Mainz – die südliche Altstadt (Galerie)

  • Weingeist: vielen Dank für deine umfangreiche und informative Fortsetzung deiner Bildreihe aus Mainz. Da bekommt man wirklich einiges zu sehen und kann den Abwechslungsreichtum der Mainzer Architektur bewundern....

  • Nördlich der Heringsbrunnengasse bzw. westlich dem Kirschgarten (Straße) und der Hollagasse schließt sich der Weihergarten an.
    Der Weihergarten ist in Mainz ein Straßenzug jüngeren Datums. Wie aus dem Namen hervorgeht, war in diesem Bereich im Westen der Altstadt keine dichte Besiedlung zu finden, sondern noch Bleichplätze, Weiher, Gärtchen, Grünflächen, unbedeutende Einzelbebauung etc. Da der Festungsgürtel eine bauliche Entwicklung der Stadt über einen zu langen Zeitraum behinderte, wurden im 18. Jhd. die noch zur Verfügung stehenden, bisher unbebauten Flächen, die bisher als Bleichplätze dienten, überbaut. Hierzu gehört auch der jetzige Weihergarten, der zu Ende des 18. Jhd. zunächst im östlichen Bereich bebaut wurde. Die heutige Weihergartenstraße schließt etwa nordöstlich an; sie bestand als Weg zu den genannten Bleichplätzen schon länger.

  • Vielen Dank für das bisherige Interesse an meinen Galerien und den bisherigen Zuspruch. Es freut mich sehr, daß auch am Stadtbild von Mainz Interesse herrscht; so daß es für mich auch Anreiz sein wird, in diesem Bereich etwas mitzuarbeiten. Im Lauf der letzten vier Jahre hat sich ein solcher Ozean von Bildern angesammelt, daß ich den vierstelligen Bereich wohl schon lange überschritten habe. Bei einer Anzahl von Bildern sind die Ansprüche mittlerweile etwas gewachsen; da aber zur Zeit sehr viel, nur kein Fotowetter herrscht, müssen zwangsläufig eine Reihe von Bildern zunächst einmal provisorischer Natur sein. Aber das ist ja das schöne, daß sich Beiträge immer wieder bearbeiten lassen können, auch mit dem einfügen von neuen, besseren Bildern, sobald sie gemacht sind.

    Dieser Beitrag befaßt sich mit dem Bischofsplatz südlich der Ludwigsstraße, westlich der Johanniskirche und nördlich des Weihergartenviertels; zugleich wird damit das Thema Karstadt/ ECE angerissen.

    Mit diesem (provisorischen) Bild in Blickrichtung nach Nord sehen wir einen Teil des Areals, der trotz zur Zeit nicht gegebener neuer Informationen über den Status quo des ECE-Projekts die in Betracht kommenden Gebäude in den Blickpunkt rückt. Zur linken liegt das 1962 als "Hertie" erbaute Hauptgebäude, es schließt sich an die Fuststraße, die damals mit dem erkennbaren Übergang überbaut wurde. Die daran anschließende Ludwigsstraße ist geringfügig zu erkennen. An den Übergang schließt sich das weitere Gebäude an, in dem zur Zeit ebenfalls Karstadt ansässig ist und das ebenfalls in der Vermögensmasse von ECE liegt. Das dreigeschossige Klinkergebäude befindet sich im Besitz des Bistums. Auf diesem Areal befand sich die von Albrecht von Brandenburg erbaute Domkurie zum Stecklenberg, die in den 1760er Jahren neuerbaut wurde. Das Gebäude erhielt im 19. Jhd. einen geringfügigen westlichen Anbau. 1942 ausgebrannt und durchaus wiederaufbaufähig, wurden die Außenmauern dennoch abgerissen. Ein stattlicher Rokoko-Portalbogen wurde gesichert und wurde direkt nordwestlich der Ignazkirche wieder aufgestellt.

  • Weingeist: diese Tristesse der Nachkriegsmoderne ist wirklich deprimierend. Da hilft noch nicht mal das schöne Wetter bei deiner Aufnahme. Zum Glück hast du diesen tollen Anblick an den Anfang und nicht ans Ende deines letzten Beitrages gesetzt ;) Freue mich auf deine Fortsetzungen mit Photos der zum Glück meist schönen Seiten von Mainz.

  • Um unseren Frank nicht zu sehr warten zu lassen, heißt es heute früh wieder:
    Mesdames, messieurs: La Mayence
    Die nächste Station der Altstadt ist die Neutorstraße, mit der wir am südlichsten Punkt der Altstadt angelangt sind. Bei der Betrachtung der Entwicklungsgeschichte treten die folgenden Punkte am meisten hervor:
    - Südlich der Neutorstraße verlief die Stadtmauer, wobei als Zugang in die Stadt als Stadttor das namensgebende Neutor stand, das 1894 im Zusammenhang mit dem Deutschen Bundesschießen abgerissen wurde.
    - Hinter dem Neutor befand sich zusätzlich ein Wall, sodaß die Fläche erst nach der Abtragung desselben zur Verfügung stand
    - Der heutige Straßenverlauf entspricht nicht mehr vollständig dem mittelalterlichen, sondern wurde teilweise im 19. Jhd. neu gefaßt.

    Die Neutorstraße beginnt weiter südlich; zu ihr gehören auch das heutige Museum für Antike Schifffahrt und die Neutorschule. Anschließend wird sie vom Stadthighway, der Holzhofstraße, gekreuzt. Da ich zur Zeit nur die folgenden Bilder habe, werden die Fotos vom südlichen Abschnitt bei Gelegenheit eingefügt.

    Auf dem ersten Bild sehen wir links das Haus zu den drei Mohren, 1710 erbaut, welches heute das bedeutendste rein profane Baudenkmal des 18. Jhd. darstellt. Aufgrund seiner außerordentlichen Bedeutung ist ein eigener Beitrag mehr als angemessen.

    Neutorstraße 5
    Das Gebäude wurde vermutlich zusammen mit seinem Nachbarn, der 7, etwa um 1740 erbaut und stellt einer der häufiger vertretenen Typen schmaler dreiachsiger Bürgerhäuser dar, die u.a. in der Neutorstraße häufiger errichtet wurden. Vom Nachbarn Nr. 7 unterscheidet es sich durch eine einfachere Ausführung aus Putz und Rahmen, wobei diese vermutlich einem Umbau im 19. Jhd. entstammen. Das im 19. Jhd. veränderte Dachgeschoß ist mitsamt dem Zwerchhaus erhalten. Das Erdgeschoß erfuhr verschiedentliche Veränderungen, so daß das Haus heute den ursprünglichen Zustand nicht mehr vollständig erahnen läßt. Mitsamt dem Nachbarn Nr. 7 stellt es einen wichtigen Zusammenhang her in Bezug auf das Haus drei Mohren, da nur hier das Zusammenwirken zweier bürgerlicher Häuser neben einem großen Bürgerhof, der alle Merkmale und die Ausdehnung eines Adelspalais aufweist, nachvollzogen werden kann.

    Neutorstraße 7

    Das spätbarocke dreiachsige Bürgerhaus wurde vermutlich gemeinsam mit seinem Nachbarn Nr. 5 etwa um 1740 errichtet und bildet eines der wenigen erhaltenen Beispiele des Typus eines Bürgerhauses mit drei Achsen und drei Geschossen. Das Haus wurde in der Stadtaufnahme von 1747 als neuerbaut bezeichnet und als Eigentümer der Schiffer Mathes Hepp genannt, so daß eine spätestmögliche Datierung gegeben ist. Die Fassade wird durch rustizierte Kanten begrenzt, die Geschosse werden besonders betont durch die geohrten und profilierten Fenstergewänden aus Sandstein, die im zweiten OG. entsprechend der Zeit zum Mezzanin verkürzt sind. Der gewichtigste Blickpunkt der Fassade ist die Hauspforte mit geschwungenen Ohren, Kämpfer und Oberlicht, die als Hauszeichen einen Anker aufweist, womit auf den vermutlichen Bauherrn Mathes Hepp als Schiffer verwiesen wird. Diese Pforte steht in engem Zusammenhang mit der von Kapuzinerstraße 20. Das Haus gehört durch den guten Erhaltungszustand und im Zusammenspiel mit den Nachbarn 3 und 5 zu den bedeutendsten profanen Zeugnissen der Zeit in der südlichen Altstadt.

    Neutorstraße 9
    Als erster Bau im Zeitpunkt nach Ende der alten Ordnung entstand auf der Fläche ehemals zweier Hausplätze 1835 eine Nachfolgebebauung in der Form eines viergeschossigen Putzbaus in Traufenstellung, bei dem die Rückwand und eine Winkel- wie auch Hofbebauung in Fachwerk ausgeführt sind. Das Erdgeschoß ist mit Sandsteinquadern gebändert, die Torfahrt befindet sich links. Aus Symmetriegründen ist an der rechten Hausseite die Torfahrt als Blende wiederholt. Die Obergeschosse sind durch doppelte Gesimsleisten getrennt, nach dem ersten OG. findet sich ein Mäanderfries. Die hochrechteckigen Fenster des dreiachsigen Mittelteils tragen Palmetten- und Rankenornamente. Einen weiteren Blickpunkt stellen die schmiedeeisernen Fenstergitterchen dar. Das Traufgesims ist überdies mit einem Palmetten-Lotos-Fries geschmückt. Das Haus stellt den Beginn des Stadiums dar, in dem bisherige Bebauung und auch Freiflächen durch großvolumige Baukörper ersetzt wurden. Es steht noch vollständig in der Tradition eines späten Klassizismus, der z.B. durch die Weihergartenhäuser vorgegeben war und verschmilzt mit den antikischen Ornamenten zu einer baukünstlerisch hochwertigen Einheit, die als Zeugnis eines späten Klassizismus in der Neutorstraße einen besonderen Akzent setzt.

    Neutorstraße 11
    Der ursprünglich 1737 neuerbaute Pfälzer Hof wurde auf ehedem drei Hausstellen errichtet und in der Stadtaufnahme von 1747 mitaufgeführt. Einen einschneidenden Umbau erfuhr das Haus 1870, der nur den alten Kern und Details des Vorgängers zurückließ. Die Fensterformen des jetzigen Gebäudes entsprechen den Beispielen, die aus der ursprünglichen Bauzeit überliefert sind, sodaß die heutige Fensterformen noch auf den Vorgängern fußen könnte bzw. sie als Vorbild gedient haben könnten.

    Neutorstraße 13 und 15

    Neutorstraße 13

    Neutorstraße 15 bzw. ff.

    Neutorstraße 21
    Eine Vorgängerbebauung wurde vor 1883 abgerissen und an seiner Stelle das jetzige Gebäude errichtet, bei dem der tonnengewölbte Keller übernommen wurde. Das Erscheinungsbild des dreigeschossigen und dreiachsigen Gebäude läßt vermuten, daß die Parzellenstrukturen den Neubau insoweit beeinflußten, sich den Vorgaben der hier gebräuchlichen dreigeschossigen und dreiachsigen Bürgerhäusern etwas anzupassen. Die Fassade trägt Merkmale der Spätrenaissance. Auffallend sind die Pfeilerarkaturen im Erdgeschoß für den Eingang und ein Ladengeschäft. In den Obergeschossen findet sich durchgehend ein Fugenschnitt, vor den sich im 1. OG die Ädikulengruppe stellt. Der Balkon zeigt festongeschmückte Halbsäulen und einen Segmentgiebel, das zweite OG. ebenfalls übergiebelte Fenster. Im Straßenabschnitt setzt auch dieses Gebäude aufgrund der Qualität einen besonderen Akzent.

    Neutorstraße 29-31

    Die 29 entspricht dem Typus dreiachsiger und dreigeschossiger Bürgerhäuser, wie sie für das Areal häufiger belegt sind, damit auch aus der gleichen Zeit wie z.B. die 5 und 7 und dürfte damit um den Zeitraum kurz vor 1750 anzusetzen sein. Die dreigeschossige Fassade ist gemauert, die übrigen Wände in Fachwerk ausgeführt. Die geohrten Fenstergewände der Erbauungszeit sind erhalten, im 1. OG wurden ihnen im 19. Jhd. zusätzlich Gebälkverdachungen zugegeben. Das Erdgeschoss und das Mansarddach wurden im 19. Jhd. verändert, imInneren dagegen ist das Haus gut erhalten, sogar Reste der Treppenbalusterbretter haben sich erhalten.
    Es läßt sich anhand der Gipsbrücken erkennen, daß das Haus zur Zeit das statisch größte Problemkind darstellt und die Fassade sich mittlerweile sehr nach außen gewölbt hat.

    Neutorstraße 31
    Als Pendant zur 29 entstand zeitgleich auch dieses Beispiel der Vertreter der bürgerlichen Wohnhäuser kurz vor 1750. Im Vergleich zur 29 ist die Fassade in der Grundkonzeption und den geohrten Fenstergewänden sehr ähnlich, glücklicherweise aber noch besser erhalten. Hierzu zählt auch das Mansardach mit Zwerchhaus.

    Neutorstraße 33
    Auf einer bisherigen Lücke entstand als jüngster Bau der Neutorstraße vor zwei Jahren dieses Gebäude, das die Geschoßzahlen der nachfolgenden Bauten und auch die Achsenzahl übernimmt und wirklich äußerst gut in das Ensemble eingefügt ist. Im Gegensatz zu den zu zahlreichen Negativbeispielen in der Stadt, die nach dem Krieg entstanden, ist mit diesem Gebäude ein echter Gewinn für die Altstadt entstanden.

    Neutorstraße 35
    Neubau von 1866

    Neutorstraße 37
    Neubau von 1866

    Eckgebäude zur Neutorstraße (links) und Jakobsbergstraße (rechts).

    Im nördlichen Bereich des östlichen Quartiers der Neutorstraße bildet der Kopfbau von Graben 2 eine eindrucksvolle Dominante (siehe dort).

    Das Gebäude Neutorstraße 22 stammt vom Anfang des 18. Jhd. und ist damit das älteste Gebäude der Straße, was sich zwischen den beiden hochaufragenden Nachbarn etwas skurill ausnimmt, aber das letzte Beispiel der ursprünglichen Bebauung, die vor 1750 das Milieu prägte. Das Haus besteht aus einem masiven Erdgeschoß und einem Obergeschoß aus Fachwerk, auf das ein mächtiges Zwerchhaus folgt. Seine heraustretende Bauflucht läßt vermuten, daß es sich hier um den Rest eines nicht mehr erkennbaren Verlauf der bisherigen Hundsgasse handelt.

  • Mit der nächsten Galerie sind wir in der Karthäuserstraße angelangt, die sich ebenfalls in der südlichen Altstadt befindet und eine Parallelstraße zwischen der Augustinerstraße und der Rochusstraße ist. Die Karthäuserstraße ist in dreierlei Hinsichten ein Solitär:
    - zum einen stellt sie einen Straßenzug neueren Datums aus der Mitte des 19. Jhd. dar, der als eine der wenigen als durchgeplante Straße aus einem Zeitraum überliefert ist
    - mit ihr wird eine Vorstellung möglich von der ausnehmend hohen Qualität des Bauens in der vorindustriellen Zeit
    - der Umstand, daß sie die einzige Straße in der gesamten Innenstadt ist, an der das 20. Jhd. spurlos vorbeigegangen ist, verleiht ihr einen Status des außergewöhnlichen.

    Im Bereich der östlichen Einmündung in die Augustinerstraße befand sich der weitausladende Patrizierbesitz Zur großen Eich, der sich auf mehrere Parzellen erstreckte.
    Die Straßenbezeichnung geht zurück auf den innerstädtischen Klosterhof der Karthäuser, der sich bis zur Aufhebung der Karthause 1781 im Gebiet der jetzigen Karthäuserstraße befand und sich bis zur heutigen Schönbornstraße erstreckte. Der Hauptzugang zu diesem Klosterhof verlief über das heute noch bestehende Karthäuser-Reul.
    Die innerstädtische Wohnungsknappheit führte in Verbindung mit verschiedenen Erwägungen, wozu auch der Entschluß hinzugehört, die westliche Seite der Augustinerstraße zwischen der jetzigen Karthäuserstraße und dem Kirschgarten neu zu bebauen und die Bauflucht etwas zu verschieben, führte zu einer Projektion einer völligen Neuanlegung einer Straße in 1862 durch den Stadtbaumeister Joseph Laske, die an der Rochusstraße ihren Anfang nimmt, eine östliche Begrenzung in der Augustinerstraße findet und sozusagen als Begrenzung bzw. point-de-vue das Rochusspital in der Rochusstraße aufnimmt. Vom zum Abriß freigegebenen Klosterhof haben sich Reste in den Gebäuden Karthäuserstraße 16, Augustinerstraße 27 sowie einen bedeutenden Restbestand in Karthäuserstraße 14erhalten, welches zugleich auch das einzige giebelständige Haus im Straßenabschnitt darstellt.

  • Weingeist: schön, dass du so an mich denkst und gleich heute mit deiner Bildserie fortfährst ;)


    Der Neubau Neutorstraße 33 fügt sich wirklich einfühlsam ein. Gut, dass es doch noch ein paar Architekten und Bauherren gibt, die den Gedanken des Bauensembles nicht für eine reaktionäre Einschränkung der eigenen Gestaltungsfreihheit halten.

    Noch eine kurze Bitte: könntest du evtl pro Beitrag ein paar Photos weniger einfügen, weil die große Zahl von Photos pro Beitrag das Laden der einzelnen Seiten sehr verlängert (zumindest wenn man nicht mit einem Hochgeschwindigkeitszugang surft).

  • Südlich der Augustinrstraße schließt sich der Graben an, von dem etwa in westlicher Richtung die Jakobsbergstraße abzweigt. Sie führt zur oberhalb liegenden Zitadelle. Auf dem Gelände der Zitadelle fand sich auch das Jakobsbergkloster, welches hier in der Jakobsbergstraße umfangreichere Besitzungen aufwies, nach derer die Straße benannt ist.
    Im westlichen Bereich befand sich im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Ummauerung der Stadt auch die Dietherpforte, die einen der Zugänge zur Stadt bildete. Der östliche Bereich war vornehmlich im Besitz des Jakobsbergklosters, wo sich auch dessen Stadthof befand. HIerzu gehören überdies auch zwei Kapellen, wobei die Antoniukapelle zum Stadthof gehörte und eine weitere Sebastianskapelle sich am Knick zum Graben befand. Nach der Niederlegung des bisherigen Stadthofs wurden an dessen Stelle drei Mietzinshäuser errichtet, die, wenn auch teilweise verändert, bis heute erhalten sind. Im Zusammenhang mit dem Haus Nr. 4 entfaltet der relativ kurze Straßenraum vor allem durch die südliche Hälfte eine beeindruckende Raumwirkung und ein einzigartiges Milieu aufgrund der zeitlichen Dichte im letzten Drittel des 18. Jhd.

  • Mesdames, messieurs, la Mayence, heute abend aus eine meiner Lieblingsstraßen, und zwar aus der

    Die Badergasse verläuft als eine Querstraße auf der westlichen Seite der Augustinerstraße, wird von der Schönbornstraße gekreuzt und mündet in die Rochusstraße. Obwohl von der alten Substanz nur noch geringfügige Reste erhalten sind, hat sie dennoch ein Stück ihres alten Milieus bewahrt, und stellt andererseits auch ein Beispiel über viele Jahrhunderte gewachsener Kulturgeschichte dar, wie es nicht mehr in jeder Stadt nachvollzogen werden kann, nämlich die Welt der Badstuben und Bader, die wie unschwer zu erraten der Gasse ihren Namen gaben. Das hauptsächlich namensgebende Haus stand etwa im Bereich der Nr. 10 im Bereich, wo sich heute das Cafe´del Arte befindet und trug den etwas deftigen Hausnamen "Zum Afterring". Gleichzeitig befand sich dort seit 1423 auch das Zunfthaus der Barbiere und Bartscherer - die Bader bildeten eine eigene Zunft in Mainz. Im Kellergeschoß dieses Cafe´s ist als eines der wenigen Beispiele noch ein spätromanischer bzw. frühgotischer Keller erhalten.
    Der Straßenverlauf bildet eines der zahlreichen Beispiele für einen seit dem frühen Mittelalter bestehenden Verlauf; gleichzeitig sind auch für die Badergasse noch einige weit zurückreichende Dokumente erhalten wie z.B. die Benennungen "in orto vico retro Estuarium (1327), Badgassen zur Ewigen Mauern (1568), nechst der Badergaßen (1628). Während der französischen Epoche der Stadt folgte die Umbenennung in "Rue des bains" wie anschließend wieder die Rückbenennung auf den alten Namen.
    Von der Augustinerstraße geht zunächst der Blick westwärts auf die Nordseite, die vom Frankfurter Hof bestanden wird, und wo sich auch ein ansprechender Tagungsraum befindet. Nachdem das Stadtarchiv Mainz sein digitales Häuserbuch aus der Zeit um 1620 online gestellt hat und über 1000 Hausnamen und ein Häuserplan vergleichbar mit dem Ravenstein-Plan von Frankfurt abrufbar sind, ergibt sich die für Mainz größtmöglich denkbare Katastrophe für den vorherigen Hausnamen des Frankfurter Hofs, nämlich "Haus zum Wiesbader"... Verhängnis... Also nix wie fort in die Badergass..

    Vom Standort Augustinerstraße wird der Blick in den südlichen Abschnitt des Quartiers beherrscht von der südlichen Fassade von Augustinerstraße 49-51; im Hintergrund ist der Neubau aus den 1980er Jahren zu erkennen, worin sich auch das Cafe´del Arte und der angesprochene Keller befindet.

    In umgekehrter Richtung geht der Blick in die Augustinerstraße 42 (Zum steinern Haus). Mit dem Bild zeigt sich auch die Eigenart, daß die Badergasse recht schmal ist und sich dadurch natürlich auch ein typisches Milieu bildet. Aber gerade das macht ihren besonderen Reiz aus.

    Ein besonderer Reiz ergibt sich auch anhand der auf dem Bild zu sehenden Cafetischchen und -stühle wie hier durch das Cafe´del Arte oder etwas weiter am Übergang der Badergasse zur Rochusstraße durch das Altstadtcafe. Es gehört zu den Eigenarten der Stadt, daß man die Atmosphäre, die sich vor allem im Sommer dort oder auch in der Jakobsbergstraße vor dem Weinhaus Bacchus erleben läßt, nicht beschreiben kann, dafür ist es umso mehr zu empfehlen, sie selbst zu erleben.

    Mit dem Haus Badergasse 16 hat sich eines der drei Beispiele der dortigen Bürgerhäuser erhalten, die für diesen Bereich der Altstadt ein wichtiges Zeugnis darstellen. Durch die Datierung eines Wandbrunnens auf 1712 ist eine Neuerrichtung in diesem Zeitpunkt zu vermuten, da das Haus hierfür alle Details aufweist. Es ist daher zu vermuten, daß eine Vorgängerbebauung auf dieser Parzelle zugunsten eines Neubaus ersetzt wurde, wobei natürlich die Parzelle den schmalen Hausgrundriß von zwei Achsen vorgab. Es besteht die Möglichkeit, daß man für diesen Neubau wenigstens das Baumaterial des Vorgängers, unter Umständen auch geringfügige Bestände eines Vorgängermauerwerks mit einbezog. Der Bau setzt sich zusammen aus einem Bruchsteinsockel, Ziegelmauerwerk in zwei Geschossen und einem zweiten Obergeschoß aus Fachwerk. Die recht einfachen Sandsteineinfassungen der Fenster sind erhalten; weitere Beispiele für die Beschränkung auf Putz und Rahmen sind in der Altstadt überliefert. Die Rückseite wird durch ein stattliches Zwerchhaus beherrscht. Ein bei der Sanierung 1985 wiederentdeckter Wandbrunnen findet sich auf der Seite zur Badergasse und ist auf 1712 datiert. Gemeinsam mit dem Nachbarn Nr. 14 ist das Haus das letzte Beispiel für den ursprünglichen Charakter dieser Straße.

    Zum Haus Nr. 16 gesellt sich die Nr. 14, deren Ensemble wir hier sehen. Bei Haus Nr. 16 handelt es sich um einen Typus, der der 16 recht verwandt ist und der auch eine zeitliche Dichte aufweist, die wohl nur geringfügig nach hinten, vielleicht bis um 1720, weist. Von der Vorgängerbebauung, der alten Badstube, haben sich Reste erhalten, wie der Keller und die westliche Wand des Erdgeschosses, die in Backstein ausgeführt ist und spitzbogige Blenden aufweist. Zur Badergasse hin kragen die beiden Obergeschosse aus verputztem Fachwerk weit hervor. Somit stellen die Bauarbeiten keinen vollständigen Neubau dar. Das damals noch junge Haus stellt offensichtlich ein Beispiel eines Hauses für einen bestimmten Berufszweig dar - der vermutete Bauherr Steinmetz Johann Michael Schmitt verstarb, seine Witwe brachte das Haus in die mit dem Steinmetzen Johann Georg Schrantz geschlossene Ehe ein.
    Im Erdgeschoßbereich haben sich mit der geohrten und profilierten Hauspforte mit Oberlicht sowie dem Fensterrahmen doch auch noch ein Beispiel erhalten, das über funktionale bzw. zweckmäßige Aspekte hinausgeht und bei dem sich auch ein gewisser Repräsentationsanspruch vermuten läßt; sodaß dieses kleinteilige Ensemble auch einen interessanten Einblick in die Zeit zwischen 1710 und 1720 ermöglicht.
    Im ersten Obergeschoß, nach der damaligen Zeit also der Beletage, hat sich glücklicherweise auch eine Stuckdecke der Zeit um 1720 erhalten, die Carlo Maria Pozzi zugeschrieben wird und eines der Beispiele von Bandlwerkdekor in den Randfeldern, welches um ein Mittelfeld herum angeordnet ist, darstellt. Das Haus stellt damit ein rares Beispiel eines Bürgerhauses aus dieser Zeit dar.

    Die Badergasse wird gekreuzt von der Schönbornstraße; diese Straße entstammt dem 19. Jhd, sodaß die Badergasse ursprünglich ohne diese Kreuzung verlief. Die Nordseite wird geprägt durch die heutige Bebauung Schönbornstraße 11-13 und Badergasse 3, die hier zu sehen ist. In diesem Bereich befand sich das Brauhaus zum Grünwald bzw. zum grünen Wald, dem 1677 vom Kurfürsten Cosmas Damian Hartard von der Leyen ein Kurfürstliches Brauprivileg verliehen wurde. Nach dem Brand dieses Brauhauses wurde die Spolie mit dem Hinweis auf das Brauprivileg in den 1881-83 von Stadtbaumeister Eduard Kreysig errichteten Gebäuderiegel mit einbezogen. Dieser Gebäuderiegel entspricht in der Materialwahl rote Ziegel verbunden mit Werksteinen sowie dem Eckerker dem Erscheinungsbild, welches für die Schönbornstraße typisch ist.

    Badergasse 1 (heute Weinhaus Bluhm)
    Das heute mehr oder weniger als ein Haus wahrgenommene Haus Nr. 1 setzt sich aus zwei relativ einfachen Fachwerkhäusern vermutlich der zweiten Hälfte des 17. Jhd. zusammen, die beide auf einem massiven Erdgeschoß errichtet und im 18. Jhd. vereinigt wurden. Die einzelnen Hauskeller der beiden Häuser sind erhalten, wovon der Kellerabgang der rechten Haushälfte zur Straße hin liegt und in dieser Form eine Seltenheit darstellt. Die beiden Häuser sind im Dachbereich noch klar zu unterscheiden, wie durch das Zwerchhaus bzw. das kleinere Dachhaus. Aus der Phase des Umbaus ist die spätbarocke Hauspforte aus Sandstein erhalten, die am Sturz eine Kartusche trägt.
    Diesem spätbarocken Portal kommt somit ebenfalls eine gewichtige Rolle in der Wahrnehmung des Hauses dar.
    Für die Vorgängerbebauung der linken Haushälfte war der Hausname "Zum Oberort" in Gebrauch.
    Gemeinsam mit seinen Nachbarn und den weiteren Bauten der Rochusstraße bioldet dieses Haus ein für diesen Altstadtbereich wichtiges Ensemblebild.

    Das auf dem Bild zu sehende Gebäude bildet sowohl das Eckhaus zu den beiden Straßen Badergasse und Rochusstraße wie auch den Nachbarn zur linken für das Haus Badergasse 1, womit sich ein ganz charakteristisches Ensemble am Übergang zwischen Rochusstraße und Badergasse bildet. Das Haus gehört allerdings zur Rochusstraße (Nr. 32).

  • Im Bereich dort, wo die Augustinerstraße südlich beginnt, biegt nach Osten hin zunächst eine kleine Gasse ab, die sich als Weintorstraße in etwas unregelmäßigem Verlauf bzw. einigen Knicken nach Osten fortsetzt, zunächst bis zur Rheinstraße, die die Begrenzung der klassischen Altstadt bildet, um sich jenseits der Rheinstraße fortzusetzen in das Gebiet der Rheinuferaufschüttung des 19.Jhd und damit bis zum Rhein.
    Wenn ich auch z.Zt. von der Weintorstraße nur ganz wenige Fotos habe, sollen diese nicht vorenthalten werden, u.a. auch deshalb, weil mit dem romansichen Haus zum Stein eines der Baudenkmäler hier erhalten ist, welches heute zu denjenigen gehört, die eine ganz entscheidende Rolle spielen.
    Das wichtigste Zeugnis ist das Haus zum Stein, mit dem, wenn auch teilrekonstruiert, sowohl das älteste Haus der Stadt als auch einer der wenigen erhaltenen romanischen Wohntürme Deutschlands, erhalten ist.
    Das Haus zum Stein entstand Ende des 12. Jhd. im Bereich des südöstlichen Endes der Altstadt, noch im Bereich des römischen Mauerrings und steht heute von drei Seiten umschlossen am Beginn der Weintorstraße; die Ostseite des Gebäudes bildet zugleich eine Begrenzung zur Weintorstraße hin.
    Der dreigeschossige Wohnturm weist einen etwas längsrechteckigen Grundriß von 11,2 auf 16,3 m. auf, die Geschoßhöhen variieren zwischen 4 und über 5 m.
    Eine äußere Gestalt, die heute nicht mehr in allen Details belegbar ist, erhielt das Gebäude bei einem Umbau durch Eberhardus de Lapide um 1250.
    Zu Beginn des 16. Jhd. kam das Gebäude nach dem Aussterben der Patrizierfamilie Judeus de Lapide in den Besitz des St. Albansstifts. In diesem Zeitraum kam es zu abermaligen Umbauten, bei denen wohl auch eine neue Geschoßeinteilung zustandekam und neue Rechteckfenster eingebrochen wurden. Zugleich wurde ein Giebeldach aufgesetzt.
    Nachdem das Gebäude 1793 bei der Bombardierung im oberen Bereich Schaden genommen hatte, wurde ein neues drittes Geschoß, sowie nach Süden ein Fachwerkgiebekl aufgesetzt, der bis zur Sanierung 1981-83 bestand.
    Der Anteil der ältesten erhaltenen Substand befinden sich im unteren Geschoß bzw. im Bereich der gequaderten Ecken sowie insbesondere der Nordmauer. Die Südmauer ist bis zum ersten OG. als romanisches Mauerwerk erhalten. Während zur Seite der Weintorstraße die oberen Mauerteile jüngeren Datums sind, ist romanisches Mauerwerk über die Grundstücksgrenzen auch im Haus Weintorstraße 3 erhalten.
    In der Nordmauer sind originale, gekuppelte Obergeschoßfenster der Romanik erhalten, die als Vorlage der weiteren Fenster bei der Sanierung bzw. Rekonstruktion dienten. Bei diesen Fenstern handelt es sich um zwei über einem Pfeiler gekuppelte Doppelarkaden mit zweifacher Säulenstellung sowie in Rollen auslaufenden Kämpfern. Die Kapitelle in Würfelform sind mit Spiralmustern verziert, teilweise sind die Basen mit Eckspornen besetzt.

  • Obgleich ich eigentlich keinen Bezug zu Mainz habe, besitze ich dennoch eine starke Affinität zu dieser Stadt und muss da immer mal wieder hin. Mainz packt einem irgenwie. Sei es die Lage, die Zeugen aus praktisch jedem Zeitalter seiner Geschichte, das immer noch vorhandene Altstadtflair, die Festungsgeschichte... Mainz halt!

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Prachtvolle Fotos von Mainz machen fast sprachlos, ob der Fülle erhaltener, gediegenster Bausubstanz. Bei einem eintägigen Kurzbesuch von Meister Gutenberg, vor etwa zwölf Jahren, hat man nur einen Bruchteil von Mainz gesehen. Damals waren Theater und Christuskirche noch in der Sanierung. In Erinnerung bleiben neben dem Dom die schwelgerischen Rokokoformen in der Petrikirche. Eigenartig, Interessant fanden wir in der Grebenstraße ein Wohnhaus, dass uns zumindest in den Dachformen an F. Hundertwasser erinnerte aber sicher nichts mit ihm zu tun hat.

    Bestürzend und nicht verständlich, warum der Stadt bedeutende Architekturen genommen wurden. Welches dubiose "Gesetz" hat da befohlen ?
    Vergleiche mit Dresden drängen sich auf. - In der Tat : auf weitere Fotos von Mainz freue ich mich. Es ist die die Stadt wahrhaftig ein bedeutender "Gegenpol" zu Dresden.
    Ggf. ist es möglich, hier einige Aufnahmen der vernichteten Architekturen zu zeigen ?

  • ich habe mehrer Jahre in Mainz studiert. Also einen vergleich zu Dresden sehe ich beim besten Willen nicht. Schon der Vergleich mit dem benachbarten Wiesbaden ist aufgrund des unterschiedlichen Zerstörungsgrades für Mainz kaum zu gewinnen. Ich freue mich natürlich über die Bilder von Weingeist, allerdings sieht man Mainz fast überall den Verlust einstiger Größe an.

  • Regionale Empfindlichkeiten mag man mir in der Antwort auf Stefanius vielleicht zu Recht vorwerfen; und einen Kleinkrieg anzuzetteln, muß ja auch nicht gerade sein, aber es gibt doch einige Details, die man durchaus am Rande ansprechen darf, weil dieses "Naja" nach einem etwas vorschnell gefällten Urteil entspricht, bei dem die Hintergründe überhaupt nicht beleuchtet wurden.
    - Wiesbaden hier mit ins Gespräch zu bringen, paßt nicht in die Diskussion hinein. Wiesbaden ist eine Stadt des 19. Jhd. und vermag durch die Dichte der Bauzeugnisse aus demselben Jahrhundert zu überzeugen. Wiesbaden wurde von den Amis als "Sommersitz 1945 ff." ausersehen und blieb dadurch bis auf das Kurhaus- und Quellenviertel weitestgehend unzerstört, währenddessen der Herr aus England Mainz als sein Meisterwerk angesehen hat. Bomben, die Wiesbaden hätten gelten sollen, führten aufgrund der Wetterlage dazu, daß das alte Weisenau südlich der Stadt für imer von der Bildfläche verschwand. Daß der "Wiederaufbau" der Gebäude im Wiesbadener Kurviertel ästhetisch keineswegs anspruchsvoller war als bei uns, müßte eigentlich jedem, der dies mit eigenen Augen sieht, bewußt sein. Insoweit ist der Vergleich des zu über 80% zerstörten Mainz mit dem geringfügig zerstörten Wiesbaden absurd - und dabei bleibt es Fakt, daß Mainz dennoch die weitaus größere Anzahl an Denkmalen der klassischen Zeit besitzt, einer Zeit, in der Wiesbaden vielleicht 2.000 Einwohner aufwies. Amöneburg, Kastel und Kostheim als Mittel zum Zweck für die weitere Verschönerung von Wiesbaden heranzuziehen, ist ganz schlecht - denn die haben´s nicht gebaut. Der Anspruch, einen Vergleich mit dem unzerstörten Wiesbaden zu ziehen, ist absurd.
    - Dresden wird heute unbestreitbar überschätzt, denn was ist außer dem Kurländer Palais, dem Zwinger, der Frauenkirche, dem Taschi, dem Schloß, dem Gewandhaus und dem Palais im Großen Garten noch aus der klassischen Zeit da, falls ich denn etwas vergessen hätte? Man will nichts unnötig aufschaukeln, aber es kann auch nicht gerade von der Hand gewiesen werden, daß trotz alledem in Mainz die wesentlich größere Dichte aus Zeugnissen des Barock im Vergleich zu Dresden erhalten ist.

    Hätte ich vor Jahren eine Aussage getroffen, Bamberg sei schöner als Wesel, würde ich eine solche heute als große Dummheit ansehen, denn es wäre dort ebenso die Frage zu stellen, ob Bamberg das gleiche Schicksal wie Wesel zu teilen gehabt hätte.
    So what...?

    So, und jetzt sollten wir die Grabenkämpfe einstellen und austesten, wo es warme Fleischwurst mit Paarweck, einen ausgezeichneten Silvaner dazu, und später noch ein angemessenes Maß Bier gibt, mindestens einen Liter. Und die Fassenacht will auch gefeiert werden.

  • Aber Weingeist! Mainz ist doch auch mit Dresden in keinster Weise zu vergleichen, darüber hinaus war Dresden, wenn man schon den Zerstörungsgrad anführt zu 100% zerstört, zumindest das Zentrum. Mainz war schon eine bedeutende Stadt des Mittelalters als Dresden noch eine Kleinstadt war und war nie in dem Ausmaß barock überformt. Es wirkt auch heute ja noch stellenweise eher mittelalterlich. Es gibt darüber hinaus in Dresden wieder das Britsch Hotel, das Coselpalais, das Marcolini-Palais in der Friedrichstadt, die Rampische Straße, die halbe innere Neustadt und natürlich die Hofkirche :wink: . M.E. kann man Dresden garnicht überschätzen. Zumindest die Elbfront sucht ihresgleichen auf der Welt, sozusagen "Optisches Weltkulturerbe". Wie ich schon betonte, mag ich Mainz, aber jeder hat eben andere Vorlieben. Dresdens Barock ist eben schon einmalig in Deutschland auch was die Qualität der Bauplastik ausmacht.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • @ Weingeist...ich wollte Dich doch nur etwas einbremsen :wink:

    Deinen Lokalpatriotismus verstehe ich und finde Ihn auch gut, auch wenn ich Deine Meinung so nicht teile.

    Was meinst Du eigentlich mit Klassischer Zeit ?

    Was Deine Aufzählung bezüglich der Barock Bauten angeht... schau Dir mal diese Liste an..da sind im Übrigen die Neumarkt Neubauten aussen vor.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…uten_in_Dresden und jetzt

    hau rein cheers:)

  • Vielen Dank Weingeist, für diese wunderbare Galerie. Ich habe die Innenstadt von Mainz nur einmal zur Fastnacht "genossen", als ich mich zu selbiger hab mitschleifen lassen. An eine Stadtbesichtung war nicht zu denken. Ich hatte etwas Mitleid mit den Bewohnern und der Bausubstanz ob der vielen wild-/hauswandpinkelnden Teilnehmer des Trubels. So freue ich mich diese Gassen ohne diese zweifelhaften Eindrücke zu sehen. Konnte mich gar nicht mehr so recht entsinnen, wieviel Altbausubstanz tatsächlich noch vorhanden ist. Was mir immer wieder auffällt, sind die oft verwendeten billigen weißen Plastefenster, mal mit (das ist zumindest ein Pluspunkt), mal ohne Sprossung. Gerade ohne wird einem Altbau soviel Würde und Schönheit genommen. Gibt es da Bestrebungen seitens der Stadt/von Vereinen etc die Eigentümer zu überreden die Fenster Stück für Stück auszutauschen? Gerade der letzte Beitrag deinerseits zeigt ein "perfektes" Beispiel für diese Problematik.

    Viele Grüße ins schöne Mainz aus dem Dresdner Elbtal

    DV

    P.S. Da es nicht zum ersten Mal vorkommt, die Bitte an alle: Lasst doch bitte diesen Zickenkrieg, welche Stadt nun schöner ist. Gerade bei unterschiedlichen Zerstörungsgraden der Städte, versch. Aufbaukonzepten, Staatsformen usw. nebst räumlicher Distanz und und und verbietet sich dergleichen doch fast. Im Vergleich zu Mainz sieht man Dresden den Verlust einstiger Größe nämlich noch viel mehr an.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

    Einmal editiert, zuletzt von DarkVision (1. Februar 2013 um 17:29)

  • Vor kurzer Zeit habe ich mich mit einem Freund über die Fensterproblematik unterhalten, der zufällerigerweise auch noch in diesem Metier tätig ist.
    So ein altes Holzfenster ist zwar z.T. auch von Laien zu reparieren (ich selbst bin der beste Beweis), kostet aber insgesamt mehr Arbeitskraft, als ein nur zu putzendes - und nach einer gewissen Zeit zu entsorgendes - Kunststofffenster. Allerdings muss man wissen, dass ein Kastenfenster neben dem erhöhten Pflegeaufwand, auch noch etwa 150% mehr als ein Standartfenster kostet. Da überlegt man als Hausbesitzer sicher lange, ob einem Ästhetik oder Wirtschaftlickeit mehr wert ist.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Hof zum Römischen König befindet sich in der Grebenstraße und damit auf einem Gebiet, welches in der Römischen Zeit schon zum unmittelbaren Siedlungsgebiet in der Stadt gehörte. Das Anwesen teilte sich ursprünglich auf in zwei Parzellen (Grebenstraße 24-26), bei denen jeweils eine Herberge bestand. Bei Nr. 24 handelte es sich um Zum Lateran bzw. Zum Römer, bei Nr. 26 um Zum Bären bzw. Zum Goldenen Anker. Für das Grundstück gibt es verschiedene Überlieferungen, die darauf schließen lassen, daß sich hier der städtische Sitz des Karolingergeschlechts befunden haben könnte. 1258 wird ein Haus erwähnt, "welches über dem Bogen des verstorbenen Herrn Römer erbaut ist". Mit dem Bogen ist der links zu sehende Durchgangsbogen gemeint, der von der Grebenstraße zum dahinterliegenden Mauritzenplatz führt und den Namen "Mauritzebogen" führt. Wohl 1657 kam es zu einem Neubau des Gebäudes mit einem Renaissance-Fachwerkerker über dem Portal, der auf zwei mächtigen Sandsteinkonsolen ruhte. Um 1740 wurde möglicherweise im Rahmen einer Überformung auch die neuen Fenstergewände mit geohrten Rahmen und ein neues Portal, eine von zwei Pilastern flankierte Pforte, eingefügt. Um 1760 wurden die bisher zwei Herbergen zusammengelegt.
    Der siebenjährige Wolfgang Amadeus Mozart gab hier am 03.08.1763 ein Konzert und wohnte noch bis zum 26.09.1763 zusammen mit Leopold und Nannerl im Römischen König.
    Da der Römische König in Sichtkontakt mit der jenseits der Liebfrauenstraße auf dem Liebfrauenplatz liegenden Römischen Kaiser stand, der damals als die erste Adresse der Stadt galt, ist zu vermuten, daß sich über die Jahre ein entsprechender Konkurrenzdruck ergab. Dies führte dazu, daß 1774 am Erker die Figur eines Römischen Königs angebracht wurde, der auf einem Sockel mit Motiven Louis XVI stand. Die Entsprechung mit der Figur des Römischen Kaisers jenseits der Straße beim ungeliebten Konkurrenten ist dabei offensichtlich.
    Ein weiterer Umbau etwa 1800 diente der Erweiterung um drei Achsen in westliche Richtung. Vermutlich wurde in diesem Zusammenhang auch der bisher im rückwärtigen Hofbereich stehende Torbogen aus der Zeit um 1400 in die Hauptfassade eingefügt.
    Die Erinnerung an Mozart war offensichtlich im 19. Jhd. durchaus präsent, denn der Hauptsaal, in dem Mozart konzertierte, hieß fortan Mozartsaal. Hier fand 1838 eine der ersten Mainzer Fassenachtssitzungen statt.
    Nach der Zerstörung am 27.02.1945 standen nur noch die zwei Bögen sowie Reste der rückwärtigen Mauern aufrecht. 1949 kam es zu einem vereinfachten, nur zweigeschossigen Wiederaufbau, bei dem die Figur des Römischen Königs durch den Bildhauer Adam Winter neu geschaffen wurde. Durch den Ausbau des benachbarten kath. Bildungszentrums "Erbacher Hof" in den 1980er Jahren kam es 1986 zu einem weitgehenden Neubau des Gebäudes, der sich an der bis 1945 bestehenden Form einschließlich dem "Mauritzenbogen" orientiert. Das Gebäude wurde wieder dreigeschossig errichtet und der Renaissance-Fachwerkerker gemeinsam mit seinen Konsolen rekonstruiert. Die Figur des Römischen Königs von 1949 wurde für den Nachfolgerbau wieder verwendet.

  • Das Rochusspital in der Rochusstraße ist hier schon zu sehen, aber die dazugehörige Straße hat hier noch gefehlt. Deshalb beamen wir uns jetzt mal mit dem Ziel einiger Impressionen in dieselbe.
    Die Rochusstraße verläuft etwas in Süd-Nord-Richtung und bildet sozusagen die südwestliche Ecke der "alten inneren Altstadt". Besonders reizvoll ist ihr zweimaliges Abknicken und ihr Auslaufen in die Badergasse, die Heringsbrunnengasse und den Kirschgarten, wodurch sich eine größere Zahl von reizvollen und pittoresken Raumbildern ergibt, die zu den reizvollsten der ganzen Altstadt gehören.
    Mit der Straßenbenennung wird ab dem 19. Jhd. an das ehemalige Rochusspital angeknüpft, welches die Funktion eines Spital und auch Armenhauses hatte. Vorher trug die Straße den Namen Armenhausgasse und der südliche Bereich zur Holzhofstraße hin hatte den "schönen" Namen "Am Dreckpfosten" erhalten. Die Bebauung war im 18. Jhd. geprägt von bescheidenen zweigeschossigen Häusern und wurde im 19. Jhd. zumeist ersetzt, wobei die alte Parzellierung beibehalten wurde. Daneben existierten auch größere Hausplätze, sodaß das Straßenbild durchaus auch recht belebt wirkt. Der besondere Reiz der Straße liegt im Zusammenwirken einer typischen engen gepflasterten Altstadtstraße, in dem das barocke Rochusspital einen ausnehmend festlichen Akzenz setzt, wenngleich man es nur schwierig fotografieren kann.

    Der Treppenaufgang an der Holzhofstraße, der hinauf zum Windmühlenberg und zur Zitadelle führt, ermöglicht einige ganz besonders reizvolle Perspektiven in die Altstadt. Unter anderem ist es auch möglich, die südliche Bebauung der Rochusstraße im Zusammenspiel mit den Nachbargebäuden zu erleben, wie hier ersichtlich.

    Rochusstraße 2:
    Das Haus bildet ein Eckhaus zur Holzhofstraße und wurde nach den Zerstörungen im 30jährigen Krieg auf ursprünglich zwei Hausplätzen wohl 1687 errichtet. Dieses Haus ist das einzig erhaltene, für die Straße typische zweigeschossige Haus und wurde aus ehemals zwei Hausteilen vereinigt. Das Obergeschoß besteht aus verschiefertem Fachwerk, was in diesem Altstadtgebiet nicht gerade häufig ist. An der Ecke findet sich die Kopie einer barocken Madonna.

    Bei der Rochusstraße 4 handelt es sich um eine Baukopie aus den späten 1980er oder frühen 1990er Jahren. Der Vorgängerbau war offensichtlich in einem schlechten Zustand. Es ist ein glücklicher Umstand, daß die Fassade wieder rekonstruiert wurde, gibt sie doch mit den Nachbarn ein reizvolles Ensemble ab.

    Rochusstraße 11 (Zum Diefenstein)


    Rochusstraße 28 (links) und 26 (rechts)

    Rochusstraße 28: Zum großen Goldstein

    Rochusstraße 26: Zum kleinen Goldstein.
    Der kleine Goldstein ist ein viergeschossiges, aber nur zwei Achsen breites Gebäude von 1889, welches Nachfolger eines bereits 1819 als baufällig bezeichneten Vorgängers war.