Bad Tölz (Galerie)

  • 1155 erstmals urkundliche Erwähnung als Tolnze (nach Hainricus de Tolnze). Auf einer Anhöhe lässt Heinrich von Tollenz (der aus Döllnitz nahe Pressath in der Oberpfalz stammte) um 1180 die erste Tölzer Burg errichten. Die Lage am Schnittpunkt der Isar mit einer schon in der Römerzeit existierenden Salzstraße machte den Ort zum wichtigsten im Oberland. 1281 als Markt bezeichnet, etwa zum gleichen Zeitpunkt entsteht die erste Isarbrücke über den damals noch reißenden Fluss. 1453 großer Stadtbrand. Größere Bedeutung hatte in Tölz in der Folgezeit die Flößerei und das Kistlerhandwerk. Im 17. Jh. viele Brauereien (Absatz nach Tirol, Hauptabnehmer München).

    Zum Schloss steht in der Wikipedia:
    „In Folge eines Unwetters stürzen 1770 weite Teile des Schlosses an der oberen Marktstraße ein. Das Schloss war ein Ausbau der letzten Burg. Es wird jedoch nicht wieder aufgebaut, sondern deren Steine werden auf der Isar nach München transportiert und dort in der Residenz verbaut.“

    1846 entdeckt der Jaudbauer am Sauersberg Deutschlands stärkste Jodquellen. Das Bad Krankenheil entstand auf der linken Isarseite. 1899 in Bad Tölz umbenannt. 1906 verleiht der Prinzregent Luitpold dem Markt die Stadtrechte.

    1945 sollte auch Bad Tölz bombardiert werden, dazu in der Wikipedia:
    „Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges steht Tölz unmittelbar vor einer Bombardierung durch die Alliierten, vor allem aufgrund der im Ort ansässigen SS-Junkerschule. Doch aufgrund der dichten Wolkendecke und des starken Schneefalls müssen die alliierten Bomber 3 km vor dem Ort wieder abdrehen. Dieses Ereignis, das manche Einheimische als Wunder von Tölz bezeichnen, führte dazu, dass der riesige Reichsadler, der ein Hakenkreuz in den Krallen hält, der an der Isarbrücke stand, nach dem Krieg eingeschmolzen und zum Dank in eine Marienstatue gegossen wurde, die heute den Brunnen in der unteren Marktstraße ziert."
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_T%C3%B6lz#Geschichte


    Bad Tölz hat heute etwa 17600 Einwohner und eines der schönsten Stadtbilder Südbayerns, von der Lage her passt es sowieso.
    Einen großen Anteil am einzigartigen Stadtbild haben die von alpenländischen Satteldachhäusern gesäumte Marktstraße, der Kalvariberg und natürlich die Isar (diese jedoch wurde durch die Ableitung zum Walchenseekraftwerk 1924 und dem Bau des Sylvensteinstausees 1959 stark in Mitleidenschaft gezogen).


    Offizielle Seite der Stadt:
    Bad Tölz ich mag dich

    Geschichte der Stadt

    Wikipedia-Artikel


    aktuelle Luftaufnahme


    Bildarchiv Foto Marburg
    Luftaufnahme, Stadtansicht nach S

    2 Mal editiert, zuletzt von Markus (16. November 2011 um 18:15)

  • Bilder zur „Bullenstadt“ Tölz wollte ich eigentlich schon vor 2 Monaten einstellen, dann war ich wider Erwarten noch einmal dort und habe wieder kräftig geknipst. Jetzt kommt aber doch ein erster Teil von Bad Tölz (gesprochen in etwa Deiz mit Betonung auf dem i oder so ähnlich), wobei das Bad lässt man gerne weg, mir gefällts ohne auch besser (heißt ja auch nicht umsonst Der Bulle von Tölz). Tölz kennen nicht so wenige wahrscheinlich nur aus dem TV, bei mir ist es umgekehrt, habe mir die Serie noch nie angschaut (ob man da wesentliches verpasst?).

    Es folgt ein ausführlicher Stadtrundgang durch das von mir sehr geschätzte Tölz, beginnend an der Isar unterhalb der Isarbrücke, die Aufnahmen überwiegend vom September und Oktober 2010.


    Ein erste Ansicht von Tölz von NW


    Blick rauf zum Kalvarienberg mit der Heiligkreuzkirche


    noch 201,4km bis zur Mündung in die Donau...


    die grünblaue Isar rauscht dahin, die Isarbrücke ist erreicht


    Blick vom Westufer auf Marienstift und Stadtpfarrkirche, links der untere Anfang der Marktstraße


    Am Kapellengasteig Ecke Marktstraße das ehem. Marienstift, 1475 als Weinwirtschaft erwähnt, danach Krugledererbräu, 1750 Rotgerberei, 1892 Altenheim Marienstift, 1905 umgestaltet, 2007 zum Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.
    Geburtshaus des berühmten Politikers und Historikers Prof. Johann Nepomuk Sepp.


    auf die Sendlinger Mordweihnacht bezugnehmende Wandmalereien von 1905


  • die frisch renovierte Heiligkreuzkirche aufm Kalvariberg, links die freigestellte und auch wieder von unten sichtbare Leonhardikapelle (eine sehr lobenswerte Landschaftspflege-Aktion), Ziel der weltberühmten Tölzer Leonhardiwallfahrt (seit 1856 am 6.11. stattfindend)


    Blick von der Isarbrücke flussabwärts, die Kirchen auf dem Kalvarienberg gute 70m darüber, die untere Ansicht von 1988 im Zustande fast völliger Verwaldung und Verlustes der Blickbeziehungen zur Stadt


    Stadtansicht über die Isar hinweg von SW vor 1914, der Kalvarienberg noch weitgehend baumfrei und die Stadtpfarrkirche noch nicht neugotisch umgebaut


    Nachtaufnahme von Heilig Kreuz (merkwürdigerweise war ich dort noch nie Nachtaufnahmen machen, warum auch immer)


    von der Isarbrücke nach S geblickt


    der Brückenkopf auf der westlichen, linken Isarseite mit der Franziskanerkirche darüber, im Hintergrund der Blomberg.

    Weiter gehts dann vstl. die Marktstraße hinauf....

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (5. März 2011 um 00:59)

  • Marktstraße

    Die Marktstraße, der „Festsaal des Oberlandes, ist eine wittelsbachische Anlage aus dem 13. Jh. und Kern der alten Stadt. Die Straße wird beidseits von alpenländischen Bürgerhäusern zumeist mit Flachsatteldach gesäumt und erstreckt sich über etwa 400m Länge. Nach W zu fällt die Marktstraße zur Isar hin merklich ab. Die meisten Gebäude reichen in das 17./18. Jh. zurück und wurden um 1900, als ein größerer Teil der Bausubstanz offenbar ziemlich heruntergekommen war, u.a. durch den Münchner Architekten Gabriel von Seidl restauriert und mit Stuckierungen, Lüftlmalereien und Sprüchen in traditionellen Formen gestaltet.
    Ehemals rauschte der Marktbach inmitten der Straße (bis 1890). Bis in die 80er Jahre lief der Verkehr der B472 noch durch (Bau der Umgehungsstraße südlich), heute ist die Marktstraße Fußgängerzone.

  • Marktstraße Nordseite

    Als nächstes folgt die Bebauung auf der Nordseite der Marktstraße, von W nach O. Alle Häuser stehen unter Denkmalschutz (Nr. 1 bis 75).


    der unterste Teil der Marktstraße, die Nr. 1-13


    der untere Teil unweit der Isarbrücke mit den Hausnr. 1-17 und Mariensäule von 1947


    Marktstraße, von der Nr. 7 aufwärts in doppeltem Sinne


    Marktstraße 13


    Marktstraße 17, „Vivat zur Rechten, Vivat zur Linken...“


    von der Nr. 17 aufwärts

    zum Vergleich:

    Bildarchiv Foto Marburg
    Marktstraße 17 – 29


    links Nr. 21

    zum Vergleich:

    Marktstraße 21 – 25


  • Marktstraße 19-27, die Nr. 21 das Schretzenstallerhaus mit großem Christophorusbild


    Marktstraße 21


    Nr. 23-27, die Nr. 23 mit hübschen Stuckbandverzierungen, an den Landshuter Rauputz erinnernd


    Nr. 25


  • Marktstraße 29 und 31, Nr. 29 die Alte Posthalterei und jetzige Kolberbräu


    Alte Hofapotheke (Nr. 35) mit einer alten Ortsansicht und einer Ansicht vom Kloster Benediktbeuern


    in der Mitte in grün die Alte Hofapotheke

    zum Vergleich:

    Bildarchiv Foto Marburg


  • Nr. 39-43, links der Tölzer Hof, daneben das Weinhaus Höckh, rechts angeschnitten das Alte Rathaus


    der Tölzer Hof, ehem. Metzgerbräu, heute Tölzer Trachtenstube

    zum Vergleich:

    Bildarchiv Foto Marburg
    Marktstraße 39

  • Fantastische Inszenierung - Ich bin nachhaltig beeindruckt von der Marktstraße, ihrer Führung, Anhebung, Ausgestaltung und der sie bildenden Reihung/Staffelung von Häusern/Fassaden. Ein herrliches Ensemble, zu dem das Marienstift einleitet. Den Übername trägt die Straße zurecht. :daumenoben:

  • Sieht in der Tat sehr gut erhalten aus. Abrisssünden der Wirtschaftswunderzeit und Verfall in der Jetztzeit scheinen in Tölz unbekannt zu sein. Bei solchen Bildern frage ich mich immer, warum ein solch pfleglicher Umgang mit dem überlieferten Stadtbild denn nicht überall möglich gewesen sein soll...

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Ein wenig hat es wohl schon mit der Pflege von Tradition, Brauchtum oder Mundart auf der einen und Zuzug und ungebremstem Wachstum auf der anderen zu tun. Tölz hat sicher auch seine Bausünden und Probleme mit dem Straßenverkehr, aber im Kern der Stadt hält man es mit dem traditionellen Bauen und die Marktstraße gehört sicherlich zu den geschlossensten und beeindruckendsten Straßenzügen weit und breit. Die Chance auf irgendwelche abartigen modernistischen Kisten in der Marktstraße dürften in den ausgehenden 60er/ Anfang 70er Jahre genauso wie zur Jetzt-Zeit gleich O (gewesen) sein. Ob auch noch in 20 oder 30 Jahren?

    Abfotografierte Albumbilder von 1980

  • Marktstraße Nordseite

    Der Höhepunkt der Marktstraße findet sich beiderseits des Alten Rathauses. Dieses steht ziemlich genau in der Querachse des Marktes (zusammen mit dem Chorbereich der Pfarrkirche, auf den eine Stichgasse gegenüber dem Alten Rathaus zuläuft).


    Altes Rathaus (Marktstraße 43), Rathaus bis 1979, mit hübschem Dachreiter und Tölzer Stuckgliederung aus der Zeit um 1900.




    Bildarchiv Foto Marburg
    Marktstraße 43



    An das Alte Rathaus grenzt das Sporrerhaus (Nr. 45) mit seinen erneuerten, barocken Fassadenmalereien an.


    In diesem zentralen Bereich ist die Steigung bzw. das Gefälle am größten. Rückblick die Marktstraße runter zu:


    Marktstraße 45-57


  • Nr. 53 abwärts, das zweite Haus von rechts, die Nr. 51, die ehem. Oberlandbrauerei oder auch Schäfflerbräu, 1651 erbaut, mit Giebelfresko, das Portal 1831 bez.


    Nr. 53 aufwärts, die Lücke rechts hinter dem Winzerer-Denkmal entstand 1874, als der Endbahnhof der Oberlandbahn von München nach Tölz an die Marktstraße angebunden wurde. Der jetzige Bahnhof seit der Weiterführung der Strecke bis Lenggries 1924/25 weiter auswärts gelegen.


    Nr. 53-59, auf dieser Höhe ist der Markt etwas erweitert, auf der schattigen, südlichen Seite das ehem Rathaus und jetzige Heimat- und Bürgerhaus.
    In der Nr. 55 war bis vor ein paar Jahren der Wienerwald.


    Diese Markterweiterung wurde jüngst begrünt, womit die berühmteste Marktstraßenansicht beeinträchtigt wurde (von den Bäumchen bin ich nicht begeistert). Das zweite Haus von rechts die Nr. 57, das Moralthaus, mit erneuertem Giebelfresko. Ganz rechts das Pflegerhaus, auf das Jahr 1485 zurückgehend, das große seitliche Wandgemälde von 1542, 1906 erneuert.
    Links das Denkmal für den Ritter und herzoglichen Pfleger Kaspar Winzerer III. von Brantenberg und Retenfelden (1475-1542), 1887 von Oskar v. Miller.


    Marktstraße 57/59


    letzte 3 Aufnahmen: Bildarchiv Foto Marburg


  • Winzerer ist in Oberbayern und Österreich Held zahlreicher Sagen und Legenden. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg ließ seine Heimatstadt (Bad) Tölz auf Betreiben des Historikers, Politikers, begeisterten Bismarck-Anhängers und gebürtigen Tölzers Johann Nepomuk Sepp im Jahr 1887 ein Bronze-Standbild des „Goldenen Ritters“ errichten.

    Kaspar III. Winzerer war übrigens ab 1502 Pfleger im niederösterr. Dürnstein.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kaspar_III._Winzerer\r
    de.wikipedia.org/wiki/Kaspar_III._Winzerer


    Zum oberen Ende hin wird die Marktstraße dann wieder unspektakulärer, auch wenn die Ensemblewirkung immer noch ganz nett ist:

    Oberer Abschluss ist dieser Torturm, zur Isar hin gab es auch früher kein Tor, auch besaß der Markt Tölz keine Ummauerung, links vom Tor das einstige Haus zum Herrn unterm Turm (Nr. 75) mit neuerer Bemalung:

    Soweit eine ausführliche Betrachtung der Nordseite der Marktstraße, die Südseite geht schneller.

    Hier noch die Rückseiten der südlichen Häuser der Marktstraße zum Schulgraben hin. Südlich des Schulgrabens lag einstmals die Burg:

  • kleiner Abstecher: Lenggries

    Bevor es vstl. mit der Stadtpfarrkirche und der Marktstraßen-Südseiten-Bebauung weiter geht, noch ein paar Aufnahmen vom 1555m hohen Brauneck, einem der Münchner Hausberge, bequem mit der Seilbahn von Lenggries aus erreichbar.

    Das Flößerdorf Lenggries im Isarwinkel, die flächengrößte kreisangehörige „Gmoa“ Bayerns, etwas südlich von Bad Tölz beidseits der Isar gelegen:


    Am rechten Bildrand kommt der Hirschbach aus den Bergen, oberhalb der bis zum Gipfel bewaldete Geierstein (1491m).

    Das barocke Innere der Pfarrkirche Sankt Jakob mit für die Erbauungszeit erstaunlich klassizistischer Wirkung:

    ...und die Mariahilfskapelle im Friedhof:



    Blick in den Isarwinkel, ganz links am Bildrand Schloss Hohenburg, jenseits des Isartales Kampen, Seekarkreuz und Schönberg, allesamt um die 1600m hoch. Die Aufnahmen von Ende Oktober 2009.

    Schloss Hohenburg:

  • Bad Tölz vom 1555m hohen Brauneck aus


    ganz rechts das Gelände der 1991 aufgelösten und völlig umgestalteten Flintkaserne, das „Cleanest American Camp In Europe“.


    der Bereich mit Kalvariberg, Stadtpfarrkirche und Marktstraße näher hergezogen, im Hintergrund Kirchbichl, vorne links das hoch gelegene Wackersberg (100m oberhalb der Isarbrücke), eine eigene „Gmoa“, dessen Gemeindegebiet unmittelbar an das ausgedehnte Bad (vom Walde verdeckt) angrenzt.


    Infolge des Sylvenstein-Stausees sind aus den einstigen Isarschotterfluren in den letzten Jahrzehnten Sukzessionsgesellschaften hin zu Auwald bzw Schneeheide-Kiefernwald geworden. Rechts die Attenloher Filzen, ein noch relativ ausgedehntes Moorgebiet.

  • Vielen Dank Markus, auf die Südseite der Marktstraße bin ich gespannt.
    Du hast meinerseits ungefragt eine Antwort auf die Befestigung gegeben. ;)
    Die Bezeichnung "Markt" sieht offensichtlich Torgebäude, aber keine klassischen Befestigungen vor (vergl. Rosenheim)!?

  • Ich kann mich dem Dank nur auschliessen. Obwohl ich Südbayern gut kenne, war ich noch nie in Tölz. Jetzt kann ich mir darunter was vorstellen.