Berlin - Alexanderplatz und ehem. Königsstadt

  • Das Plattenbauensemble mit dem "Haus der Statistik" als Ankerpunkt in der Nähe des Alexanderplatzes soll für sage und schreibe 125 Mio. € saniert werden. Soll das mal einer verstehen..

    Zitat

    Gegen die Stimmen der Opposition beschloss der Vermögensausschuss am Mittwoch, für 57 Millionen Euro das Haus der Statistik vom Bund zu kaufen. Für die Sanierung des 40 000 Quadratmeter großen Ensembles nahe dem Alexanderplatz sind dem Vernehmen nach ebenfalls 125 Millionen Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur veranschlagt. Ursprünglich war die Rede von 75 Millionen Euro. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum ein Altbau der 60er Jahre für so viel Geld saniert wird“, sagte Heiko Melzer, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion.


    125 Millionen für das Haus der Statistik


    Haus der statistik. berlin-mitte [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], by De-okin (talk) 19:15, 4 March 2010 (UTC) (Own work), from Wikimedia Common

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Jetzt werden wir auch noch vom Ostalgiethron gestoßen? :kopfschuetteln: Selbst ohne Kostensteigerung im dreistelligen Prozentbereich schon teurer als der Dresdner Kulti und das für 'ne belanglose Platte.

  • Die neue Polizeiwache auf dem Alexanderplatz.

    Das Hochhaus des Berliner Verlags (denkmalgeschützt) ist zum Teil eingerüstet.

    Ich hab's schon wieder verdrängt, aber ich meine, dass auch die ganze Zeile an der Alexanderstraße (Haus der Elektrotechnik) unter Denkmalschutz gestellt wurde.

    Das ehem. Haus des Reisens ohnehin...

    Und in das ehem. Haus der Statistik wird 6 Jahre Arbeit und Geld gesteckt werden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ah ja, habe es selbst herausgefunden:

    "
    Oberste Denkmalschutzbehörde
    In Berlin ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die oberste Denkmalschutzbehörde. Sie ist für die Fachaufsicht über die Denkmalfachbehörde zuständig. Sie entscheidet, falls es zwischen Denkmalfachbehörde und Unterer Denkmalschutzbehörde zu unterschiedlichen Auffassungen über eine zu treffende Entscheidung kommt.
    Der Landesdenkmalrat Berlins berät die oberste Denkmalschutzbehörde und ist von dieser in allen bedeutenden Angelegenheiten anzuhören."


    Untere Denkmalschutzbehörde
    Als Untere Denkmalschutzbehörde fungieren in Berlin die 12 Bezirksämter der Stadt und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Die Untere Denkmalschutzbehörde entscheidet in Genehmigungs- und Widerspruchsverfahren, über den Erlass von Erhaltungs- und Wiederherstellungsanordnungen, führt Ordnungswidrigkeitsverfahren durch und erteilt Genehmigungen für die Veränderung an Kulturdenkmalen.Denkmalfachbehörde und Untere Denkmalschutzbehörde müssen Entscheidungen im gegenseitigen Einvernehmen treffen. Kommt diese nicht zustande, entscheidet die oberste Denkmalschutzbehörde.


    Verändern von Denkmalen
    Um ein Baudenkmal rechtmäßig zu verändern oder es gar völlig zu beseitigen, ist eine Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde erforderlich. Dies gilt auch für Veränderungen im unmittelbaren Umfeld eines Denkmals (Umgebungsschutz).


    https://de.wikipedia.org/wiki/Denkmalschutzgesetz_Berlin

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Also ich find's eigentlich ganz gut, dass diese ganze Plattenwüste hinter'm Alex unter Denkmalschutz gestellt wird.
    Ein derart abschreckendes Beispiel für ein DDR-Architektur-Ensemble (das ja die Blaupause für zukünftige Stadtentwicklungen darstellte) muss einfach erhalten bleiben.

    Zu retten ist an diesem Ort eh nichts und unsereins kann mahnend darauf zeigen, wenn mal wieder jemand (an völlig unpassender Stelle) mehr Morderne oder mehr Rücksicht auf DDR-Architektur fordert.

    Einmal editiert, zuletzt von Minifutzi (7. Mai 2018 um 20:56)

  • Ja, östlich des Stadtschlosses/Rathauses und entlang der Getraudenstraße/Leipziger Straße ist wahrlich jeder Versuch, ein wirklich urbanes Lebensgefühl mit kleinteiliger Bebauung nach historischem Vorbild (von originalem Wiederaufbau muss man sich verabschieden).
    Umso wichtiger ist, was am Molkenmarkt entstehen wird und ob wenigstens das Heiliggeistviertel/Marienviertel wenigstens teilweise (nach grobem Vorbild des Nikolaiviertels) geschaffen werden kann.

  • Ich hab's schon wieder verdrängt, aber ich meine, dass auch die ganze Zeile an der Alexanderstraße (Haus der Elektrotechnik) unter Denkmalschutz gestellt wurde.

    Hier liegst du (zum Glück) falsch: Zwar wurde der Denkmalschutz geprüft, das Gebäude wurde jedoch nicht aufgenommen. Hier ist nach wie vor der Abriss (ggf. in mehren Abschnitten, der Plattenbau lässt dies zu) und eine Neubebauung geplant, die wenigstens etwas kleinteiliger erfolgen soll und zudem eine Durchwegung nach Norden ermöglicht.
    Unter Denkmalschutz aus der DDR-Zeit stehen dort nur:

    - Haus des Reisens
    - Haus des Lehrers samt Kongresshalle
    - Haus des Berliner Verlags

  • Also ich find's eigentlich ganz gut, dass diese ganze Plattenwüste hinter'm Alex unter Denkmalschutz gestellt wird....

    Der "Denkmalschutz" für diese Kisten verschlingt Mittel, die an anderer Stelle dringend benötigt würden.

    @Vulgow Danke für die Bilder. Traurig, aber das plumpe Kästchen der kleinen neuen Wache ist ja quasi eines der schönsten Gebäude des Platzes.

    Einmal editiert, zuletzt von newly (7. Mai 2018 um 05:57)

  • Dieses Haus der Elektrotechnik hat finde ich auch nichts erhaltenswertes. Den anderen kann man vielleicht hier und da was abgewinnen, oder was besonderes erkennen. Aber das Ding ist doch einfach nur, wie jede anderer Plattenriegel. Abreißen und Bauflucht näher an die Straße!

  • Ich habe ehrlicherweise meinen Frieden mit dem Areal gemacht und das hat verschiedene Gründe:

    1. Ich kann Plattenbauten nichts abgewinnen, sehe die gigantomanischen Riegel am Alex sogar als einen Tiefpunkt der gesamten Entwicklung an, aber trotzdem muss man akzeptieren, dass es Menschen gibt, die daran hängen. Und dann bin ich eher dazu geneigt, diese hier an einem Ort zu akzeptieren, als wenn man punktuell diese verteilt auf verschiedene Plätze der Stadt ertragen muss.

    2. Der Platz ist eh verloren, auch wenn man ein oder zwei Plattenbauten abreißt, wirklich besser wird die Situation nicht. Und seien wir ehrlich, auch vor dem Krieg was der Alex - mit Ausnahme des Tietz - auch keine Schönheit wie vielleicht der Pariser Platz oder die Linden. Daher lasst den Modernisten doch hier ihre Spielwiese, ich gehe hier einfach nicht hin und Berlin ist ja zum Glück groß genug, dass man hier auch nicht zwingend entlang schreiten muss.

    3. Ich finde es gar nicht so schlecht, dass man ein ganzes Ensemble hier erhält, würde man es weg reißen, könnte es einige geben, die in 20 Jahren sagen: "Schaut mal auf den Bildern, das war doch gar nicht so schlecht." Aber so kann man sagen:" Doch, geh zum Alex und schau es dir an!" Denn es ist schlecht, es war schlecht und es wird schlecht bleiben. Denn die Grundkonzeption ist fast als antieuropäische Kernstadt zu bezeichnen. Ein Negativbeispiel, wofür die europäische Stadt bis 1945 eben nicht stand. Dieses gescheiterte städtebauliche Experiment in seiner vollen Schwäche zu erhalten, finde ich fast nötig, damit niemand auf die Idee kommt, ein solches Experiment nochmal zu wiederholen!

    APH - am Puls der Zeit

  • Das sind Argumente, die über die Jahre hinweg immer wieder auftauchen.

    1. "eh verloren"... Das bedeutet (und ich bitte das nicht als persönlichen Angriff misszuinterpretieren), man ist zu faul, müde und phantasielos, Situationen, die einem nicht gefallen, verbessern zu wollen. Man stelle sich vor, ein Pädagoge würde über einen Schüler, der sich als schwer erziehbar entpuppt, äußern, er sei "eh verloren". Nein, verbessern kann man immer, wenn man will. Wenn einem das Plattenensemble indes gefällt oder man es als eine Art Freilichtmuseum akzeptiert, ist das etwas anderes. Dann ist es aber auch nicht "verloren", sondern bewusst so gewollt.

    2. Den Modernisten eine "Spielwiese" überlassen... Erstens ist das Areal keine aktuelle modernistische Spielwiese, sondern ein historisches DDR-Ensemble. Zweitens sind die Modernisten nicht darauf angewiesen, dass ihnen ein paar Stadtbild-Freunde eine Sandkasten-Ecke überlassen. Sie haben, wenn sie ihre Beziehungen richtig spielen lassen, über 90 % der Stadt und des Landes als Spielwiese zur Verfügung. Die Frage ist aber, aus welchem Grund man ihnen weiterhin Fläche für ihre gescheiterten Experimente einfach so überlassen sollte? Weil man dann hofft, dass es keinen Konflikt gibt? Dass sie dann als Gegenleistung gnädiger beim nächsten Reko-Projekt auftreten könnten? Ich denke, das wird sich als Illusion erweisen.

    Zum gezeigten Areal. Mich persönlich stört es nicht so sehr, aber verbessern kann man schon etwas. Es könnte natürlich auch schlechter werden. Dann besser so lassen. Ansonsten sollten Stadtbild-Freunde eben ihr Augenmerk stärker in Richtung Molkenmarkt/Klosterviertel lenken, wenn Sie in dem Stadtbereich positiv wirken wollen.

  • Die Idee mit der "Modernistenspielwiese", wo sie sich so richtig austoben und entlarven können, funktionierte noch nie. Denn die haben wir in Deutschland zu Genüge. Bei den beteiligten Architekten wird kein Umdenken stattfinden, die sind von ihren Würfeln überzeugt. Und die nächste Generation von Architekten wird sagen "ja aber das ist ja gar keine richtige Moderne" und dann dürfen die im Namen des Fortschritts ihre eigenen Entwürfe dazuklotzen.

  • Die "Modernisierung" des Alexanderplatzes hatte ja schon in der Weimarer Republik 1929/30 mit dem Bau des Alexander- und des Berolinahauses begonnen. Es waren damals übrigens US-Investoren, die das finanzierten.

    Hier war die ursprüngliche Planung, wie der Platz am Ende aussehen sollte:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bun…nderplatzes.jpg

    Wer also die Moderne des Platzes grundsätzlich in Frage stellt (was ich gerne tun würde), der müsste die Gestaltung der Kaiserzeit rekonstruieren. das macht aber mit dem Turm in der Mitte wohl auch wenig Sinn:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander…rplatz_1912.jpg

    So sehr ich diese Verlegensheitslösungen mit Hochhäusern auch ablehne, aber vielleicht hatte Kollhoff mit seinem Entwurf für einen neuen Alexanderplatz doch recht.

    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/buerger…kommen-22831224

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Was soll daran hervorragend sein? Schöner wird das Teil dadurch auch nicht. Aber bezeichnend, dass eine Rekonstruktion zugunsten der DDR-Moderne ohne Weiteres abgesegnet wird. Dafür scheint man kulturpolitisch viel Verständnis zu haben.

    In dubio pro reko