dabei ist das Konzept derart von beschissen, dass ich nach einem Besuch dort nie mehr gesehen ward. Drei Leute kommen gemeinsam, erhalten ihr Essen aber zu unterschiedlichen Zeiten und dürfen dafür noch auf das Signal zur Essenausgabe warten bzw. anstehen. Völlig Banane. Ich würde sagen, dass "man das im Vergleich zu einer netten Pizzeria nicht gut finden kann". Aber, die Herde trottet hin, weil es offenbar irgendwie "hip" ist. Jedenfalls, ein Freund von mir, der schon oft und lange in Berlin war (also Auswärtiger ist, aber sich gut auskennt) sagte mir vor einer Weile, als ich ihm mitteilte, gerade über den Alexanderplatz spaziert zu sein: "Der Alex ist hässlich. Da braucht man sich nicht aufhalten, wenn man in Berlin ist." Da war es wieder, das "man". Mein Freund ist übrigens kein an Architektur interessierter Mensch, sondern diesbezüglich ein Normalbürger mit unverbildeten "gesunden Empfindungen" bzw. "gesundem Menschenverstand". Aber, mein Freund ist eben auch nicht "jeder". Irgendwelche Minderheiten (Architekturstudenten, Ostalgiker u.ä.) dürften es anders sehen.

  • Zum Problem der Kaugummibeseitigung, ich habe eine Antwort von der BSR enthaelt:

    Zitat

    Die Entfernung von Kaugummi ist speziell auf öffentlichen Plätzen ein wichtiges Thema, insbesondere vor Geschäften.

    Zur Entfernung von Kaugummirückständen ist eine Hochdruckreinigung erforderlich. Diese ist allerdings, aufgrund des in Berlin vorzufindenden, sandverfugten Pflasters, nicht anzuwenden.

    Wir haben bereits sämtliche am Markt verfügbaren Geräte getestet. Das Bezirksamt ist dabei ebenfalls stark einbezogen und bisher konnte keine wirksame bzw. praktikable Technik gefunden werden, ohne dabei den Bodenbelag zu beschädigen.

    Habt ihr dazu eine Meinung oder Vorschlaege?

  • Du hast ja schon eine Antwort enthaelt.
    Ich würde vorschlagen, einfach die Kaugummis kleben zu lassen. Irgendwann bildet sich ein weiches Polster ums Pflaster. Das ist sehr schonend für die Kniegelenke der Passanten. :wink:

  • Mit den Kollhoff-Plänen hätte man den Alexanderplatz aufwerten können; diese Chance hat man leider verpasst. Statt Häuser und Hochhäuser im Stil der 30er Jahre (Art déco) hat man halt jetzt 2. und 3.klassige Bürokästen und seltsame Hochhäuser mit verdrehten Etagen. Berlin hat mal wieder eine große Vision perfekt gelüschert. Bravo. Meine Berlin-Rundgänge enden spätestens am Fernsehturm. Was danach kommt, muss ich mir nicht antun.

  • Na, da können wir wohl froh sein, dass Frau Lüscher und die Baukombinatsaufsicht nicht noch das Haus der Statistik als qualitätsvolles Zeugnis der Geschichte einstufen. :gehtsnoch: Auch das Haus der Elektroindustrie bildet mit seinem langgestreckten Riegel doch so einen kongenialen rechten Winkel zur imposanten Scheibenwand des SED-Verlagsgebäudes und duckt sich aus der Ferne so elegant unter dessen interessanter Silhouette - kommt Regula & Konsorten, da geht noch mehr!

    Drei neue Gebäude: Denkmal! Der Alexanderplatz wird jetzt geschützt - B. Z.

    Außer dem BCC/Haus des Lehrers gehörte da eigentlich gar nichts von dem Nachkriegsmüll geschützt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (13. Juli 2015 um 17:26)

  • Bei dem Haus des Reisens kann ich die Schutzwürdigkeit durchaus feststellen (temporär / die nächsten 10-20 Jahre), ebenso bei der Weltzeituhr, die für mich und sicher auch viele andere schon enormen sentimentalen Wert hat. Beim Verlagshaus allerdings halte ich nur die ungewöhnliche und auffällige außenliegende Feuertreppe mit den Werbetafeln für erhaltungswürdig, der Baukörper selbst ist völlig belanglos, klotzig und hässlich.

  • Na, da können wir wohl froh sein, dass Frau Lüscher und die Baukombinatsaufsicht nicht noch das Haus der Statistik als qualitätsvolles Zeugnis der Geschichte einstufen. :gehtsnoch: Auch das Haus der Elektrotindustrie bildet mit seinem langgestreckten Riegel doch so einen kongenialen rechten Winkel zur imposanten Scheibenwand des SED-Verlagsgebäudes und duckt sich aus der Ferne so elegant unter dessen interessanter Silhouette - kommt Regula & Konsorten, da geht noch mehr!

    Drei neue Gebäude: Denkmal! Der Alexanderplatz wird jetzt geschützt - B. Z.

    Außer dem BCC/Haus des Lehrers gehörte da eigentlich gar nichts von dem Nachkriegsmüll geschützt.


    Das finde ich schon irgendwie witzig. Ich hatte vor ein paar Tagen in einem anderen Thread geschrieben, dass ich, wenn ich entscheiden dürfte, großflächig so einen architektonischen Altbaumüll der 50er bis 70er Jahre in den Altstädten abreißen und durch kleinteiligere, altstadttypische Bebauung ersetzten würde. Mit urbanen Plätzen und gemütlichen Winkeln, die zum Verweilen einladen.
    ich erntete dafür heftigste Proteststürme, dass die Architektur aus den 50ern auch erhaltenswert ist, weil sie zur Geschichte der Städte gehört und Zeugnis unserer Identität und überhaupt und sowieso...und so weiter..

    Jetzt regt man sich plötzlich auf, dass solche alten häßlichen Nachkriegskästen die Altstadt verhunzen und dass sie sogar teilweise unter Denkmalschutz gestellt wurden...
    naja, ich äußere mich dazu jetzt nicht mehr sonst heißt es gleich wieder ich würde Zeitzeugnisse vernichten wollen... disgust:)

  • Zitat

    ich erntete dafür heftigste Proteststürme, dass die Architektur aus den 50ern auch erhaltenswert ist, weil sie zur Geschichte der Städte gehört und Zeugnis unserer Identität und überhaupt und sowieso...und so weiter..

    Nein, genau das habe ich nicht gesagt...

  • W E R entscheidet denn, ob ein Gebäude oder ein Stadtgebiet denkmalgeschützt wird? W A R U M sollen die Plattenbauten an der Karl-Marx-Allee möglichst abgerissen und dann das Gebiet verdichtet werden? Mit dem jetztigen Grün zwischen den Häusern lebt es sich doch bestimmt besser, als wenn man nur auf das unmittelbare Nachbarhaus blickt. Die Bewohner sollen sich doch wohlfühlen!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Welches sind denn die gefragten, lebendigen und wirklich städtischen Viertel in die alle ziehen wollen, praktisch egal wohin man blickt?
    Die toten, "gestalterisch" uniformen, trabantenstadtartigen Plattenbauviertel mit unnützem und verdrecktem öffentlichen Abstandsgrün?
    Oder aber die architektonisch abwechslungsreichen, dicht bebauten und urbanen Blockrandviertel, mit ruhigen und gepflegten grünen Innenhöfen? Rhetorische Frage, klar.

  • Bei dem Haus des Reisens kann ich die Schutzwürdigkeit durchaus feststellen (temporär / die nächsten 10-20 Jahre), ebenso bei der Weltzeituhr, die für mich und sicher auch viele andere schon enormen sentimentalen Wert hat. Beim Verlagshaus allerdings halte ich nur die ungewöhnliche und auffällige außenliegende Feuertreppe mit den Werbetafeln für erhaltungswürdig, der Baukörper selbst ist völlig belanglos, klotzig und hässlich.


    Weil leider die heutige Fassade entsprich nicht die original. Sowie der gute Fries am Presscafé mit Werbung gedeckt rant:)

    Quelle

  • Ja, original sah es fast noch schlimmer aus.

    Da möchte ich widersprechen. Gestalterisch ist die Originalfassung m.E. deutlich besser. Sie war nur in sehr schlechtem Zustand. So aufwendig saniert wie das Haus des Lehrers oder das Bikinihaus fände ich das Verlagshaus sogar recht reizvoll. Allerdings kann ich es mir nur in einem dicht und eklektisch bebauten urbanen Quartier vorstellen. Als Teil der sozialistischen Repräsentationswüstenei ist es schrecklich.