Meldungen aus Frankreich

  • Neue Riesen-Brücke in Frankreich

    Norman Foster ließ in Frankreich eine neue Riesenbrücke über das Tal des Tarn bauen. "Seine 2460 Meter lange Schrägseilbrücke steht auf sieben teils riesigen Stützpfeilern über dem Tarn, wobei der höchste mit 343 Metern den Eiffelturm um knapp 20 Meter übertrifft. Mehr als 200 000 Tonnen Beton, 36 000 Tonnen Stahl (mehr als das Fünffache des französischen Wahrzeichens an der Seine) und 9000 Tonnen Straßenbelag sind verbaut worden." (http://www.ikz-online.de)

    Weiter Infos und Fotos hier:
    focus
    IKZ


    Besonders interessant fand ich diesen Abschnitt:

    "...Obwohl dieses Nadelöhr behoben wird, liefen Umweltschützer zunächst Sturm gegen das Projekt, weil es angeblich die Landschaft verschandele, ökologische Probleme und eine Kostenlawine beschere.

    Fosters Brücke sei »größenwahnsinnig und pharaonisch«, meinten Grüne aus der Region und verlangten eine kleinere und integriertere Lösung - mit Vorfahrt für die Bahn. Vergebens. Fosters Super-Brücke wurde für 320 Millionen Euro in die Cevennen-Landschaft gestellt." (http://www.ikz-online.de/ikz/ikz.zeitge…her=&dbserver=1)


    Wie man auf den Fotos sieht, zerschneidet diese Brücke tatsächlich die Landschaft.

    Bsp.: http://a.relaunch.focus.de/img/gen/B/N/HB…gen_r_400xA.jpg

  • bei solchen projekten bin ich meist gespalten. einerseits fasziniert mich das machbare, andererseits würde ich nicht in sichtweite einer solchen brücke wohnen wollen (das ist wie bei den grünen, die die ganze landschaft verspargeln, aber selbst dort nicht wohnen). als entwurf halte ich sie aber nicth für ganz und gar unästhetisch (in der ausführung schon).
    bei einer abstimmung wäre ich wahrscheinlich gegen die brücke gewesen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • ich finde die idee an sich ok, frankreich hat ja (fast) kein zersiedlungsproblem wie D,
    leider ist diese gewollt repetitiv-steife formensprache fosters eine praepotente beleidigung fuer das sensible auge.
    hier sieht man wieder das provokante sendungsbewusstsein der arrivierten durchschnitssbegabten modernisten
    ausserdem sollte man leute aus dem norden ohne restriktiven IQ-test nichts gestalten lassen, sonst kommt immer irgendein radikaler kraftakt dabei heraus, denen fehlt halt die sonne als lebenserfahrung...

    die 7 tannenbaum bruecke
    na frohe weihnachten.
    in hellgrau.

  • Zwar keine Meldung, aber mir ist aufgefallen, dass in Amiens der Platz neben der Kathedrale neu bebaut worden ist. Die Lücke ist aus dem zweiten Weltkrieg (oder doch noch aus dem ersten?):

    Google maps zeigt noch den Vorzustand:
    amiens - Google Maps
    (http://img16.imageshack.us/img16/1108/gmapsamiens.png)

    Hier kann man Panoramaaufnahmen zu dem neu gebauten Quartier sehen:

    rue et l'église Saint-Leu, rue st andre et la cathedrale Amiens
    Nouveau Quartier Cathdrale Amiens
    Place de la Cathedrale Notre Dame d'Amiens
    place et la Cathedrale Notre-Dame d'Amiens

    Dass eine Anlehnung an historische Materalien/Formen gegeben ist, kann man nicht leugnen, überzeugen mag die Architektur hingegen nicht recht
    historische Fotos habe ich leider keine gefunden...

  • Was für ein hässliches Stadtbild!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Sehe ich nicht so. Hier wird etwas versucht, das jenseits von Modernismus und Rekonstruktion liegt. Eine Arbeit mit traditionellen Materialien und Formen, kleinteilig, zudem der Versuch einer Ensemble-Bildung. Historischer Bestand wurde eingebunden, traditionelle Dachformen berücksichtigt. Sicherlich kein ganz strenger Traditionalismus, eher in Richtung Postmoderne tendierend, aber im Vergleich zu vielen anderen derzeitigen Bauprojekten (man denke etwa an viele Neubauten im Dresdner Neumarktareal) ein durchaus gefälliges Quartier. Also, ich kann Gefallen daran finden.

    Auf dieser Seite habe ich einen Bildausschnitt der Situation von 1919 gefunden. Berauschend war das nicht:
    http://www.ww1westernfront.gov.au/amiens-cathedr…-cathedral.html

  • Schließ ich mich an, man versucht einen Weg zwischen Moderne und Tradition zur Umgebung zu finden. Mit vielen modernen Formen könnte ich leben wenn sie sich an den regionalen Materialen orientieren...

  • Ich kenne die Lücke im Stadtbild von Amiens noch von Anfang der 90er, als ich dort einmal war. Sie war wirklich sehr störend, die Altstadt war praktisch zweigeteilt, und die Kathedrale stand an der Nordseite an einem Hang mit Bäumen.

    MMn. vermittelt das Projekt gut zwischen dem Vorplatz der Kathedrale und dem Altstadtviertel St. Leu, wo es viele Kanäle und relativ niedrige mittelalterliche Häuser gibt. Die Häuser am Vorplatz der Kathedrale finde ich aber in den postmodernen Details zu grobschlächtig, vor allem die großen Kreuzfenster mit Doppelkreuze und Spiegelglas direkt unter der Dachzone. Das ist schade.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Es ging mir ja nicht um eine Kritik der Neubauten - warum sieht dieser Domplatz im Ganzen so abscheulich "bundesrepublikanisch" aus? Wirtschaftswunderzeit à la francaise?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nord- und Südseite des "Domplatzes" wurden erst in den letzten 20 Jahren neu bebaut. Die übrige Bebauung bis auf den "Dom" und 3 alte Häuser ist Wiederaufbau aus den 50ern, so schätze ich. Dennoch, die Kathedrale und drei Althäuser an diesem Platz: mehr historische Bauten als am Hauptmarkt in Nürnberg, die Situation ist etwa ähnlich der Würzburger Untermarkt.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Sehe ich ähnlich wie Heimdall. Zudem sind typische französische Altstädte vor allem von kleineren Dimensionen, wenn sie kein Fachwerk besitzen, so schlicht, dass man sie locker für 1950er Jahre-Architektur halten könnte, obwohl sie meist Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Aufgrund der regionaltypischen Materialität der Neubauten weiß man sofort, dass man in Frankreich ist. Wer miesen Wiederaufbau sehen will, sollte sich bspw. mal die zerstörten Teile von Rouen oder Caen angucken (geht auch über Google StreetView), da war man in Frankreich keinen Deut weniger autistisch als in einem deutschen Nürnberg (eher noch schlimmer).

  • Ich habe lange Zeit in F. gelebt und muss sagen, dass der Wiederaufbau generell deutlich besser gelaufen ist - sowohl nach dem Ersten Weltkrieg als nach dem Zweiten. Es gibt aber auch innerhalb Frankreichs grosse Unterschiede. Ziemlich schlecht finde ich z.B. Dunkerque und einige Bereiche der Strassburger Altstadt, während Orléans, Tours und Caen ganz gut wiederaufgebaut wurden. Amiens ist vom Wiederaufbau her nicht der grosse Renner.

    Die meisten Städte haben trotz schlimme Zerstörungen mehr Altbauten als in D. vorzuweisen. Vor allem Rouen und Tours (hier stehen wohl noch mehr als die Hälfte der Altstadt), während z. B. Caen und Beauvais fast restlos zerstört wurden. Dazu kommt, dass der Wiederaufbau schon in den 50er Jahren abgeschlossen wurde.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Die Verhältnisse waren in Frankreich nach dem 1. und nach dem 2. Weltkrieg für einen guten Wiederaufbau viel besser als im nach dem 2. Weltkrieg verbliebenen Deutschland.

    Nach dem 1. Weltkrieg konnte man aus den enormen Reparationen schöpfen, die dem dt. Reich auferlegt worden waren. Und nach dem 2. Weltkrieg gab es immerhin noch die Ressourcen aus dem unzerstörten südlichen Frankreich (und ein wenig Marshallhilfe) Auch gab es nach dem 2. Weltkrieg noch dt. Reparationen z. B. an Brest.

    Dazu gab es einen ungebrochenen (Lokal-)Patriotismus und weniger zerstörenden modernistischen Einflüsse. Der Bruch mit der Vergangenheit war nicht gewollt. Bei den mißlungenen Wiederaufbauten in Lisieux, St. Lô, Calais hatte der Modernismus doch noch zu viel Einfluß. Auch Le Havre wird mMn. überschätzt und braucht in weiten Teilen eine Überarbeitung. Gelungener sind Brest, Caen, Rouen, Évreux und Beauvais, wo der Regionalismus viel mehr Eingang fand in den Wiederaufbau.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Nach dem 1. Weltkrieg konnte man aus den enormen Reparationen schöpfen, die dem dt. Reich auferlegt worden waren.

    Frankreich war nach dem 1. Weltkrieg nicht minder pleite als das Deutsche Reich. Die enormen Kriegsschulden bei den USA mussten abbezahlt werden und die Reparationen bestanden zu Anfangs in der Mehrheit aus Sachleistungen wie Kohle oder Nahrungsmitteln. Zumal nach dem 1.WK keine Schäden im Reich zu beklagen waren, der Vergleich hinkt insofern etwas, wo nix zerstört wurde kann man nix aufbauen.

  • Nein, denn ich habe gar nicht von Deutschland nach dem 1. Weltkrieg gesprochen. Dort gab es keine Kriegszerstörungen außer in Ostpreußen (Allenstein z. B.) durch die Russen, die dort gewesen waren (Schlacht bei Tannenberg)

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Ich möchte keine politische Diskussion entfachen. Die deutschsprachige Quelle habe ich allein deshalb verlinkt, weil nicht alle Forumsteilnehmer des Französischen sehr mächtig sind (ich schließe mich mal ein) und im deutschsprachigen Raum momentan noch keine anderen Quellen existieren.

    Offenbar hat im französischen Besancon ein afrikanischer Asylant aus Wut, dass ihm die finanzielle Unterstützung zur Gründung eines Verlages nicht gewährt wurde, das Rathaus angezündet. Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz.

    Un homme lance deux cocktails Molotov dans la mairie de Besançon
    http://www.liberation.fr/societe/2015/0…esancon_1337127

    Frankreich: Asylant setzt Rathaus in Brand
    http://www.pi-news.net/2015/06/frankr…thaus-in-brand/

    Video
    https://www.youtube.com/watch?v=zZmH0zSKFNA

  • In Chartres gibt es Bestrebungen, die Porte Guillaume (Wilhelmstor) aus dem späten 12. Jhdt., welche im Sommer 1944 wohl von den abziehenden deutschen Truppen zerstört wurde, mittelfristig (bis 2024) wiederaufzubauen.

    Ganz alte Fotografie von 1851:

    Nahaufnahme von ca. 1900:

    Eine Aufnahme nach 1944:

    Bildquelle: Carte Postale

    Und die heutige Ansicht (2010):

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Olvr', CC BY-SA 3.0 unportiert


    Meldung auf den Seiten der Stadt Chartres

    Association porte guillaume - Facebook

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (22. Juni 2018 um 21:14)

  • Interessant ist auch, daß trotz der Beschädigungen rund um das Tor nur Gebäude im alten Stil zu sehen sind, also keine modernistischen Auswüchse. Die findet man in Frankreich in kleineren Städten sowieso nicht so häufig wie bei uns. Auch fehlen in Frankreich die bei uns obligatorischen Einkaufszentren mitten im Zentrum sowie die ausufernden Gewerbegebiete um jede Kleinstadt.
    Ansonsten ist es natürlich eine prima Idee, das Tor wieder aufzubauen.
    PS: Prinzipiell ist es schon möglich, daß abziehende deutsche Truppen das Tor zerstört hatten, wenn gleich es auch ohne militärischen Nutzen gewesen wäre. Normalerweise wurden bei einem Rückzug eher Brücken oder Depots zerstört. Man darf auch nicht übersehen, daß es am 26.05.1944 einen britischen Luftangriff auf Chartres gegeben hatte und daß die Stadt im August 1944 drei Tage lang schwer umkämpft war. Dort standen drei deutsche Divisionen der deutschen 7.Armee im Gefecht mit den vorrückenden Amerikanern. Das Tor konnte also auch schon vor dem Abzug bei den Kämpfen zerstört worden sein.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "