Chemnitz - Rekonstruktion des Saxoniabrunnens

  • Zur Zukunft des Chemnitzer Saxoniabrunnens
    Ein Aufruf

    Die Fertigstellung und der Bau weiterer neuer Gebäude in der Chemnitzer Innenstadt und der damit neu und wieder entstehenden Plätze Düsseldorfer Platz und Johannisplatz, sowie die Notwendigkeit deren Gestaltung, lässt die Frage nach einer möglichen Rekonstruktion des historischen Chemnitzer Saxoniabrunnens, der sich derzeit auf einem Chemnitzer Bauhof befindet, neu aufkommen.

    Mit dem neuerlichen Baugeschehen am Johannisplatz wurde nach fast einem Jahrzehnt die Diskussion um die Rekonstruktion des Saxoniabrunnens neu eröffnet, in dem der dort agierende Investor vorschlug, den Saxoniabrunnen auf dem Johannisplatz aufzustellen, um die dort neu entstehende Ladenzone für Kunden attraktiver zu machen. Der Investor bot an, das Aufstellen des Brunnenbeckens zu finanzieren und schlug weiter vor, die Rekonstruktion der Bronzeplastiken vorerst weg zu lassen. In Chemnitzer Printmedien konnte man lesen, dass die Chemnitzer Oberbürgermeisterin diesem Vorschlag wohlwollend gegenüber steht.

    Der Düsseldorfer Platz und der Johannisplatz haben einen unterschiedlichen historischen Hintergrund. Gab es den Düsseldorfer Platz im Vorkriegschemnitz und während der DDR Jahre überhaupt nicht, so kommt dem Johannisplatz in Chemnitz eine besondere historische Rolle zu. Hier befand sich mit dem Johannistor einst eines der 5 Chemnitzer Stadttore. Mit dem Abbruch der Chemnitzer Stadtmauer und der Stadttore am Beginn des 19. Jahrhunderts und dem Verfüllen des Wehrgrabens entstand an der Gabelung der späteren Theaterstraße, Äußeren und Inneren Johannisstraße ein neuer Platz, der sich, weil alle wichtigen Verkehrstränge der Chemnitzer Innenstadt in ihm mündeten, zu einem der verkehrsreichsten Plätze im Land entwickelte. Die Bebauung, welche den Johannisplatz einfasste, bestand aus repräsentativen Gebäuden, welche Banken, Hotels und Kaufhäuser nutzten. Historische Filmaufnahmen und Fotografien des Johannisplatzes zeigen ein urbanes städtisches Leben, welches dem heutigen Auge unbekannt ist.

    Chemnitz besaß vor 1945 nur wenige öffentliche Wasserspiele. Vor der Gründerzeit gab es in Chemnitz überhaupt keine Kunstbrunnen. Im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entstanden auf dem Neumarkt, dem Bahnhofsvorplatz, dem Getreidemarkt, dem Theaterplatz und auf dem Roßmarkt Kunstbrunnen. Auf letzterem der bekannte Saxoniabrunnen. Dieser war der aufwendigste Kunstbrunnen, den Chemnitz je besaß. Auf rotem Granitsockel saßen zwei Bronzeplastiken, welche die Chemnitzer Maschinenbau- und Textilindustrie symbolisierten. Über diesen trohnte die Plastik der sächsischen Patronin “Saxonia“, als Beschützerin der Industrie und des Handels. Der Brunnen war von seiner Größe und seinen Proportionen an seinen Standort, dem flächenmäßig kleinen und kleinteilig bebauten Platz “Roßmarkt” angepasst.
    Während des 2. Weltkrieges, 1941 wurden die 3 Plastiken für eine Metallspende entfernt und zum Einschmelzen nach Breslau verbracht. Das vollständige Brunnenbecken des Saxoniabrunnens ist nach der Zerstörung der Chemnitzer Innenstadt 1945 geborgen worden und befindet sich heute auf einem städtischen Bauhof. Der Roßmarkt existiert heute nicht mehr.

    Der Johannisplatz, während der DDR Jahre als “Posthof” nur der Hinterhof zweier Bürogebäude, war seit den 1990er Jahren wieder Bestandteil der Planungen für eine kleinteiligere, sich an den alten Grundriss orientierende Chemnitzer Innenstadt. Der letztendlich zur Umsetzung verabschiedete Bebauungsplan sah die Einfassung des Johannisplatzes mit neuen Gebäuden an dessen Längsseiten in der Traufhöhe der beiden vorhandenen historischen Gebäude vor. Der Neubau eines Parkhauses mit Ladenzone im Erdgeschoss sollte den Platz städtebaulich zur Bahnhofstraße abschließen. Für den Eingang zum Johannisplatz von der Straße der Nationen war ein Pavillon vorgesehen, in dem eine Ausstellung Chemnitz vor 1945 zeigen sollte. Derzeit wird am Johannisplatz eine zweigeschossige Ladenzone in einfacher Architektur gebaut. Die weiteren Planungen für den Platz sehen in Abwandlung des ursprünglichen Bebauungsplanes, den Bau des Parkhauses nun an der städtebaulich wichtigen Stelle neben dem historischen Gebäude der Dresdner Bank vor. Städtebaulich und architektonisch sind damit die wichtigsten Chancen für den Neuaufbau des Johannisplatzes vertan. Der Johannisplatz wird in Zukunft wie auch schon seit 1945 eine untergeordnete Rolle in der Chemnitzer Innenstadt haben.

    Chemnitz ist die einzigste größere ostdeutsche Stadt, in der es kein Wiederaufbauprojekt eines im Krieg zerstörten Baudenkmales gibt.
    Die Beispiele aus anderen Städten zeigen, welche positive Wirkung solche Rekonstruktionen überregional und besonders aber auch auf die Stadtbevölkerungen selbst haben. Das Zurückholen von etwas verloren gegangenen Historischem hat eine besondere Faszination.
    Vor 8 Jahren gab es in Chemnitz eine Diskussion um eine mögliche Rekonstruktion des Saxoniabrunnens. Unter dem Eindruck der neu entstandenen postmodernen, von bekannten Architekten entworfenen Kaufhäuser am Marktplatz wurde der Gedanke einer Neuinterpretation des Saxoniabrunnens verfolgt. Aus einem Wettbewerb ging ein Entwurf als Favorit hervor, der vorsah, das erhaltene Granitbecken des Saxoniabrunnens zu zersägen und die Teile mit maßstäblich größeren Tellern und Tassen zu einem neuen Brunnen zu komponieren. Dieser sollte auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus aufgestellt werden. Der Chemnitzer Stadtrat lehnte die Umsetzung dieses Entwurfes ab.

    Mit dem neu entstandenen Düsseldorfer Platz in der Chemnitzer Innenstadt ändert sich der Ausgangspunkt für eine Diskussion um den zukünftigen Standort des Saxoniabrunnens. Der Düsseldorfer Platz ist als einziger Platz in der Innenstadt mit seiner Fläche und seiner kleinteiligen Umbauung dem Rossmarkt, für den der Brunnen entworfen wurde, ähnlich. Die kleinteiligen Straßenzüge, welche in den Platz führen, wurden in den vergangenen Jahren, angelehnt an den Grundriss der Chemnitzer Altstadt, neu gebaut. Sie vermitteln innerstädtisches Flair und sind belebt. Der Brunnen verliert sich nicht in diesem Umfeld. Die Wechselwirkungen Größe und Proportion Brunnen zur Größe des Platzes und zu dessen Umbauung stimmen hier.
    Die Standorte Marktplatz und Johannisplatz haben diese Eigenschaften nicht. Auf dem weitläufigen, leicht abfallenden Johannisplatz würde sich der Saxoniabrunnen im Umfeld eher großteiliger und einfacher Architektur verlieren.
    Der Marktplatz ist der prominenteste Platz in Chemnitz. Der Gedanke liegt nah, den Brunnen dort aufzustellen. Aber hier würde das Zusammentreffen des alten Rathauses mit dem Gründerzeitbrunnen wie ein gekünsteltes Stück Altstadt wirken. Zudem ginge auch hier die Wirkung des Brunnens auf dem offenem Platz ein Stück weit verloren.
    Das Gegenüber des alten Rathauses sollte kein altstädtisches Wasserspiel sein. Das ist nicht Chemnitz. Die Stadt lebt optisch vom Kontrast Alt und Neu. Ich stelle mir gegenüber des Alten Rathauses ein modernes Kunstwerk vor. Ich denke da an die Standbilder von Michael Morgner. Diese Ästhetik schafft es, ein zu Chemnitz passendes Thema auszudrücken und am Standort das Alte Rathaus mit der gegenüberliegenden neuen Architektur zu verbinden.

    Warum sollte der Saxoniabrunnen rekonstruiert werden?

    Die Chemnitzer Innenstadt bietet nur wenige historische Ansichten. Der Saxoniabrunnen ist eines der wenigen Relikte aus der alten Chemnitzer Innenstadt, das von deren reicher Bausubstanz erzählt. Die neue moderne Chemnitzer Innenstadt braucht mehr historische Bezugspunkte.
    Viel zu lange war der Saxoniabrunnen nicht Teil der Stadt Chemnitz. Er wäre eine Bereicherung für alle Chemnitzer und deren Gäste.

    Ich schlage vor, einen Bürgerverein zu gründen, mit dem Ziel der authentischen Rekonstruktion des Saxoniabrunnens. Als Standort für den Saxoniabrunnen schlage ich den Düsseldorfer Platz vor.
    In einer Stadt von der Größe Chemnitz sollte es gelingen, genügend Spendenmittel zu akquirieren, um so ein Vorhaben umzusetzen. Ähnliches ist mit der Rekonstruktion des historischen Glockenspiels im Alten Rathaus Chemnitz und dem Neubau der Orgel in der Schlosskirche schon gelungen.
    Die Rekonstruktion des Saxoniabrunnens wäre ein Gemeinschaftsprojekt der Chemnitzer und ein schöner Beweis der Verbundenheit der Chemnitzer mit Ihrer Stadt.

    Sandro Schmalfuß

  • Inzwischen gibt es auch erste Reaktionen. Die einen sagen, der Brunnen sollte nicht mit den historischen Plastiken rekonstruiert werden, sondern es sollte ein Wettbewerb ausgeschrieben werden für eine Neugestaltung der erhaltenen Teile.
    Andere meinen die Standortfrage ist geklärt, weil nun Leitungen auf dem Johanissplatz verlegt werden.
    Zu meiner großen Überraschung gibt es wohl schon seit 2003 einen Saxoniabrunnenverein .... :augenrollen:

  • Zitat von "unbekannt"

    Also ich denke, man macht sich hier grundsätzlich zu wenige Gedanke, darüber was wie der Stadt nützen könnte. Die Entwicklung jetzt ist ja nur Ergebnis dessen, weil man sich Jahre nicht gekümmert hat. Ich finde auch, wir sollten die Entscheidung was mit dem Saxoniabrunnen geschieht nicht der Generation 60 + überlassen. Ich habe heute auch mit Herrn Mierbach gesprochen ob der Aufbau des Brunnens auf dem Dü Platz überhaupt möglich ist, weil darunter die Lieferzone für die ganzen Geschäfte im Viertel ist. Er sagt, das es mit einigem Aufwand möglich ist.

    Ich finde, die ursprüngliche Idee eines Dokumentationspavillons auf dem Johanissplatz sollte umgesetzt werden.


    Das Gewicht trägt der Düsseldorfer Platz. Darunter ist die Anlieferungszone für die Geschäfte. Die Zuleitungen für den Brunnen könnten unter der Decke verlegt werden. Ich denke das ist nicht so aufwendig wie auf dem Johanissplatz zu backern.

  • Zitat von "Wer auch immer"

    Er hat ja nur Interesse an dem Brunnen um seine Banalarchitektur dort zu garnieren und um sie überhaupt vermietet zu bekommen. Offensichtlich hat er sich nicht wirklich mit dem Brunnen, dessen Hintergrund und der Stadt selbst beschäftigt. Sonst hätte er der Stadt nie so einen Müll wie das Haus Roßenhofarkaten und die ganzen anderen Sachen die er neu gebaut hat, beschert. Da ist ja nichts dabei was irgendein Gewinn für Chemnitz wäre.
    Auf den Quatsch mit der Neugestaltung des Brunnens möchte ich gar nicht mehr eingehen. Ich sehe den Brunnen als Einheit Sockel und Figuren, ich bin froh das noch so ein Stück altes Chemnitz da ist, gehen wir behutsam damit um. Die Leute die ihn damals entworfen haben, haben genau gewusst was sie gemacht haben. Den Fantasielosen Rotz den uns die moderne Kunst beschert möchte ich am Saxoniabrunnen nicht sehen. Sollen derart "Künstler" sich woanders verwirklichen.

    Also wirklich Klasse. Ich habe heute mit Herrn Kellenberger gesprochen,,,,, das Brunnenbecken kommt im März vor die ehemalige Bundesbank basta,,,,, ich wäre zu jung um mich damit zu beschäftigen,,,,,, alle wären glücklich das er es geschafft hat, den Brunnen zurück zu holen. Besonders Absurd fand ich die Frage, ob ich bereit wäre die 250 tsd. für die Restaurierung des Brunnens aufzubringen und mit der OB wäre zudem alles besprochen.

    Es ist so wie ich es gedacht habe. Niemand in der Chemnitzer Politik hat sich wirklich richtig um den Standort und um den Brunnen Gedanken gemacht. Da kommt einer und bietet an das aufstellen des Brunnens zu bezahlen und gut ist. Wie das Ergebnis dann sein wird ist egal.


    _____________________

    Ich konnte heute erreichen das bei der Stadtverwaltung offiziell angefragt wird, auf welcher Grundlage die OB Herrn Kellenberger zugesagt hat, dass der Brunnen auf dem Johanissplatz aufgestellt wird. Der Stadtrat als Souverän der Stadt hat das nämlich nicht entschieden.

  • Der historische Standort des Saxoniabrunnens auf dem Roßmarkt. Heute nicht mehr vorhanden.

    Der gleiche Blick früher.

    Der nach meiner Ansicht passende Standort, Düsseldorfer Platz.

    Der Standortvorschlag von Investor Kellenberger.

    Bauprojekte von Investor Kellenberger in der Chemnitzer Innenstadt, Haus am Marktplatz,

    Reko "RAWEMA Haus",

    Ladenzone Brückenstraße

    Fotos von mir.

  • Chemnitz hat die Wahl

    Noch kann Chemnitz entscheiden, zwischen dem Standort Johannisplatz für den Saxoniabrunnen als schnelle Lösung weil ein Investor Geld gibt um den Standort seiner neu gebauten Ladenzone attraktiver zu machen und zwischen dem Standort Düsseldorfer Platz und einer historisch authentischen Rekonstruktion des Wasserspiels.
    Hätten wir nur mit der Sicht von heute die Möglichkeit gehabt zu entscheiden, über den Abbruch der Paulikirche, des Johanniskirchviertels, den Bau der überbreiten Straßen in der Chemnitzer Innenstadt oder dem Bau des Karl-Marx-Forums. Was für eine wertvolle Möglichkeit.

    Standort Johannisplatz

    Standort Düsseldorfer Platz

  • Chemnitz, Standortdiskussion Saxoniabrunnen, offener Brief Prof. Dr. Ing. habil Heinz Schwarzbach

    [RIGHT]Weimar, den 20. Dezember 2010[/RIGHT]

    Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

    Eine gute Gestaltung des ehemaligen Posthof-Areals "Johannisplatz" ist ein wesentlicher Beitrag der noch neu zu gestaltenden städtebaulichen Räume im Zentrum von Chemnitz. Dieser vernachlässigte Stadtraum, nach Abriss der Baracken ist nicht Hinterhof, sondern noch immer 1A-Lage.
    Vorausgesetzt, der Stadtraum wird nicht mit 2-geschossigen Ladenbauten und immer unansehnlichen Parkhaus-"Fassaden" zugestellt und als bloßen Durchgang degradiert. Wir hatten 1991 im städtebaulichen Wettbewerb (3.Preis und später (ungefragt!) Grundlage der Zentrumsplanung der Stadt Chemnitz) und 1995/1998 im B-Plan (Entwurf, s.:Anlage) versucht, dieses für Chemnitz bedeutende Areal mit dem historischen, einprägsam gestalteten Bankgebäude nicht nur als gut gestalteter Stadt- und Straßenraum, sondern auch als unverwechselbaren Grünraum zu gestalten.
    Sollte es der Stadtplanung und dem Investor gelingen, diesen intimen Stadt- und Grünraum in guter städtebaulicher Qualität zu erbauen, könnte ich mir auch einen guten Standort für den historischen Saxonia-Brunnen vor dem dreieckigen Baufeld (s. Bspl: Erfurt Anger-Brunnen) vorstellen. Er würde so von drei Seiten wahrgenommen werden und den davor liegenden Platz stark akzentuieren. Voraussetzung ist aber, dass dieser für das Chemnitzer Zentrum wichtige städtebauliche Raum nicht mit untergeordneter Architektur (2-geschossige Ladenbaracken und einer unansehnlichen Parkhausfassade, einschließlich Tiefgaragenzufahrt) zugestellt wird.
    Der Investor sollte die große Chance begreifen, hier einen intimen und gern aufgesuchten Stadtraum zu gestalten, der kleinteilige Kunst- und Gourmetangebote aufnehmen könnte und verkehrsfrei bleibt. Dieser Stadtraum verdiente dann auch die bildkünstlerische Akzentuierung mit dem Saxonia-Brunnen und mit raumbildender Baumbepflanzung. Sollten diese gestalterische Voraussetzungen mit dem Investorangebot heute nicht zu schaffen sein, scheint mir der Vorschlag, den Saxonia-Brunnen am Düsseldorfer Platz als künstlerische Bereicherung und Vordergrund, einer dem Stadtraum vor dem Rathaus, leider in seiner zu wenig differenzierten architektonischen Gestalt, gut tun.
    Mein Vorschlag wäre, ein leichtes Phantom aus Pappmaché (mit Hilfe der Theaterwerkstätten) zu errichten und die sachkundigen Bürger (Architekten, Künstler, Denkmalpfleger, Bildhauer, Historiker, Spender u.a.) zu beteiligen, wie es schon Michel Angelo mit dem Reiterdenkmal mit Mark Aurel am Capitol tat. Übrigens ein echtes Beispiel nach "Stuttgart 21", die Öffentlichkeit zu beteiligen .



    Mit freundlichen Grüßen

    Prof. Dr. Ing. habil Heinz Schwarzbach

    Wikipedia: Heinz Schwarzbach, Städtebauer und Hochschullehrer

    http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Schwarzbach

    Grafiken mit freundlicher Genehmigung Herrn Prof. Schwarzbachs

  • Hi Sandro,

    dass sind ja wirkl. Kontraste bezüglich des Düsseldorfer Platz's. Sollte es zur dortigen Aufstellungen kommen, dann wäre sogar ich für eine zeitgemäße Gestaltung bzw. Wettbewerb - bei der Umgebung würde eine historische Rekonstruktion wie ein Fremdkörper oder besser, wie ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen aussehen.

    XFlipX

  • Zitat von "xFlipx"

    Hi Sandro,

    dass sind ja wirkl. Kontraste bezüglich des Düsseldorfer Platz's. Sollte es zur dortigen Aufstellungen kommen, dann wäre sogar ich für eine zeitgemäße Gestaltung bzw. Wettbewerb - bei der Umgebung würde eine historische Rekonstruktion wie ein Fremdkörper oder besser, wie ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen aussehen.

    XFlipX

    Ach, das sind doch die Kontraste, die sich moderne Architekten und Denkmalschützer immer so sehr wünschen. Man sollte sie beim Wort nehmen und den Brunnen aufstellen.

  • Meinungsaustausch zur Neubebauung des Chemnitzer Johannisplatzes

    Auf Initiative von Claus Kellnberger und Sandro Schmalfuß, kam es am 19. Januar zu einem Meinungsaustausch über die geplante Neubebauung des Chemnitzer Johannisplatzes.
    An diesem nahmen, neben den beiden Initiatoren, Vertreter des Saxoniabrunnenvereines, u. a. Herr Stefan Weber, die Projektleiter der Firmengruppe Kellnberger, sowie Herr Barth vom Planungsbüro Dr. Braun&Barth, welches unter der damaligen Leitung Herrn Prof. Schwarzbachs in den 1990er Jahren im Auftrag der Stadt Chemnitz den Rahmenbebauungsplan für den Johannisplatz projektiert hatte, teil.

    Herr Kellnberger, sowie dessen Mitarbeiter informierten über den Stand der Planungen für die Bauprojekte am Johannisplatz.
    Der zweigeschossige Neubau zwischen Rawema-Gebäude und ehemaliger Landeszentralbankfiliale ist fertig gestellt. Bei erfolgreicher Vermietung des Neubaus und des Rawema-Gebäudes ist eine Aufstockung des Neubaus um zwei Geschosse möglich. Das Gebäude ist statisch dafür vorbereitet. Einen Zeitplan für die Aufstockung gibt es nicht.
    Auf dem Baufeld zwischen historischer Dresdner Bank und ehemaligem Postgebäude wird bis November diesen Jahres ein mehrgeschossiges Parkhaus errichtet. Herr Kellnberger informiert, dass er das Parkhaus ursprünglich an der Ecke des Baufeldes zwischen ehemaligen Landeszentralbankgebäude und Kaufhaus Schocken errichten wollte. Die Stadtverwaltung hat für den Neubau des Parkhauses auf das Baufeld neben der Dresdner Bank bestanden. Herr Kellnberger informiert weiter, dass er für den Neubau des Parkhauses an diesem Standort seine Investition um ca. 1,5 Mio. Euro erhöhen musste.
    Der architektonische Entwurf des Parkhauses zeigt eine Ladenzone im Erdgeschoss, ein an der Fassade verglastes Treppenhaus und eine zur Belüftung der Parkdecks mit Metallelementen verkleidete Hauptfassade.
    Das durch die Gruppe Kellnberger erworbene historische Gebäude der Dresdner Bank wird durch diese zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Das Gebäude wird zum Johannisplatz im Erdgeschoss durch Türen für Ladengeschäfte geöffnet. Die Figurengruppe auf der Fassade der Dresdner Bank wird nachts mit LED Beleuchtung angestrahlt.
    Zwischen der Schmalseite der ehemaligen Dresdner Bank und der Zentralhaltestelle, ehemals ein Teil des Beckerplatzes, möchte Herr Kellnberger einen 2- oder 3-geschossigen Neubau erreichten. Der Erdwall in diesem Bereich soll abgetragen werden. Die Stadtverwaltung hat über dieses Vorhaben noch nicht entschieden.
    Der historische Saxoniabrunnen wird im März vor der ehemaligen Landeszentralbankfiliale aufgestellt. Die Entscheidung für diesen Standort ist auf Initiative der Oberbürgermeisterin zustande gekommen. Der Sockel des Brunnens, die historische Einfriedung der Brunnenanlage, sowie die drei nicht erhaltenen Plastiken werden nicht mit rekonstruiert. Herr Kellnberger informiert, dass er, wenn sich die Chemnitzer dafür engagieren würden, der Rekonstruktion der Plastiken nicht im Wege steht.
    Herr Kellnberger informierte weiter, dass er für seine Bauprojekte, u. a. dem Gebäude am Marktplatz “Rosenhofarkaden” erfahrene Architekten engagiert, die Entwürfe sich teilweise Architekturwettbewerben stellen müssen und diese dann u. a. von der Stadtverwaltung für die Umsetzung ausgewählt werden.

    Herr Kellnberger betont weiter die Notwendigkeit der zeitnahen Bebauung des Baufeldes zwischen ehemaliger Landeszentralbankfiliale und ehemaligem Kaufhaus Schocken.

    Herr Barth informiert über die ursprünglichen Planungen für die Neubebauung des Johannisplatzes sowie die Intentionen, die zu der Anlage der Baufelder auf dem Johannisplatz und der Freiflächengestaltung führten. Die Baufelder waren so gewählt, dass die Vorkriegsbebauung des Johannisplatzes mit der Neubebauung wieder aufgenommen würde und dass Reminiszenzen an Bauten der Vergangenheit in diesem Bereich, z. B. an das Johannistor erinnern sollten.
    Ein Hauptaugenmerk der Diskussion lag auf dem in den Planungen ursprünglich vorgesehenen Gebäude zwischen Johannisplatz und Bahnhofstraße, welches den Johannisplatz in seiner Vorkriegseinfassung neu erlebbar machen sollte. Das Gebäude hätte das für die umliegenden Gebäude notwendige Parkhaus aufnehmen sollen.
    Das Gebäude sei aus den Planungen genommen wurden, weil die Sanierer des historischen Gebäudes der Dresdner Bank der Meinung gewesen wären, dass durch diesen Neubau die Fassade des Dresdner Bank Gebäudes nicht mehr zu sehen sei. Die Stadtverwaltung hat dies so übernommen. Herr Barth warf ein, dass die Architektur des Gebäudes ursprünglich für eine eng an das Gebäude heran reichende Bebauung ausgelegt sei.

    Herr Schmalfuß informierte aus den im Aufruf vom 01.12.2010 dargestellten Gründen, dass er den Bau eines Parkhauses zwischen historischer Dresdner Bank und ehemaligen Postgebäude für nicht richtig hält, dass er die Standortwahl für den Saxoniabrunnen für nicht richtig hält, dass er die nicht authentische Rekonstruktion des Saxoniabrunnens für nicht richtig hält und dass er den ursprünglichen Bebauungsplan des Büros Dr. Braun&Barth mit einem abschließendem Gebäude zwischen Johannisplatz und Bahnhofstraße für die bessere Lösung hält.

    Sandro Schmalfuß

  • Die Freie Presse berichtet heute über den Rücktritt des Vorstands der Chemnitzer Tourismusgessellschaft und spricht im selben Artikel die Rückläufigen Übernachtungen und Touristenzahlen in Chemnitz an:

    http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/REGIONALES/CHEMNITZ/7572970.php\r
    http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 572970.php

    ... vielleicht sollte man doch eher auf die Attraktivität der Stadt Wert legen, siehe Diskussion um den Saxoniabrunnen und die Bebauung von Innenstadtbaufeldern mit Parkhäusern und 2 geschossigen Ladenzonen ...

  • Danke. Wie wir nun wissen wird davon nur das Becken und der Sockel wieder hergestellt. Das Fundament, die Einfriedung und die Plastiken werden nicht rekonstruiert.
    Ich denke, wir werden schon diesen Sommer sehen, dass die Leute vorm Kaffee Michaelis am leeren Düsseldorfer Platz neben einem teuer gestaltetem Belüftungsauslass sitzen und der halbe Brunnen unbeachtet auf dem Johannisplatz steht. Ich bin übrigens der festen Überzeugung dass der Johannisplatz sich in den nächsten Jahren bei der Architektur, zu einer C-Lage in der Innenstadt entwickeln wird.

    Das Gebäude im Hintergrund ist übrigens das "Hotel de Saxe" in dem Goethe im September 1810 gewohnt hat.

  • Die Einfriedung ist nicht unbedingt nötig, aber den Brunnen ohne Figuren aufzustellen wäre nun wirklich ein Schelmenstück. Notfalls sollen sie die Figuren aus einem günstigeren Kunststoff nachbilden, bis man die Bronzen bezahlen kann. Also der Brunnen ohne die Figuren, die ihm u.a. ja auch den Namen geben, ist ein Unding.

  • Wie geht das denn eigentlich? Ich habe gehört, dass es so eine Art 3D Drucker gibt? Oder wird eine Gipsform in Silicon abgegossen?
    Wie geht das und wie teuer ist das?

  • Also, ich bin kein Experte in diesen Dingen. Aber es gibt heute die Möglichkeit, z.B. Reliefs, die einstmals aus Metall oder Holz gefertigt waren, durch sehr witterungsbeständigen Epoxidharz zu ersetzen. Das Material wird gegossen, ist schnell härtend und wird zum Beispiel auch beim Flugzeugbau eingesetzt. Als Kosten für eine solche Rekonstruktion zweier großer historischer Giebelreliefs wurde mir mal vor wenigen Jahren ca. 30.000 Euro mitgeteilt. Allerdings war hier noch eines der Originale als mögliche Gußvorlage vorhanden. Immerhin aber wäre Epoxidharz eine sicherlich sehr unkonventionelle, aber kostengünstigere Variante zur Herstellung des hier fehlenden Figurenschmucks.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (26. Juni 2011 um 03:54)

  • Hallo,

    ich war heute vor Ort gewesen, um ein paar Bilder vom noch vorhanden Sockel des Saxoniabrunnens zu machen, der derzeit -aufgearbeitet- am Johannisplatz aufgestellt wird. Dort angekommen, war gerade eine Führung im Gange -in welchem Zusammenhang ist mir leider nicht bekannt- der Redner erzählte einiges zum hist. Brunnen selber und der hochwertigen Neuaufarbeitung - interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Wasserspiel derzeit in Polen nachgegossen wurde aber leider zu dem Zeitpunkt noch nicht komplett fertig war.

    Bilder von mir.....

    XFlipX

  • Auch wenn der Brunnen sicherlich ganz nett werden wird, kann allein diese Tatsache nichts am desaströsen Umfeld ändern. Denn wenn die honorigen Vertreter einer Stadt einem Investor derartig willfährig freie Hand lassen und glauben, durch Flachbauten und Hochgaragen eine Aufwertung der perforierten Innenstadt erreichen zu können, gehören diese Leute meiner bescheidenen Meinung nach unbedingt abgesetzt. Was hier geschieht ist unter aller Würde!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe