Bauen zwischen 1933 und 1945

  • Saxonia: ich sehe aber die sofort: die Reihe Deutsche Eiserne Kreuze unter den Dachgesimsen. Heute fehlen dann noch die NS Malereien, feine Gitter, Adler und besonders reiche ehemalige Innenausstattung. RLM war damals wie NRK ein sehr reich ausgestattetes Gebäude. Wenn man gut schaut ist die Fassade nicht modernistisch doch "nüchtern" rein neo-klassisistisch gestalltet worden. Genau wie Tempelhof, Olypisches Gelände usw. Das Columbus Haus ist kaum neo-klassizistisch und für die Zeit damals reiner "Modernismus". Und die Fassaden imponieren noch immer! Nicht nur zeigen die Bilder den gigantischen Verlust an reich dekorierten Fassaden rund um den Leipziger Platz, aber auch Unmengen an reichen Interieurs. Es ist kaum zu fassen was nur auf dieses Viertel alles verloren gegangen ist. Und die Bilder zeigen auch, dass in den 30 Jahren danach alle Reste (Remains) abgetragen wurden ohne jede Rekonstruktion!! Palantir: danke für die vielen Bilder. Ich denke schon in 3D wenn ich die vielen Bilder sehe. :smile:

  • Auch nach intensiveren Vergleichen finde ich die Unterschiede marginal und kaum zu bedauern. Die Reihe aus Hakenkreuzen und Eisernen Kreuzen versteckt unterm Gesims ist nun wirklich kein großer Verlust. Die Innenausstattung ist angesichts der Nutzungsgeschichte, von der beweglichen Möblierung und NS Symbolik mal abgesehen, ebenfalls erstaunlich intakt.

    Es gibt sogar eine Magisterarbeit zur Geschichte des Gebäudes. Wer Lust und Langeweile hat, kann die sich ja mal zu Gemüte führen.
    http://edoc.hu-berlin.de/master/nakagaw…DF/nakagawa.pdf

    Vergleichsbilder und Rundgang http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Sta…steinhalle.html

  • Ein Rundgang zu den erhaltenen NS-Bauten Münchens (rund um den Königsplatz):

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Bei 8:14 sieht man auch das fast fertige, neue "Braune Haus"!

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Das ist schon fies - dieser greissliche Kasten sieht doch tatsächlich wie eine Menschenvernichtungsanstalt aus..wenn das vom Architekten so geplant war, ist es ihm sicherlich vortrefflich gelungen - ich mag an diesem Platz jedenfalls nicht mehr so gern vorbeigehen. disgust:)disgust:)disgust:)

  • Naja, was immer auch man damit assoziieren mag, es ist und bleibt ein grauenvoller architektonischer Schandfleck. Ich hätte es als sinnvoller empfunden als NS Dokumentationszentrum das ehemalige braune Haus wieder zu rekonstruieren, das wäre einfach authentischer gewesen.

  • Richtige NS-Architektur war das ja gar nicht, da das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert stammte. (hier ein Bild: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…raunes_Haus.jpg) Aber man kann sich angesichts des gegenwärtigen politischen Klimas (siehe Potsdam Garnisonkirche) vorstellen, was los wäre, wenn man mit diesem Rekonstruktionsvorschlag käme. Dabei kann das Haus auch hier nichts für seine zeitweilige Nutzung. Aber da würde sich kein Bauherr oder Architekt derzeit "die Finger verbrennen" wollen.

  • Man hat ja sogar die Keller des Braunen Hauses zerstört, die man bei Grabungen gefunden hatte. Innen wird halt eine langweilige Fotoausstellung stattfinden, die Schulklassen gezwungen besuchen werden.

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Ein NS Dokumentationszentrum könnte ich mir als durchaus interessant vorstellen, so man die Geschichte sachlich und objektiv darstellt, aber schon dieser "Nachfolgebau" läßt an einer sachlich objektiven Geschichtsbewältigung ein wenig Zweifel aufkommen. Im übrigen steht vis a vis der Musikhochschule ein wohl recht ungenutztes Haus selbigen Stiles - hätte man dies nicht als NS Dokumentationszentrum dahernehmen können? Denn ich denke auch die NS Architektur an sich, gehört mit zu dieser Geschichte - in sofern muß ich natürlich Heimdall zustimmen, das ehemalige braune Haus war um ein vielfaches älter, und hatte mit der NS Architektur nicht sehr viel zu tun.

  • Was m. E. viel zu oft untergeht und möglicherweise auch im NS-Dokumentationszentrum wieder untergehen wird, das sind die UNTERSCHIEDLICHEN Strömungen im Zeitraum 1933 - 1945.

    1. Der als Stärkstes wahrgenommene Monumentalstil, hervorgehend aus purer Menschenverachtung, weil nur der Mensch als Masse seine Daseinsberechtigung hat. Hier gibt es Analogien zu historischen "Vorbildern" und vor allem zum Stalinismus, wobei ich die ganz bewusste Einschüchterungswirkung zu NS-Zeiten als das tragende Motiv ansehe. Mehr als für München gilt dies für das Zentrum von Berlin und für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.

    2. Der sozusagen im Windschatten davon existierende Heimatstil. Hier hatten sich viele unter dem großen Mantel der Partei versammelt, denen es um eine Korrektur ausufernder und dem Stadtraum oftmals fremd gegenübertretender Moderne ging. Analogien gäbe es durchaus zur früheren Baupolitik in der DDR vor Einführung des industriellen Plattenbaus. Häufig wurde auch von "Stadtpersönlichkeiten" gesprochen.

    Der Zuspruch zur NS-Politik ist aus dem Ersten heraus ja gar nicht erklärbar, sollte das das Anliegen eines NS-Dokumentationszentrum sein. Das unter 1 Genannte ist eine Erklärung für ausgesprochenes Mitläufertum, das unter 2 Genannte kann erklären, weshalb für uns heute erstmal schwer erklärlich auch Geistesgrößen das NS-System trugen. Also müsste ein NS-Dokumentationszentrum Beides widerspiegeln.

    Doch wie?

  • Kein heutiges NS-Dokumentationszentrum wird zur einer differenzierten Geschichtsbetrachtung beitragen. Dazu sind die Vorgaben der politischen Kultur zu streng. Die Meinung muss eindeutig transportiert werden, da sonst die Institution schlechte Presse und gestrichene staatliche Unterstützung riskiert, und der Leiter rasch seinen Posten verlassen muss. Dann wird es auch in der Öffentlichkeit kein Unverständnis über hartes Durchgreifen von "zivilgesellschaftlicher" und politischer Seite geben, da auch dort die Denkstrukturen nach Jahrzehnten des Schulunterrichts und der Medienberieselung festgelegt sind: Alles, was irgendwie mit der NS-Zeit zu tun hat, ist Teufelswerk. Basta. Da ist kein Platz für die Darlegung von Unterschiedlichkeit, es sei denn man wolle zeigen, dass der Nationalsozialismus verschiedene Gesichter hatte, aber alle diese Gesichter zur gleichen satanischen und "menschenverachtenden" (üblicher Terminus) Fratze des NS-Systems gehörten.

    Dann dienen die neoklassizistischen Parteibauten nur der "Einschüchterung" (wie "Himmelsrichtungen" ja selbst meint), die Heimatschutz-Bauten der spießigen Schein-Idylle, in denen die Judenvernichter etwas Familienvater spielten, und die Flachdach-Bauten der Industrieanlagen der Vernichtung von Kriegsgefangenen in der Fertigung. (Wobei letztgenannte Architektur nur einen Missbrauch einer eigentlich tollen Bauströmung darstellt.) So oder so oder so, es wird die gleiche Vergangenheitsbewältigungs-Suppe herauskommen, gleich mit welchen Zutaten man sie oben garniert. Selbst die Darstellung der Architektur von Hundezwingern wird so in den Kontext gestellt, a la "hier wurden die Wachhunde der KZs gedrillt".

    So gesehen dient es der geistigen Hygiene, so wenige NS-Dokumentationszentren wie möglich zu bauen und zu besuchen. Lass die Kids lieber Miley Cyrus hören, von Justin Bieber lesen oder mit neuen Smartphone Apps beschäftigen. Das wird ihrem Geist und ihren intellektuellen Fähigkeiten besser tun.

  • Es wäre jetzt natürlich sehr aufschlussreich, ob das Bilder über die klassische NS-Herrschaftsarchitektur waren (Monumentaler Baustil in Berlin, bspw. Nord-Süd-Achse oder Reichsparteitagsgelände in Nürnberg) oder Bilder der Potsdamer Siedlung am Schillerplatz, Letztere, denen die Monumentalität ja gänzlich fehlt.

    Bei den beiden erstgenannten Beispielen hätte das Kind in seiner Empfindung ja vollkommen recht, außer in der Bezeichnung des wieder einmal "Bösen". Das lässt sich viel mehr als "Außer-sich-Sein" beschreiben, was die Errichtung derartiger Bauten angeht und was den kalten Schauer anbetrifft, denen sie Menschen über den Rücken jagen.

  • Also ich persönlich finde die Nazibauten und hier vor allem die Monumentalbauten wie Neue Reichskanzlei, Olympiastadion etc sehr erhaben und elegant. Wirklich schade finde ich, dass die Neue Reichskanzlei nach dem Krieg abgerissen wurde. Allein die Wirkung im Inneren mit den hochwertigsten Materialien muss großartig gewesen sein. Wenn ich mir da im Gegenzug die Bundeswaschmaschine des heutigen Kanzlers ansehe - Sichbeton und Plastepaste - dann ist das schon ein bisserl sehr armselig und bemitleidenswürdig für eines der reichsten Länder der Erde und dem stärksten Land in der EU. Schon der selige GF Manstein sagte bekanntlich:"Klotzen, nicht kleckern!".

  • Etwas skurrile Geschichte aus dem "deutschesten" unter den österreichischen Bundesländern eek:)

    Quelle: http://www.orf.at

    So wie es aussieht, wird dieses Hakenkreuz am Turm solange am Turm prangen bleiben bis der Turm von selbst einmal eingeht. Fraglich, ob das Hakenkreuz nicht schon selbst Teil des Denkmalschutzes ist, da es ja für die Materialfetischisten des Bundesdenkmalamtes bekanntlich ein Sakrileg ist, Originalsubstanz zu opfern. Als wenn diese krude Gesinnung gestoppt werden könnte, wenn man ihre Symbole entfernt :gehtsnoch: - über die unzähligen mindestens gleichfalls ekelerregenden rote Sterne an diversen Denkmälern stößt sich die Gesinnungsmafia natürlich nicht und macht sich daher objektiv gesehen unglaublich unglaubwürdig.

    Hier der nämliche Artikel deroselbst:

    http://kaernten.orf.at/news/stories/2641810

  • Eine Geschichte, wie sie so wohl nur in Österreich möglich ist. Ich erinnere hier nur an den Skandal um das Grabmal des unbekannten Soldaten in Wien vor ein paar Jahren :unsure:. Möchte hier jetzt natürlich unseren Österreichern, die das wahrscheinlich ähnlich sehen, nicht zu nahe treten. Das Ding sollte natürlich entfernt werden, eine solche Landmarke ist doch unerträglich, wenn ich auch sonst für einen entspannteren Umgang mit der NS-Vergangenheit, vorallem in baulicher Form, bin. Was dort zu lax gehandhabt wird, führt bei uns oft zu hysterischer Verkrampfung.
    Das Mannheimer Rathaus, für das ein ganzes Quadrat (E5) abgerissen wurde, ist auch feinste NS-Architektur:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ah_20100809.jpg
    http://de.academic.ru/pictures/dewik…in_Mannheim.jpg
    Das Rathaus besitzt, angeblich zu Ehren Hitlers, eine H-förmigen Grundriss. In der Tat sieht das aus der Luft wie ein riesiges H in der Mannheimer Innenstadt aus. Einfach mal auch Google Maps kucken. Ein offizieller Stadtführer sprach vor ein paar Jahren von einem Doppel-T-förmigen Grundriss :biggrin:
    Um noch einmal auf die Burg mit dem Hakenkreuz zurückzukommen: Die Farbqualität war demals auf jeden Fall phänomenal. Ebenfalls in Mannheim gibt es eine in der Zeit der Luftangriffe ab 1943 auf eine Gartenmauer gemalte Durchhalteparole, "Harte Zeit, harte Herzen", die sich einfach nicht entfernen lässt, so oft man sie auch schon in diversen Farbtönen übermalt hat. Inzwischen hat jemand das Problem auf wie ich finde nicht uncharmante Weise gelöst:
    http://static.panoramio.com/photos/large/55685937.jpg
    :daumenoben:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Eine Geschichte, wie sie so wohl nur in Österreich möglich ist. Ich erinnere hier nur an den Skandal um das Grabmal de unbekannten Soldaten in Wien vor ein paar Jahren :unsure:

    Du wirst lachen, aber das sowjetische Siegermal oder auch unter den Wienern besser bekannt als "Grab des unbekannten Vergewaltigers", ist aktuell - wie jedes Jahr rechtzeitig zum 8.5. - wieder ordentlich angeschmiert worden...diesmal in den Farben gelb-blau...also in den ukrainischen Nationalfarben. :lehrer: Wenn man allerdings bedenkt, dass durch die Sowjets in den 30er Jahren allein zwischen 8 und 10 Millionen Ukrainer ermordet wurden...dann sollte man sich doch vielleicht auch hier einmal ganz ideologiefrei die Frage stellen, ob man dieses Zeug nicht besser in einen Park außerhalb der Stadt transloziert wie es auch die meisten ehemaligen Ostblockstaaten gemacht haben. Zumindest hätten wir Wiener dann auch endlich wieder den historischen Blick auf das wunderbare Palais Schwarzenberg hergestellt - immerhin ein pragmatischer Zugang. idea:)

    http://diepresse.com/home/panorama/…e.intern.portal

    quelle: diepresse.com

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (8. Mai 2014 um 22:19)






  • Innenhof

    Ruhmeshalle vom Innenhof

    Ruhmeshalle von innen

    Blick von Ruhmeshalle Richtung Hauptein- /Ausgang

    Blick von 2.OG in die Ruhmeshalle

    Weitere Innenansichten...



    Südflügel - hier befinden sich heute zwei Vorlesungssäle, im nördlichen Flügel befindet sich ein Teil der Mensa.








    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Sehr beeinduckend und auch in den Details erstklassig erhalten. Das Mannheimer Rathaus kannte ich bis dato auch nicht. Scheint ein gewaltiger Komplex zu sein.