Farbfotos vom alten Berlin

  • Sonderlich wiederherstellungswürdig ist der Nazi-Bau nun auch nicht. Die Stellung zur Straße ist heute wie damals doof.

  • Die Nachkriegsbilder vom Berliner Zentrum sind ebenso ernüchternd wie erschreckend und entlarven die Mär von der angeblichen völligen Zerstörung Berlins im Krieg als solche. Die Zerstörungsrate war wohl mit Hamburg vergleichbar, wenn es auch sicher unter den Vierteln Totalschäden wie die Luisenstadt gab, auch ähnlich wie in HH. Das Berliner Zentrum würde wohl heute auch ähnlich wie das Hamburger aussehen, hätte es die DDR nicht gegeben. Entgegen der landläufigen Meinung von der Freien und Abrissstadt Hamburg wurden dort viele der Kontor- und Geschäftshäuser obgleich völlig ausgebrannt wiederhergestellt, freilich aus rein kaufmännischem Kalkül: Billiger als Abriss und Neubau, denn die Grundsubstanz war ja stabil.
    Besonders Schlimm diese Bilder aus dem Osten:
    http://michael-sobotta.magix.net/album/alle-alb…81118-57617577/
    http://michael-sobotta.magix.net/album/alle-alb…81121-57617789/
    http://michael-sobotta.magix.net/album/alle-alb…81121-57617736/
    http://michael-sobotta.magix.net/album/alle-alb…81114-57617475/
    http://michael-sobotta.magix.net/album/alle-alb…81114-57617478/
    Man beachte das wunderbare Geschäftshaus am Hackeschen Markt!
    http://michael-sobotta.magix.net/album/alle-alb…62248-59379644/
    Was da noch alles stand !
    Für mich persönlich das schlimmste Bild:
    http://michael-sobotta.magix.net/album/alle-alb…81120-57617704/

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das Viertel um die Petrikirche ging dann für die Leipziger Strasse hops! Am Dom steht noch die Erinnerungskirche, das Schloss fehlt schon.

  • Die Leipziger Straße endet aber seit jeher schon am Spittelmarkt und führt nicht an der Petrikirche entlang.
    Bezüglich der in Cölln noch bestehenden Bebauung siehe auch hier.

    Pfälzer Bub:
    Das Vorderhaus an den Hackeschen Höfen steht immerhin noch, wenn auch in reduzierten Formen.
    Verfall und Stuckbekämpfung haben halt Spuren hinterlassen aber das Gebäude ist m. E. auch heute ein Blickfang.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Interessante BIlder, die Michal Sobotta da in seinem Buch veröffentlicht hat. Seine überladene Website soll ja wohl nur dafür werben. Schade, dass er die BIlder auf der Website so völlig entstellt hat. Heute Nacht träume ich wahrscheinlich seinen Namen....

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Wieso hat man damals eigentlich die alte Börse abgerissen. Auch so ein schmerzlicher Verlust. Die Fassaden waren völlig intakt, selbst der Figurenschmuck schien sehr gut erhalten. Die Alte Börse war keineswegs schlechter dran wie zum Beispiel die Kommode Unter den Linden. Für mich wäre die Alte Börse auch so ein Rekokandidat, wenn die Neubauten heute nicht wären. Es ist schon abstrus, dass oft scheinbar nicht der Zustand der Gebäude entscheidend war, was erhalten wurde oder was nicht, sondern vielmehr Ideologie und Glück. Für eine so große Kulturnation ist der selbst herbeigeführte, durch Abriss verursachte, Verlust identitätsstiftender Bauten auch immer ein Einschnitt in das kulturelle Gedächtnis eines Landes. Man hätte so viel mehr retten können, wenn man gewollt hätte!

    APH - am Puls der Zeit

  • Das Foto mit der Kneipe Bayrisch Zell und der Winzerstube im Beitrag 16 zeigt Friedrichstr 76, Ecke Jägerstraße, nordöstliche Ecke.

    Das Foto weiter oben mit dem Obstwagen "Esst mehr Früchte" entstand am Zeughaus an der Straße Unter den Linden Ecke Hinter dem Gießhaus (links Zeughausmauern, im Hintergrund die Kommandantur und die Pergola des Kronprinzenpalais).

  • Danke! Des Wahnsinns kesse Beute! Man möchte am Liebsten gleich in die Bilder hineinspringen und durch diese herrlichen Stadträume spazieren...


    So geht's mir auch immer, besonders bei Fotos, die ich vorher noch nie sah. Wenn Du das nächste Mal springst, nimm mich mit. :lachen:

  • Ein Stadtbild in Vollendung. Keine verstreuten Hochhäuser, sondern nur die Türme von Schloss und Kirchen, die aus dem Häusermeer herausragen.
    Wieso ist man heute nicht mehr zu solchem Städtebau fähig? Nach dem Krieg wurde alles nur schlechter gemacht.

    In dubio pro reko

  • Das Gebäude mit dem Eckturm stand in der Frankfurter Allee / Ecke Königsberger Straße und gehörte zum Warenhaus Hermann Tietz

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (31. Juli 2014 um 22:14) aus folgendem Grund: Bild-Ergänzung

  • Ich will mal versuchen, die Farbfotos von 1937 Orten zuzuordnen. Bei allen ist mir das nicht gelungen, da konnte ich nur spekulieren:

    Steglitz, Schlossstr 34-35 neben dem Rathaus Steglitz (heute ist dort das "Schloss")


    Tempelhofer Damm, Richtg Norden (heute Platz der Luftbrücke), im Hintergrund die Bonifatiuskirche an der Yorckstraße:


    Frankfurter Allee, Ecke Warschauer Straße, U-Bahneingang Peterburger Straße (heute Frankfurte Tor), Blick nach Osten:


    Frankfurter Allee, Hertie im Hintergrund siehe Beitrag oben:


    Kaiser-Wilhelm Straße, heute Luxemburgstraße, Ecke Dircksenstr, Richtung Volksbühne:


    Kaiser-Wilhelm Straße 13, Ecke Neue Friedrichstraße, sowohl "Gustav Quast & Co" wie auch "Franz Eisenhuber" ließen sich leicht im Adressbuch finden:


    Mauerstr 66-67, Rheinpfalz Weinstuben:


    dazu ein etwas älteres Foto von 1913 mit Mauerstr 63-65, Bankgebäude von Bielenberg & Moser, man erkennt das Gebäude auch auf dem Farbfoto rechts:


    Natürlich ganz einfach, Platz vor dem Brandenburger Tor (Palais Blücher ab 1939 Amerikanische Botschaft im Hintergrund) und selbiges:


    Hier bin ich mir nicht sicher. Es ist eine Straße auf der die Straßenbahnlinie 74 (Kniprodestr - Halensee über Leipziger Straße) verkehrt. Hier sind die Experten gefragt. Es könnte die Leipziger Straße sein. Auf dem Straßenbahnschild ist auch ein Platz vermerkt, den ich leider nicht entziffern kann. Also Experten für Straßenbahnen ran ans Werk!!! :kuss:


    Beim nächsten Bild ist die Straßenbahnlinie 72 zu sehen, die vom Alexanderplatz nach Weißensee bzw. Heinersdorf fuhr. Es könnte die Prenzlauer Straße sein, wegen der Möbelläden, die es dort zuhauf gab, bin mir aber nicht sicher oder doch? Der Hintergrund scheint das KAufhaus Jonas zu sein, diese Silhouette sieht man auch auf dem nächsten Bild


    Beim nächsten bin ich mir aber ganz sicher, denn die beiden Schilder mit dem Möbelladen Carl Krug (Nr. 41) und "CONRAD" (Nr. 20) lassen keinen Zweifel zu:

    Prenzlauer Straße, links Nr 20, rechts Nr 41, Stadtauswärts:

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (1. August 2014 um 13:58)

  • Spreetunnel: Sie sind eine richtige Experten des alten Berlins. Chapeau für deine Ortsmarkierungen.

    Frankfurter Allee (FA) war damals eine wirklich beeindruckende Allee von höhe der Wohnhäuser aus gesehen und Breite und Länge der Allee. Schade das Bombardements des 2. weltkrieges und rüchsichtslose Vormarsch der Sovjet Armee entlang der FA so wenig vor uns übergelassen haben. Die FA wurde zu 90% vernichtet.

    Wieviele Warenhäuser Karstadts, Wertheims, Tietz, Hertie und Anderen standen eigentlich in Berlin vor dem 2. weltkrieg?
    Wir allen kennen die am meist bekannten in der Mitte, aber offenbar waren sie auch in den Ringvierteln anwesend, wie Tietz am FA, Wertheim am Moritz Platz .......

  • Ich habe mal eine Liste aller Warenhäuser aus einem Buch von Peter Güttler ohne technische Details zusammengestutzt. Es sind aber nur die Warenhäuser, Kaufhäuser (Häuser mit beschränktem Sortiment) sind nicht dabei:


    Peter Güttler

    Liste der vor 1945 erbauten Warenhäuser


    Kaiserreich

    Jandorf (Spittelmarkt) (0)
    Spittelmarkt 16/17 Ecke Leipziger Straße (Verw Bez. Mitte)
    1891/92 von Alterthum & Zadek und Hermann August Krause.

    Jandorf (Belle Alliance Straße) (W)
    Belle Alliance Straße 1 (nach 1945 Mehringdamm 2, heute Blücherplatz 3) Ecke Tempel¬hofer Ufer (Verw. Bez. Kreuzberg) 1897/98 von Fritz Flatow (Ausführung, möglicherweise auch Entwurf). 3gesch. Mauerpfeilerbau,

    Jandorf (Große Frankfurter Straße) (0)
    Große Frankfurter Straße 113 (heute Karl Marx Allee 68) Ecke Andreasstraße 46 Ecke Blumenstraße 50 (Verw. Bez. Friedrichshain) 1899/1900 für Kaufhaus Max Mannheim erbaut (Architekt nicht zu ermitteln), 1901 von Jan¬dorf übernommen.

    Jandorf (Brunnenstraße) (0)
    Brunnenstraße 19 - 21 Ecke Veteranenstraße 28 (Verw. Bez. Mitte) 1903/04 von Lachmann & Zauber.

    Jandorf (Kottbusser Damm) (W)
    Kottbusser Damm 1 Ecke Planufer 96/97 Ecke Graefestraße 93 (Verw. Bez. Kreuzberg) 1905/06 von BR Franz Ahrens.

    Jandorf (Wilmersdorfer Straße) (W) Charlottenburg,
    Wilmersdorfer Straße 118/119 Ecke Pestalozzistraße 32 1905/06 von H. Enders; Bhr. Fa. Graff & Heyn.

    Kaufhaus des Westens (KaDeWe)
    (W) Schöneberg, Ansbacher Straße 26 (früher 12 14) Ecke Tauentzienstraße 21 24 Ecke Passauer Straße 41 43 1906/07 von Johann Emil Schaudt.

    Stein (W)
    Chausseestraße 70/71 (vormals 64 66 Verw. Bez. Wedding)
    Umbau mehrerer Wohnhäuser mit Läden zum Warenhaus 1907, Bauausführung durch C. Kuhn, Architekt nicht zu ermitteln.

    Tietz (Leipziger Straße) (0)
    Leipziger Straße 46 - 49, Krausenstraße 44 49 (Verw. Bez. Mitte)
    1899/1900 von Lachmann & Zauber, Fassaden von Bernhard Sehring.

    Tietz (Alexanderplatz) (0)
    Alexanderstraße 69 - 70 Ecke Alexanderplatz Ecke Am Königsgraben 1 3 (Verw. Bez. Abb. 34 39 Mitte) 1904/05 von Cremer & Wolffenstein, Mitarbeiter Jäger. 1. EB Alexanderstraße 64 68, Am Königsgraben 4 7 1907/08 von Cremer & Wolffenstein.

    Tietz (Frankfurter Allee) (0)
    Frankfurter Allee 5 (bis 1915 Nr. 109/110) Ecke Königsberger Straße (heute Lasdehner Straße Verw Bez. Friedrichshain) Gegen 1905, Architekt nicht zu ermitteln, Bhr. Fa. Max Mannheim (Kaufhaus). Umbau 1908 (nach Übernahme durch Fa. Hermann Tietz), Architekt nicht zu ermitteln.

    Warenhaus für Armee und Marine (0)
    Dorotheenstraße 60 (bis 1912 Nr. 71, heute Clara Zetkin Straße) Ecke Neustädtische Kirch¬straße 4/5 Ecke Mittelstraße 26/27 (Verw. Bez. Mitte) 1886/87 von de Hude & Hennicke.

    Wertheim (Oranienstraße) (W)
    Oranienstraße 53/54 (Verw. Bez. Kreuzberg)
    1893/94 von GRR Prof. Dr. Ing. E. h. Alfred Messel.

    Wertheim (Leipziger Straße) (0 Verw. Bez. Mitte)
    1. Bauabschnitt. Leipziger Straße 132/133
    1896/97 von GRR Prof. Dr. Ing. E. h. Alfred Messel.
    2. Bauabschnitt. Leipziger Straße 134/135; Voßstraße 31/32
    1899/1900 ebenfalls von Messel.
    3. Bauabschnitt. Leipziger Straße 136/137 Ecke Leipziger Platz 12; Voßstraße 24 30 1904 06 ebenfalls von Messel. 5-gesch. Mauerpfeilerbau (Leipziger Str. und Leipziger Platz),
    4. Bauabschnitt. Leipziger Straße 126 130
    1911/12 von Heinrich Schweitzer
    5. Bauabschnitt. Leipziger Platz 13; Voßstraße 24/25; Leipziger Straße 131.
    1926/27 von Paul Kolb (Vorentwurf 1914 und Grundrisse) und Prof. Eugen Schmohl (künst¬lerische Gestaltung).

    Wertheim (Rosenthaler Straße) (0)
    Rosenthaler Straße 27 - 31 Ecke Sophienstraße 12 14 (Verw. Bez. Mitte)
    Abb. 30 33 1903 von GRR Prof. Dr. Ing. E. h. Alfred Messel, Mitarbeiter Rbm Walther Schilbach.
    EB Sophienstraße 15, 1905/06 ebenfalls von Messel.

    Wertheim (Königstraße) (0)
    Geviert Königstraße 31/32 (heute Rathausstraße) Neue Friedrichstraße 18 20 (heute Littenstraße) Grunerstraße 7 (bis 1933 Nr. 2) Stadtbahn (Verw. Bez. Mitte)
    1910/11 von Heinrich Kayser & Carl v. Großheim und Ernst Rentsch


    Wertheim (Moritzplatz) (W)
    Prinzenstraße 35 - 38 Ecke Moritzplatz Ecke Oranienstraße 149 154 Ecke Prinzessinnen¬straße 15 (Verw. Bez. Kreuzberg), 1912/13 von Prof Eugen Schmohl.


    1919 - 1945

    EPA Warenhaus (W)
    Wilmersdorf, Berliner Straße 150/151 Ecke Landhausstraße 23/24 Ecke Badensche Straße 24 1929 32 von Philipp Schaefer (Bauabteilung der Rudolph Karstadt AG).

    Galeries Lafayette (0)
    Friedrich Ebert Straße 11/12 (heute Ebertstraße) Ecke Bellevuestraße 112, am Potsdamer Platz (Verw. Bez. Mitte) Entw. 1928 von Erich Mendelsohn.

    Karstadt (Hermannplatz) (W)
    Hasenheide 1 - 4 Ecke Hermannplatz 10 Ecke Urbanstraße 77 81 (Verw. Bez. Kreuzberg)
    1927/29 von Philipp Schaefer, Mitarbeiter Curt Günther, Bltg. Rbin M. Binder, Curt Semmelroth, Paul Friedrich und Ing. H. Schäfer.

    Tietz (Chausseestraße) (W)
    Chausseestraße 70/71 (Verw Bez. Wedding)
    1929 von Johann Emil Schaudt.

    Tietz (Leipziger Straße) EB siehe Liste Kaiserreich

    Tietz (Schöneberg) (W) Schöneberg
    Entwurf gegen 1930 von Johann Emil Schaudt (nicht ausgeführt).

    Warenhaus der Konsumgenossenschaft (W)
    Oranienplatz 4 - 10 (früher Luisenufer 27 30) Ecke Segitzdamin 2 (früher Luisenufer 30);
    Abb. 69, 70 Prinzessinnenstraße 1 6 (Verw Bez. Kreuzberg)
    1930 32 von (Prof.) Max Taut & (Franz) Hoffmann; Innenarchitekt R. Lindemann.

    Nach 1945 waren es noch ca. 18 Neubauten die dazu kamen, bzw. das Zerstörte teilweise ersetzte.