Freiburg im Breisgau

  • Scheint ein schmuckes Städtchen zu sein, welches mir aus eigener Anschauung heraus noch kein Begriff war. Die Einkaufsstraße sieht ja ganz vernünftig aus obwohl darunter viel sehr einfache 50er Jahre Aufbauarchitektur ist. Grauselig sind natürlich die vielen sprossenlosen Fenster und die aufgeklebt wirkenden Sprossen. Eine Frage: wie sind die Rekonstruktionen (Basler Hof etc) denn ausgeführt (Beton?) und wie siehts von innen aus?

  • In Palantirs Link habe ich ähnlichartige Aufnahmen aus den 50ern zur Konviktstraße gesehen. Es hat im Zuge des Schlossbergring-Durchbruchs wohl auf jeden Fall Abbrüche gegeben. Schade, dass man dazu kaum Informationen findet.

    Leider wurden die guten Ansätze in Freiburg nicht konsequent durchgehalten. Zu den negativen Höhepunkten zählt der Karlsbau-Komplex, den ich bei Gelegenheit noch ablichten werde. http://www.badische-seiten.de/bild/freiburg/karlsbau.jpg

    Krüppelwalm: Freiburg besteht ja zum Glück nicht nur aus einer "Einkaufsstraße". ;) Die Innenstadt ist weitläufig und es gibt viel zu entdecken. Zu den Rekos kann ich nicht wirklich weiterhelfen, ein paar Infos gibt's hier: Kriegsschicksale Deutscher Architektur

    zeitlos: Der Bertoldsbrunnen ist wirklich widerlich. Wahrscheinlich der hässlichste Brunnen Deutschlands.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    2 Mal editiert, zuletzt von youngwoerth (14. März 2012 um 22:09)

  • 1978 war das Areal zwischen Schlossbergring und Konviktstraße im Bau, eine andere Aufnahme aus den 60ern zeigt, dass es Abbrüche gegeben haben muss. So hatte ich das auch vom Hörensagen im Kopf. Schade, dass man nicht besser sieht, wie es da vorher genau ausgesehen hat.


    Ich habe ein Foto hochgeladen, das den Nachkriegszustand der Konviktstraße zeigt: Klick mich. Die DVD ist empfehlenswert.

  • Vielen, vielen Dank! Das sieht ja gar nicht gut aus...

    Edit: Ich frage mich nur, wie passt das zu der von Stefan verlinkten Ansicht? Die wirkt dagegen ja wirklich wie 'ne Vorkriegsaufnahme. *rätsel*

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    2 Mal editiert, zuletzt von youngwoerth (14. März 2012 um 22:40)

  • Du meinst dieses Bild, von zeitlos datiert auf etwa 1950? Das sieht mir tatsächlich nach einer Vorkriegsaufnahme aus. Beachte die Kleidung und vergleiche mit diesem Bild der Ecke Münzgasse/Konviktstraße von derselben DVD: Klick mich. Der Sprecher datiert es auf die 50er Jahre, doch ich denke, frühe 60er ist ebenso möglich. In den 50ern und 60ern wurden die gröbsten Schäden beseitigt, erst danach folgten Grundsanierung und Bau der Garage (inklusive Abrisse).

    2 Mal editiert, zuletzt von Zirp (14. März 2012 um 23:38)

  • Kommt mir aber auch wie ein Vorkriegsbild vor. 50er Jahre schließe ich auch aus. Diese gediegene, lässige Verwahrlosung kann doch nicht in der selben Gasse wie in dem Zerstörungbild, ein paar Schritte und ein paar Jahre später (vgl den Unkrautwuchs - da liegen auch schon Jahre seit 1944 dazwischen) aufgenommen worden sein.
    Auch an ein späteres Datum glaube ich nicht. An Kleidung ist nicht viel Unterschied zu sehen. Und das Kfz kann auch aus der Kriegszeit sein. Das Bild atmet irgendwie die Kriegszeit.

    Ich glaub einfach nicht, dass man in einer so zerstörten Stadt, in einer doch aufwändig wiederhergestellten Gasse so intakte Häuser für eine blöde Treppe geopfert hat.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Freiburg ist klasse. Eine der bestaufgebauten Städte Deutschlands. Dass diese Stadt 1945 auch ziemlich stark zerstört war, sieht man ihr kaum an.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Hmm, schwierig. Auf jeden Fall Danke für die tollen Infos, Zirp! Besagte DVD werde ich mir mal zulegen.

    Die verwilderte Konviktstraßen-Ansicht erinnert mich an Nachkriegsfotos aus meinen Freiburg-Büchern. Das sah zuweilen aus wie auf nem anderen Planeten. Somit fände ich es erstaunlich, wenn die Ecke an der Münzgasse so pittoresk geblieben wäre. Kann mich aber nicht zu einem abschließenden Urteil durchringen.

    Petersburg: In manchen Bereichen sieht man es schon deutlich - insgesamt betrachtet aber kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass in Freiburg vieles besser gelaufen ist als in den meisten anderen kriegsversehrten Großtädten Deutschlands.

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  • Besten Dank an Zirp für das weitere Bildmaterial. Die Aufnahme der Konviktstraße aus Blickrichtung Münzgasse in Farbe(!) und als womögliche (Vor-)Kriegsaufnahme wäre ein kleines Highlight. Farbaufnahmen aus Freiburg in dieser Zeit sind mir lediglich vom Münster und -platz bekannt. Bei der SW-Aufnahme von Zirp, welche ebenfalls die Konviktstraße zeigen soll, habe ich meine Zweifel, ob es sich tatsächlich um selbige handelt. Aufnahmen, die sehr stark an diese Situation erinnern, sind mir bisher nur aus der Nussmann- und Engelstraße bekannt: http://img571.imageshack.us/img571/7650/fr…areengelstr.jpg (Quelle: Freiburg 1944-1994, Zerstörung und Wiederaufbau, Seite 36)

    Eventuell hilft uns bei der Datierung der Gebäudezerstörungen an der Konviktstraße diese weitere Schadensklassenkartierung auf der Grundlage des Stadtplans von 1994, in dem die Gebäude natürlich bereits fehlen, aber eben auch nicht in die Klassifizierung mit aufgenommen sind: http://img545.imageshack.us/img545/7840/schadensklassenkartieru.jpg (Quelle: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/4311…_Stadtumbau.pdf)

    Der Plan aus dem Jahre 1938 in: Freiburg 1944-1994, Zerstörung und Wiederaufbau, Seite 86, zeigt im Bereich Konviktstraße/Schlossbergstraße bereits ein Sanierungsvorhaben!

  • diese weitere Schadensklassenkartierung

    ist ja mal wieder hochinteressant!

    Dort sind zahlreiche Gebäude als schwer- und totalzerstört gekennzeichnet, die heute wie selbstverständlich den Stadtraum zieren. Erstaunlich z.Bsp. die weitgehende Zerstörung der Herrenstraße - ich dachte bislang, die wäre erst ab Münster nördlich betroffen gewesen? Ebenso die Kajo südlich des Martinstors oder die Gartenstraße, die heute geschlossen historisch daherkommt.

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  • Bei der SW-Aufnahme von Zirp, welche ebenfalls die Konviktstraße zeigen soll, habe ich meine Zweifel, ob es sich tatsächlich um selbige handelt.


    Du könntest recht haben. Ich war monatelang der Meinung, das Foto zeigt die Konviktstraße. Jetzt zweifle ich selbst .... Eine andere Idee: Schusterstraße, von Nähe Einmündung Herrenstraße aufgenommen, westwärts "in heute Richtung Kaufhof"? Also die Münzgasse im Rücken?

    Einmal editiert, zuletzt von Zirp (16. März 2012 um 00:41)

  • Ich hatte das Stadtarchiv Freiburg angeschrieben bezüglich unserer Thematik zur Klärung von Datierung und Abbruch betreffender Gebäude an der Konviktstraße und erhielt eine freundliche, ausführliche und fundierte Rückmeldung, für die ich mich auch an dieser Stelle bedanken möchte:

    Zitat

    ...in der Tat überstanden die Häuser in der Konviktstraße den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet, nur die weiter südlich gelegenen Häuser mit den Nummern 31 und 39 waren zerstört. Aber bereits vor dem Krieg war die Wohnsubstanz derartig schlecht, dass das ganze Gebiet zur Sanierung vorgesehen war, die dann logischerweise aber erst einmal unterblieb. Noch im Adressbuch von 1964 (!) sind die meisten Häuser bewohnt, ab 1965 werden es immer weniger. 1966 plante man eine neue große Sanierung, bei der auch die Schloßbergstraße mit überbaut werden sollte; diese Planung wurde dann aber nicht verwirklicht.

    Erst im März 1972 begannen die ersten Vorarbeiten zu einem neuen Projekt mit dem Verkauf von Häusern durch die Stadt; Ende August wurde der Vertrag zwischen der Stadt und der Deutschen Bauentwicklung GmbH abgeschlossen, dem umgehend der Abriss der Gebäude folgte, die für den Neubau der Schloßberggarage benötigt wurden. Ab 1975 erfolgte dann die Neubebauung durch verschiedene Bauherren und Architekten.

    Sie können diese Entwicklung teilweise selbst im Internet nachvollziehen, denn die Adressbücher sind bis 1970 durch die Universitätsbibliothek Freiburg zugänglich gemacht (Bestände - Digitalisierte Bestände).

    Weiter heißt es:

    Zitat

    Das SW-Photo (Hochformat) mit der Jahresangabe "ca. 1950" wird dem Photographen Pragher zugeschrieben, der seit 1950 in Freiburg lebte: das Bild dürfte
    also durchaus eine Nachkriegsaufnahme sein, ein Photo des Bauamtes von 1972 zeigt anstelle der Häuser Parkplätze. (Der Gesamtbestand Praghers liegt übrigens im hiesigen Staatsarchiv).

    Des weiteren gibt es laut Aussage des Stadtarchivs eine Zulassungsarbeit für das Lehramt aus dem Jahre 1981, die detaillierter auf die Sanierung eingeht, im Kern jedoch mit den obigen Inhalten übereinstimmt.

    :smile:

  • Toll, danke für Dein Engagement, zeitlos!!

    1972 - hätte man sich ja denken können, was man da gemacht hat. ;)

    Dann wäre der Fall jetzt aufgeklärt - mit nicht so schönem Ergebnis.
    Aber erfreulich, dass das Stadtarchiv so offen, umfassend und kompetent geantwortet hat.

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  • Die jüngst geschilderte & diskutierte Situtation am Schlossberg/Konviktstraße ist aktuell wohl in Bewegung. Liest das denn niemand im Süden?

    Zitat

    Die Anwohner plädieren für einen Abriss: Der Treppenturm des Schlossbergstegs am Schwabentor sei eine Bausünde der 70er-Jahre und verunstalte mit seiner eigenwilligen Ästhetik das ganze Umfeld.


    Freiburg: Oberstadt: Schlossbergsteg-Aufgang: Anwohner wollen Bausünde loswerden - badische-zeitung.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke für die Information Palantir.

    Bei besagtem Treppenaufgang handelt es sich nicht um jenen in den vorigen Beiträgen, sondern um diesen, der zum Schwabentorsteg gehört.
    http://farm1.staticflickr.com/66/173760793_45bb2cd599_b.jpg
    http://www.badische-seiten.de/bild/freiburg/schwabentorsteg.jpg

    Insgesamt führen drei Brückenbauwerke über den Schlossbergring.
    Interessant dürfte in diesem Zusammenhang auch dieser Artikel sein:
    Freiburg: Innenstadt: Dem Schwabentorsteg droht der Abriss - badische-zeitung.de

  • Zitat

    Die Tage des Holz-Steges am Schwabentor sind gezählt.


    Och nö... Habe keinerlei Probleme mit dem Steg, im Gegenteil. :(

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  • Vielen Dank für seltene Ansichten aus unserer schönen Gegend!
    Nach Riegel und Endingen habe ich es noch nicht geschafft, gerade Letzteres wirkt ja erstaunlich urban.

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  • "Freiburger Münster droht Einsturz

    Er ist fast 700 Jahre alt und gilt Kennern als der „schönste Turm der Christenheit“. 116 Meter hoch erhebt sich der Turm des Freiburger Münsters in den Himmel - wie lange noch? Dem einmaligen Baudenkmal droht der Einsturz.

    Freiburgs Wahrzeichen hält dem Wind nicht mehr stand. Nach fast anderthalb Jahren Untersuchung haben Experten die Ursache für die Schäden am historischen Freiburger Münsterturm ermittelt. Die Kraft des Windes und das hohe Alter des Baus hätten zu den Rissen geführt, teilte der Münsterbauverein am Dienstag in Freiburg mit. Die mittelalterliche Konstruktion sei 700 Jahre nach ihrem Bau schwer beschädigt und habe an tragenden Stellen kritische Ermüdungserscheinungen.

    Der Turm sei nicht mehr stabil und müsse daher umfassend saniert werden. Nur so könne er gerettet werden. Um die Arbeiten zu finanzieren, seien die Denkmalschützer auf Spenden angewiesen, sagte Faller. Es starte eine Spendenaktion. Prominenter Pate ist Fußball-Bundestrainer Joachim Löw. Pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft ruft er dazu auf, mit Geld die Turmsanierung zu unterstützen. Löw, der aus dem Schwarzwald kommt und dort lebt, hat in der Vergangenheit schon mehrere Spendenaufrufen für die Freiburger Münstersanierung unterstützt.

    Der 116 Meter hohe Turm des Freiburger Münsters, der um 1330 fertiggestellt wurde, wird als der „schönste Turm der Christenheit“ gelobt. Der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt hatte ihn im Jahr 1869 so bezeichnet. Der Turm zieht jährlich mehr als 110.000 Besucher an und gilt als das Wahrzeichen der badischen Universitätsstadt. (dpa)"

    Quelle: Architekten besorgt: Freiburger Münster droht Einsturz | Kultur - Frankfurter Rundschau

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis